Eilmeldung! Das Grünerlokka-Desaster!

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Lügen haben kurze Beine, heißt es ja. Wen kümmern kurze Beine? Die hätte ich heute morgen liebend gerne genommen. Ich hätte ganz laut „HIER!!“ geschrien, wenn sie kurze Beine verteilt hätten. Ich hätte mir meine Haare knallgrün gefärbt und gemuht, um kurze Beine zu erhalten. Ich wäre hundert Runden rückwärts durch den Frognerpark gejoggt, hätte Trolle jongliert und dabei gejodelt, um kurze Beine abzubekommen.

Lügen haben kurze Beine.

Kinderkram.

Ich.

Musste.

Heute morgen.

In Grünerlokka.

Auf dem Öko-Markt.

Geitost essen.

KARAMELLKÄSE!!!!

Es war fürchterlich.

Aber der Reihe nach: Frohgemut wanderte ich gegen 10h im strahlenden Sonnenschein von Majorstuen ins Szeneviertel Grünerlokka, um auf den Farmer Markt zu gehen. Vitamine sind ja wichtig, gute Ernährung entscheidend, also hin da. Es war ein schöner Spaziergang.

Auf dem Farmers Markt herrschte eine bunte Mischung aus Birkenstock-Müttern, kettenrauchenden und sellerieschwingenden Bohemians und aufgeregten Jack-Wolfskin-Touristen. Es gab leckere Sachen, wie Waffeln und Pfannkuchen mit selbstgemachten Konfitüren:

Doch plötzlich stand ich vor dem Feind. Ganz heimtückisch hatte er sich genau da aufgebaut, wo ich langgehen musste, um den lebensrettenden Kaffeestand zu erreichen. Zack. Da war er. Ein Stand mit Geitost-Käse. Na und, macht mir doch nichts. Gucke ich halt mal. Vielleicht lerne ich was für meinen Blog. Handgemacht, las ich, sei der Käse des rustikal wirkenden Norwegers, der großzügig das Werbematerial seiner Meierei verteilte. Den angebotenen Geitost lehnte ich nonchalant ab (Ha! Take that, Geitost!!) und griff interessiert nach seinem Infomaterial.

Oho, die Meierei war hier ganz in der Nähe! Nun hat sich Jens Hagen aus Lom immer noch nicht zurückgemeldet um meine Wochenend-Tour zu bestätigen. Immer noch wild auf eine geführte Tour wandte ich mich dem netten norwegischen Käseproduzenten zu und erklärte, dass ich plane, einen Artikel über Geitost zu schreiben und nach der Möglichkeit suche, eine geführte Meierei-Tour und einige Informationen zu bekommen. Ein Strahlen erschien auf des Käsers‘ Gesicht. Ich interessiere mich also für Geitost? Ja sicher, erwiderte ich wahrheitsgemäß, das sei schließlich etwas so typisch Norwegisches, da müsste ich mehr drüber erfahren. Ganz köstlich fände ich Geitost, schwindelte ich schamlos. Ja, wirklich.

Grober Schnitzer.

Dummer, dummer Fehler.

Lügen haben kurze Beine?

Eine Tour würden sie leider nicht anbieten, aber wenn ich so ein Fan von Geitost wäre, dann hätte er hier etwas ganz besonderes für mich.

Damit griff er unter den Tisch und kam mit einer Schüssel zurück.

Und einem Messer.

Mir wurde warm.

„Blaubeer-Geitost“, sprach er, hobelte ein eine dicke Scheibe von dem runden, braunen Ziegenmolke-Ungetüm ab und streckte es mir lächelnd entgegen.

Der Käse-Teufel.

Erde, bitte tu dich auf.

Jetzt.

HALLO?????

Nichts. Die Welt hatte aufgehört sich zu drehen.

Es gab nur mich und den teuflischen Käseproduzenten.

Lächelnd hielt er mir das Stück norwegisches Feindesgut entgegen.

WAS SOLLTE ICH DENN TUN????

