Von eindeutigen aber fragwürdigen Wahlergebnissen, herbstlichen Inselwanderungen und einer überraschenden Taufe im Fjord

Di dudel dö diri du di dudel dö.

Ich übe schon mal.

Der Berg ruft nämlich.

Meine lieben Leser, Ihr habt entschieden:  Auf Platz 1 der „10 crazy things to do in Norway“ habt Ihr den Berg gesetzt. 32,39% von Euch wollen mich auf dem Dach Norwegens sehen. Platz 2 gehen gleichberechtigt an die Dunkelheit und den Preikestolen. Im Klartext: 15,49% möchten, dass ich mich an die Kante des Preikestolens stelle. Also Bergspitze und Felsenkante. Das bringt mich zu meiner ersten Frage:

WAS HABT IHR DENN GEGEN MICH?????????

Wie froh bin ich über meine Entscheidung, „Schwimmen mit Orcas“, „Basejumping“ und „Freier Fall im Canyon“ NICHT zur Wahl gestellt zu haben – Euch ist ja ALLES zuzutrauen! (Danke an dieser Stelle an alle, die mich etwas harmloseren Abenteuern aussetzen wollten!)

Der Berg also.

Meine erste Reaktion auf Eure Wahl?

„GENIAL! COOL! WOOHOO! KLASSE!!“

Ehrlich, vergesst mein Gemecker von weiter oben: Da habt Ihr eine tolle Entscheidung getroffen und ich bin aufgeregt und freue mich wie ein Schneekönig. Das wird suuuper! Ich scheine auch nicht alleine gehen zu müssen –  eine tapfere Männertroika will sich mit mir gemeinsam in luftige Höhen begeben.

Di dudel dö.

Zur Planung:  Die Saison auf dem Galdhopiggen endet Mitte Oktober und ich stehe gerade in Kontakt mit dem Tourismusverband Jotunheimen und einigen Hütten im Jotunheimen-Park und frage an, wie lange man denn noch auf den Berg steigen kann. Ich peile das vorletzte Oktoberwochenende an, warte aber noch auf die Antworten aus dem Park. Die Fotos, die ich im Internet gefunden haben, bringen mich dazu, jetzt, sofort und schon weg loszufahren. Es muss toll da oben sein! Ich sehe es schon vor mir:

Alles weitere, sobald ich einen Termin habe.

Damit Ihr so kurz vorm Wochenende etwas zu lachen habt, kommt hier noch meine Geschichte des Tages: Oslo erstrahlt heute in wunderschönstem Herbstsonnenschein, was mich zu einem Spaziergang nach Bygdoy inspirierte. Die Halbinsel ist von uns aus in knapp 20 Minuten zu Fuß erreichbar und ein wirklich wunderschöner Fleck zum Spazieren, Joggen, Picknicken oder….

….in den Fjord fallen.

Ja.

Ich dachte noch: „Ob die Steine wohl rutschig….“

PLATSCH.

Das Gute vorneweg: Das Wasser war wärmer als vermutet.

Was von Vorteil ist, wenn man drinsteht.

Mein erster Versuch, mit von den rutschigen Steinen zu entfernen, endete in….

PLATSCH.

Nun war auch mein Hintern nass.

Mit so viel Würde wie möglich hob ich mich aus dem Wasser und winkte dem Kanuten zu, der feixend an mir vorbeipaddelte. Ich suchte und fand alle Körperteile intakt, begab mich auf den nächsten trockenen Felsen und machte ein Foto. Klar.

Nach ausgiebigem Auswringen von Socken und Hosenbeinen setzte ich meinen Spaziergang fort. Was sonst?

Quitschquatschquitschquatsch.

Vorübergehende Spaziergänger blickten irriert auf meine dreckigen und nassen Hosenbeine, aber wie heißt es so schön im Schauspielunterricht: „Du musst es nur gut verkaufen!“

Nonchalant quietsche ich also vor mich hin, als wäre nichts geschehen. Was blieb mir auch übrig…hätte ich so in den Bus steigen sollen? Knapp 5 Kilometer später kam ich zuhause an und verlor erstmal ein Stück Seetang im Flur. Egal.

Nun sitze ich trocken und mit etwas aufgeschabtem Knie (Mitleid!) am Schreibtisch.

