Urlaub! ODER Ich freue mich auf….

prometeo.de

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…Familie treffen,  Freunde besuchen, Gesas 1. Geburtstag und den 70. meiner Mutter zusammen feiern, Currywurst und Harzer Käse essen, durch Hildesheim wandern, in der Ostsee schwimmen, Streuselkuchen und Brötchen beim Bäcker holen, die Füße hochlegen, mit Gesa spielen und Sandburgen bauen, endlich „Kinder brauchen Märchen“ lesen und…und…und….!

Hier in Oslo geht am Montag der Alltag wieder los – eine gute Zeit, um in die Ferien zu fahren. Und weil ich vor lauter Streuselkuchen essen und Sandburgen bauen keine Hände frei habe, verabschieden der Blog und ich mich für die nächsten drei Wochen. Am 11.9. sind wir wieder da!

Habt eine tolle Zeit bis dahin, genießt den restlichen Sommer (der endlich Norwegen erreicht hat – klar, wir fahren ja jetzt auch weg…) und seid nett zu den Menschen um Euch herum. Wie der Busfahrer aus Erlangen, der die Flüchtlinge, die in seinem Bus saßen, willkommen hieß. Einfach mal so. Hat mich gerührt. Claus Kleber auch.

Ha det, vi sees,

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Ulrike

Ulrike 🙂

Ein Ausflug zum Frognerseteren ODER Das bleibt aber unter uns!

„Also, im Winter mit dem Schlitten ist das hier ein ganz toller Weg“, bemerkt Freundin Kathrin, während ich im Rückwärtsgang den Kinderwagen eine Schlammsteinpiste bergab rangiere. Vor Lachen verliere ich fast den Halt. Ganz so abenteuerlich hatte ich mir unseren Ausflug nicht vorgestellt. Eigentlich wollte ich doch nur ein Stück Apfelkuchen essen.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Während Deutschland die tropische Hitze verflucht, ist für uns in Oslo momentan schon Sommer, wenn es gerade mal nicht regnet. Dann packen wir – ratzfatz – Kind und Kegel ein und machen einen Ausflug. Und wohin eignet sich ein Ausflug besser, als hoch hinaus in den Norden der Stadt, zur Endstation der Linie 1, ins urgemütliche Frognerseteren-Café, das neben dem besten Apfelkuchen der Stadt auch einen fantastischen Ausblick auf dieselbe bietet?

Seit über 100 Jahren gehört das Ausflugslokal zu den Lieblingsorten der Osloaner. Im Winter lädt ein knisterndes Kaminfeuer zum Aufwärmen nach der Skitour ein. Im Sommer wirbeln Menschen und Sprachfetzen auf der Terrasse, 435 Meter über der Stadt, durcheinander. Und gekrönt wird das Erlebnis vom besten Apfelkuchen der Stadt. Nein, nicht nur ein Apfelkuchen – ein APFELKUCHEN!

Und auf genau so ein wunderbares Stück Apfelkuchen hatte ich mal wieder Lust. Die Wettervorhersage versprach für Donnerstag nur wenig Regen – na, das waren doch gute Aussichten, wie gebacken für einen Ausflug.

Ja, wie gesagt, wir sind hier bescheiden geworden im Sommer 2015.

Ich erinnerte mich noch daran, dass der Weg zum Frognerseteren-Café etwas kompliziert war. Von der am nächsten gelegenen tbane-Station führte ein ziemlich steiler Schotterweg nach unten. Blöd mit Kinderwagen, dachte ich mir und schlug vor, am Holmenkollen auszusteigen und dann berghoch zu wandern. In meiner Erinnerung war der Weg anfangs etwas steil, aber dann ganz erträglich. Freundin Kathrin hatte ähnliche Erinnerungen. Gesagt, getan, nach 25 Minuten Fahrt sind wir am Ziel und schieben los.

(ACHTUNG: Ab jetzt bitte ich Christoph nicht mehr weiter zu lesen, denn Kathrin und ich haben uns geschworen, das nun folgende Geschehen ihm gegenüber für immer zu verschweigen. War es doch Christoph, der sich kritisch und zweifelnd über unsere Wegplanung geäußert hatte. Also: STOP! Alle anderen: Weiterlesen!)

Kathrin und ich schieben frohgemut los, die Kinder sitzen vergnügt in ihren Kinderwagen. Wir reden und lachen noch ein paar Meter bis…

…oh weh.

Schieb, schieb.

Oh weh.

Schiiieb, schiiieb.

Oh, Hilfe.

Schiiiiiieb.

Nach ungefähr 20 Metern will ich fragen, wer auf die völlig bekloppte Idee gekommen war hier lang zu gehen, habe dafür aber nicht genug Atem.

