Außer Betrieb in Oslo II

Ich stelle mich selber in die Ecke und werde sehr streng mit mir reden. Morgen gibt es kein Eis für mich und um 19h ist Schlafenszeit.

Versprochen.

2 Wochen ohne Blog.

SCHANDE!!

Aber ich hab schon ein ganzes tolles Thema, ehrlich!!!

Bleibt mir treu liebe Leser, denn als nächstes fahren wir mit der U-Bahn nach Grönland!

Seid gespannt!

Ha det bra 🙂

Ulrike

Heute: Außer Betrieb in Oslo

Hallo meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Ich wollte Euch nicht ohne ganz allein ins Wochenende gehen lassen. Nett von mir, oder? Da aber seit gestern meine Mutta zu Besuch ist, die Sonne strahlt, wir nachher noch zu einem Sommerfest eingeladen sind und wir abends ein Aquarium samt Fischen bekommen, muss der Blog verschoben werden.

Auf morgen oder übermorgen.

Oder Montag.

Spätestens Dienstag!

Ich wünsche Euch einen tollen restlichen Freitag, zürnt mir nicht, werte Leserschaft! Wir sehen uns bald.

Ha det bra,

SAMSUNG

 

Ulrike

Abenteuer im norwegischen Wortdschungel ODER Ich kam, ich las, ich siegte

@thepartyworks

@thepartyworks

Seite 599, Seite 600 und…fertig. Geschafft! Toll! Applaus!!!! Nein, ich habe kein Buch geschrieben. Ich habe mein erstes Buch auf Norwegisch gelesen. Von vorne bis hinten. – Das wurde ja auch mal Zeit.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier heute treffen. Das erste norwegische Buch ist also geschafft – ein  Meilenstein. Nach nur 18 Monaten….hüstel.

Ich habe sogar fast alles verstanden. Nun ja, zugegeben, ich dachte eigentlich bis Seite 400, es handle sich um eine Komödie, bis man dann plötzlich den einen der sechs Hauptfiguren mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne fand. Da war mir irgendwas entgangen. Hätte ich das Buch in Deutsch oder Englisch gelesen, wären mir früh genug bestimmte Nuancen aufgefallen, eine Art dunkler Schatten, der sich über Matt, den Selbstmörder, legt und ich hätte geahnt: Oh, oh, da kommt noch was.

In der norwegischen Ausgabe: Nö, alles fein, bisschen Ärger mit dem Job hatte er und plötzlich – zack, Badewanne.

Er hat überlebt, nur zu Eurer Beruhigung.

Für mich ist es immer spannend, ein Buch zu lesen, dessen Sprache ich nicht perfekt kann. Zum einen ist es erstaunlich, wie viel man von einer Geschichte erfährt, auch wenn nicht alle Wörter klar sind. Das Hirn bastelt sich die richtigen Zusammenhänge zusammen. Ich schränke ein: Es kommt auf das Buch an. James Joyce oder Marcel Proust fallen unter Garantie aus meinem Schema. Aber für meine heißgeliebten Chick-Lits passt es.

Chick-Lits, für alle, die sich eher mit anspruchsvoller Literatur beschäftigen, steht für Chick Literature, Küken-Literatur, eine bestimmte Art von Büchern von, für und über Frauen. (Obwohl Männer sie auch mal lesen sollten. Als Bildungsroman.) Bridget Jones gehört dazu, Der Teufel trägt Prada, Sex in the City. Meine Chick-Lit-Göttin ist Sophie Kinsella, die mit den Romanen über die Shopaholic Becky Bloomwood bekannt wurde. Die Bücher sind allerdings nicht so mein Ding – Frauen, die sinnlos Geld ausgeben treiben mich auf die Palme. Aber ihre anderen Bücher sind der Hit! The Undomestic goddess zum Beispiel.  Zum Schreien. Eine Anwältin verliert ihren Job, flüchtet aus dem Büro und wird in einem Vorort-Haus, an dem sie klingelt um ein Glas Wasser zu haben, für eine Bewerberin gehalten auf die Stelle als Hausmädchen. Aus schierem Wahn nimmt sie die Stelle an. Das Problem: Sie hat keine Ahnung von Hausarbeit. Das Buch ist mein Allheilmittel gegen schlechte Laune. Sophie Kinsella ist einfach die Beste. Das muss mal gesagt werden.