Zur Verteidigung des Blaubeer-Geitosts muss ich sagen: Er war sogar noch ungenießbarer, als ich erwartet hatte. Unmittelbar nachdem der Käse Kontakt mit meinen Geschmacksnerven aufgenommen hatte, verbreitete sich ein süßer Ziegengeschmack in meinem Mund, der anscheinend von dem Stück Knete ausging, dass ich im Mund hin und her schob, ratlos was zu tun.

Ich nickte dem Käseproduzenten zu, nahm seine Visitenkarte und ging.

Gedemütigt. Geschlagen. Gegeitostet.

Norwegen – Ulrike 1:0.

Lügen haben kurze Beine?

Schön wär’s gewesen.

Von zugelassenem Heimweh, eingeschweißten Zucchini und der lang ersehnten Fødselsnummer

4 Wochen sind wir heute schon in Oslo, die Zeit rast. Pünktlich zu diesem Jubiläum habe ich heute Heimweh. Blöd, oder? Rotzheulendes, taschentücherschleuderndes und norwegische-Flaggen-angiftendes Heimweh. Die anerkannte Reaktion wäre jetzt, den ganzen Rotz herunterzuschlucken, ein strahlendes Lächeln aufzusetzen und vorzugeben, alles wäre toll. Das zeigt wahre Stärke, sagt man.

Blödsinn, sage ich.

Menschen, die ständig vorgeben alles unter Kontrolle zu haben, Probleme weglächeln und die Schlechtigkeit der Welt nicht an sich heranlassen, sind nicht stark, sie sind schwach. So einfach ist das. Wer nicht zugeben kann, dass die Stimmungslage auch mal bescheiden ist, wer nicht mal heulend Freunde oder Familie nachts aus dem Schlaf reißen kann, der bekommt vielleicht Punkte auf der „Knigge-Benimm-Liste“, verliert aber auf der „Ich-bin-ein-Mensch-Liste“.

Finde ich.

Deshalb also nun: ICH HABE HEIMWEH! Ich vermisse mein Zuhause oder das Zuhause-Gefühl und meine Katze und alle meine gewohnten Dinge und Wege. Ganz schrecklich gerade! *Prust*

Fertig. Besser. Danke.

War gar nicht schlimm, oder?

Hallo? Seid Ihr noch da?

Ich bin wieder ok, versprochen!

Nun zu den guten Nachrichten:

Wir haben unsere Fødselsnummern!!! Wir sind offiziell im System des norwegischen Staates und dürfen jetzt hier fast alles machen, was normale Menschen machen dürfen..und wollen. Konto eröffnen. Telefon beantragen. Sprachkurs beginnen. Und eben weitere spannende Dinge, die man nur darf mit der Fødselsnummer.  Was auch immer das ist…wir werden es heraus finden. Nun fehlt nur noch die Lohnsteuerkarte, auf die wir sehr warten, denn norwegische Firmen machen kurzen Prozess mit Angestellten, die (unverschuldet oder nicht) keine Lohnsteuerkarte vorweisen können. Steuerabzug: 50%. ZACK! AUA!

Wir rutschen also immer mehr hinein in das norwegische Leben, machen neue Freunde und fühlen uns Stück für Stück mehr zuhause. Aber manchmal eben doch nicht. Da stellt sich die Frage: Was macht ein Zuhause aus? Die vertrauten Möbel? Die gemeinsamen Erlebnisse? Für mich ist immer da zuhause, wo Martin ist und trotzdem stellt sich manchmal das Heimweh ein. Was meint Ihr? Was macht eine Wohnung zu einem Zuhause? Was macht ein Land zu einer Heimat?

