Babypause 2 ODER Gesa ist eine ungewöhnliche Wahl…

 

Aus unserem kleinen, illegalen Einwanderer (= unserer Babytochter) wird Schritt für Schritt ein Mitglied der norwegischen Gesellschaft. Skatteetaten, das norwegische Finanzamt, hat mir heute um 4.09 Uhr eine „Aufforderung zur Namensgebung des neugeborenen Kindes“ per SMS zugeschickt. Da ich momentan zu dieser Zeit eh immer wach bin (Schlaf ist ja völlig überbewertet), gab ich umgehend zur Antwort, dass das „neugeborene Kind“ Gesa Vibeke Niemann heißen soll. Immer noch bin ich ganz begeistert von dem Namen!!! Gesa Vibeke….sooo schön!! Gut gewählt haben wir da, denke ich, ganz prima gemacht.

Das emotionslose Eingabe-Programm des Finanzamtes teilt meine Begeisterung allerdings nicht, sondern holt mich auf den Boden der norwegischen Tatsachen zurück. „Gesa“, so lese ich verwirrt, sei eine ungewöhnliche, dem Programm unbekannte, Namenswahl für ein Mädchen. „Sind Sie sicher, dass kein Schreibfehler vorliegt?“ – Ja, äh Danke, eigentlich schon. Ich tippe erneut „Gesa Vibeke“ in das mittlerweile alarmierend rot umränderte Feld auf dem Bildschirm. „Gesa ist eine sehr ungewöhnliche Namenswahl für ein Mädchen. Sind Sie sicher…..?“ Langsam werde ich unruhig. Muss ich meiner süßen Gesa jetzt einen anderen, norwegisch kompatiblen, Namen geben??? Ein Sternchen auf der Seite hilft weiter. Um den gewünschten (= total merkwürdigen unnorwegischen) Namen genehmigt zu bekommen, soll ich eine schriftliche Begründung zur Namenswahl abgeben. Herregud!!!!! Ich schreibe also, dass es sich bei „Gesa“ um einen norddeutschen Namen handelt, den die beiden Elternteile ausgewählt hätten, da sie selber deutsche Staatsbürger sind. Logisch, oder? Aber reicht es dem strengen Programm?

Nach kurzer Bearbeitungszeit teilt mir das Programm mit, meine Anmeldung sei akzeptiert. Eureka!!!

Nun werde sie dem Kindsvater zur Verifizierung geschickt.

Was??

Mir traut hier aber auch keiner!

Wahrscheinlich, beruhige ich mich und mein Ego, hat das Finanzamt schlechte Erfahrungen mit Müttern gemacht, die im Babyblues ihre Kinder Apple, Blanket, Hazel oder Kevin genannt haben und mit aufgebrachten Vätern an den Toren des Finanzamtes,  die mit der Wahl leben mussten.

Glücklicherweise bestätigt Martin meine Angaben und nach einem erneuten Klick landet das Formular im (hoffentlich) sicheren Dateneingang des norwegischen Finanzamtes. Das Ganze hat nicht länger als 10 Minuten gedauert, konnte im Nachthemd am Küchentisch erledigt werden und neben einem offiziellen Namen hat Gesa nun auch eine sogenannte Fødselnummer oder Personennummer und ist Teil des norwegischen Systems. Sechs Monate hätten wir uns mit der Namensgebung Zeit lassen können, aber ohne Namensgebung keine Geburtsurkunde und ohne Geburtsurkunde kein deutscher Pass und ohne deutschen Pass keine Reise nach Deutschland. Irgendwo dazwischen müssen wir noch, da Ausländer, zum UDI (Utlendingsdirektoratet/Ausländerbehörde), aber leider habe ich die Email gelöscht, die mir die Prozedur erklärt hat und somit kann ich EUCH das gerade nicht erklären, aber so lange Ihr nicht unbedingt sofort heute ein ausländisches Kind beim UDI anmelden wollt, eilt das ja auch nicht. Oder?