*Werbung Ende*

Um zurück auf das eigentliche Thema zu kommen: Diese leichte Literatur macht es einfach, eine neue Sprache zu verstehen. Man ist gut unterhalten und bildet sich auch noch sprachlich weiter, ist doch toll! Ich schlage nichts nach im Wörterbuch, meistens kommen die Wörter, die ich nicht sofort verstehe, in einem anderen Zusammenhang wieder auf und dann werden sie plötzlich klar. Mit dem Wörterbuch auf dem Schoß zu lesen, würde mir keinen Spaß machen. Ich will mich durch den dichten Wald von Worten kämpfen und plötzlich einen Weg finden. Das macht einfach mehr Spaß.

Im Norwegischen ist dieser Kampf für Deutsche einfacher als beispielsweise im Französischen, finde ich. Habt Ihr Lust auf einen Vergleich? Ich ja. Also. Durch schieren Zufall stehen in meinem Bücherregal die französische und norwegische Version von Katharina Hagenas‘ Buch Der Geschmack von Apfelkernen. Die französische Version bekam ich geschenkt, das norwegische Buch habe ich beim Goethe-Institut gewonnen. Irgendwer scheint zu wollen, dass ich das Buch aber auch wirklich lese.

Hier nun also der erste Satz der französischen Ausgabe: «Tante Anna est morte à seize ans d`une pneumonie qui n’a pas guéri parce que la malade avait le cœur brisé et qu’on ne connaissait pas encore la pénicilline. »

Im Norwegischen heißt es : «Tante Anna døde seksten år gammel av lungebetennelse, som på grunn av et knust hjerte og det ennå uoppdagede penicillinet ikke kunne helbredes. ».

Entscheidet Ihr. – So oder so starb Tante Anna im Alter von 16 Jahren an Lungenentzündung, die nicht geheilt werden konnte, weil sie auch an einem gebrochenen Herzen litt und es noch kein Penicillin gab. (Wie Ihr merkt, steht die deutsche Originalausgabe NICHT in meinem Regal. Wer sie hat, kann den Satz gerne im Original als Kommentar hinterlassen.)

Manchmal komme ich mir auch wie ein Detektiv bei der Spurensicherung vor. Da liest man ein Wort und das Hirn sagt: „Kennen wir nicht,“ und will weiterlesen. Aber irgendetwas an dem Wort sieht bekannt aus, also nochmal genau hingucken. Beispielsweise: Syklubbvenninnene. Sieht lustig aus, ich habe drüber gelesen, aber mich stoppte der Gedanke: „Klubb? Was für ein Klubb?“ Also wieder zurück. Sy (å sy) heißt Nähen…also ein Nähklub? Und Venninnene erinnerte mich an venn, das norwegische Wort für Freund, nur eben in der weiblichen Mehrzahlform. Und schwupps entstand: Nähklubfreundinnen. Seht Ihr? Echte Detektivarbeit 🙂

Irgendwann höre ich aber im Laufe der Geschichte damit auf und lasse mich vom Fluss der Wörter mittreiben. Und der ist in jeder Sprache anders. Norwegisch, besser gesagt Bokmål, kommt mir noch sehr sperrig vor.  In Nynorsk soll das anders sein, hat man mir gesagt und das nächste Buch auf meiner Liste wird in dieser zweiten norwegischen Sprachform sein. Und auch mal von einem norwegischen Autor. Ich bin gespannt.  Drei Buchläden plus die Stadtteilbücherei sind in meiner Nähe, da findet sich immer ein gutes Buch!

Das war es schon für heute meine lieben Leser, ich hoffe, Ihr hattet Spaß an dieser eher trockenen Exkursion in mein Buchregal. Es regnet wie in Strömen und das Wetter lädt zum Schmökern auf dem Sofa ein. Leider muss ich noch ein bisschen arbeiten, aber danach mache ich mir einen Tee und lese. Und lasse langsam das Wochenende einläuten.