Was ist denn heute los? Diese philosophischen Fragen, das ist ja lästig. Soll doch lustig sein hier! Also jetzt mal alle zusammenreißen, meine lieben in 7er-Gruppen versammelten Leser! Trööööööööööööööt! Hier kommt was Lustiges: „Nighttime, Daytime!“ „Alan! Alan!“

http://www.youtube.com/watch?v=f-Kt_kuYVtU&feature=related

Zu lustig fällt mir natürlich spontan die norwegische Sprache ein und unsere kleine Aufgabe vom letzten Mal. Romana hatte den Barberhøvel brilliant gelöst, scheiterte aber am Hestkuk. Ich teile die Worte auf: Hest ist das Pferd und kuk(k) ist ein … nun ja…sind Kinder anwesend?….sagen wir es höflich…ein…männliches Geschlechtsorgan. Zusammensetzen müsst Ihr schon selber! Unsere Kenntnisse der norwegischen Sprache nehmen also Tag für Tag zu und wir verstehen schon etwas mehr als ein ständiges „snöselbrödsnags“, was allerdings auch sehr unterhaltsam ist. Die Norweger halten uns bestimmt für fröhliche Menschen, da wir in ihrer Gegenwart so oft lachen müssen. Diesen Eindruck hatte ich bei einem älteren Paar, in dessen Nähe wir auf der letzten Wanderung den Weg entlang liefen. Ich verstand wirklich nicht mehr als „snöselsnags“ und war nur am Kichern, was natürlich Martin angesteckt hat und so gnickerten wir uns durch die Natur. Die schöne, schöne Natur. Deren Schutz den Norwegern wichtig ist, so versicherte man mir.

Wirklich?

Hm.

Ich poste mal ein Foto, das ich von einem Bürogebäude bei uns gegenüber aufgenommen habe.

Nichts besonderes, richtig? Ein gut beleuchtetes Bürogebäude am frühen Abend. Schließlich müssen die Mitarbeiter auch sehen können.

Das Foto habe ich letzten Freitag gemacht. Um 22 Uhr.

Samstags wird dort nicht gearbeitet.

Sonntags auch nicht.

Und wir haben hier viele, viele Bürogebäude und alle sind so schön beleuchtet.

Ähnlich verwirrt stehe ich täglich im Supermarkt in der Gemüseabteilung. Jede Zucchini oder Paprika beispielsweise ist einzeln verpackt in Plastikfolie. (Ein Hallo an Babs an dieser Stelle!) Plastiktüten werden großzügig und kostenlos an der Kasse verteilt. Ökoputzmittel werden für Machwerke des Teufels gehalten und Mülltrennung existiert, ist aber noch im Anfangsstadium. Jedenfalls habe ich Gerüchte gehört, dass sie existieren soll. Ich habe lange Expeditionen in die Untiefen unserer Kellerräume unternommen, um die Müllbehälter für Recycle-Müll zu finden, aber da war nichts. Glas, Pappe, Rest. Nach Augenzeugenberichten lassen Norweger auch gern mal den Kühlschrank offen, wenn sie kochen (ist praktisch!) und das Licht auszuschalten scheint ein Symbol für Armut zu sein. Wie ist das möglich??

Der Großteil der zu nutzenden Stromenergie hier im Land wird durch Wasserkraft erzeugt. Das macht den Strom nicht nur günstig, sondern nach norwegischen Ansichten auch sauber. Norwegen verzichtet vollständig auf Kernenergie. Wahrscheinlich sehen sich die Norweger schon als „grünes“ Land und klar, da ist was dran. Aber das entschuldigt keine Stromverschwendung. Es juckt mir jeden Abend in den Fingern, die zahlreichen, unbenutzten Lichtschalter zu drücken, die in meiner Nachbarschaft auf Arbeit warten. „Drück mich!! DRÜCK MICH!“ schreit es mir entgegen. Und wie gerne würde ich sie drücken, vor allem, da mir die Büroflutlichtanlagen Nacht für Nacht ins, schon gut verhängte, Schlafzimmerfenster knallen. Falls es denn überhaupt Lichtschalter gibt. In unserem ökologisch wertvollen Wohnkomplex gibt es beispielsweise keinen Schalter für das Flurlicht. Ist halt immer an. Duh??

