Jeg velger meg april! ODER Frühlingsgrüße aus Oslo…

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Jeg velger meg april
I den det gamle faller,
i den det ny får feste;
det volder litt rabalder,-
dog fred er ei det beste,
men at man noe vil.

Jeg velger meg april,
fordi den stormer, feier,
fordi den smiler, smelter,
fordi den evner eier,
fordi den krefter velter,-
i den blir somren til!

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen! Der Frühling kommt mit Riesenschritten und auch wenn meine Nachbarn das Haus mit Skiern über der Schulter verlassen, auch wenn jetzt am Wochenende Biathlon World Cup am Holmenkollen ist – ich bin in Frühlingsstimmung. Und zwar ganz genau so, wie Bjørnson das in seinem Gedicht beschreibt. Für mich stürmt und fegt, lächelt und schmeckt, umstürzt und lärmt nicht nur der April sondern der ganze Frühling.

Geht Euch das auch so?

Alles fängt von vorne an und ich bin voller Energie! Habe Lust auf Abenteuer, unzählige Ideen für neue Theaterprojekte, will reisen und lachen und einfach auf und los und weg…oder hin…wie man es eben nimmt! Und da mich bisher immer noch niemand anstellen will (echt deren Verlust, seien wir mal ehrlich ;)…) habe ich auch alle Zeit der Welt, um meine Ideen in die Tat umzusetzen. Das Tolle an Oslo ist für mich: Ich habe hier in den letzten fünf Jahren so viele Projekte starten und Ideen umsetzen können. Niemand hält mich ab, im Gegenteil, es finden sich lauter gutgelaunte Menschen, die sich beteiligen.

Und während also die Norweger glücklich ihr ute-pils genießen, das Straßenleben erwacht und die Sonne vom Himmel strahlt, tüftle ich über meinen Kulturideen. Das ist echter  Luxus, glaubt mir, das weiß ich! Das Neue (also auch eine neue Idee) wird gefeiert, schreibt Bjørnson und recht hat er. Ich bin ja nicht gerade als Lyrik-Fan unterwegs, aber manchmal treffen Gedichte ein Gefühl so genau, dass es mich fast umhaut. Rilke kann das bei mir, Mascha Kaléko oder die wunderbare Dorothy Parker. Rilkes Satz “In meinen Armen schlafen Wälder ein” gibt mir jedes Mal eine Gänsehaut. Ha, und schon habe ich ein neues Projekt für mich selbst: Mehr Gedichte lesen, wer weiß, was an Gänsehaut da draußen auf mich wartet! Hm… und dann vielleicht eine Fotoausstellung mit Gedichten!

Ob Bjørnson auch zum Frühjahrsputz motiviert? Es gibt Menschen, die putzen gerne – mir muss man eine große Belohnung versprechen oder mich währenddessen mit Gummibärchen bei Laune halten. Aber vielleicht schafft der norwegische Nationaldichter ja das Wunder und ich rücke frühlingsenthusiastisch mit Lappen und Eimer dem Winterschmutz zu Leibe. Denn schließlich soll auch hier drinnen Frühling sein. Nille und Clas Ohlson überbieten sich mit gut in Sichthöhe platzierten Putzartikeln, deren Verpackungen frühlingshaft rosa und lindgrün sind und fast Lust auf Putzen machen. (Naja, eine Tüte Gummibärchen daneben würde noch besser wirken!)

Und so schwelge ich also durch diesen frühlingshaften Freitagmorgen und schicke Euch allen, egal wo Ihr seid, die wunderbarste norwegische Frühlingssonne.

Jeg velger meg april,
fordi den stormer, feier,
fordi den smiler, smelter,
fordi den evner eier,
fordi den krefter velter,-
i den blir somren til!

***

Das war es für heute, meine lieben Leser. Ich wünsche uns allen eine wunderbare Woche und schicke beste Wünsche an alle, die selbst der Frühling im Moment nicht trösten kann.

In der Kleinen Deutschen Szene Oslo steigt die Aufregung, denn in knapp zwei Wochen ist Premiere und nach einer sehr geglückten musikalischen Probe gestern freue ich mich noch mehr auf unsere Aufführungen am 1. und 2. April. In der Rasselbande, der Kindergruppe in der Deutschen Gemeinde, haben wir den Frühling schon gefeiert und ich freue mich auf viele weitere Treffen mit diesem lustigen, lauten, bunten Haufen. Hier Zuhause freue ich mich auf unsere Fahrt mit der Color Line, auf lange Touren in Wald und Feld und über ein quasseliges, wirbelwindiges Wunder, dessen Lieblingswort im Moment “Puuups!” ist.

Ob ich das irgendwie auf “Frühling” ändern kann? – Nee, oder? Langweilig!!! Und Langeweile wollen wir im Frühling nicht!

In diesem Sinne: Seid stürmisch und mutig, verliebt und vergnügt, kreativ und neugierig. Es ist Frühling!

Ha det,

Jeg velger meg

Ulrike (und ab geht es nach draußen!)

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Schweine im Wald! ODER Ulrikes Wochenmix

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“Und Ihre positiven Eigenschaften?” – Tja, was würde ich da sagen beim Bewerbungsgespräch? …Hm… Ich habe gerade viel Zeit nachzudenken.  Es ist Freitagmorgen, 8.50 Uhr und Gesa und ich sitzen seit einer gefühlten Ewigkeit im Flur. Eigentlich müssen wir los zum Kindergarten. Das wunderbarste Kind der Welt will sich aber selber anziehen. Toll, ehrlich!! Nur: das kann dauern. Gerade zieht Gesa den pinken Winterstiefel, den sie endlich, endlich am richtigen Fuß hatte, wieder aus. “Schuh dumm.” Stellt ihn weg und greift zu den Turnschuhen. Es schneit seit Stunden. “Mamma, Gesa Tuschuh!”(Warum, warum habe ich die Turnschuhe gestern Abend nicht versteckt?) – “Schatz, das geht nicht, es liegt Schnee.” Gedankenpause beim Kind. “Mamma, Gesa TUUUUSCHUHHH!”  21, 22…

”Und Ihre positiven Eigenschaften?”

“Ich bin sehr geduldig!”

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Diesmal zu einem meiner beliebten Mix-Artikel. Was war also los in der letzten Woche?

Ich schreibe Bewerbungen. Das wird ja auch mal Zeit, denkt sich so mancher. Na, eben! Und deswegen geht das jetzt auch los. Mein Plan ist ja, mich als Quereinsteiger in einem Kindergarten zu bewerben und die dann mit meinem theaterpädagogischen Konzept so vom IKEA-Kinderstuhl zu hauen, dass sie mich sofort einstellen. Ich finde, das ist ein prima Plan! Von nav.no, dem norwegischen Arbeitsamt, bekomme ich fast täglich Stellenausschreibungen von Kindergärten zugeschickt und, so toll ich das finde, irritiert es mich irgendwie: Gibt es so viele Kindergärten oder ist die Fluktuation so hoch oder was? Irgendwie finde ich jeden Tag mehrere Stellenanzeigen erstaunlich. Oder?

Nun bin ich aber nicht die einzige, die als Quereinsteigerin versucht, in den Arbeitsmarkt zu kommen und deshalb verlangen die meisten Kindergärten seit einiger Zeit auch für Assistentenstellen “vorherige Erfahrung im Kindergarten”. Nun glaube ich nicht, dass die meine eigene Kindergartenzeit meinen und ich zweifle, ob ich mich auf diese Stellen überhaupt bewerben sollte. Naja, denk denk. Vielleicht finden die ja den Rest von mir so spannend, dass sie denken….Auf jeden Fall surfe ich seit Tagen durchs norwegische Netz und suche mir die besten Tipps, wie man einen norwegischen CV schreibt. Da gibt es beispielsweise cvnerden.no, die fand ich nicht schlecht.

So quasi nebenbei verbessere ich dabei mein Norwegisch und habe mir auch ein Buch ausgeliehen mit dem spannenden Titel: På Jobb. Yrkesrettet norsk for minoritetsspråklige voksne. Nun fühle ich mich nicht als sprachliche Minorität (ich höre manchmal unterwegs in Oslo mehr Leute Deutsch reden als Norwegisch), aber das Buch erfüllt seinen Zweck. Außerdem habe ich bei Facebook die Videos von norsklærer Karense gefunden, die gutgelaunt und interessant über norwegische Grammatik videobloggt. In einigen Episoden erklärt Karense norwegische Sprichwörter und Ausdrücke und betont, wie wichtig es ist, diese in den täglichen Sprachgebrauch einzufügen. Ich habe mal mitgeschrieben für Euch – einige haben wir im Deutschen auch, andere musste ich mir erst erklären lassen:

å brenne alle broer – Alle Brücken hinter sich abbrechen

å ha det sånn midt på treet – mittelprächtig (wem fällt ein deutsches Sprichwort ein?)

å slå to fluer i en smekk – Zwei Fliegen mit einer Klatsche

å henge i stroppen – In den Seilen hängen

å være sulten som en ulv – Hungrig wie ein Wolf sein

å gå på skinnerwörtlich: Es läuft wie auf Schienen, also: Es läuft wie geschmiert

å ta en spansk en – Den einfachen (nicht immer erlaubten) Weg wählen

å ha svin på skogen – Etwas vertuschen

Die beiden letzten finde ich spannend, weil Karense auch die Herkunft des Ausdrucks erzählt: spansk nannte man (oder nennt man) eines des Seile, mit dem das Hauptsegel auf einem Segelboot eingeholt werden kann. Es gibt verschiedene dieser Hilfsseile, das spansk soll aber das sein, mit dem es am einfachsten geht. Es gibt noch eine Herkunftsgeschichte aus dem Prostituiertenmilieu, aber die ist nicht blogg-geeignet…

(Na, wer googelt es schon??? Erwischt!!! :=)..)