Das war es für heute, nächste Woche kehrt der Blog in gewohnter Länge zurück aus der Babypause und beschäftigt sich mit dem Thema: „Rosa muss sein?? ODER Das ist aber ein süßer Junge!“ Angeregt wurde ich zu dem Thema bei einem supernetten Kaffeeplausch hier in Oslo, danke Suzanne und Ingrid, nicht nur für den Plausch und die Idee zum Rosa-Blog, sondern fürs Blog lesen und mich kontaktieren!!! 🙂

Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, genießt den Spätsommer und lasst Euch nicht von komischen Systemen verwirren.

Ha det bra,

20140902_145146

Ulrike

 

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Nachrichten-Express auf Wunsch eines einzelnen Herrn

Nachrichten-Express++++Nachrichten-Express++++Nachrichten-Express++++Nachrichten-Express+++

Meine lieben in 7er Gruppen versammelten Leser, eigentlich sollte dieser Block ja heute ausfallen.

EIGENTLICH.

Aber auf Wunsch eines einzelnen, mir gerade gegenübersitzenden Herren, strampele ich mich um 23.14 an den Laptop, um noch pünktlich am Freitag („Wo ist denn dein Blog heute? Ich lese immer freitags deinen Blog!“) etwas zu veröffentlichen.

IRGENDETWAS.

Ich bin ganz schön nett! (Volker, ich erwarte einen sehr, sehr positiven Kommentar!!)

Nicht, dass heute nichts passiert wäre. Wir sind von einem Highlight zum anderen gejagt.

Der Morgen begann mit einem wahnsinnig spannenden, echt osloanischen, nervenaufreibenden, freundschaftsverbindenden Ritual:

Volker und ich trafen uns gutgelaunt um 6.40 zur……

Parkplatzsuche.

Nein, meine lieben sieben Leser, ich bin weder betrunken noch unter Drogen.

Die Stadt Oslo hat eindeutig etwas gegen Autofahrer und zwar ganz besonders an diesem Wochenende, wo das Rockfestival Norwegian Wood im Freibad am Frognerpark vor sich hin ballert:

Alle großen Parkplätze um den Park sind gesperrt.

Damit bleibt nur noch das Parkhaus.

30,- Euro für 24 Stunden.

Geht ja so gaaaar nicht.

Also um 6.45 raus aus dem teuren Parkhaus und hinein ins Vergnügen. Unser Gespräch verlief ungefähr so:

„DA!!!“

„Ausfahrt.“

„Da!!!!!“

„Nee, 5m Abstand zur Kurve.“

„Dahaa!“

„Passt nicht!“

Nach 15 Minuten Gegurke der Jackpot in der Nähe der griechischen Botschaft. Und da steht es nun. Ganz für umsonst. Toll.

So ein Erfolgserlebnis am frühen Morgen belebt ungemein.

Wer das auch einmal erleben möchte, sollte mal mit dem Auto nach Oslo kommen.

Und das Auto ist nur 20 Minuten Gehweg entfernt. Ist doch prima.

Nun haben wir im Moment zwar wegen des Norwegian Wood Festivals keine Parkplätze, aber dafür hat gerade Tom Petty sein Konzert beendet, nachdem vor ihm Lenny Kravitz über die Bühne gefegt war. Wir saßen dick eingepackt bei Pastis und Schokolade auf dem Balkon und haben mitgefetet. GENIAL!!!!!

Ich wünsche Euch allen eine Gute Nacht, meine lieben Leser, wickelt Euch warm ein, hört tolle Musik und jagt mal wieder einen Parkplatz.

Ha det bra,

Ulrike

Viele Grüße auch von Wicki!