Auf der anderen Seite scheinen Norweger bereits mit einem tiefen Respekt und einer großen Liebe für die Natur auf die Welt zu kommen. Wandern, Bootfahren, Skifahren sind ein wesentlicher Bestandteil des norwegischen Lebens und viele Norweger besitzen eine „hytte“ in den Bergen oder an einem See, in der, teilweise sehr rudimentär ausgestattet, die Natur genossen wird.

Ein Rätsel also, warum der Umweltschutz hier nicht alltäglicher ist.

Natürlich setzt die der norwegische Staat für den Umweltschutz ein: Eine Ökosteuer auf Benzin existiert, der Nahverkehr bekommt enorme Subventionen und bis 2030 will das Land klimaneutral sein. Ministerpräsident Stoltenberg meinte allerdings auch, es werde „Zuckerbrot und Peitsche benutzt“, um den Norwegern ein stärkeres Umweltbewusstsein anzuerziehen. Und das ist nötig. Wäre Norwegen so dicht besiedelt wie Deutschland, gäbe es hier bereits enorme Probleme.

Ist es aber nicht.

Verläuft sich alles irgendwie.

Trotzdem!

Norweger, die Ihr mich hört: Der Letzte macht das Licht aus!!! Wortwörtlich!

Ist schon komisch, wie dieses Umweltverhalten in uns bereits verankert ist. Licht aus, Papier trennen, Plastik sortieren. Vielleicht etwas typisch deutsches? So wie Pünktlichkeit, Effizienz und Nörgeln.

DOCH!

SEID EHRLICH ZU EUCH!

Wir sind manchmal ein Volk der Nörgler und Besserwisser. Es freut uns tierisch, jemanden verbessern zu können oder uns zu echauffieren, weil jemand etwas falsch macht/falsch sagt/anders macht/anders sagt als wir es tun und denken. Dabei fühlen wir uns überlegen und in Kontrolle. „Ätsch!“ sagt der kleine böse Teufel in uns. „Ich bin besser als du!“ Ist mir so noch bei keinem anderen Volk aufgefallen und ich setze es damit auf die Liste der typischen deutschen Charaktereigenschaften. Vielleicht lebt sie nicht jeder aus. Aber es ist da! Doof irgendwie.

Was macht Norweger norwegisch?

Ich werde es herausfinden und in zwei Wochen darüber berichten. Nächste Woche trage ich meine etwas heimwehgeplagte Seele in die alte Heimat, feiere die Konfirmation meines Patensohn, mache mit meiner Mutter Hildesheim unsicher (Hallo Mama!) und versorge Martin und mich mit Schokolade, Schokolade und Schokolade für die nächsten Monate!

Damit komme ich zum Ende meiner verwirrenden Gedankenversammlung und habe ein ganz besonderes Schmankerl meiner Freundin Imke aus Hannover. Irgendjemand hat sich meinem Anti-Geitost-Protest angeschlossen und einen tollen Weg gefunden, Norwegen Geitost-freier zu machen.

Wir schicken das Zeug einfach nach Deutschland!!!

BRILLIANT!!

Danke fürs Zuschicken, Imke! Euch allen ein dickes Danke fürs Kommentieren hier oder auf facebook. Das freut mich wirklich sehr! Und wenn Ihr irgendwas findet, das hier in den Blog sollte, dann schickt es mir!

Das wär es also für heute. Ich wünsche Euch zwei tolle Wochen, genießt Euer Zuhause, lasst auch mal Schwächen zu, esst ein Stück Schokolade für mich und macht abends das Licht aus!

Bis dahin, meine lieben Leser!

Ha det bra!

Von Gurkenpreisen, überraschenden Begegnungen im Wald und einem Mann namens Jens Hagen

FREITAG!!!

BLOG-TAG!!!

VELKOMMEN TIL NORGE!!!