Hier in Oslo geht der Alltag wieder los, die Straßen sind wieder voller Menschen:  Job, Uni und Schule starten.  Am Donnerstag landet hoher Besuch am Flughafen Gardermoen und ich schicke meine wöchentlichen Grüße an meine Mutter mit ganz viel Vorfreude. Bring‘ Sonne mit!!!

Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche, probiert das Fremdlesen einfach mal aus, bleibt neugierig und genießt die letzten Sommertage. Falls Ihr noch mehr Lesestoff braucht, kommt hier mein neuer Artikel fürs Goethe-Institut Oslo: http://www.goethe.de/ins/no/osl/kul/bib/de11456361.htm

Ha det bra,

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(Geschafft!!!)

Ulrike

Oslo – Die Stadt der Verlierer oder Hilfe, wo ist mein Handtuch?

@Kristen Nicole

@Kristen Nicole

Bjarne, der graue Kater, guckt mich von jedem zweiten Baumstamm in unserer Nachbarschaft an. Er ist 13 Jahre alt, lese ich, spielt gerne, mag es zu kuscheln…und ist seit sechs Tagen nicht mehr nach Hause gekommen. Schon wieder eine Katze verschwunden – was ist nur los in dieser Stadt?

Hallo meine lieben Leser! Schön, dass wir uns hier wieder treffen. Ich weiß nicht, was schief läuft in Oslo. In keiner anderen Stadt habe ich bisher so viele Vermisstenanzeigen gelesen. Die Leute verlieren hier alles: Hunde, Katzen, Vögel, Schlüssel und vor kurzem hat im Frognerpark jemand sein Handtuch verloren und per Handzettel gesucht.

Mal ehrlich, ein Handtuch? Wer weiß, wo das war in der Zwischenzeit.

Nein, danke. Schüttel.

Dank moderner Technik kann eine Handzettelsuchaktion professionell wirken. Statt wie früher per Hand ein Stück Papier zu bekritzeln und an den nächsten Baum zu kleben, wird heute alles genutzt, was die Technik so bietet. Der Zettel, mit dem Bjarne gesucht wird, ist ein Farbdruck und bietet neben einem hochaufgelösten Foto und einer Telefonnummerabreißreihe auch mehrere Email-Adressen und einen QR-Code. Q what??? Ihr wisst schon, diese schwarz-weißen Quadrate, die durch ein Wunder der Technik Informationen speichern.

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Wer kann es lesen?

Ich bekomme immer Magenschmerzen, wenn ich Vermisstenanzeigen von Tieren lese, weil ich mir sofort ausmale, wie die unglücklichen Menschen zu Hause sitzen und auf die Rückkehr ihres felligen Familienmitglieds warten. Noch schlimmer ist aber die Vorstellung, dass irgendwo ein verletztes Tier liegt und nicht nach Hause kann. Und da in unserem Stadtteil andauernd Tiere verschwinden, ich also ständig an Magenschmerzen leide, frage ich mich doch zuerst: Wo ist meine Wärmflasche? Und dann: Was ist denn hier los? Liegt eine Energie über dem Stadtteil, die sich negativ auf das Mensch-Tier-Verhältnis auswirkt? Oder tendieren die Menschen in Majorstuen und Frogner dazu, sich besonders freiheitsliebende Vierbeiner anzuschaffen? Oder liegt es an ganz anderen Gründen?

Spielen wir die Möglichkeiten durch:

  • Schlechte Energie?

Blödsinn. Märtha Louises Engelschule liegt in Frogner, wir sind versorgt.

  • Freiheitsdrang?

Ok. Vielleicht. Aber warum sind die Vierbeiner so freiheitssuchend? Ist das genetisch veranlagt oder gefällt es ihnen einfach nicht da, wo sie leben? Eigentlich sind Tiere doch ganz pflegeleicht: Fressen und Aufmerksamkeit und schon ist alles gut. An ausreichender Ernährung mangelt es bestimmt nicht, aber vielleicht an Aufmerksamkeit? Tja, da würde ich auch meinen Napf packen und gehen. Knallhart. Und tschüß. Blöd ist, wenn zu einem anfänglichen Freiheitsdrang schlechte Orientierungsfähigkeiten kommen. Stellen wir uns vor, dass ein vernachlässigter Kater eines Tages entscheidet: So nicht, nicht mir mir, ich gehe! Natürlich nicht ernsthaft, weil, hey, es gibt jeden Tag zwei Mahlzeiten und manchmal wird gekuschelt und eigentlich will er nur mal zeigen, was wäre wenn….und plötzlich steht er dann in der Fremde und denkt:

Mist. Wo bin ich denn jetzt?