Å ha en svin på skogen heißt wortwörtlich „Ein Schwein im Wald haben“ und kommt aus der Zeit, als Bauern Steuern auf die Anzahl und die Art ihrer Tiere zahlen mussten. Kündigte sich also ein Steuereintreiber an, versteckten die Bauern (meistens) Schweine im Wald, um weniger Steuern zahlen zu müssen.

Spannend, oder? Ich werde versuchen, die Begriffe ab jetzt zu benutzen, das wird bestimmt interessant!

Interessant ist auch, was vor kurzem in den russischen Medien kam: Kanal 1, der größte russische Fernsehkanal, berichtete, dass Norwegen unter Gemüseknappheit leide! Das reichste Land der Welt und ohne Grünzeug!!!  Diese Krise auf dem Nahrungsmarkt führe dazu, dass norwegische Verbraucher nur eine begrenzte Anzahl an Salatköpfen oder Broccoli pro Person kaufen dürften!! Oi!

Hm.

Nun will ich es nicht drauf ankommen lassen, aber ich bin mir sicher, dass mich mein KIWI gegenüber widerstandslos mit 20 Broccoli und 15 Salatköpfen abziehen lassen würde. Auch der Chef des größten Gemüsevertreibers BAMA zeigte sich überrascht von den russischen Nachrichten und meinte, sollte es diese Knappheit geben, hätte man ihn sicher darüber informiert.

Hello, fake news!

Vielleicht ist der Artikel über die fake news aus Russland ja auch fake news??? Und vielleicht ist mein Artikel mit den fake news über die fake news AUCH fake news!!

Mir dreht sich alles!

Bevor Ihr nun aber beginnt, Salat-Care-Pakete zu schicken, Selleriebriefe zu schreiben oder Euch mit Körben voller Mohrrüben auf den Weg macht: STOPP! Alles gut, uns geht es prima!!!

Aber danke.

***

So, meine lieben Leser, das war es für heute! Ich kehre zurück zu meinen Bewerbungen. Falls irgendwer irgendwen kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der mich in Lohn und Brot nehmen würde – ich bin eine sehr geduldige, sprachbewusste, vitamingenährte Theaterpädagogin, die weder en svin på skogen hat noch in den Seilen hängt. Und da die virtuelle Welt ja groß ist, wer weiß….

Ich wünsche uns allen eine tolle Woche und bei denen von Euch, bei denen es gerade nicht gut aussieht, warum auch immer: Kopf hoch! Ich schicke Euch ganz besonders liebe Grüße!

Ha det,

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(die köstlichste Schokolade EVER – getrunken in Kristines franske fristelser in Marienlyst. Geht und genießt!)

Ulrike

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Norskprøve Teil 2 ODER „Bare ta det med ro!“

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Die schwarzhaarigste Frau der Welt und ich lachten uns an. Beschwingt stieg ich die Treppen runter zum Ausgang der Schule. Der schriftliche Teil war erledigt! Juchhuuuuuu! – Keine fünf Sekunden hielt die Freude, dann der Gedanke: Und morgen kommt die mündliche Prüfung.

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Heute nehme ich Euch also mit in Raum 324 in Gebäude A der Rosenhoffschule in Oslo. Am Abend vor der Prüfung informierten mich via facebook andere Prüflingen bereits über mögliche Themen: „Braucht die Welt mehr Vegetarier?“ – „Was macht dich im Leben glücklich?“ – „Sind Norweger zurückhaltend?“ – und und und. Viel zu viele Themen, als dass ich mich irgendwie hätte darauf vorbereiten können. Meine mündliche Vorbereitung war eh mager gewesen. Was daran liegt: Ich rede nicht gern Norwegisch. Blöd, was? Es passiert mir immer noch zu oft, dass man mir auf Englisch antwortet oder das Gegenüber nachfragen muss, weil sie mich nicht verstanden haben. Das wird natürlich nicht besser dadurch, dass ich nicht rede.

Ein Teufelskreis!!!

Naja, ich habe es halt ein bisschen sportlich genommen und gedacht: „Das wird schon, im Notfall spielst du ein bisschen Theater und bringst sie zum Lachen – dann habt Ihr wenigstens Spaß in der Prüfung.“

30 Minuten zu früh stand ich vor Raum 324. Das war praktisch, konnte ich mich doch mit den anderen Prüflingen unterhalten (auf Norwegisch, klar) und das war ein bisschen wie Aufwärmen. Machen wir in der Theatergruppe auch immer, das hilft. Dann tauchte auch mein Prüfungspartner auf: Ein sympathischer Mittdreißiger aus Mexico, mit dem ich mich gleich blendend verstand. Wir beschlossen, in der Prüfung einfach eine gute Zeit zu haben. Die Tür öffnete sich und eine Prüferin, die aussah wie die stereotype Klischeelehrerin (doppelt gemoppelt hält besser), rief die nächsten Prüflinge hinein. Oh Himmel, von der wollte ich aber nicht geprüft werden. Dunkler Pagenkopf, schwarzumrandete Brille und ein verkniffenes Lächeln schmückten die im Herzen bestimmt gute Frau.

Mit meinen Theaterspäßen hätte ich bei ihr keine Chance, soviel war sicher.

Mein mexikanischer Partner und ich erzählten uns dann weiter von unseren tollen Kindern und ich wurde von Minute zu MInute nervöser. Aber dann wurden wir aufgerufen – und die Aufregung war weg. Genau wie auf der Bühne.

Gleich beim Eintreten stelle ich beruhigt fest, dass nicht der Pagenkopf sondern eine gemütliche, blonde Dame mit nettem Lächeln unsere Gesprächspartnerin war. Sie stellte sich kurz vor, wir erledigten alle Formalitäten und dann ging es los. Vorstellen sollten wir uns kurz. Ich durfte beginnen, erzählte wer ich bin, warum ich in Oslo bin und was ich hier mache.

Das ging prima, ich hatte sogar Spaß an der Sache.

„Ja, danke!“ beendete mich die Prüferin dann und forderte meinen Prüfungspartner auf, sich vorzustellen. „Aber ganz kurz, bitte.“

Huch. Hatte ich zuviel geredet???

Egal, weiter im Text. Nun bekam jeder von uns eine Frage gestellt, die wir alleine beantworten sollten. Wieder durfte ich anfangen. Meine Frage lautete: „Was ist nötig, damit man sich in einem neuen Land wohlfühlt?“

Hmpf. Die Frage lag mir irgendwie nicht und ich begann von Freunden und Hobbies zu reden, Versuchen zur Integration (in Norwegen also beispielsweise mit dem Langlauf zu beginnen) und wie wichtig es sei, die Landessprache zu sprechen. Viel heiße Luft war in der Antwort – aber es ging ja mehr darum, wie ich antwortete, weniger WAS, hoffte ich.

Dass das WAS man antwortete aber nicht ganz unwichtig war, erlebte ich, als mein mexikanischer Partner seine Einzelfrage falsch verstand. Antworten sollte er auf die Frage, welche kulturellen Ereignisse (Feiertage etc.) er in Norwegen besonders interessant fände und warum. Anscheinend hatte er aber nur verstanden, er solle etwas über die Kultur des Landes sagen. Sehr eloquent verglich er die norwegische Kultur (im Sinne von Mentalität) dann mit der mexikanischen. Und stellte dann als größten Unterschied dar, dass in Mexiko vieles eigenständig geregelt werde, während die Norweger, seiner Meinung nach, einen großen Teil der Verantwortung dem Staat überlassen. Kindergärten und Altersheime waren für ihn beispielsweise ein Zeichen von schlechter Familienmoral.

Hm.

Das Lächeln der Prüferin wurde etwas schmaler, sie wies ihn kurz darauf hin, dass er das Thema aus einem interessanten, wenn auch nicht gefragten Blickwinkel beantwortet hätte. Machte sich eine kurze Notiz und ging über zur nächsten Frage.

Oh boy, war es geschickt, Norwegen zu kritisieren? Oder kam das nur bei mir als Kritik an?

Die nächste Frage ging an uns gemeinsam. Was einen guten Arbeitnehmer ausmache, sollten wir diskutieren. Es folgte ein fröhliches Ping-Pong-Spiel, es machte Spaß, mit ihm zu diskutieren, wir gingen auf das ein, was der andere sagte, verbesserten, wenn etwas falsch lief und die Aufgabe schien gut gelöst zu sein. Die Zeit verflog! Vor der Tür wirkte der Gedanke an eine 25-minütige Prüfung noch ungeheuerlich – nun raste die Zeit nur so dahin!

Die letzte Einzelfrage für uns beide kam. Mein Gegenüber bekam die anfangs erwähnte Frage über Vegetarier – und legte eine derartig strukturierte und gutformulierte Antwort hin, dass ich fast vom Stuhl fiel. Ich hätte ihn völlig entgeistert angestarrt, lachte er hinterher und gab zu, dass sie genau dieses Thema in seiner Norwegischklasse noch kurz vor der Prüfung besprochen hätten.

Na, hatte der ein Schwein!

Ach nee, hatte der Tofu 🙂

Ich sollte, noch völlig beeindruckt ob seiner Leistung, dann die letzte Prüfungsfrage beantworten: „Sollen alle Menschen in Norwegen Stimmrecht erhalten?“

Nein.