Morgen geht’s wieder nach Bygdoy.

Diesmal in Regenhose!

So, meine lieben Leser, das war es für heute!

Ich wünsche Euch zwei tolle Wochen, genießt den Herbst, die Ferien (falls Ihr welche habt!) und passt auf, wo Ihr hintretet! Ich fliege Sonntag nach Deutschland (schooooon wieder, ich weiß! Meine armen Eltern….*lach*) und freue mich schon riesig auf die Party am 5.10.! Bei Euch melde ich mich wieder am 12.Oktober! Bis dahin!

Ha det bra,

(noch trocken am Seebad auf Bygdoy)

Ulrike

Von verrückten Norwegern, blauen Weihnachtsmännern und dem neuen Konzept: Ich stelle mich zu Wahl!

Guten Morgen, liebe Leser!

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. In unserem Fall sind es gleich zwei Ereignisse und ihre großen Schatten sorgen dafür, dass der Blog heute ungewöhnlich früh erscheint. Aber nicht nur das: Die Schatten sorgen auch dafür, dass ich heute eine ganz moderne und pädagogisch wertvolle Form der Kulturarbeit an den Start schicke – den aktionsorientierten Blog. Woah! (Habe ich Euch erschreckt? – Entschuldigung….) Heißt nichts anderes als: Heute seid Ihr mal dran!!! Jawoll. Und zwar nicht nur, weil das Zeit spart, sondern auch, weil ich es lustig finde. Egoismus pur.

Aber mal von vorne: Morgen ist ein großer Tag hier in Oslo. Rund 17000 Menschen versammeln sich im Stadtzentrum, bringen die Stadt zum Erliegen und sorgen für gewaltiges Chaos. Demo? Nein, Oslo Marathon. Wir sind 2 der 17000. Ich bekomme jetzt schon Platzangst und muss mich laaange mental vorbereiten. Ab 14h dann das zweite Event, nicht ganz so umfangreich, aber nicht minder wichtig: Der Flohmarkt in der deutschen Gemeinde! Heute bin ich noch zum Sortieren und Aufbauen eingeteilt und morgen wird einer meiner köstlichen, veganen Käsekuchen das Buffet zieren. Es gibt also viel zu tun.

Der dritte und wichtigste Grund, warum der Blog heute interaktiv sein wird:

Ich habe ein wunderbares Buch gekauft und möchte es unbedingt mit Euch teilen. Nun können Buchkritiken fade sein und in diesem Fall bietet sich eine schnöde Kritik auch nicht an. Das Buch heißt nämlich:

„50 crazy things to do in Norway!“

Das scheint erstmal ein erstaunlicher Widerspruch zu sein. So schön es hier in Norwegen auch ist, „crazy“ ist nicht das erste Adjektiv, das ich mit unserer neuen Heimat in Verbindung setzen würde. Aber „oho!“ – was hatte ich mich getäuscht. Beim Durchblättern stieß ich auf zahlreiche, wirklich verrückte, Dinge. Aber auch auf machbare. „Uh..das würde ich auch gern machen!“ – „Aha, das……DAS MACHE ICH NIE!“ – „Was mache ich zuerst?“. Beim Grübeln kam mir dann ein wunderbarer Gedanke:

IHR entscheidet, was ich machen soll!

Ist das toll, oder was? Ich begebe mich und meine Zeit in Eure Hände. Per Umfrage und damit per Mehrheitsentscheid bestimmt Ihr, welches der „crazy“ Dinge ich hier in Norwegen machen und dann darüber schreiben soll. Natürlich habe ich eine Vorauswahl getroffen. Ich wollte nicht riskieren, dass Ihr mich zum „Basejumping aus 11500 Meter Höhe“ schickt oder zum „Schwimmen mit Orcas“. Manche Aktionen fallen aus jahreszeitlichen Gründen aus und werden im Frühjahrsblog wieder aufgenommen…versprochen! (Falls Ihr mich also zum Baden im Meer VOR dem 1. Mai schicken wollt, achtet auf die Blogs ab Februar!).