Von Promis, Einweggrillen und der besten Zeit, die Müllabfuhr zu treffen

Hallo und Willkommen meine lieben Leser! Heute erscheint der Blog mal am Donnerstag…Surprise!! Zusätzlich erscheint er am Freitag, dann mit Liveberichterstattung von der größten Regatta Norwegens, der Færer Regatta, die aus über 1000 Segelbooten besteht.

Heute dreht sich alles um das Leben in der Großstadt und Promis, denn Oslo ist hip…anscheinend. Für Osloaner gilt diesen Sommer: Zückt Eure Autogrammkarten, putzt die Objektive oder verlasst die Stadt!

Wie ich reagiere?

Nun ja,….

Es hat ja bekanntlich immer alles zwei Seiten. Der Stau, in dem man endlich Zeit findet, in Ruhe mit der besten Freundin zu telefonieren. Der nervige Nachbar, der ohne zu zögern beim Umzug mit anpackt. Der witzige Kinobesuch, der durch Popcorn-schmatzende Nachbarn zum Alptraum wird. Hier in Oslo habe ich in den letzten Wochen auch einige, zweiseitige, Erfahrungen gemacht.

Nummer 1: Wohnen in der Nähe einer Sehenswürdigkeit.

Wie ich bestimmt schon erwähnt habe, wohnen wir im Stadtteil Majorstuen, direkt am Frognerpark. Super Lage, alles prima, alles grün, wir lieben es. Nun gibt es ein Problem: Der Frognerpark (oder Vigelandpark) ist DIE Sehenswürdigkeit der Stadt. Das hat mich im ersten Monat gar nicht groß gekümmert. Das Wetter war noch kühl, der Park relativ leer, problemlos konnten wir unsere Lieblingsecken durchwandern und die langsam erwachende Natur bewundern. Schön! So ein Park, fast für uns, wie ist das nett. Abends hieß es: „Wollen wir nochmal in den Park? Bisschen rumwandern?“

Seit Mai ist damit Schluss.

Ich weiß nicht, wo all diese Touristen, Schulklassen, Familien, Jogger, Hundebesitzer, Bettler, Hare-Krishna-Jünger, Kunsterzieher, Rugbymannschaften, Schauspieler, Waffelbäcker, Frisbeewerfer, Würstchengriller, Müllwerker, Kindergärten, Yogamattenträger, Portraitfotografen und Bikinischönheiten herkommen, aber sie sind da.

Der Park ist dicht.

NICHT FAIR!

WAS WOLLEN DIE DENN DA??

Ja, ja, ja, tolle Statuen, wichtiger norwegisches Künstler, schöne Parkanlage, einziger großer Stadtpark…JA JA JA!

Gut, dachte ich, dann brauche ich eben einen Zeitplan. Es muss doch eine gute Zeit geben, um in den Park zu gehen.

Hier meine Ergebnisse:

7.00: Verschlafene Jogger, gähnende Hundebesitzer, schnarchende Bettler. Fazit: Müde.

8.30: Die Müllabfuhr fährt ein. Die Grillmülleimer werden geleert. Ein schwarzer Nebel wabert darum über den Park. Fazit: Atemlos und dreckig.

10.00: Die ersten Reisebusse kommen. Vereinzelte Touristen, die amüsiert, irritiert oder, im Fall einer japanischen Schülerin beim Anblick einer Statue mit einem mächtigen Gemächt, schockiert, durch den Park wandern. Wenig Jogger. Fazit: Erträglich.

12.00: Die Touristen-Apokalypse gemischt mit dem Aufmarsch der Kindergärten. Von beiden Seiten wird der Park nun von fotowütigen Reisenden eingenommen. Der besseren Koordinierung halber in Gruppen eingeteilt, schieben die Massen durch den Park und kämpfen um die schönsten Ecken und Fotomotive. Die gewaltigen Reisebusse verstopfen die Haupteingänge und ein gebrülltes Sprachgewirr rauscht durch die Bäume. Zwischen die Touristenmassen schieben sich die rotgelben Kinderwägen mit ihren jungen Passagieren, die quengelnd und quäkend zur Park-Kakophonie beitragen. Fazit: HILFE! WEG HIER!