Diese vier Buchstaben sagten alles aus, fand ich. Spaß beiseite, das Thema fand ich spannend und legte los – leicht chaotisch und gedanklich hin und her springend, aber immerhin auf Norwegisch. Auch wenn ich in meinem Enthusiasmus ein oder zwei deutsche Wörter einbaute und ein paar norwegische erfand – ich hatte Spaß und versuchte, so flüssig wie möglich zu reden. Das hatte ich nämlich in einem Blogg gelesen: Die Prüfer würden eher mal einen grammatikalischen Fehler verschmerzen als eine stockende, zähe Sprechweise.

Tja, und dann war es vorbei. Wir packten unsere Sachen, verabschiedeten uns von den beiden Prüferinnen und gingen vor die Tür. Lachten erleichtert und erzählten denen, die draußen warteten, alles wäre nur halb so schlimm.

„Ta det med ro,“ hatte man mir vor der Prüfung gesagt. Ruhig bleiben. Ja und das ist wirklich der beste Tipp. Ruhig bleiben und versuchen, Spaß zu haben.

Und im Januar sehe ich dann, ob das gereicht hat!

***

So, meine lieben Leser, das war es für heute und mit diesem Artikel verabschiede ich mich in die Weihnachtspause. Bestimmt melde ich mich für gute Wünsche nochmal kurz, aber der erste normale Artikel kommt am 6. Januar 2017. Bis dahin wünsche ich Euch und Euren Familien und Freunden ein Frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Danke an Euch alle fürs Lesen und Kommentieren, es ist toll, dass Ihr da seid. Meine wöchentlichen Grüße gehen also an Euch, liebe Leser, wo immer Ihr auch seid. Lasst es Euch gut gehen, wir lesen uns in 2017!

God jul og et riktig godt nytt år!

majorstuen

Ulrike (so sieht es bei uns im Viertel gerade aus, schön weihnachtlicher bondensmarked am Valkyrieplass in Majorstuen)

Norskprøve Teil 1 ODER Nur keine Panik!

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Kennt Ihr das? Da hat man so eine Eigenschaft, die irgendwie hervorsticht. Andere schütteln darüber den Kopf; häufig hat diese Eigenschaft schon zu blöden Situationen geführt. Ja und dann ist Dezember und man…also ich…nehme mir vor: “Ok, daran arbeite ich! Das wird mein guter Vorsatz im neuen Jahr! Das werde ich ändern!”

Hm.

Und dann denke ich plötzlich: “Laaaaaaaaaangweilig!!!!”

Und beschließe, dass ich nun mal eine Rampensau bin, da lässt sich leider nichts machen, ich muss mich in den Vordergrund drängeln und echauffieren, so ist das nun mal, das kann ja auch ganz unterhaltsam sein und man lebt nur einmal und ich kann ja in meinem nächsten Leben die schweigsame, nachdenkliche, kritisische Beobachterin sein. – Und deswegen schreibe ich jetzt doch über meine Prüfung, was ich eigentlich nicht machen wollte, weil wen interessiert das eigentlich wirklich und dann wiederum, ist ja immerhin mein Blog und Ihr kommt ja schließlich wieder, ist doch alles prima und nun hier also: Meine Norwegisch-Prüfung!

Hallo, meine Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Meine letzte Prüfung ist schon ziemlich lange her. Im Jahr 2003, um genau zu sein. Da saß ich im Theatersaal der Uni in Hildesheim und versuchte meine Prüfer davon zu überzeugen, dass ich irgendetwas im Studium gelernt hatte. Das klappte, auch wenn mein Theaterprofessor fast tot vom Stuhl kippte, als ich den Begriff “Katharsis” falsch erklärte.

Kann ja mal passieren.

Nach 13 Jahren Prüfungsleere stehe ich also am Mittwoch letzter Woche pünktlich um 7.45 Uhr in der Rosenhoffschule in Oslo und bin genauso nervös wie 2003. So ein Blödsinn, denke ich, was soll denn das? Um mich herum sitzen und stehen andere Prüflinge, viele Araber und Polen, Inder und Afrikaner und alle wirken ganz ruhig. Nur mir gegenüber sitzt eine junge Frau mit den schwärzesten Haaren, die ich jemals gesehen habe und kriecht fast in ihre Vokalbelliste. Die Frau behalte ich im Auge. Sie beruhigt mich irgendwie.

8 Uhr. Wir warten immer noch. Zwei junge Typen hechten aufgeregt und ganz unnorwegisch zwischen den beiden Prüfungsräumen hin und her. Na, die helfen meiner Aufregung auch nicht. Dann atme ich jetzt eben. Ein und aus, ganz ruhig. Ich will nur Level B1, wie schwierig kann das sein?

“Naja, du willst eigentlich schon B2.”

“Schnauze, atmen.”

Mein Gewissen fliegt kurz raus und im selben Moment öffnen sich die Türen und wir strömen in den Prüfungsraum, wo zahlreiche Computerbildschirme auf ihre Benutzer warten. Ich sitze bald neben einer Mutter aus Guinea, die seit vier Jahren in Norwegen ist und auch ganz ruhig wirkt. Unsere drei Bewacher…Helfer…Prüfer…erklären uns die Prozedur, wir geben Handys, Jacken und Taschen ab, unterschreiben und kaufen damit wahrscheinlich einen Staubsauger, aber das wäre mir auch egal, ich mache, was die sagen!

Um 8.15 startet die Leseprüfung. Ich werde ruhiger – das hier kann ich. Die schriftliche Prüfung besteht aus drei Teilen: Lesen, Hören, Schreiben. Lesen mag ich, die Texte sind gut zu verstehen, ich hänge bei den Begriffen “vedlikehold” und “by på noe”, baue mir einen Sinn zusammen und habe, wie ich nach der Prüfung sehe, Recht damit. Puuh. Früher als die anderen bin ich fertig, gehe aufs Klo (begleitet von einer Prüferin), setze mich dann zurück an meinen Platz und warte.

Nächster Teil: Mein Hörverständnis wird getestet. Die Art der Übungen kenne ich von norsklab.no oder von voxdemo, das macht es einfacher. Allerdings rutschen die Kopfhörer. Ich hasse Kopfhörer, hatte nie einen Walkman, Discman, ipod oder ähnliches und das rächt sich anscheinend jetzt. Ich fluche und klemme die störrischen Dinger zwischen Schulter und Ohr und lausche. Dieser Test läuft anders als die Leseprüfung: Beantwortet man hier die Fragen richtig, geht der Test immer weiter und weiter und weiter. Beantwortet man eine oder mehrere (da bin ich jetzt unsicher) Fragen aber falsch, stoppt der Test und der Prüfling ist fertig. Wie gesagt, Lesen und Hören kann ich gut, mein passiver Wortschatz ist groß, ich bleibe also sitzen, während um mich herum immer mehr Leute aufstehen und in die Pause gehen.

Und nun, liebe Rosenhoff-Schule, ein Vorschlag für kommende Prüfungen: Niemand darf den Raum verlassen, bis ALLE fertig sind. Weil – es stört gewaltig, wenn Stühle knarren und Schritte klappern und Daunenjacken rascheln, während man versucht, den norwegischen Text zu verstehen, der aus dem rutschenden Kopfhörer kommt. Ich musste am Ende der Leseprobe auch 15 Minuten warten bis alle fertig waren, das ist kein großer Deal.

Die letzte Höraufgabe habe ich also, pardon my language, verkackt, weil so viel Trubel war.

Und das hat mich echt genervt.

Man kann den Test nämlich auch nicht stoppen und warten, bis Ruhe einkehrt. Nee, nee, der läuft automatisch durch. Oder stoppt eben.

Gut, ist ja nicht so tragisch.

„Hehe, du hast dich so geärgert!“

„Quatsch, so schlimm fand ich das nicht!“

„Hahahahahahaha, doooooooch!“

„Ich habe heute schon zugegeben, dass ich eine Rampensau bin, reicht das nicht?“

„Hahahahahaha!“

Weiter im Text.

Nach der Pause dann mein Horrorteil. Schreiben. 90 Minuten habe ich Zeit für zwei Aufgaben: Zuerst soll ich mich bei der Stadt beschweren, dass sie in meiner Nachbarschaft ein Parkhaus bauen wollen (mindestens 80 Wörter). Danach habe ich die Wahl, 250-350 Wörter über ein Werbeverbot für forbrukslån (Kredit ohne Sicherheiten) zu schreiben oder über das Zulassen von technischen Hilfsmitteln bei der Norwegischprüfung.

Hallo? Ich hätte gerne neue Themen! Die hier finde ich langweilig, ätzend, menno.

Um mich rum hauen schon alle in die Tasten.

Ich habe es geahnt, Schreiben wird mein Norwegischprüfungswaterloo. Ok, jetzt geht es los. Konzentration auf ein Parkhaus. Blick auf die Tastatur.

Die hätten sie auch mal putzen können.

Ach guck, hier sind die norwegischen Extrabuchstaben schon direkt auf der Tastatur.

Ich habe Hunger.

Oh guck, ein Vogel!

Ich muss mal.

Mist, ich muss Gummistiefel kaufen.

ULRIKE! LOS JETZT! PARKHAUS!

Ich habe einen echten Black out. Mein Kopf weigert sich, meine Hände streiken und ich gerate in eine gepflegte Panik.