10 mehr oder weniger verrückte Dinge haben es aber geschafft, und hier sind sie:

Den Halling tanzen

Eine anscheinend sehr alte norwegische Tradition. Aus mir bisher noch unbekannten Gründen muss dabei ein Hut, der zwei Meter über dem Tänzer hängt, mit akrobatischen Tanzbewegungen von einem Stock gekickt werden. Im Idealfall gelingt dies mit einem Tritt und der Hut landet auf dem Kopf des Tänzers. Bei meinem athletischen Können eine wahre Herausforderung.

@Ingevalds

Auf der Kante des Preikestolen stehen

Hört sich jetzt erstmal nicht crazy an. Ich zeige Euch mal kurz den Preikestolen.

@Ritchyblack

Kante heißt ganz vorne. Okay?

Zu einem Rentierrennen gehen

Ein traditioneller Sport der samischen Bevölkerung Norwegens. Das wohl wichtigste Rennen findet um Ostern herum statt, aber es gibt weitere Rennen im Winter.  Der interessante Punkt an diesen Rennen ist die Tatsache, dass die Rentiere nicht gezähmt sein dürfen und nicht immer kommen Rentier und Fahrer gemeinsam ins Ziel. Hier müsste ich mich nochmal genauer informieren, was mit den Rentieren geschieht, aber ich stelle es trotz allem mal zur Wahl.

Ein blauer Santa werden

Nein, wir reden nicht von einem betrunkenen Weihnachtsmann! Blue Santas oder „blå nisse“ finden sich in Nord-Norwegen in der Region Målselv. Sie tragen blaue Hüte, färben den Himmel im Winter blau und verüben Streiche. Es scheint sich um eine harmlose, aber lustige Wichtelart zu handeln.

Die vier großen norwegischen Schriftsteller lesen

Das wäre einfach, dachte ich. Ibsen, Jostein Gaarder…na da habe ich doch schon mal zwei abgehakt. Banause, ich. Es handelt sich, laut meiner Quelle, um: Bjørnstjerne Bjørnson, Alexander Kielland, Jonas Lie und..puuh…Henrik Ibsen. Die vier haben anscheinend gemeinsam die Basis der norwegischen Literatur geschaffen. Aus ihren Werken ganz nebenbei auf einer Party zu zitieren, brächte Respekt von den anwesenden Norwegern. Um Diskriminierung vorzubeugen, erwähnt das Buch auch Amalie Skram, Magdalene Thoresen und Camilla Collett. Wer also möchte, dass ich meine Zeit dem Lesen opfere (wie schrecklich!!!), wählt diese crazy(?) Aktion.

In die Hölle fahren

In Norwegen kann man seinem Gegenüber gefahrlos an den Kopf werfen: „Go to Hell!“ und dann, kurz bevor der Streit eskaliert, hinzufügen: „ Na, nach Hell in Trøndelag!“ Der kleine Ort mit dem ungewöhnlichen Namen hat es zu einiger Berühmtheit gebracht und ist ein beliebter Platz für Eheschließungen. Berühmteste Tochter der Stadt ist Mona Grudt, die ehemalige Miss Universum.

Den inneren Engel finden

Kronprinzessin Märtha-Louise hat ihn bereits gefunden und gibt ihr Wissen in der von ihr gegründeten „Astarte Education“ –Schule in Oslo weiter. Ein kurzer Ausschnitt aus dem Kursprogramm macht Angst…ach nein…Lust auf mehr. „With the help of the angels we can potentially release old habits, blockages, fears, cords etc., both within the other person and within ourselves. This may free us to act on our own impulses instead of in response to other people’s ingrained patterns and fears that we have always thought were our own.” (Quelle: http://www.astarte-education.com/eng/qa.html) Die Tages- bis Dreitagekurse sind unverschämt teuer und falls ihr diese Aktion wählen sollte, schicke ich Euch meine Kontonummer.

Dem Weihnachtsmann MILCHBREI geben!

Nur noch 3 Monate bis zum Julfest! In Norwegen gibt es sechs unterschiedliche Weihnachtsmänner oder- wichtel und sie alle lieben Porridge. KORREKTUR: Dank Thea bleibt mir der Zorn des Weihnachtsmannes erspart, denn sie hat mich früh geug darauf hingewiesen, dass der Weihnachtsmann NUR MILCHREIS akzeptiert. Na, das wäre ja eine Katastrophe geworden! Da pflastere ich halb Oslo mit Porridge!! DANKE THEA! Am Heilig Abend wird also eine Schale mit MILCHREIS vor die Tür gestellt und am nächsten Morgen ist sie leer! Ich würde die Stadt mit MILCHREIS-Schalen verzieren.