Ihr wusstet noch gar nicht, dass freitags Blog-Tag ist? Dann gebe ich das hiermit offiziell bekannt. Es hat weder ideologische noch religiöse Gründe, irgendwie passt sich der Freitag nur nett. Ok? Damit wäre der erste Tagesordnungspunkt abgehakt: Freitags gibt es immer den neuen Blog-Eintrag. Zweiter Tagesordnungspunkt und sogleich eine Korrektur: Natürlich..NATÜRLICH….wird Harald nicht geduzt. Also der König. Nicht duzen!! (Danke an dieser Stelle an Freund Kai in Hannover. Der den König auch nicht duzt. Oder?) Da habe ich totalen Blödsinn geschrieben und meine (nun zweifelhafte) Internetquelle wird nie wieder benutzt. Versprochen. Unwissende. Also: Es heißt, „Guten Morgen, Ihre Majestät, haben Sie wohl geruht und fühlen sich in der Lage Ihr, im Moment angespanntes, Volk zu führen?“. Damit ist der zweite TOP erledigt. Weiter geht’s auf meiner Liste. Punkt drei:  Ich erwähne das im Moment aktuellste Thema in und über Norwegen nicht. Wir haben eine Pause verdient und er nicht noch mehr Platz im Scheinwerferlicht.

Schon drei Haken auf der TO-DO-Liste. Sehr effektiv! Weiter geht’s….

Wie Ihr Euch erinnert, meine lieben 17 Leser, wollte ich diesen nächsten Artikel dem norwegischsten aller norwegischen Erzeugnisse widmen: Dem Geit- oder Brunost. Die äußerst nette Pressestelle beim norwegischen Milchkonzern TINE hat mir nicht nur für nächste Woche das in neuer Auflage erscheinende Infomaterial zum Karamellkäse versprochen sondern mir auch, und nun wird’s cool, eine Einladung zu einem exklusiven Besichtigungstermin der Meierei geschickt. Toll, oder? (Ich habe natürlich meine persönliche Einstellung zu ihrem Produkt verschwiegen und wäre dankbar, wenn Ihr von Enthüllungsemails absehen könntet!) Die Sache hat nur einen Haken. Die Meierei ist im Gudbrandsdalen. Ich in Oslo. Ohne Auto.

http://www.norwegeninfo.net/norwegenkarte.htm

Seht Ihr das Problem? Na, wer findet es zuerst? Ja, nördlich von Oslo, kurz über Lillehammer, steht „Gudbrandsdal“ und weiter links davon „Lom“.

Es sind nur 400 Kilometer, aber ohne Auto unerreichbar. Ich warte auf Antwort von Chefmeier Jens Hagen, ob eine Besichtigung auch am Wochenende möglich wäre, wenn ich mit Mann und Mietwagen in die Wildnis fahren könnte. Das ist Jens:

http://www.tine.no/om-tine/var-virksomhet/meieriene/meieriene/tine-meieriet-lom-skj%C3%A5k

Nett sieht er aus!

Ich arbeite also an der ganzen Geschichte und halte Euch auf dem Laufenden. Bis dahin umgehe ich die Brunost-Abteilung im Supermarkt immer noch in großem Bogen und auch Martins erste Begeisterung scheint nachgelassen zu haben, ich habe keinerlei Brunost-Sehnsucht seinerseits vor unserem Brunost-freien Kühlschrank entdeckt. Der übrigens viel leerer ist als in Frankreich. Was nicht an der Größe des Kühlschranks liegt sondern…..Na??? ENDLICH kommen wir zum beliebtesten Thema aller Expats hier in Norwegen: DIE PREISE. Nein, Moment, das muss so aussehen: Die

PREISE!

Allen erfahrenen Norwegenurlaubern biete ich an, diese Stelle zu überspringen und zu unserer Begegnung mit den Wölfen der Ostmarka vorzuspringen.

(So, die sind wir los. Die werden lange suchen.)

(Oh, seid Ihr doch noch da? Äh…ja…)

Beginnen wir mit den günstigen Dingen, die wir in unseren drei Wochen hier gefunden haben:

Knäckebrot.