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Um mich herum rege Aktivität. Noch 80 Minuten. In meiner gepflegten Panik greife ich zu einem Trick, den ich beim fantastischen Hanns-Josef Ortheil im Seminar Kreatives Schreiben gelernt habe: Bei Schreibblockaden tief durchatmen und dann einfach lostippen. Nicht über die Struktur nachdenken, einfach ab auf die Tasten/an die Stifte und los. Nach 5 Minuten aufhören und gucken, was passiert ist.

Tja und das mache ich dann.

Und es funktioniert.Wie immer.

Die Stadt bekommt eine Beschwerdeemail von mir zu ihrem Plan, ein Parkhaus in meiner Nachbarschaft zu bauen. Ich muss den Text sogar kürzen! Das Tolle an der Kamikaze-5-Minuten-Schreibmethode ist, dass man erstens am Ende einen langen Text hat, mit dem man arbeiten kann und zweitens ganz oft während des Schreibens Strukturen und Ideen auftauchen – man also quasi während des Schreibens den Text entwickelt.

Beflügelt von diesem ersten Schreiberfolg stürze ich mich auf die zweite Aufgabe. Ich entscheide mich für das Werbeverbot und den Kredit ohne Sicherheiten. Läuft auch ganz gut. Hinterher stelle ich leider fest, dass ich den Text NUR auf TV-Werbung bezogen habe, dabei ging es in der Frage um Werbung im Allgemeinen. Außerdem habe ich mich bei der 50-50 Chance, ob das Wort lån einen männlichen oder sachlichen Artikel hat, falsch entschieden und weiß nun, bis in alle Ewigkeit, dass es et lån heißt, nicht en lån – auch wenn ich finde, dass sich en lån besser liest.

Naja.

Die Zeit ist knapp, sehr sehr knapp – kaum habe ich den Text einmal grob Korrektur gelesen, heißt es: “Noch fünf Minuten.”

Und dann ist die schriftliche Prüfung vorbei.

Puuh.

Alle einmal ausatmen, bitte. Wir sammeln unsere Handys, Jacken und Taschen ein und gehen. Die Frau mit den schwärzesten Haaren der Welt kramt ihre Vokabelliste aus der Jackentasche und wirft sie schwungvoll in den Papierkorb.

Wir lachen uns an.

***

So, meine lieben Leser, das war es für heute. Über die mündliche Prüfung erzähle ich nächste Woche, ich muss nämlich heute noch backen und putzen und raus will ich auch, weil das Wetter gerade schön ist! Ich wünsche uns allen eine tolle Woche, einen schönen dritten Advent. Bleibt, wie Ihr seid!

An dieser Stelle ein dickes Danke an unsere Freunde Jeanette und Stephan, die sich an den Prüfungstagen (an denen Martin in Moskau war) um Gesa gekümmert haben! Danke fürs Bespaßen, zum Kindergarten bringen, vom Kindergarten holen und Spielen. Ihr seid die Besten.

Und nun geht alle raus und genießt die Sonne!

Ha det,

ullinachpruefung

Ulrike

 

Willkommen in meinem Sprachzentrum! ODER „Was will DIE denn hier?“

Betyr, betydde, har betyddet…neiiiiin…har betYDD! Ligger, la, nein, lå, har ligget…Ingen drømmer om Oslo…Aftenposten…Norsklab lytte, øve 3…bør Norge tillate oljeboring utenfor Lofoten? Alle sammen: Ja, vi elsker dette landet!

Hallo, meine lieben Leser, ich hoffe, mein Deutsch reicht noch aus für diesen Blog! Momentan ist mein Hirn gefüllt mit norwegischen Texten, Verben, Adjektiven, Themen und Kinderliedern und langsam frage ich mich, wie Deutsch sich da oben noch verteidigen kann. Meine arme Muttersprache: Seit über 40 Jahren ist sie zwar Chefin im Sprachzentrum, muss aber permanent Besitzansprüche ausländischer Eindringlinge abwehren. Nach zähem, jahrelangem Kampf hat Englisch einen dauerhaften Platz erobert and nowadays is my brain able to switch zwischen these beiden languages ohne große problems. Für einige Jahre versuchte Französisch eine Teil des Zentrums zu besetzen, aber die beiden Germanen verbündeten sich gegen die Romanische, knebelten die Schöne und schubsten sie, zack, in eine dunkle Ecke.

Als Norwegisch um die Ecke kam, lehnten sich Deutsch und Englisch daher gemütlich auf ihren Hirnwindungen zurück und beachteten den Neueindringling kaum:

“Da ist ne Neue.”

“Yeah, well, whatever.”

“Hört sich lustig an.”

“Sounds like your sister or nephew. Cousin maybe.”

“C’est norvegienne!”

“Halt die Klappe, Französisch, wer hat dich denn gefragt?”

“Mais…”

“Shut it, frog leg!”

“God morgen! Hvordan går det med dere?”

“—?”

“Raus!”

Aber das Norwegisch ist zäh. Und ich bin auch zäh. Gemeinsam arbeiten wir an ihrem angemessenen Platz im Sprachzentrum. Deutsch zickt zwar rum und Englisch lacht höhnisch, aber nach und nach sehen sie ein, dass die Neue bleiben wird. Und die ist auch ganz schön frech und kickt einfach mal ein englisches oder deutsches Wort aus dem Alltagssprachgebrauch. Statt “busy” bin ich plötzlich “travelt” und schmiere mir “leverpostei” statt “Leberwurst” aufs Brot.

Wie ich in einer neuen Wohnung scheint sich die Neue im Sprachzentrum gemütlich einzurichten: Hier ein paar moderne Adjektive, dort ein buntes Kinderlied, hier vorne ein norwegisches Sprichwort und wenn das Deutsch weiter rummeckert, bekommt es einen gepfefferten Fluch aus Nord-Norwegen um die Buchstaben geknallt. Gemeinsam entdecken wir norwegische Autoren (gerade: Ola Jostein Jørgensen “Ingen drømmer om Oslo”) und norwegische TV-Serien (zum Brüllen: “Side ved side” auf NRK).

Englisch wird manchmal eifersüchtig, fürchtet es doch, and not without reason, um seine dauerhafte Stellung. Aber, no worries, friend, ich spreche viel zu gern Englisch, als dass ich dich vergessen würde. Deutsch ist sich ihrer Sache sicher, zuckt nur manchmal zusammen, wenn ich mit Gesa Norwegisch spreche. Aber keine Angst, Muttersprache, von dir trenne ich mich ganz bestimmt nicht! (Jetzt, hier beim Schreiben ist sie natürlich wieder total obenauf…ich könnte allerdings…hva tenker du: Skal jeg skrive bloggen på Norsk? Or should I maybe write in english?…hihihihi, ich merke direkt, wie Deutsch zittert!!!)

Ihr seht also, in meinem Kopf ist ganz schön was los und ich bin gespannt, wie die drei sich da oben arrangieren werden, ob Französisch sich mal wieder aus der Ecke traut und ob ich nächstes Jahr vielleicht noch eine andere Sprache…

“NEIN!”

“NO!”

“NON!”

“NEI!”

…anscheinend nicht.

***

So, das war es schon für heute, liebe Leser! Ich werde zurückkehren zu meinen Aufgaben; noch zwei Wochen bis zur Prüfung, mal sehen, wie es läuft. Das Ergebnis bekomme ich erst im Januar, aber ich bin mal ganz optimistisch und drücke an dieser Stelle auch allen Mitprüflingen ganz fest die Daumen!

Morgen gibt es erstmal etwas Abwechslung: Die deutsche Gemeinde veranstaltet Samstag und Sonntag von 11/12h – 16h den jährlichen Christkindlesmarkt. Stollen, Silberschmuck, selbstgestrickte Handschuhe und viele andere Dinge werden angeboten, dazu gibt es ein riesiges Kuchenbüffet und im Keller von 13-15h die Lebkuchenwerkstatt für Kleine und Große!! Kommt zahlreich! Meine wöchentlichen Grüße gehen dieses Mal an das tolle Team hinter dem Christkindlesmarkt, die Jahr für Jahr mit viel Energie, guter Laune und Leidenschaft den Markt organisieren und durchführen. Diese Woche also die dicksten Grüße an Christel, Gisela, Edith, Angelika, Gabriele und Kerstin und an alle freiwilligen Helfer. Ihr seid super!

Uns allen wünsche ich eine tolle Woche, meine Mutter ist noch bis Dienstag da, das ist so schön! Sammelt Eure Lieben mal um Euch und genießt die düstere Novemberzeit gemeinsam mit vielen Kerzen, viel Schokolade und viel Lachen!

Ha det,

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Ulrike

Eine lustige Witwe für Opa Einar ODER Norwegisch lernen mit Hindernissen

 

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Bekommt Jan seine Ingenieurausbildung in Norwegen anerkannt? Eröffnet Linn ihre Teestube in Oslo? Wie wird Opa Einar mit seinem neuen Mobiltelefon zurecht kommen? Kauft Kåre ein neues Auto, obwohl Grete dagegen ist? Gewinnt Jakobs Fußballmannschaft das nächste Match? Fragen über Fragen!

Wie soll ich denn dabei noch Norwegisch büffeln?????

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Mein erster Norwegischkurs war auf Englisch (ja, lange Geschichte) und beschrieb in 16 Kapiteln das Schicksal von Sue. Die junge Engländerin war als Touristin nach Norwegen gekommen, hatte sich verliebt, entschloss sich der Liebe wegen in Norwegen zu bleiben, fand einen Job, trennte sich von ihrem Freund, versöhnte sich mit ihm und sorgte am Ende auch noch dafür, dass ihre Schwägerin-in-Spe und deren Ex-Freund sich versöhnten. Was für ein Happy-End! Und ich war während dieses ganzen Dramas von Sprachlevel A1 (“Hei! Jeg heter Sue!”) zu Sprachlevel B1 gekommen.