14.00: s. 12.00 nur ohne Kinder. Fazit: HILFE!

16.00: Immer noch Touristen, nun vermehrt unterstützt von Roma, die harmlose Ziehharmonikas quälen und dadurch Geld machen, dass Leute sagen: „Hier sind 50 Kroner. Hör auf zu spielen!“ Die Schule ist aus und der Park wird von lümmelnden Jugendlichen eingenommen und die Wiesen verwandeln sich in Frisbee-/Volleyball-/Fußballplätze. Fazit: NEIN, ICH GEH HIER NICHT WEG. DAS IST MEINE WIESE.

17.30: Zeit zum Abendessen. Raus mit den Einweggrills. Die gefährlichste Zeit im Park, ohne Atemgerät schwer zu überstehen. So müssen sich Touristen auf Mallorca am Ballermann fühlen. Choreographie des Parks: Handtuch, Grill, Handtuch, Grill, Handtuch, Grill. Fazit: *Hust*

22.00: Ruhe kehrt ein. (Wochentags) An den Mülleimern stapeln sich die ökologisch wertvollen Einweggrills. Die Romas igeln sich ein und verbringen eine weitere Nacht auf der Wiese. Die Fontäne beendet ihr Treiben und der Park kommt zur Ruhe. Fazit: Nee, NUN hab ich auch keine Lust mehr zum Spazierengehen.

Ach, meine lieben in 7er-Gruppen versammelten Leser, nehmt mich nicht Ernst: Es ist schon genial, am Park zu wohnen. Irgendwann wird’s ja auch wieder leerer sein.

Nummer 2: Promis in der Stadt

Wie jede Hauptstadt wird Oslo gern und häufig im Sommer von Hauptdarstellern der Yellowpress und tatsächlichen Prominenten besucht. In Paris oder Berlin wird davon zwar Notiz genommen, aber irgendwie verläuft es sich in solchen Millionenstädten auch wieder schnell.

Oslo hat 560.000 Einwohner.

Hier verläuft sich nichts.

Hier stockt alles.

Mir beispielsweise der Atem, als ich letzte Woche die Hauptnachrichten auf NRK 1 einschalte und mir ein nett lächelndes Mädchen entgegenblickt. Ihrem Akzent nach Kanadierin. Sie sitzt in einem Hotelraum und gibt ein Live-Interview, steht dann lachend auf, öffnet das Fenster und blickt nach draußen: „JUSTIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!“ brüllt es aus Hunderten von Mädchenkehlen, deren Besitzerinnen sich auf der Straße versammelt haben. Justin Bieber ist in der Stadt. Keiner weiß genau warum, keiner weiß genau wo, es gibt Gerüchte um ein Konzert auf dem Dach der Oper, die Presse goes crazy, die Mädchen erst recht, im Endeffekt 40 Verletzte bei chaotischen Bedingungen vor der Oper.  Dass Hillary Clinton zeitgleich den amerikanischen Botschafter besucht hat, erfuhr ich am nächsten Tag über facebook.

Justin Bieber ist der Pionier der diesjährigen Promi-Riege, die sich in der norwegischen Hauptstadt ein Stelldichein gibt. Kiss und Rihanna singen am Holmenkollen, obwohl ich es unterhaltsamer fände sie würden springen statt singen. Bryan Ferry, Kaizers Orchestra und Sting treffen sich zum Bahnenziehen im Frognerbad, was genial weil gleich bei uns gegenüber ist. Auch George Clooney hat seine Liebe zu Norwegen entdeckt und überrascht die norwegischen Fernsehzuschauer im DNB-Bankcommercial.

