Aus unserem kleinen, illegalen Einwanderer (= unserer Babytochter) wird Schritt für Schritt ein Mitglied der norwegischen Gesellschaft. Skatteetaten, das norwegische Finanzamt, hat mir heute um 4.09 Uhr eine „Aufforderung zur Namensgebung des neugeborenen Kindes“ per SMS zugeschickt. Da ich momentan zu dieser Zeit eh immer wach bin (Schlaf ist ja völlig überbewertet), gab ich umgehend zur Antwort, dass das „neugeborene Kind“ Gesa Vibeke Niemann heißen soll. Immer noch bin ich ganz begeistert von dem Namen!!! Gesa Vibeke….sooo schön!! Gut gewählt haben wir da, denke ich, ganz prima gemacht.
Das emotionslose Eingabe-Programm des Finanzamtes teilt meine Begeisterung allerdings nicht, sondern holt mich auf den Boden der norwegischen Tatsachen zurück. „Gesa“, so lese ich verwirrt, sei eine ungewöhnliche, dem Programm unbekannte, Namenswahl für ein Mädchen. „Sind Sie sicher, dass kein Schreibfehler vorliegt?“ – Ja, äh Danke, eigentlich schon. Ich tippe erneut „Gesa Vibeke“ in das mittlerweile alarmierend rot umränderte Feld auf dem Bildschirm. „Gesa ist eine sehr ungewöhnliche Namenswahl für ein Mädchen. Sind Sie sicher…..?“ Langsam werde ich unruhig. Muss ich meiner süßen Gesa jetzt einen anderen, norwegisch kompatiblen, Namen geben??? Ein Sternchen auf der Seite hilft weiter. Um den gewünschten (= total merkwürdigen unnorwegischen) Namen genehmigt zu bekommen, soll ich eine schriftliche Begründung zur Namenswahl abgeben. Herregud!!!!! Ich schreibe also, dass es sich bei „Gesa“ um einen norddeutschen Namen handelt, den die beiden Elternteile ausgewählt hätten, da sie selber deutsche Staatsbürger sind. Logisch, oder? Aber reicht es dem strengen Programm?
Nach kurzer Bearbeitungszeit teilt mir das Programm mit, meine Anmeldung sei akzeptiert. Eureka!!!
Nun werde sie dem Kindsvater zur Verifizierung geschickt.
Was??
Mir traut hier aber auch keiner!
Wahrscheinlich, beruhige ich mich und mein Ego, hat das Finanzamt schlechte Erfahrungen mit Müttern gemacht, die im Babyblues ihre Kinder Apple, Blanket, Hazel oder Kevin genannt haben und mit aufgebrachten Vätern an den Toren des Finanzamtes, die mit der Wahl leben mussten.
Glücklicherweise bestätigt Martin meine Angaben und nach einem erneuten Klick landet das Formular im (hoffentlich) sicheren Dateneingang des norwegischen Finanzamtes. Das Ganze hat nicht länger als 10 Minuten gedauert, konnte im Nachthemd am Küchentisch erledigt werden und neben einem offiziellen Namen hat Gesa nun auch eine sogenannte Fødselnummer oder Personennummer und ist Teil des norwegischen Systems. Sechs Monate hätten wir uns mit der Namensgebung Zeit lassen können, aber ohne Namensgebung keine Geburtsurkunde und ohne Geburtsurkunde kein deutscher Pass und ohne deutschen Pass keine Reise nach Deutschland. Irgendwo dazwischen müssen wir noch, da Ausländer, zum UDI (Utlendingsdirektoratet/Ausländerbehörde), aber leider habe ich die Email gelöscht, die mir die Prozedur erklärt hat und somit kann ich EUCH das gerade nicht erklären, aber so lange Ihr nicht unbedingt sofort heute ein ausländisches Kind beim UDI anmelden wollt, eilt das ja auch nicht. Oder?
Das war es für heute, nächste Woche kehrt der Blog in gewohnter Länge zurück aus der Babypause und beschäftigt sich mit dem Thema: „Rosa muss sein?? ODER Das ist aber ein süßer Junge!“ Angeregt wurde ich zu dem Thema bei einem supernetten Kaffeeplausch hier in Oslo, danke Suzanne und Ingrid, nicht nur für den Plausch und die Idee zum Rosa-Blog, sondern fürs Blog lesen und mich kontaktieren!!! 🙂
Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, genießt den Spätsommer und lasst Euch nicht von komischen Systemen verwirren.
Ha det bra,
Ulrike