Nicht so bei “Stein på Stein”. Dieses offizielle Lehrbuch der Volkshochschule mit Online-Lernaufgaben im Internet ist meine momentane Waffe zum Bezwingen der norwegischen Sprache und zum Erreichen von Level B2. So weit, so gut. Die Kapitel sind interessant, die Aufgaben lösbar, die Hörbeispiele verständlich.

Aber die menschlichen Schicksale!

In jedem Kapitel etwas Neues!

Und NICHTS wird aufgelöst!!!!

Hallo, Cappelen Verlag, was soll denn das??

In Kapitel 1 fängt das Drama an. Vier Ausländer beschreiben ihren Alltag in Norwegen, ihre Wünsche und Pläne für die Zukunft. Sonias Kinder fangen bald in der Schule an, Jan wartet auf Anerkennung seiner Ausbildung, Ella will studieren und Amir arbeitet im Pflegeheim, bis er seine Zulassung als Arzt bekommt.

Fertig. Und erhalte ich noch mehr Infos? Nein.

Im zweiten Kapitel lerne ich die Familie von Turid kennen. Sie ist geschieden und lebt mit Sohn Jakob und ihrem neuen Freund Knut zusammen. Etwas am Rand der Stadt wohnt ihr Vater Einar, der mir nicht nur aus dem Oslo der 50er Jahre erzählt sondern auch ein neues Mobiltelefon hat. Opa Einar ist manchmal einsam.

Ich würde am liebsten sofort nach Lambertseter fahren und ihn besuchen.

Richtig dramatisch kommt Kapitel 3 daher: Sorglos, wie Männer manchmal so sind, sagt Kåre am Frühstückstisch (am FRÜHSTÜCKSTISCH, ehrlich Kåre, schon verloren)….er sagt also so nebenbei zu seiner Frau: “Nå synes jeg vi skal kjøpe ny bil.” Er will also ein neues Auto kaufen. Klar, warum nicht, das macht man ja mal so nebenbei. Grete schmettert das ab. Verrückt sei er, das könnten sie sich gar nicht leisten. Es folgt eine hitzige Diskussion: Das alte Auto war schon mehrmals in diesem Jahr in der Werkstatt, argumentiert Kåre (da hat er recht, ein altes Auto kostet viel). Haha, kontert Grete, sie müssten erstmal das Bad renovieren, das sei viel dringender, dauernd laufe Wasser aus dem Becken auf den Boden (da hat sie recht, finde ich)! Sie streiten hin und her, bis Kåre den folgenschweren Satz loslässt (ach, Kåre…): “Det er bare et spørsmål om å planlegge litt bedre.” Sie müssten halt (finanziell) alles etwas besser planen.

Oh oh.

Wo er denn besser planen wolle, fragt Grete. Wo wolle er denn sparen? Vielleicht am Essen? Ja?? Und dann essen sie jeden Tag fiskeboller oder wie habe er sich das vorgestellt?

(Ich kann vor Aufregung kaum an mich halten.)

Grete, bei Frauen so typisch, ich selber nehme mich da nicht aus, redet sich in Rage. Vor allem als sie erfährt, dass Kåre bereits mit der Bank über einen zusätzlichen Kredit gesprochen hat. Sie regt sich auf und endet schließlich mit: “Vielleicht brauchen wir gar kein Auto? Die Bushaltestelle ist nur fünf Minuten entfernt.”

Ohweh.

Männlicher Schock trifft auf weibliche Pragmatik.

Sie habe Angst vor steigenden Zinsen, gibt Grete schließlich zu. Und auf Kåres naiven berechtigten Einwurf, sie solle nicht alles so negativ sehen, sagt sie nur noch: “Jeg prøver å være realistisk. Noen må jo være det også I denne familien.” Sie versuche nur realistisch zu sein. Irgendjemand in der Familie müsse das ja sein.

ENDE.

ENDE?????

Wie, was, wo? Ihr könnt mich doch jetzt nicht hängen lassen. Nicht mitten im Drama!!!

Wie, lieber Cappellen Verlag, sollen Studenten dieses Lehrbuch emotional durchhalten? Ich bin erst in Kapitel 3 und schon am Ende meiner Nerven. Und DANN soll ich mich auch noch auf “nützliche Begriffe” und grammatikalische Formen konzentrieren. MIR DOCH EGAL! Ich will stattdessen, dass Jan einen Job als Ingenieur bekommt, Kåre und Grete sich vertragen und im Lotto gewinnen,  Amir als Arzt arbeiten darf und Opa Einar sich in die nette Witwe im Nachbarhaus verliebt.

So geht das doch alles nicht!! Seufzend frage ich mich: Was kann man denn nur tun, um diese offenen Geschichten zu beenden? Was? Was?? Was????

Ich hab’s!

Natürlich.

Was sonst?

Ich werde eine Fortsetzung schreiben: “Stein på Stein – Das Happy End!”

Natürlich ohne den grammtikalischen Kram drumherum! Nur persönliche Schicksale! Denn seien wir ehrlich: Wen interessiert bei all diesen menschlichen Dramen schon, wann und warum man das Perfekt benutzt? Wir wollen eine lustige Witwe für Opa Einar!

***

So, das war es für heute, meine lieben Leser. Ich büffele also fleißig für meine Norwegischprüfung im November, suche nach Jobs oder Praktikumsplätzen und finde mein neues/altes Leben am Schreibtisch noch etwas verwirrend. Gesa geht jeden Tag in den Kindergarten, der Abschied ist immer noch tränenreich – aber da bin ich hart und gehe einfach weg, was soll ich schließlich auch tun? Still ist es hier auf jeden Fall und daran muss ich mich auch wieder gewöhnen, irre, wie einem so ein kleiner, bockiger, fußaufstampfender, tanzender, lachender Wirbelwind fehlen kann. Na, nun ist ja Wochenende! Ich wünsche Euch allen eine tolle Woche ohne Dramen. Lernt mal wieder was Neues und schreibt mir Eure Ideen, was mit Kåre und Grete passieren soll!

Ha det,

BlogSteinpastein

Ulrike

 

 

Wir gehen auf trilletur ODER Ein ökonomisches Pony begeistert Gesa!

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itromso.no

Wir trillen lustig durch den Wald, die Sonne scheint. So muss es bei einer trilletur sein, ikke sant? Trillen kann man zu zweit, aber auch gern in großen Gruppen. Alleine wäre es hingegen komisch. Trilletur ist eines dieser norwegischen Wörter, die ich erst kenne, seit Gesa auf der Welt ist. So wie helsestasjon, bleier, barselgruppe oder åpen barnehage. Trilletur…Na? Naaa? Naaaaaaa?

Genau, eine trilletur ist eine Wanderung oder ein Spaziergang mit dem Kinderwagen.

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen! Früher haben Martin und ich unseren Rucksack geschnürt, haben uns ein Ziel ausgesucht und sind losgewandert. Bergauf und bergab, durch Wälder, über Wiesen, auf Wanderwegen oder Trampelpfaden.

Dann kam Gesa und plötzlich stellte sich die Frage: Auf Tour – ja gern – aber geht das mit Kinderwagen?

(“Hä?? Nehmt doch eine Trage!”, höre ich Euch rufen. Zu faul, entgegne ich da. Zu schwer und überhaupt schleppe ich dann nicht nur das Kind, sondern wir müssen auch ihre ganze Ausstattung mitschleppen…nee, nee, nee. Barnevogn it is.)

Wir machten uns also auf die Suche nach Tips für Wanderungen mit Kinderwagen: “Tur med barnevogn nordmarka” fragte ich. “Trilleturer“ von Gry Støyvind Hoell, antwortete Google. Irritiert versuchte ich trilletur zu übersetzen und war bald sicher, den richtigen Begriff gefunden zu haben. Das Buch zu kaufen ging fix.

Und dann passierte erstmal gar nichts.

Ich blätterte ein paar Mal begeistert hin und her, schrieb Touren auf, die wir UNBEDINGT machen sollten…

…und dann passierte wieder gar nichts.

(Ich weiß ja nicht, wie es Euch so geht: Ich bin ganz groß im Plan schreiben, Plan aufhängen und Plan angucken. Ich liebe Pläne. Und manchmal habe ich dann das Gefühl, genug getan zu haben. Mein Küchenorganisationsplan, beispielsweise. Großartig ist der! Und wie er da hängt! Super! – Meine Küche hingegen…)

Am letzten Wochenende hatten wir dann Familienwochenende und wollten wandern. Raus aus der Stadt, ab in den Wald, eine tolle Tour – aber bitte irgendwohin, wo ich auch Waffeln essen kann.

(Ich weiß ja nicht, wie es Euch so geht: Eine Wanderung ohne irgendwo einzukehren, finde ich doof. Ich brauche immer ein Ziel und zwar eines mit Verköstigung!)

In unserer Zeit vor Gesa waren wir immer gern zum Ullevålseter gewandert – vom Sognsvann aus, eine Strecke, die mit Kinderwagen aber nicht möglich ist. “Ohhhh!”, schwärmte ich, “Ullevålseter…da gibt es soooo leckere Waffeln!” Ein Blick ins Trilleturbuch und bald stand fest: Jawoll, Ullevålseter, das geht auch mit Kinderwagen! Hurra!