Quäl deine Beine!

Der höchste Berg Norwegens liegt in Jotunheimen (der „Heimat der Riesen“),  heißt Galdhøpiggen und ist 2469 Meter hoch. Und wozu sind Berge da? Richtig: Zum von unten angucken! Aber mein Buch meint, ich sollte mal auf den höchsten klettern und mich wie eine echte Norwegerin fühlen. Wer also möchte, dass ich mich auf das Dach Norwegens schleppe, klickt entsprechend. Auf geht’s!  Call me Ulrike Messmer-Trenker.

http://www.amtsberg-wetter.de/norway07/norway07.htm

In totaler Dunkelheit leben

In Nordnorwegen geht die Sonne im Oktober unter und schafft es  erst wieder vier Monate später wieder über den Horizont. Ein Wochenende in totaler Dunkelheit soll ein Erlebnis sein, wenn nur manchmal ein leichter türkiser oder gelber Schimmer am Himmel erscheint. Ich packe dann vorsichtshalber meine „Glücklichmachlampe“ ein!

SO, das war es!! Eine spannende Auswahl, ich entschuldige mich bei allen, die es gern sehen würde, wenn ich mich kopfüber in einen Canyon stürzen würde. Vielleicht ein anderes Mal!

Nun liegt es an Euch! Die Abstimmung ist für eine Woche geöffnet, jeder hat zwei Stimmen (einfach auf das Kästchen neben der gewünschten Aktion klicken) und die siegreiche Aktion wird so schnell wie möglich durchgeführt! (Bei Gründen, die nicht in meiner Macht liegen und mich von der Aktion abhalten sollten, rutscht Platz 2 nach!)

Ich bin unglaublich gespannt!!!!

Habt eine wunderschöne Woche, lauft mal wieder ein bisschen durch die Natur, stellt Euch verrückte Aufgaben und seid dankbar. Einfach mal so.

Klem und ha det bra,

Ulrike

Von ideologischen Paradoxen, Trockenfisch zu Weihnachten und Veganern mit Blutwurst-Therapie

Was ist ein Paradox? Wikipedia definiert Paradox so: „ (…) scheinbar oder tatsächlich unauflösbarer Widerspruch“. Ein Paradox ist also: Eine Vegetarierin beschreibt die norwegische Küche. Hallo meine lieben in 7er Gruppen hungrig guckenden Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Wie versprochen, widmet sich der heutige Blog der norwegischen Küche und ihren mannigfaltigen Fleisch- und Fischrezepten. Gemüserezepte sind eher selten, denn das Vegetariertum in Norwegen steckt in seinen Kinderschuhen.

Nein, das ist falsch.

Es krabbelt eher in Babysocken vor sich hin.

Das Prinzip von Gemüse als Hauptmahlzeit wird kritisch betrachtet und ich vermute, dass Vegetarier in manchen Bergdörfern als Werkzeug des Teufels angesehen und mithilfe geräucherter Rentierkeulen über die Felder getrieben werden. Der Zustand „vegan“ findet sich auf der Liste gefährlicher Krankheiten, vermute ich mal weiter fröhlich vor mich hin, und wird von Landärzten mit Blutwurst behandelt. Generell gilt: Fleisch ist geil! Es bedeutet „Wohlstand“ und Gäste werden traditionell eher mit Fleisch als mit Fisch bewirtet. Aber dies soll ja kein ideologischer, sondern ein kulturell-kulinarischer Blog werden. Auf geht’s also, vorurteilsfrei und gespannt!

Was ist typisches norwegisches Essen?