WOW, oder? Dabei wussten die meisten von denen bestimmt nicht einmal, wo Oslo genau liegt. Ist ja auch nicht so einfach. Und man hat so viel Wichtigeres zu tun als Promi. Fazit: Zieh dich warm an, Berlin, Oslo zieht hinterher und wird bald einen regelmäßigen Platz in der Yellowpress bekommen. Dann wird die Stadt vielleicht auch etwas cooler mit kreischenden Mädchen, halbseidenen Stars und dem Niveau der 20h-Nachrichten umgehen. Ich bin gespannt.

So, meine lieben Leser, für morgen heißt es: Backbord voraus, Land in Sicht, Leinen los und Anker frei. Ich freu mich und hoffe, dass das Wetter mitspielt.

Bis dahin wünsche ich Euch einen tollen Nachmittag, betrachtet immer alles von zwei Seiten, findet die beste Tageszeit und zieht Euch warm an!

Ha det bra,

Ulrike

Vor dem Nationalmuseum

Von moderner Kunst, Zitronenpressen und einem ganzen Haufen Niveau

Ich bin das Opfer einer ganz besonders gemeinen, hinterhältig agierenden und in der Gesellschaft noch nicht genügend bekannten Erscheinung geworden.

Der Museumsschatten hat mich erwischt.

Eiskalt.

Am Dienstagmorgen beschloss ich, mein Versprechen einzulösen und endlich mal mehr Niveau in diesen Blog zu bringen. Nach stundenlangem Durchwälzen diverser Touristenbroschüren entschied ich mich, das Niveau im Astrup Fearnley Museum für moderne Kunst zu suchen. Ich machte mich auf den Weg.

„Ohhhhhh!“ höre ich euch beeindruckt raunen.

Das Museum ist geschlossen. Bis Herbst 2012.

Toll, dachte ich, während ich den untreuen Stadtführer Oslo in die nächste Abfalltonne pfefferte und mich ratlos umsah. Und nun? Mein neuer Wohnort ließ mich nicht im Stich und schon an der nächsten Ecke fand ich ein anderes Gebäude, das meinen und den Niveau-Wünschen meiner lieben sieben Leser entsprach: Das Museet for Samtidskunst. Nicht um die Kunst der Samen, der norwegischen Urbevölkerung, ginge es hier aber, wurde ich von der freundlichen Kassiererin aufgeklärt. In diesem Kulturtempel gehe es um zeitgenössische Kunst.

BRING IT ON!

Ich liiiiebe zeitgenössische Kunst!

Selten so gut gelacht wie auf der Documenta in Kassel oder im Centre Pompidou in Paris. Bitte nicht falsch verstehen, meine lieben Leser: Ich respektiere die Arbeit eines jeden Künstlers aber manchmal…manchmal….manchmal da schmeiße ich mich brüllend vor Lachen auf den Boden. Ja, Banause, Banause, aber ich empfinde einfach größtes Vergnügen bei Menschen, die vor einer rein blauen Leinwand stehen und sagen: „Dieses Gefühl von Unendlichkeit spricht mich unendlich an.“

Köstlich.

An manchen modernen Kunstwerken begeistert mich die Idee, die Machweise, die Frechheit, das Neue, das Humorvolle und im Großen und Ganzen verbinde ich ein positives Gefühl mit einem Besuch im Museum für moderne Kunst.

Das sollte sich ändern.

Niveauvoll stieg ich die ausladene Treppe des alten Bankgebäudes in die erste Etage empor und betrat die Ausstellung „Prism.“ Um Zeichnungen ginge es, so der Katalog. „Prism“ untersuche zeitgenössische Zeichnungen als ein autonomes und wachsendes Feld im Kunstbetrieb.

Mein erster Blick fiel auf ein Naziflugzeug.

Mein zweiter Blick auf eine am Boden kriechende US-Soldatenpuppe.

Mein dritter, schon etwas panischer, Blick auf eine sechsarmige Figur mit riesigem Penis, die  vom Künstler „Vision der Freiheit“ betitelt wurde.

Das wird ein kurzer Besuch. Drei Bilder, immer noch nicht gelacht.