Am Samstagmorgen ging es los und ich erlebte wieder einen Aspekt, den ich an Oslo ganz besonders schätze: Man steigt in die öffentlichen Verkehrsmittel (in diesem Fall die Busse 25 und 51) und nach knapp 30 Minuten standen wir mitten auf dem Land. Rote Bauernhäuser, Felder, Seen – Idylle pur. Die Haltestelle hieß “Hammeren” und lag genau gegenüber des Wanderwegs, der uns zum Ullevålseter (lies: zu den Waffeln) führen sollte. Ich stand erstmal wieder staunend in der ganzen Natur. Das ist das Tolle, wohnt man, wie wir, mitten in der Stadt: Das Staunen, sobald man draußen ist, ist so groß ;)!

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Frohgemut wanderten wir also los, Gesa entdeckte moosige Bäume, schlammige Pfützen, grüßte Hunde und Libellen, wir bestaunten den Wasserfall des Skjersjøflusses, pflückten Löwenzahn und mussten auf der Hälfte des Weges erstmal anhalten und nach Luft schnappen. Atemlos blickte ich in mein Tourbuch. Da stand eindeutig: “Die Berge sind am Anfang der Tour.”

Nun weiß ich dank meines Geologen-Ehemannes, dass es Millionen von Jahren dauert, bis Berge entstehen. Das Buch war von 2009. Es war also relativ unwahrscheinlich, dass diese Berge vor uns in den letzten sieben Jahre entstanden waren. Aber dass sie DA waren, daran bestand kein Zweifel. Und zwar nicht nur am Beginn der Tour. Nein, auch in der Mitte und am Ende. Eigentlich war die ganze Tour eine Berganfahrt mit Ruhemomenten.

Norweger haben einfach andere Maßstäbe. Wir schoben also einfach weiter, genossen die Natur und entdeckten bald ein rotes Holzhaus – unser Ziel!

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Ullevålseter. Es war viel los an diesem sonnigen Samstag, aber wir sicherten uns noch einen Tisch und kurze Zeit später biss ich in eine Waffel und in ein Stück Apfelkuchen.

(Na, was denn? Ich war ja schließlich bergauf gewandert – das musste belohnt werden.)

Im warmen Sonnenschein saß ich zufrieden auf meiner Bank, die Kaffeetasse in der Hand …und verschluckte mich fast, als ich am Ufer des kleinen Tümpels gegenüber ein Pony liegen sah. Ein Pony!! Lag da, einfach so, ohne Zaun drumrum. Ein Pony!!! Gesa, die gerade friedlich Kiesel in einem Eimer sammelte, fühlte sich aprupt in die Luft gehoben und galoppierte unerwartet auf Mutters Arm Richtung Huftier.

Dessen Gedanken, als es uns kommen sah, müssen gewesen sein:

“Oh neeeeeeeeeeeeeeeee!”

So guckte es wenigstens. Und dann tat es so, als würde es schlafen. Na, da hatte das Huftier seine Rechnung aber ohne Gesa gemacht. Nicht, dass sie es streichelte. Nein.

Sie schrie es an.

“Da!! Da!!! Daaaaaaaaaaaa!!!! Daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!”

Ihre Begeisterung war grenzenlos. Die des Ponies nicht. Es hob den Kopf und blinzelte gelangweilt.

Gesa wurde vor Ehrfurcht stumm und musste sich setzen.

Das Pony, zufrieden mit seiner ökonomischen Wirkung (minimaler Einsatz für maximalen Ertrag) schüttelte das weiße Haupt und schlief ein.

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Nach einigen Minuten brachte ich mein immer noch überwältigtes Kind zurück zum Tisch, wo es das Pony imitierte und einschlief.

Unsere trilletur kam nun in die ruhige Phase. Vom Ullevålseter wanderten Martin und ich (mit der schlafenden Gesa im Kinderwagen) bergab Richtung Sognsvann (ja, es gab doch einen Kinderwagentüchtigen Weg!) und stiegen dort in die t-bane Richtung Zivilisation.

Schön war es und wir freuen uns auf’s nächste Mal!

***

So, das war es für heute, meine lieben Leser! Genießt das schöne Wetter, schwingt Euch vom Sofa in den Wald und tut was für die Laune und die Gesundheit. Ich wünsche uns allen eine gute Woche. Morgen früh klettere ich auf den Zug nach Bergen und lerne nicht nur endlich die Stadt kennen, sondern sehe auf der siebenstündigen Zugfahrt auch ganz viel Norwegen. Darüber, natürlich, mehr am nächsten Freitag. Ganz liebe Grüße gehen heute nach Lillehammer zu Anne und ihrer Familie.

Hilsen,

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Ulrike

Ein Morgen im Postamt… ODER Was ist ein fossekall?

Ich kann mich nicht genau erinnern, wie es in Deutschland ist – in Norwegen ist ein Postamt auf jeden Fall eine Mischung aus Schreibwarenladen, Buchgeschäft und Dienstleistungsunternehmen. Was praktisch ist. Geht man blöderweise, so wie ich, an einem Montagmorgen zur Post, kann man die lange Wartezeit mit Lesen verbringen. Und kauft am Ende ein Buch, das endlich alle Geheimnisse lüftet…

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Da stehe ich also letzten Montag in einem Pulk briefsendungswilliger Menschen und langweile mich ein bisschen. Bedient wird gerade die Nummer 37. Puuh, ich habe 48. (In Norwegen muss man ja fast überall Nummern ziehen. Eine feine Sache, erspart es doch unsoziales und blaue Flecke verursachendes Rempeln.)

Ich blicke mich im Postamt um, bewundere erneut die Kämmfrisur des einen Angestellten, dem es mit ein paar strategisch gutgelegten Strähnen gelingt, seine kleine Glatze zu kaschieren. – Ein Stand mit Büchern sieht interessant aus. Hin da! Hm. Ein Strickbuch für Wischlappen. Eines für Socken. Ein Aufklappbuch über Dinosaurier. Ein Kinderbuch über Norwegen…

Oho.

“Norwegen – lustige und nützliche Fakten über unser Land!” prangt mir entgegen.

Meine Neugierde ist geweckt.

Anne B. Bull-Gundersen (was für ein Name) und Carina Ståhlberg zeigen, so der Klappentext, in einfachen Sätzen und Bildern ihr Norwegen. Einfache Sätze und Bilder – mein Buch, ganz klar. Mal sehen, was ich alles schon weiß über Norwegen.

Gleich auf der ersten Seite eine Wissenslücke. Ein dreifarbiger Vogel mit norwegischer Flagge im Mund ist abgebildet. „Norges nasjonalfugl“ steht unter der Zeichnung. Mehr nicht. Tja, was ist denn der norwegische Nationalvogel???? Ich blättere nach einer Lösung, aber das Buch lässt mich im Stich. Ich google “norsk nationalfugl”.

Aha! Der 1963 durch Abstimmung bei NRK gewählte norwegische Nationalvogel ist der fossekall.

Der was?

Jetzt google ich also “norwegischer Nationalvogel” und endlich weiß ich: Es ist die Wasseramsel.

Warum, wieso, weshalb werde ich später klären. Ich bin gerade mal auf Seite 1 des Buches und habe bereits Probleme, na prima! Weiter geht es durch die Seiten. Norwegische Geografie wird erklärt (wow, die insgesamte Küstenlänge samt Fjorden und Buchten beträgt….na, was denkt Ihr?….25.000 Kilometer!), Fischfang, Ölproduktion. Ich erfahre, dass in Norwegen über vier Millionen Hühner leben und der älteste Baum eine Tanne im Buskerud ist. Sie ist 485 Jahre alt. Wow, oder?

Weiter geht es mit Wasserkraft und einer unauffälligen Werbung für kvikk lunsj, die jeder Norweger ut på tur dabei hat. Norwegen hat fünf Millionen Einwohner (und vier Millionen Hühner…) und der Lieblingsmädchenname in 2008 war Linnea. Schöner Name!

Es gibt viel zu lesen in dem kleinen Buch, viele lustige Zeichnungen und unterhaltsame Fakten der Kategorie “Dinge, die man nicht wissen muss, die ich mir aber bestimmt merken werde!“ Vieles weiß ich schon, vieles noch nicht – wusstet Ihr beispielsweise, dass die Sprayflasche und der Tripp-trapp-Stuhl norwegische Erfindungen sind?

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Jaha!

Mein Auge fällt auf einen Text über Karamellkäse und ich fühle mich verstanden: “Siden brunost ikke ligner på andre oster, er det mange utlendinger som ikke forstår hva det er.” Genau, Ausländer gucken Brunost an und denken: “Häh?” In diesem Moment entscheide ich mich, das Buch zu kaufen. Befriedigt mit meinem Fund drehe ich mich zum Schalter. Bald müsste ich mit Nummer 48 an der Reihe sein. Bedient wird gerade….

Nummer 52!!!

Naja, ziehe ich eben einen neuen Zettel und lese weiter im Buch. Da stand, das Norwegen Kamele exportiert??!!

***

So, das war es für heute, meine lieben Leser. Nein, ich bekomme keine Werbegelder norwegischer Buchverlage, aber manchmal empfehle ich Euch gerne Bücher, die ich hier in Oslo finde. Und nicht nur Bücher: Wer gerne auf unterhaltsame Art mehr über norwegische Geografie lernen möchte, für den ist vielleicht das Spiel “Norge rundt” eine gute Idee. So eine Art Deutschlandreise – nur in Norwegen.