  • Aliens?

Verstricken wir uns nicht in lange Diskussionen, ob es sie gibt oder nicht. Fragen wir uns lieber: Was wollen Aliens in Oslo? Die Familie besuchen? Norweger wirken auf Ausländer oft fremdartig und vielleicht sind sie tatsächlich die Brücke zwischen uns und E.T.. Aber das erklärt nicht, warum Aliens hier in Frogner landen und dann ausgerechnet die Katze meines Nachbarn verschleppen. Oder brauchten sie etwa Mittages….darüber will ich gar nicht nachdenken!!!!!!!!!!! Oh nein, wie schrecklich. Dabei gibt es zwei Supermärkte in der Nähe, da hätten sie doch….

@AlienProductions/WarnerBrosTelevision

@AlienProductions/WarnerBrosTelevision

Ich merke schon, ich komme nicht weiter in meinen Überlegungen. Im Gegenteil, es wird immer verwirrender. Statt hier über Aliens zu schwafeln, gebe ich lieber handfeste Tipps: Solltet Ihr einmal nach Oslo kommen und etwas verlieren, sei es nun ein Handtuch oder ein Haustier, dann wendet Euch vertrauensvoll an diese Stellen:

  • Hittegodskontor: Fundbüros haben sowohl die Polizei in Oslo als auch die Transportunternehmen Ruter (T-bane, Bus, Straßenbahn) und NSB (Züge). Das der Polizei ist am Grønlandsleiret 44, Ruter hat sein Fundbüro am Bahnhof Nationaltheater und alle Dinge, die in Zügen vergessen wurden, finden sich im hittegodskontor am Hauptbahnhof Oslo S.
  • FOD:  Foreningen for omplassering av dyr ist der etwas sperrige Name des lokalen Tierheims am Enebakkveien. Die erste und beste Anlaufstelle für verlorene Tiere.
  • Astarte Inspiration: In der Riddervoldtsgate 9 gibt Prinzessin Märtha Louise Kurse, damit Menschen ihrem persönlichen Engel begegnen. Vielleicht findet der ja dann das verschwundene Handtuch.

Wer sucht, der findet heißt es. Im Fall Bjarne scheint sich etwas getan zu haben, denn seit gestern sind alle Handzettel samt QR-Code von Bäumen und Straßenlaternen verschwunden. Ja und nun? Was ist denn das für eine Sache? Da fiebere ich mit und bekomme Magenschmerzen und dann verschwinden die Zettel sang- und klanglos und ich kann mir allein Gedanken machen: Sprang Bjarne eines Abends vollgefressen und befriedigt zurück auf den häuslichen Balkon, putzte sich ausgiebig und verstand die ganze Aufregung nicht? Öffnete ein Nachbar nach seinem mehrtägigen Angeltrip die Garage und hinaus wankte der bedröppelte Kater seiner Nachbarin, den er sofort nach Hause und in die Arme seines Menschen packte? Oder rief das Tierheim an und vermeldete, dass im Nachtbus ein orientierungsloser Kater ohne Ticket aufgegriffen wurde?

Ich habe keine Ahnung.

Aber ich glaube an ein Happy-End.

Ganz, ganz fest.

Das war es für heute, meine lieben Leser. Falls jemand von Euch eine Erklärung hat, warum gerade in Oslo so viele Tiere verschwinden, freue ich mich über einen Kommentar. Meine wöchentlichen Grüße gehen heute an alle, die gerade im Krankenhaus liegen. Haltet die Ohren steif und die Stimmung hoch! Ich wünsche Euch allen eine tolle Woche, verliert Eure gute Laune nicht und genießt den restlichen Sommer.

Ha det,

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Ulrike