Startpunkt für meine Recherchen waren Freunde und Schulkollegen, doch deren Antworten waren nicht immer befriedigend: „Pølser! – Pizza Grandiosa! – Fish Mac?“ schallte mir entgegen. Nun gut, Pølse med lompe ist allgegenwärtig in Oslos Straßen und Kiosken ; das Würstchen im Teigfladen erfreut sich allerhöchster Beliebheit. Pizza Grandiosa ist Kult und nicht wegzudenken aus norwegischen Tiefkühltruhen. Einer unbestätigten Statistik zufolge verschlingen 5 Millionen Norweger jährlich 24 Millionen Grandiosa-Tiefkühl-Pizzen. Das lasse ich mal so stehen.

Von meinen unzuverlässigen Interviewpartnern wechselte ich zu norwegischen Restaurants. Und stieß auf ein erneutes Paradox: Norwegen/Restaurant. In Oslo gibt es Unmengen von Restaurants: Von albanischer bis zypriotischer Küche ist fast alles vertreten. Das einzige Restaurant, das in Majorstuen mit norwegischer Küche prahlte, bot Kjøttkaker und Wiener Schnitzel.

Die Deichmanske Bibliothek war mein nächster Anlaufpunkt und hier endlich wurde ich fündig: In einem kleinen Bücherregal stieß ich auf ganze sechs Bücher zur norwegischen Küche. Sechs! (Geht doch bitte mal in Eure Stadtbibliothek und zählt die Bücher über deutsche Küche. Ich vermute, Ihr kommt auf 50…mindestens….) Aber immerhin sechs Bücher! Ich entschied mich für „Norsk mat og kultur“, weil ein hübsches Bild das Cover ziert und begann zu lesen.

Ein Land über sein traditionelles Essen kennenzulernen ist kein origineller, aber wunderbar befriedigender Weg. In Theorie allerdings weniger befriedigend, aber ich bin ja noch im Anfangsstadium.  Schnell war klar: In Norwegen kommt auf den Tisch, was das Land/der Wald/das Meer zu bieten hat. Die Rezepte erzählten mir ebenso viel über die Landschaft in Norwegen wie die angefügten Bilder. Hier eine Reihe norwegischer Gerichte, die in euren Köpfen eine Bilderflut starten wird:

Elchfilet mit Pilzsauce, Lammkoteletts mit Rosmarinkruste, Dorsch mit Schnittlauchbutter, Blutpudding mit Brot, Familie Kochs Weihnachtsschinken, Mandel-Kartoffelsuppe, Gekochter Lachs mit Gurkensalat, Lammeintopf mit Weißkohl, Fischsuppe aus Vikna, Heringssuppe, Geräucherter Lammfleisch mit frittiertem Kohl, Gedeckter Apfelkuchen, Nusskuchen mit Torfbeerenkäse, Rhabarberkuchen mit Rahmsauce.

Na? Hunger?

Die norwegische Küche ist deftig und wirkt ehrlich und bodenständig auf mich. Nur dem Gemüse sollte aus seinem Beilagen-Dasein geholfen werden.

Eines der herausforderndsten Gerichte in Norwegen ist Rakfisk, knapp gefolgt von Lutefisk. Rakfisk ist eine für mehrere Monate eingelegte Forelle, die ohne weiteres Kochen nach besagten Monaten roh verzehrt wird.

Warum weiß niemand. Vielleicht als Strafe?

Lutefisk ist ein traditionelles Weihnachtsessen und besteht aus einem in Lauge eingelegten Trockenfisch, der durch die erneute Wasseraufnahme aufbläht und gummiartig wird. Glücklicherweise gibt es dazu eine Menge Aquavit. Prost und Mahlzeit! Brot darf bei keiner Mahlzeit fehlen und die Norweger lieben ihr smørbrød zum lunsj oder Frühstück. Eine der beliebtesten Varianten ist das grøvbrød, was wir wohl als Mehrkornbrot oder Vollkornbrot bezeichnen würden.  Ansonsten gilt: Fleisch und Fisch her! Kjøttkaker, Fleischkuchen, sind anscheinend ebenso beliebt wie Kjøttboller, die bei IKEA auf jedem Teller rollenden Fleischbällchen. Sild ist Hering und die Norweger lieben ihn eingelegt in verschiedene Saucen und mit Kartoffeln. Ganz Hartgesottene haben sild zum Frühstück. Lachs ist in allen Variationen beliebt und gehört zu den wohl wichtigsten Exportschlagern Norwegens.