Ich wünsche uns allen eine schöne Woche, entdeckt ein neues Buch, genießt ein altes und habt viel Spaß. Allen, denen es nicht gut geht, schicke ich ein Lachen hier aus Norwegen, haltet die Ohren steif! – Welche Bücher über oder aus Norwegen könnt Ihr empfehlen? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

Ha det bra,

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Ulrike

Abenteuer im norwegischen Wortdschungel ODER Ich kam, ich las, ich siegte

@thepartyworks

@thepartyworks

Seite 599, Seite 600 und…fertig. Geschafft! Toll! Applaus!!!! Nein, ich habe kein Buch geschrieben. Ich habe mein erstes Buch auf Norwegisch gelesen. Von vorne bis hinten. – Das wurde ja auch mal Zeit.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier heute treffen. Das erste norwegische Buch ist also geschafft – ein  Meilenstein. Nach nur 18 Monaten….hüstel.

Ich habe sogar fast alles verstanden. Nun ja, zugegeben, ich dachte eigentlich bis Seite 400, es handle sich um eine Komödie, bis man dann plötzlich den einen der sechs Hauptfiguren mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne fand. Da war mir irgendwas entgangen. Hätte ich das Buch in Deutsch oder Englisch gelesen, wären mir früh genug bestimmte Nuancen aufgefallen, eine Art dunkler Schatten, der sich über Matt, den Selbstmörder, legt und ich hätte geahnt: Oh, oh, da kommt noch was.

In der norwegischen Ausgabe: Nö, alles fein, bisschen Ärger mit dem Job hatte er und plötzlich – zack, Badewanne.

Er hat überlebt, nur zu Eurer Beruhigung.

Für mich ist es immer spannend, ein Buch zu lesen, dessen Sprache ich nicht perfekt kann. Zum einen ist es erstaunlich, wie viel man von einer Geschichte erfährt, auch wenn nicht alle Wörter klar sind. Das Hirn bastelt sich die richtigen Zusammenhänge zusammen. Ich schränke ein: Es kommt auf das Buch an. James Joyce oder Marcel Proust fallen unter Garantie aus meinem Schema. Aber für meine heißgeliebten Chick-Lits passt es.

Chick-Lits, für alle, die sich eher mit anspruchsvoller Literatur beschäftigen, steht für Chick Literature, Küken-Literatur, eine bestimmte Art von Büchern von, für und über Frauen. (Obwohl Männer sie auch mal lesen sollten. Als Bildungsroman.) Bridget Jones gehört dazu, Der Teufel trägt Prada, Sex in the City. Meine Chick-Lit-Göttin ist Sophie Kinsella, die mit den Romanen über die Shopaholic Becky Bloomwood bekannt wurde. Die Bücher sind allerdings nicht so mein Ding – Frauen, die sinnlos Geld ausgeben treiben mich auf die Palme. Aber ihre anderen Bücher sind der Hit! The Undomestic goddess zum Beispiel.  Zum Schreien. Eine Anwältin verliert ihren Job, flüchtet aus dem Büro und wird in einem Vorort-Haus, an dem sie klingelt um ein Glas Wasser zu haben, für eine Bewerberin gehalten auf die Stelle als Hausmädchen. Aus schierem Wahn nimmt sie die Stelle an. Das Problem: Sie hat keine Ahnung von Hausarbeit. Das Buch ist mein Allheilmittel gegen schlechte Laune. Sophie Kinsella ist einfach die Beste. Das muss mal gesagt werden.

*Werbung Ende*

Um zurück auf das eigentliche Thema zu kommen: Diese leichte Literatur macht es einfach, eine neue Sprache zu verstehen. Man ist gut unterhalten und bildet sich auch noch sprachlich weiter, ist doch toll! Ich schlage nichts nach im Wörterbuch, meistens kommen die Wörter, die ich nicht sofort verstehe, in einem anderen Zusammenhang wieder auf und dann werden sie plötzlich klar. Mit dem Wörterbuch auf dem Schoß zu lesen, würde mir keinen Spaß machen. Ich will mich durch den dichten Wald von Worten kämpfen und plötzlich einen Weg finden. Das macht einfach mehr Spaß.

Im Norwegischen ist dieser Kampf für Deutsche einfacher als beispielsweise im Französischen, finde ich. Habt Ihr Lust auf einen Vergleich? Ich ja. Also. Durch schieren Zufall stehen in meinem Bücherregal die französische und norwegische Version von Katharina Hagenas‘ Buch Der Geschmack von Apfelkernen. Die französische Version bekam ich geschenkt, das norwegische Buch habe ich beim Goethe-Institut gewonnen. Irgendwer scheint zu wollen, dass ich das Buch aber auch wirklich lese.

Hier nun also der erste Satz der französischen Ausgabe: «Tante Anna est morte à seize ans d`une pneumonie qui n’a pas guéri parce que la malade avait le cœur brisé et qu’on ne connaissait pas encore la pénicilline. »

Im Norwegischen heißt es : «Tante Anna døde seksten år gammel av lungebetennelse, som på grunn av et knust hjerte og det ennå uoppdagede penicillinet ikke kunne helbredes. ».

Entscheidet Ihr. – So oder so starb Tante Anna im Alter von 16 Jahren an Lungenentzündung, die nicht geheilt werden konnte, weil sie auch an einem gebrochenen Herzen litt und es noch kein Penicillin gab. (Wie Ihr merkt, steht die deutsche Originalausgabe NICHT in meinem Regal. Wer sie hat, kann den Satz gerne im Original als Kommentar hinterlassen.)

Manchmal komme ich mir auch wie ein Detektiv bei der Spurensicherung vor. Da liest man ein Wort und das Hirn sagt: „Kennen wir nicht,“ und will weiterlesen. Aber irgendetwas an dem Wort sieht bekannt aus, also nochmal genau hingucken. Beispielsweise: Syklubbvenninnene. Sieht lustig aus, ich habe drüber gelesen, aber mich stoppte der Gedanke: „Klubb? Was für ein Klubb?“ Also wieder zurück. Sy (å sy) heißt Nähen…also ein Nähklub? Und Venninnene erinnerte mich an venn, das norwegische Wort für Freund, nur eben in der weiblichen Mehrzahlform. Und schwupps entstand: Nähklubfreundinnen. Seht Ihr? Echte Detektivarbeit 🙂

Irgendwann höre ich aber im Laufe der Geschichte damit auf und lasse mich vom Fluss der Wörter mittreiben. Und der ist in jeder Sprache anders. Norwegisch, besser gesagt Bokmål, kommt mir noch sehr sperrig vor.  In Nynorsk soll das anders sein, hat man mir gesagt und das nächste Buch auf meiner Liste wird in dieser zweiten norwegischen Sprachform sein. Und auch mal von einem norwegischen Autor. Ich bin gespannt.  Drei Buchläden plus die Stadtteilbücherei sind in meiner Nähe, da findet sich immer ein gutes Buch!

Das war es schon für heute meine lieben Leser, ich hoffe, Ihr hattet Spaß an dieser eher trockenen Exkursion in mein Buchregal. Es regnet wie in Strömen und das Wetter lädt zum Schmökern auf dem Sofa ein. Leider muss ich noch ein bisschen arbeiten, aber danach mache ich mir einen Tee und lese. Und lasse langsam das Wochenende einläuten.

Hier in Oslo geht der Alltag wieder los, die Straßen sind wieder voller Menschen:  Job, Uni und Schule starten.  Am Donnerstag landet hoher Besuch am Flughafen Gardermoen und ich schicke meine wöchentlichen Grüße an meine Mutter mit ganz viel Vorfreude. Bring‘ Sonne mit!!!

Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche, probiert das Fremdlesen einfach mal aus, bleibt neugierig und genießt die letzten Sommertage. Falls Ihr noch mehr Lesestoff braucht, kommt hier mein neuer Artikel fürs Goethe-Institut Oslo: http://www.goethe.de/ins/no/osl/kul/bib/de11456361.htm

Ha det bra,

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(Geschafft!!!)

Ulrike

Norwegisch für Anfänger ODER Danke für den Sex!

Gerd Altmann/pixelio.de

Eine neue Sprache an der Volkshochschule zu lernen ist schön und gut. Effektiver aber lernt man im alltäglichen Leben, auf der Straße, in der U-Bahn oder im Supermarkt. Gerne auch: Beim Blog lesen!

Guten Morgen, meine lieben Leser, wie schön, dass Ihr da seid. Seid Ihr da? Es ist ja noch relativ früh und Ihr mental weder auf mich noch den neuen Blog vorbereitet. Ja, große Ereignisse werfen ihre weihnachtlichen Lebkuchenschatten voraus: In der deutschen Gemeinde ist am Wochenende Christkindelsmarkt. Es gibt viel zu tun.  Packen wir’s an. (Entschuldigung, ich konnte nicht widerstehen. Vorhersehbare Formulierungen oder stereotype Ausdrücke sollen in literarischen Werken ja unter allen Umständen vermieden werden. Einzigartig soll der Text sein. Überraschend. Atemberaubend. Tut mir also leid. Es war stärker als ich. Mist, schon wieder eine Floskel.)

In Eurem Lieblingsblog geht es heute um die norwegische Sprache.

Schooon wieder?

(An dieser Stelle können sich alle Leser, die meinen englischen Blog gelesen haben, verabschieden. Ihr kennt den kommenden Text in weiten Teilen schon. Ja, SICHER benutze ich dieselbe Idee zweimal. Was bin ich? Eine kreative Ideenweitwurfmaschine???)

Keine Angst, dieser Blog verwandelt sich nicht plötzlich in das norwegische Zentralorgan des Langenscheidt-Verlags. Aber ich möchte Euch einige Ausdrücke, Sprachwendungen und Formulierungen vorstellen, die mich im alltäglichen Leben hier in Oslo begleiten.