Das bekannteste schwedische Knäckebrot ist der ungeschlagene Preissieger in allen uns zur Verfügung stehenden Supermärkten, wie Rema 1000, Meny, Centra, ICA oder Rimi. Da wir sehr zentral wohnen, in Majorstuen, haben wir alle Supermärkte in nächster Umgebung und können extensive Feldforschung betreiben. (Die meistens damit endet, dass wir schluchzend vor dem Schokoladenregal zusammenbrechen und stammeln: „Warum? Warum?“) Knäckebrot kostet erschwingliche 9,70 kr, das sind nach heutigem Wechselkurs 1,29 Euro. APPLAUS FÜR KNÄCKE!! Wir lieben Knäckebrot. Wirklich. Vor allem dieses, das dunkle Roggenknäcke. Köstlich. Doch. Wirklich. Bisschen eintönig auf die Dauer. Aber gut. Knack.

Alle anderen Dinge im Supermarkt sind teuer. So einfach ist das. Knäckebrot (dunkel): Günstig. Rest: Teuer. Nur damit Ihr eine Vorstellung von „teuer“ bekommt und nicht denkt, ich übertreibe maßlos:

1 Salatgurke 29.90 kr / 3,96 Euro

1 Dose Cola 19,90 kr / 2,50 Euro

300 ml Sahne 18,50 kr / 2,45 Euro

1 Flasche Rotwein 109 kr/ 14,45 Euro (mittlere Qualität)

Ich kenne die deutschen Preise nicht mehr, die französischen sind mir aber noch gut in Erinnerung und in den ersten Tagen verließ ich den Supermarkt im Schock. (Hm, ich beisse mal nebenbei  in die ofenfrischen Muffins..ja..lecker. Wir sind heute Abend eingeladen und der tolle Mangocreme-Nachtisch war nur auf dem Papier toll. Falls eine/ein erfahrene Köchin/erfahrener Koch ein paar Minuten opfern könnte, würde ich gerne wissen, warum die Creme trotz Gelatine nicht fest wurde und die blöde Sahne nicht steif…Schmeckt ganz köstlich. Ist halt nur suppig…Aber wir schweifen ab.)

Also Schock im Supermarkt. Anfangs. Mittlerweile sind wir viel cooler.

Chips für 5,- ? Ab in den Korb!

Cider für 19 kr? Rein!

Neue Bekannte haben uns vorgeschlagen, einfach nicht mehr umzurechnen.

KEINE gute Idee.

Ich gehe nicht näher ins Detail, nur soviel: Umrechnen ist wichtig in der Anfangszeit.

Kino, Essen gehen, Kaffee trinken, Shoppen, Tanzen, Bücher, Benzin, alles ist schweineteuer, aber es gibt etwas, das in Norwegen umsonst ist: Natur. Nach der ersten Wanderung in der Ostmarka, dem östlich gelegenen Wald von Oslo, sind mir Gurkenpreise und Schokoladenwucher schnurps und schnuppe. Hier ist es teuer. Okay. Dafür gibt’s ja auch mehr Gehalt. Aber diese sagenhafte, atemberaubende, nordisch wilde Natur gibt es einfach so dazu. Ganz umsonst. 20 Minuten S-Bahn fahren und: Wildnis. Wölfe. (Soll es tatsächlich in der Ostmarka geben.) Dabei sind wir hier im wohl unnorwegischsten Teil Norwegens. Wie wird es erst im Jotunheimen, auf den Lofoten oder in Tromsø sein? Ich war begeistert am Sonntag, trotz strömendem Regen und Schlammlöchern…im Gegenteil, DAS hat es erst so speziell gemacht!

Selten haben wir uns so norwegisch gefühlt, wie in dem Moment, als wir im Regenguss um einen See gewandert sind und auf der anderen Uferseite mehrere Eltern mit Kindern beim Grillen sahen. Hier geht man einfach immer raus. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung“, ist hier kein Jack-Wolfskin-Urbanchic-Motto, sondern gelebte Überzeugung. (Nun gut, und jede andere Freizeitbeschäftigung ist, ich wiederhole mich, teuer!) Die ersten Sonnenstrahlen sind draußen und im Frognerpark werden die Einweggrills ausgepackt. Kinder schlüpfen in wasserdichte Overalls und ab geht’s in die Pfützen. Natur kann immer genossen werden, ob im Regen oder Sonnenschein.