Die Norweger lieben Nachtische und auch hier fühle ich mich immer wieder nach Saltkrokan versetzt oder in die Villa Kunterbunt. Waffeln mit Johannisbeermarmelade, Apfelkuchen mit Sahne und Zimt, Zuckerbrot und Reismehlkuchen sind nur einige der traditionellen Rezepte, die mir beim Lesen von „Norsk mat og kultur“ das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. (Und: Ja, ich weiß, dass Astrid Lindgren Schwedin ist, aber es passte sich so nett.)

Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, meine lieben Leser: Ich habe Hunger bekommen. Mal sehen, welches Rezept es heute bis auf unseren Abendbrottisch schafft! Während des Schreibens ist ein interessanter Konflikt in mir entstanden: Die Neugier auf viele der vorgestellten Rezepte versus mein Nein zu Fleisch und (größtenteils) Fisch. Was nun? Ganz einfach: Ich suche weiter. Und zwar nach norwegischen Gemüserezepten, -suppen, -aufläufen. Falls Ihr zufällig einige kennt oder findet, schickt sie mir doch bitte!

Das war es für heute, meine lieben Leser. Wir haben das kulinarische Norwegen in Theorie angekratzt, die Praxis wird folgen! Ich wünsche Euch allen ein köstliches Wochenende, bleibt neugierig, genießt den Herbst und drückt mir morgen um 14h die Daumen beim KK Mila- 10km-Lauf in Oslo.

Ha det bra,

Ulrike 🙂

Von anhaltenden Sprachverwirrungen, Lehrern mit dringenden Bedürfnissen und dem Auftrag, Fernsehen zu gucken!

Hei hei all sammen!

Wie Ihr sehen könnt, trägt mein Norwegischkurs gewaltige Früchte! In naher Zukunft werde ich mich unerkannt unter eine Gruppe Norweger mischen können. Ich werde snakken und snakken und wie lustig wird es sein, wenn wir feststellen, dass sie über die Bierpreise in Schweden rede und ich über die Ölkatastrophen im Atlantik. Bier heißt nämlich „Ǿl“ im Norwegischen, das kann man schon mal verwechseln in der Aufregung.

Montag begann also die zweite Runde in dem noch etwas unausgeglichenen Kampf „Norwegisch-Ulrike“. Der Gegner hat für dieses Level einen Verbündeten aufgestellt, an dem ich mir die Zähne ausbeiße. Sein Name: Tut nichts zur Sache. Seine Position: Norwegischlehrer. „Tut nichts zur Sache“ hat einen entscheidenen Vorteil in diesem Kampflevel: Nicht nur, dass er Norwegisch spricht…oh nein….er spricht ein Norwegisch, das ich nicht verstehe.

Null.

Nada.

Nix davon.

„Tut nichts zur Sache“ guckt mich an, öffnet den Mund und ich….bin ratlos. Es ist Norwegisch, soviel ist sicher. Bewiesen unter anderem dadurch, dass meine Kampfgenossen ihm in dieser Sprache antworten. Sie scheinen ihn zu verstehen. Erstaunlich.

Über die vergangenen vier Tage haben „Tut nicht zur Sache“ und ich ein interessantes Verhältnis aufgebaut, das auf non-verbaler Kommunikation beruht. Beispiel: „Tut nicht zur Sache“ erklärt allgemein etwas in der Klasse, blickt dann mich an. Nicke ich strahlend, heißt das: Jau, ich habe was verstanden. Schlage ich mit dem Kopf auf der Tischplatte auf, bedeutet es: NEIN, verdammt nochmal, what the f***?

Woraufhin „Tut nicht zur Sache“ alles nochmal erklärt. Langsam, gaaanz langsam. (Ich bin beliebt in der Klasse, ehrlich!!)

Manchmal erheitert unser Verhältnis auch den Rest der Klasse. (Wieso eigentlich „auch“?) Gestern erklärte TNSZ etwas – ich versuchte verzweifelt den Inhalt zu ergründen. Er war agitiert und ein dringendes Bedürfnis schien ihn anzutreiben, es uns zu erklären. Ich tat mein Bestes. Alle anderen lachten. Ich wollte auch mitlachen! Also sprach ich:

„Kan du jenta? Hva betyr „tisse“? Er det en veldig viktik ord?“ (Kannst du es nochmal sagen? Was bedeutet „tisse“? Ist das ein sehr wichtiges Wort?)