1. „Vil du ha pose?“

Jedes Mal wenn ich im Supermarkt an der Kasse stehe, kommt dieser Satz daher. Als er und ich uns das erste Mal begegneten, befand ich mich im Sprachverweigerungsmodus. Bedeutet: Ich verstand nicht ein einziges norwegisches Wort, wollte das aber nicht zugeben und antwortete daher auf alle an mich gerichteten Fragen mit einem entschiedenen „No.“ Sicher ist sicher.

Die freundliche Kassiererin im Centra Supermarkt fragte also: „Vil du ha pose?“, ich antwortete, meiner Sprachtheorie folgend, mit: „No“ und wollte meinen Einkauf einpacken. Wo waren denn die Einkaufstüten? Mist. Als ich die freundliche Verkäuferin auf Englisch nach einer Tüte bat, verrutschte ihr Lächeln etwas. Es dauerte noch zwei weitere Einkäufe bis ich gelernt hatte, dass „Vil du ha pose?“ bedeutet: „Möchtest du eine Tüte?“.

Immer noch irritiert mich diese Frage. Weniger mich persönlich. Ich, als ökologisch einwandfreie Deutsche, bringe ja meistens einen eigenen Einkaufsbeutel mit. Die Frage, ob ich eine Tüte brauche, ist also berechtigt. Norweger haben allerdings das Selberbringprinzip von Einkaufsbeuteln noch nicht entdeckt. Sie wollen IMMER eine Tüte. Zwischen einem Norweger, der mit einem vollbeladenen Einkaufswagen an der Kasse steht und der hilfreichen landsmännischen Verkäuferin, könnte sich der Dialog also so anhören: Verkäuferin: „Möchtest du eine Tüte?“ – Norweger (mit Blick auf den überquellenden Einkaufswagen): „TÜTE???? NEIN!!!! Ich dachte, ich klau den Einkaufswagen und rolle die Sachen nach Hause.“ Sagt niemand. Würden sie aber gern.

2. „Enkel eller dobbel?“

Eine alltägliche Frage, die mir in jedem Coffee Shop gestellt wird. Oslo ist die Kaffeehauptstadt und an fast jeder Ecke der Stadt findet sich eine Koffeinauffüllstation. Obwohl die Norweger hauptsächlich schwarzen, regulären Bohnenkaffee trinken, haben sich in vielen Städten auch solche exotischen Getränke wie Café Latte oder Cappuchino etabliert. Bei Bestellung derselben fragt die Bedienung jedes Mal: „Enkel eller dobbel?“

Beim ersten Mal war mein Hirn eindeutig im Sprachverweigerungs – und Deutschmodus, denn ich konnte nur denken: Enkel? Enkel??? Was will die blonde Kuh bei „Wayne’s Coffee“ denn damit andeuten? Meint sie etwa, dass das brüllende Balg hinter mir mein Enkel ist? Hallo? Ich bin 40 geworden dieses Jahr, zugegeben, aber wir wollen es ja mal nicht übertreiben!!!

„Dobbel“, schleuderte ich ihr also entgegen.

Junge, Junge, war ich wach für den Rest des Tages.

Für eine Frau, die eigentlich nur koffeinfreien Kaffee trinkt, ist ein doppelter Schuss Espresso lebensverändernd.

Seitdem bestelle ich meinen Café Latte „enkel“, mit nur einem Schuss, vielen Dank.

3. „Hei hei!“

Einfach zu verstehen und keine Formulierung im eigentlichen Sinn. Aber es handelt sich dabei um eine absolute norwegische Spezialität. Sie begegnet harmlosen Kunden in allen Geschäften, Restaurants, Supermärkten der Stadt. „Hei Hei!“ Mir begegnet sie meistens im lokalen Coffee Shop.

Doch Obacht: Wir sprechen hier nicht von einem regulären „Hi!“ oder „Hallo!“. Oh nein. Die Stimme springt mehrere Oktaven nach oben und fünf unsichtbare Ausrufezeichen werden wie Pfeile mit der Begrüßung verschossen. Du bist kein ordinärer Kunde! NEIN! Du bist der verlorene Sohn, der endlich nach Hause kommt! Der Stolz der Familie! Die Heldin der Arbeiterklasse! Du bist die personifizierte Lösung für Weltfrieden! Du bist John Lennon und Yoko Ono in einer Person! Der Gandhi des Coffee Shops! „Hei Hei!“

Beim ersten Mal war ich derartig irritiert, dass ich mich umdrehen musste, um zu gucken, ob Angelina Jolie oder die norwegische Lottofee hinter mir standen. Doch da war niemand.

Versteht mich nicht falsch: Ich finde es toll, derartig überschwänglich begrüßt zu werden. Ich habe aber immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich dann nur einen Kaffee bestelle. Ich würde diese überschwängliche Begrüßung so gern mit einer ebenso überschwänglichen Bestellung beantworten, aber habt Ihr eine Ahnung, was ein einzelner Kaffee in Oslo kostet?

Irgendwann, wenn ich reich und berühmt bin, bestelle ich die gesamte Kaffeekarte rauf und runter und bitte alle Angestellten mit mir zu feiern. Einfach nur, weil sie sich jedes Mal so freuen,  mich zu sehen.

4. „Dørene lukkes!“

Hierbei handelt es sich um eine automatisierte Ansage in der T-Bane, der U-Bahn in Oslo. Sie hört sich etwa so an: „Döörenne lükes!“. Ich kann mich bei dieser Ansage nicht beherrschen. Ähnlich wie bei den Sicherheitsvorführungen auf einem KLM-Flug (die für mich jede Hollywood-Komödie in den Schatten stellen), liege ich bei „Döörenne lukkes“ vor Lachen unterm Sitz. Anfangs lachte ich nur aufgrund der witzigen Vokalabfolge. Dann kam mir eine andere Idee, die von einigen Jahren im Berliner Wedding zeugen: „Döörenne lukkes“ – Döner für Lukas?

Der Witz hat mich von Majorstuen bis zum Holmenkollen amüsiert. Und zurück. Und tut es immer noch. Jetzt gerade.

Meine Mutter träumt davon, die Formulierung als Schimpfwort zu benutzen. Sie möchte einem Umwissenden ein „Döörenne lukkes“ ins Gesicht schleudern. Und dann gucken was passiert. Ich hoffe, ich erlebe es mit.

Wir sind eine seltsame Familie.

Wir hatten viel Spaß in der U-Bahn.

Was der Satz bedeutet? Was kann der Satz bedeuten, der so viel Lachen ins Leben bringt?

Er bedeutet……Trommelwirbel…..

„Die Türen schließen sich.“

Manchmal sind es die einfachen Dinge im Leben.

5. Takk for sist!

Eine weitere norwegische Besonderheit. Wörtlich übersetzt bedeutet es soviel wie „Danke für das letzte Mal, als wir uns trafen.“ Oder „Danke für das letzte gemeinsame Essen.“ Oder „Danke für den letzten Sex.“

NEIN! ICH MACHE SPASS!

Dafür gibt es eine eigene Formulierung.

„Takk for sist“ ist eine absolut normale und erwartete Begrüßung, trifft man auf eine Person,  mit der man irgendwann Zeit verbracht hat. Die Betonung liegt auf „irgendwann“. Selbst wenn das Treffen bereits vor drei Jahren stattfand und man sich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann, was man mit der Bekannten,  dem fast Fremden, der Nachbarin von gegenüber oder dem Kerl mit der komischen Frisur eigentlich unternommen hat: es wird sich bedankt. Jawohl. Höflichkeit siegt. Ich lebe erst acht Monate hier und meine Erinnerung schafft es gerade noch, sich an die vergangenen Monate zu erinnern, aber ich empfinde diesen Brauch als völlig irritierend. Aber ich werde ihn weiterhin benutzen. Auch wenn ich mich irgendwann nicht mehr genau erinnern kann. Egal. Wird schon keiner merken.

„Vil du ha pose?“ – „Enkel eller dobbel?“ – „Hei hei !!!!!“ – „Dørene lukkes!“ – „Takk for sist!“: Kommt nach Norwegen, hört und sprecht und fühlt Euch ein bisschen einheimisch!

Das war es schon wieder für heute, meine lieben Leser. Ich werde mich nun zum Supermarkt begeben („ Vil du……“) und dann eine köstliche Karottensuppe kochen. Auf dem Weg dorthin werde ich an unserem neuen Haus vorbei gehen, denn für alle, die es noch nicht wissen: Wir haben eine Wohnung gefunden. JA! Nicht in einem alten Stadthaus, aber dafür in der „Sorgenfrigata“ in Majorstuen. Der Sorgenfrei-Straße. Ich freu mich darauf. Martin kommt heute erst aus Aberdeen zurück, hat quasi über Handy einer ihm fremden Wohnung zugestimmt und ich hoffe, sie wird ihm gefallen.

Meine Grüße gehen diese Woche an meine wunderbare Freundin Barbro, die gestern ihre Prüfung im Verwaltungslehrgang II bestanden hat! (Ich hoffe, das ist die richtige Bezeichnung.) Ganz herzlichen Glückwunsch, ich bin stolz auf dich!! BRAVO! Hoch die Tassen!

Euch allen wünsche ich eine schöne Woche, lacht dem tristen November ins hässliche Gesicht, wärmt Euch auf mit guter Suppe und freut Euch auf die Adventszeit!

Ha det bra,

Ulrike