Witzigerweise haben wir mitten in der Ostmarka genau die Leute aus der Facebook -Gruppe „New to Oslo“ wieder getroffen, mit denen wir am Abend vorher im Pub saßen. Könnt Ihr Euch unsere Gesichter vorstellen? Die Ostmarka ist wirklich groß und dann..“Hi!“ Lustig! Unserem Motto folgend: Im ersten Jahr probieren wir alles aus, hatten wir uns am Freitag in Collett’s Cafe am schnieken St. Hanshagen-Park begeben und fühlten uns in Szenekneipen in Friedrichshain versetzt, war also ganz gemütlich. Zu unseren zweiten neuen Bekanntengruppe gehören die netten Menschen der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Oslo und ich habe es in wenigen Tagen geschafft, in die Organisation von Kinderbibeltag und Filmclub verwickelt zu sein und finde es prima. (Kirchenkritische Leser bitte ich darum, nun NICHT die Markierung für diesen Blog zu löschen und allen Nicht-„Evangelen“ kann ich freudig vom ökumenischen Ansatz der Gemeinde berichten.) Für mich ist es ein toller Weg, neue Leute kennenzulernen.

Haken.

Haken.

Haken.

Meine Liste ist abgearbeitet. (Wieso verschwinden eigentlich immer meine smileys???)

Das tat doch gar nicht weh, oder, meine lieben 17 Leser, die Ihr Euch hoffentlich ordentlich in zweieinhalb 7er-Gruppen versammelt habt?

Ich gewöhne mich ein in dieses neue Land und wenn ich erst meine „Personnummer“ habe und endlich einen Sprachkurs besuchen darf, dann wird alles noch viel besser!! Wir leben immer noch im Alien-Zustand hier, öffnen Tag für Tag begierig den Briefkasten und bekommen eine weitere norwegische Lektion geliefert: Geduld. Eine lobenswerte Tugend, die mir nicht immer liegt. Und so übe ich mich zähneknirschend weiter in Geduld und Ihr könnt dies auch tun, bis der nächste Blogeintrag erscheint. Vertreibt Euch die Zeit doch damit, die beiden folgenden norwegischen Wörter zu übersetzen, die ich gestern gelernt habe. Das erste ist harmlos und hört sich einfach lustig an, das zweite nicht jugendfrei, aber bekanntlich ist Fluchen der schönste Teil beim Lernen einer neuen Sprache. Los geht’s: Barberhøvel und Hestkuk.

Ich wünsche Euch und uns eine spannende, lustige, leckere, sonnige, unterhaltsame, tolle Woche!

Ha det bra!

Willkommen!/ Velkommen!

WOW! Ich habe einen eigenen Blog. Toll!

Vor allem so…leer.

Aber das ist okay, ich will ihn ja füllen über die nächsten Monate, Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte! Erlebnisse, Gedanken, amüsante Anekdoten, überwältigende Einsichten, nobelpreisverdächtige Beobachtungen werden diese Seite füllen. Jawohl, das ist der Plan. Willkommen dazu, meine Leser! Ich werde Euch wohl namentlich begrüßen können, denn es wurde statistisch bewiesen, dass die meisten Blogs von durchschnittlich sieben (7) Personen gelesen werden. Immerhin!  7 ist eine edle Zahl: Die heilige Zahl des Gottes Zeus, der nach seiner Geburt 7 Tage lang gelacht haben soll, als hätte er geahnt, dass er sein Götterleben vor allem mit unzähligen Frauengeschichten verbringen würde. Über 7 Brücken muss man gehen, wusste schon unser Lieblingsrumäne Peter Maffay, und wer einen Spiegel bricht hat 7 Jahre Pech, wird seine 7 Sachen packen und auf der Reise vielleicht die 7 Zwerge treffen. 7 Buchstaben oder Zahlen kann das menschliche Gehirn fehlerlos im Kurzzeitgedächtnis speichern und ein menschliches Haar hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von 7 Wochen. Warum ich das alles aufschreibe, ist mir ein Buch mit 7 Siegeln. 7 Leser also. Willkommen. Ich bitte alle anderen, sich auch in 7er-Gruppen zu versammeln, um das Prinzip zu erhalten. Danke.

