“Ikke schuh!” – “Mamma ikke!” – “Ikke kindergarten!” – Das norwegische ikke hören wir von Gesa oft, immer dann, wenn etwas nicht da ist, oder jemand etwas nicht tun oder eben immer dann, wenn ikke, also “kein” oder “nicht”, im Alltag unseres kleinen Wirbelwindes so passt. Und da ich das Wort im Moment so oft höre, handelt der Blog heute mal von Sachen, die es in Norwegen NICHT gibt. Oder in Oslo im Moment nicht gibt. Da sind mir in der letzten Woche drei Dinge aufgefallen und von denen erzähle ich Euch jetzt! Bereit? Oder ikke???
Hallo meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Schon seit Anfang Oktober ärgere ich mich mit dem ersten ikke herum – es gibt nämlich gerade keine funktionierende Müllabfuhr in Oslo. Da die Stadt sparen wollte, hat sie sich bei der Vergabe des Müllentsorgungsauftrags für einen der günstigen Anbieter entschieden. Keine gute Idee. Seitdem bliebt vor allem das Altpapier länger bei uns und will sich so gar nicht trennen. Neben der, für ein 10-Parteien-Haus eh kleinen, Altpapiertonne stapelt es sich: Pizzakartons, IKEA-Verpackungen, Zeitungen, Saftkartons….Einmal pro Woche kommt unser Altpapierheld und Hausmeister Stian und übernimmt den Job der Müllabfuhr. “Ihr habt noch Glück,” erklärt er mir eines Morgens. In anderen Stadtteilen würde sich, zur Freude von Oslos Ratten, auch der restliche Hausmüll stapeln. Da hätten die Müllwerker mal den Schlüssel vergessen, mal hätte das Computersystem versagt, mal standen zu wenig Müllwagen zur Verfügung …dabei arbeiten die Angestellten von veireno schon bis zu 16 Stunden pro Tag. Irgendetwas scheint da nicht zu stimmen. 81 Millionen Kronen spart die Stadt Oslo durch den neuen Vertrag mit der privaten Müllfirma – und das merken wir jeden Tag. Daumen drücken, dass der Leiter des Stadtrats, Raymond Johansen, dem Chaos ein Ende bereitet.
Chaos herrscht momentan auch auf Oslos Bürgersteigen – an die spiegelglatten Rutschbahnen werde ich mich wohl nie gewöhnen. Und verstehen werde ich das erst recht nicht. Der Winter kommt doch nicht unerwartet, warum hat Oslo kein vernünftiges Streusystem? Wir Anwohner rutschen und fallen durch die Stadt und das, was die Norweger mit Humor sehen, finde ich nur nervig. Bei NRK findet man das alles auch lustig und da erklärt mal der norwegische Ringer und Sportler des Jahres Stig Andre Berge wie man am besten auf Eis fällt, ohne sich zu verletzen. Dann testet ein Praktikant, welche Schuhsohlen am besten auf Eis halten oder wie man mit Spikes an den Schuhen steppt.
Naja, das ist schon sehr witzig :)))))))!!
Aber trotzdem: sollte es jemals eine Petition geben, dass ALLE Bürgersteige Oslo mit Wärmekabeln unterlegt werden sollen, würde ich, rutschend oder nicht, dafür in der ganzen Stadt Unterschriften sammeln! Über dieses Thema rege ich mich jeden Winter auf – ist doch schön, sich auf etwas verlassen zu können. “Mensch, sie hat noch gar nichts über den Winter und die glatten Bürgerstiege geschrieben!” – “Waaaaaas? – Erst Trump und nun das??? Die Welt nähert sich ihrem Ende!”
Ans Ende der Welt sind Freunde Jeanette und Stephan geflogen: Nach Svalbard oder, wie es in Deutschland heißt, Spitzbergen. Diese Inselgruppe im Nordpolarmeer war früher für ihr Kohlevorkommen berühmt und ist seit einigen Jahrzehnten ein riesiges Labor für Arktisforschung. Und diese Forschung findet meist im dunkeln statt: In Svalbard geht die Sonne im Oktober unter. Der nächste Sonnenaufgang und damit das Ende der Polarnacht ist im Februar. Mit einem großen Fest feiern die 2000 Einwohner in Longyearbyen dann die Rückkehr der Sonne. In diese abenteuerliche Dunkelheit verschlug es also unsere Freunde und sie durften dann gleich etwas länger bleiben: Ein Schneesturm brachte den Flugverkehr zum Erliegen. Könnten Piloten in anderen Teilen der Welt noch starten und landen, geht das auf Svalbard nicht: Es gibt kein Radar auf Spitzbergen, denn nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Inselgruppe zur entmilitarisierten Zone. Piloten fliegen also auf “Sicht” (wenn ich das richtig verstanden habe) und bekommen keinerlei Unterstützung vom Flughafen in Longyearbyen. Wer diesen abenteuerlichen Ort, an dem es kein Radar aber Eisbären gibt, erleben möchte: Von Oslo aus ist man in drei Stunden am Ende der Welt. Klingt spannend, ikke sant?
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Das war es für heute, meine lieben Leser. Schreibt gerne in den Kommentaren, welche “ikke” Ihr in Norwegen erlebt habt, das würde mich sehr freuen! Uns allen wünsche ich eine tolle Woche, vergeßt nicht zu lachen und selbst wenn es im Moment nicht rosig aussieht und Euch irgendwer oder irgendwas ärgert: Immer positiv bleiben!
Ha det,
(In Oslo haben wir natürlich auch Eisbären!)
Ulrike