Vorbei an der „Vision der Freiheit“ schlenderte ich also und blickte suchend um mich, als eine in der Ecke hängende Zeichnung mein Interesse weckte. Komischer Platz für ein Ausstellungsstück. Ich näherte mich der graublauen Zeichnung und stockte.

Auf einem umgestürzten Eimer in der Nähe eines Bauernhauses saß eine Frau mit hochgezogenen Röcken und quetschte sich ihre Vagina aus.

Mir fiel nichts mehr ein und ich verharrte ratlos vor dem….Kunstwerk.

„Wonderful, isn’t it?“ ertönte es plötzlich neben mir. Versunken in den Anblick der Frau und ihrer Tätigkeit und eindeutig nicht in der Lage die Quetschtätigkeit in irgendeiner Form mit dem Begriff „wonderful“ in Verbindung zu setzen, blieb ich stumm.

Ich werde nie wieder eine Zitrone auspressen können, dachte ich gerade.

„It is beautiful, eh?“ ertönte es erneut neben mir.

Oder Orangen. Dabei liebe ich frischen Orangensaft.

„Eh?“

Entnervt blickte ich mich um und sah mich Auge in Auge mit einem jungen Mann, dessen schwarze Haare wirr über seiner viel zu hohen Stirn wirbelten und sich im Kampf mit einem grauen Hut befanden, der keck und schräg auf der schwarze Masse hockten. Strahlend blickte er von mir zur Vaginafrau und wiederholte: „Wonderful, right?“

Nein, wollte ich schreien, du blinde Ausgeburt eines angeblichen Kunstverständigen, das ist absolut nicht wundervoll, das ist abstoßend und widerlich und ich will weder dieses noch irgendein anderes Bild dieses Künstlers jemals angucken und am allerwenigsten will ich mit dir darüber diskutieren, wie wundervoll eine offenbar geschändete Frau ist oder nicht!!!!

„Uh-hu.“ Ich nickte und beschloss zu gehen. Idiot. Bloss weg hier.

„There is another wonderful drawing I wanna show you.“, erklang die Stimme wieder neben mir und eine Hand legte sich vertraulich an meinen Ellenbogen. Wie, er will mir etwas zeigen? Ich bemühte mich eine Verbindung zwischen unserer bisherigen Unterhaltung und seiner, eine gewisse Zutraulichkeit ausstrahlenden, Geste zu finden.

Vergeblich. Es blieb nur eine Möglichkeit.

Er.

Ist.

Ein.

Museumsschatten!!

HIIIIIILFFFE!!!

Ähnlich wie Kurschatten suchen sich Museumsschatten in meist leeren Museen ihre Opfer und zwingen sie in dem begrenzten Raum eine Verbindung einzugehen.

ICH WILL NICHT!

Wohin? Wohin? Wohin flüchte ich?

Nach rechts in den Ausstellungsraum der willkürlich gestapelten Papierhaufen unter Stühlen? Nach links zum am Boden kriechenden US-Soldaten? Nach vorne, in die Arme der gelangweilt aussehenden Wachmänner, die meine verzweifelten Blinkerversuche anscheinend als schnöde Anmache bewerteten und sich kopfschüttelnd abwendeten.

WOHIN?

Mein neuer Bekannter steuerte mich mittlerweile entschlossen in einen entfernt liegenden Ausstellungsraum, während er gleichzeitig einen Schwall kunstwissenschaftlichen Blablas von sich gab, der mich weder interessierte noch ganz erreichte. Schließlich war ich dabei meine Flucht zu planen. Zur Toilette würde er mich nicht doch wohl nicht begleiten, dachte ich gerade, als mein unfreiwilliger Begleiter stoppte und mit der strahlenden Sicherheit eines stolzen Vaters die Arme ausbreitete.