(Stilbewusste Leser werden ankreiden, dass man alle Zahlen bis zur 13 als Wort ausschreibt, aber das sah irgendwie nicht so toll aus. Ich bin mir der Regel allerdings voll bewusst, aber nur weil alle gängigen Publikationen dieses ungeschriebene Gesetz beachten, muss es mich noch lange nicht tangieren. ;)..Und wo wir gerade dabei sind: Angeblich heißt es ja „das“ Blog, da es ein Web-Logbuch sei und da würde man ja auch „das“ sagen, aber irgendwie hört sich „das“ Blog genauso toll an wie „das“ Dschungel, was ebenso erlaubt aber dusselig ist und deshalb von mir ignoriert wird. So ein Blog verleiht Kräfte!!!)

Die folgenden Wochen, Monate und (falls sich das mit dem Maja-Kalender unerwarteterweise als Quatsch herausstellen sollte) Jahre werde ich dieses tolle Land Norwegen und meine Erlebnisse im selbigen in diesem Blog beschreiben. Ich werde konfus starten, was meine geneigten 7 Leser vielleicht schon weiter oben bemerkt haben, aber Übung macht ja bekanntlich wahre Künstler und alles wird gut, wusste schon Nina Ruge. Ich habe mir Rat bei erfahrenen Bloggern (das sind die mit 8 + x Lesern)  geholt und sie ermahnten mich strukturell vorzugehen, systematisch und logisch.

Ooook.

Vielleicht ein anderes Mal.

Wo war ich?

Norwegen wird also diesen Blog bestimmen. Mit amüsanten Anekdoten und spaßigen Fotos wird die harsche Alltagswelt im hohen Norden aufgelockert. Dazu gibt es noch alles, was mir sonst gefällt und den Weg aus meinem Hirn in den Blog schafft. Neue Filme oder alte Bücher (oh, hat jemand „Hunger Games“ geguckt?? Ich weiß immer noch nicht genau, was ich denken soll!), königlicher Tratsch und Hollywood-Klatsch (Kate ist schwanger?), und alles andere, was ich spannend finde und mit Euch teilen will. (Jawohl, es wird geduzt, wir sind in Norwegen und hier wird selbst der König geduzt. Angeblich. Ich stand nur vor dem Haus und durfte nicht rein.)

Hört sich doch alles prima an.

Vielleicht etwas egozentrisch.

Nun ja. Wie eine gute Freundin und eine der glorreichen 7 Leser mir heute schrieb: Du bist ein Kind des 21. Jahrhunderts. Ich nehme das als Kompliment.

So, das Fundament ist gelegt, Ihr, meine lieben sieben Leser, seid gewarnt und mental vorbereitet. Kommentieren ist erlaubt und erwünscht, Bemerkungen zu grammatikalischen oder orthografischen Fehlern können an Mirdochegal@duden.de geschickt werden.

Nun geht’s los! Er du villig til å reise til Norge?

Go!

P.S.: Könnt Ihr Glorreichen Sieben bitte einen Kommentar hinterlassen, damit ich Euch beim nächsten Mal persönlich anreden kann? Lesernähe ist mir wichtig.

Boah, das hat sich professionell angehört.

Mist, das jetzt nicht.

Auch nicht.

ARGH!

Ha det bra!

P.S.2: Der nächste Eintrag wird sich mit dem im Titel schon erwähnten Geitost/Brunost/Ziegenkäse beschäftgen, dem norwegischen Nationalkäse, den nie wieder zu essen ich geschworen habe. Recherchen laufen auf Hochtouren, der Kontakt zum norwegischen Käsehersteller TINE steht, vielleicht bekomme ich eine geführte Tour durch die Käserei. Die ahnen ja nicht, wen sie da in ihr Heiligtum lassen :))..to be continued…

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