Während die Klasse wieherte (Streber!!), blickte mich „Tut nicht zur Sache“ ernst an und antwortete auf Deutsch: „Ich hab gesagt: Ich muss dringend pinkeln.“

Worauf ich mit der größtmöglichen Würde den Begriff „tisse (Verb) – pinkeln“ notierte und meinem Gesicht damit Zeit gab, sich zu entröten.

Wir haben also gewaltig viel Spaß im Kurs und abgesehen von „Tut nicht zur Sache“ kann ich mit allen anderen gut kommunizieren. Englisch ist strikt verboten im Klassenzimmer, von Deutsch wurde aber nichts gesagt und da diesmal noch zwei andere Deutsche teilnehmen, können auftretende Probleme flink gelöst werden. „Tut nicht zur Sache“ spricht allerdings auch Deutsch, was wir bei unseren Gesprächen NIE ausser Acht lassen dürfen – der Gegner hört immer mit!

Montag treten wir in die zweite Woche und nach einer ersten Evaluation gestern bin ich auf den Fortgang des Kurses gespannt. Wir konnten unsere Begeisterung oder unseren Unmut äußern, ein gutes Konzept, wie ich fand und „Tut nicht zur Sache“ hat sich unsere Punkte geduldig angehört und einige auf gleich umgesetzt.

Denke ich.

Dass ich ihn nicht verstehe, könne er momentan nicht ändern.

Blöd jetzt irgendwie.

Dafür soll ich aber ganz viel TV mit Untertiteln gucke und Radio hören, um mich so an verschiedene Stimmen und Arten von Norwegisch zu gewöhnen.

Brillanter Plan: Statt einer Person, die ich nicht verstehe, sind es dann 20. Wie aufbauend!!

Meine lieben, hoffentlich nicht ratlosen, Leser, immerhin hat die ganze Sache einen Vorteil: Ich habe etwas zu erzählen! Diesmal mal wieder sehr viel von mir persönlich und weniger über das Leben in Norwegen, aber das passt schon, oder? *Lach*

Was ich in dieser Woche über Norwegen gelernt habe, war aber auch ganz interessant und ich will es euch nicht vorenthalten:

  1. Großvater und Großmutter werden im Norwegischen genauer beschrieben als im Deutschen.  „Bestemor“ und „Bestefar“ sind die allgemeinen Begriffe. Dann gibt es aber auch „Mormor“/“Farmor“ und „Morfar“/ „Farfar“. NAA? Was denkt Ihr bedeutet es? (Es gib keine Preise für die richtige Antwort..sorry!)
  2. Kinder gehen von Klasse 1 bis 7 in die „grunnskole“ und haben Englisch ab der ersten Klasse.
  3. Im Nordnorwegen können Schüler ab der 8. Klasse auch Sami oder Russisch als Zusatzsprach wählen, im Rest des Landes sind Französisch, Deutsch oder Spanisch üblich.
  4. Das Namensrecht in Norwegen ist offen wie die Löcher im Schweizer Käse. Alles ist möglich nach der Heirat: Hätte ich Martin hier im Land geheiratet, hätte ich Ulrike Kirschbaum, Ulrike Niemann Kirschbaum oder Ulrike Niemann heißen können. Martin hätte also alle Möglichkeiten offen gehabt, aber die Mehrheit der Männer in Norwegen (rund 98%) behalten ihren eigenen Namen.
  5. Alkohol über 17% wird im Norwegischen „Sprit“ genannt.

Gewaltig, oder??? Mit diesen wichtigen Informationen zum Alltag in Norwegen verabschiede ich mich für diese Woche, meine lieben Leser! Nächste Woche steht das norwegische Essen auf dem Speiseplan, nein, Blog-Plan und ich freue mich auf eine Woche voller Recherchen!

Lasst es Euch bis dahin gut gehen, lacht über die Momente im Leben, wo man nichts versteht, freut Euch über alle Probleme, die Ihr nicht habt und hört mal wieder Radio!

Ha det bra,

(Opera Oslo)

Ulrike