„Look at THAT!“

Ohja. Unglaublich. Anscheinend ist die Putzfrau im Streik, dachte ich und blickte auf die schmutzbespritzen Wände. Ist ja auch eine Unverschämtheit hier so eine Sauerei zu veranstalten und dann….Komisches Schild an der Wand.

„Isn’t that amazing?“ Mein stolzgeschwellter Museumsschatten blickte mich beifallheischend an.

„EARTH 2012“ las ich. Hergestellt aus Schlamm des Flusses Avon.

Ich nickte zustimmend und benötigte meine ganze Energie um das aufsteigende Lachen niederzudrücken.

Banause, ich.

Gerade strich mein Schatten zärtlich die Konturen des Schlammwerks und ich war glücklich, dass wenigstens einer von uns beiden Spaß hatte. Im günstigen Moment trat ich den Rückzug an, galoppierte die Treppen des Museums herunter, blickte mich immer wieder um und rettete mich schließlich nach draußen. FREIHEIT!

Was für ein schönes Gefühl.

Schade, dass ich wohl nie wieder in dieses Museum gehen werde. Mein Schatten wohnt dort bestimmt. Seit Jahrhunderten wahrscheinlich, immer auf der Suche nach neuen Opfern. Und heute kam ich auf die Liste seiner Errungenschaften. Trotzallem habe ich bekommen, was ich wollte: Niveau, Niveau, Niveau.

Irgendwie jedenfalls.

Der Versuch zählt!

Mit diesem Riesenschuss Niveau lasse ich Euch nun allein, meine lieben Leser und freue mich schon auf nächste Woche, wenn ich von öffentlichen Geburtstagsständchen, schlafstörender Helligkeit und Justin Bieber erzählen werde.

Habt bis dahin eine sonnige, niveauvolle Woche, lasst Euch nicht beschatten und genießt das Gefühl von Freiheit!

Ha det bra,

Ulrike

Was der Flughafen Berlin Brandenburg kann, kann ich schon lange….

…nämlich Termine verschieben. Und wenn so ein Riesending wie der heiß erwartete Superflughafen im Osten des Landes mal so locker drei, vier, fünf Monate zu spät eröffnet, werde ich jawohl mal meinen neuen Blog-Artikel um eine kleine Woche verschieben dürfen. Oder?

ODER?????

Meine lieben in 7er-Gruppen ungeduldig mit dem Fuß wippenden Leser, das wäre jetzt euer Stichwort gewesen. Also nochmal: Oder?

(Ich erwarte „JA!“…“JA, KLAR!“ etc. in den Kommentaren)

Die Verschiebung liegt an neuen, unerwartet veröffentlichten Schutzbestimmungen der EU zur Sicherheit europäischer Kinder.

Gewaltig, was? Jaahaaa.

Im Klartext: Morgen ist Kinderbibeltag, meine Kekse sind verschmort und die Baiserwolken zusammengefallen und zum Schutz der 15 Kinder, die morgen kommen, muss ich alles nochmal backen und hab keine Zeit zum Bloggen. Warum gerade ich mich zum Backen gemeldet habe ist ein Rätsel, das wir jetzt nicht lösen können, weil ich zurück an den Ofen muss.

Liebe Blogleser, zügelt Eure Geduld also noch bis nächsten Freitag, wenn ich Euch von fahnenschwenkenden Norwegern, Abiturienten mit Autogrammkarten und meiner ersten Begegnung mit der norwegischen Königsfamilie berichten werde!

Habt eine tolle Woche, feiert nicht nur Vater- sondern auch den Himmelfahrtstag, lasst Euren Ofen nicht aus den Augen und macht Kindern eine Freude. Einfach nur mal so.

Bis dahin,

Ha det bra

Ulrike

P.S.: NEIN, die Fotos zeigen nicht meine gebackenen Kekse. Schön wärs!!! Das sind die optimistisch von mir gewählten Vorlagen! Schön aber trotzdem oder? 🙂

So sollen sie mal aussehen...