Zähne zusammenbeißen, schiiiiieben und…angekommen.

Den ersten Anstieg habe ich überlebt. So ungefähr 1/20 des Weges. Und ich bin jetzt schon völlig fertig. So geht das nicht weiter: Ab jetzt wird positiv gedacht, das ist kein Anstieg, das ist eine wunderbare sportliche Herausforderung, der Weg ist das Ziel, Bewegung macht glücklich, und so weiter und so fort.

Boah, ist mir warm. Wie weit ist es denn bloß noch? Die blöden Radfahrer, die uns links überholen und scheinbar mühelos in die Pedalen treten, will ich am liebsten vom Sattel schubsen.

Angeber!

Nach gefühlten 20 Kilometern erreichen wir doch noch das Ziel. Da liegt es, apfelkuchenversprechend und baumkuchenbraunglänzend: Das Frognerseteren-Café.

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Das im Drachenstil Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude ist wirklich beeindruckend – kein Wunder, dass es seit über 100 Jahren zu den beliebtesten Anlaufstellen der Stadt gehört. Wir schieben über eine kleine Rampe auf die Terrasse und freuen uns über die Aussicht. Hier oben zeigt sich, wie wunderschön Oslo zwischen Fjord und Wald gelegen ist. Was haben wir doch für ein Glück, hier zu leben!

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Und nun her mit dem Apfelkuchen. Nach wenigen Minuten sitzen wir vier im ersten Stock an der breiten Fensterfront mit Blick auf die Stadt.

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(Ich Apfelkuchen, Gesa Block – ist doch fair, oder?)

Die Kinder schließen sofort Bekanntschaft mit den deutschen Touristen vom Nebentisch. Prima, da kann ich meinem Apfelkuchen mehr Aufmerksamkeit schenken! Das Frognerseteren-Café ist berühmt für seinen Kuchen und es bedarf eines gewissen Trainings, ein ganzes Stück zu verdrücken.

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Mir gelingt das mühelos.

Während des gemütlichen Lunches freuen wir uns auf den Rückweg, der ja, da bergab, so viel müheloser sein wird. Wir beschließen, nicht an der Straße zurückzugehen sondern die Schlittenstrecke zu benutzen, die uns vom Frognerseteren direkt zur tbane-Station Midtstuen führt. „Ist doch viel schöner durch den Wald!“ entscheiden wir zuckertrunken.

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Hm-hm.

Bei ein bisschen Nachdenken wäre selbst ein zuckertrunkenes Gehirn auf die Idee gekommen, dass eine Schlittenstrecke, um sich als solche deutlich zu machen, folgende Kriterien erfüllt:

  1. Sie ist steil, damit man beim Rodeln auch viel Spaß hat.
  2. Sie hat Kurven, damit man beim Rodeln auch viel Spaß hat.
  3. Sie ist nicht befestigt oder geteert, damit man….siehe oben.
  4. Sie ist daher für Kinderwagen nur mäßig geeignet.

Sagen wir so: Es war ein kleines Abenteuer. Ich bin noch nie rückwärts und bergab mit einem Kinderwagen gegangen und ich muss das auch nicht unbedingt sofort wieder machen. Aber, es war unterhaltsam und am Ende hatte ich ein ähnliches Gefühl wie beim 10km-Lauf: Stolz! Mein treuer Freund Simo hat den Schlammgeröllweg professionell gemeistert – Gesa verschlief den kompletten Abstieg. Irgendwann wandelte sich der Höllenweg in einen possierlichen Waldweg und wir wurden nicht nur mit schönster norwegischer Natur belohnt – nein, auch Skispringen stand auf dem Programm. Wir standen nämlich völlig unerwartet am Skisprung-Übungsgelände in der Nähe des Holmenkollen und durften dem Nachwuchs bei ihren ersten Sprüngen zusehen.

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Noch ein paar Meter und Kurven weiter und wir standen, glücklich und erleichtert, an der Bahnstation.

Was für ein Ausflug! Und das alles für ein Stück Apfelkuchen!

Ich kann die Tour nur jedem empfehlen, vorzugsweise MIT Kinderwagen, sonst ist es nur halb so lustig. Das klingt zu anstrengend? Mit dem Auto kann man direkt und schweißfrei bis fast auf die Terrasse des Frognerseteren-Lokals fahren. Probiert es aus – es lohnt sich.

Und Christoph, falls du doch bis hierhin gelesen hast: Ich habe die ganze Geschichte natürlich unglauuuuublich übertrieben, in Wirklichkeit war der Weg ein reines Zuckerschlecken!

Doch, doch.

***

Das war es schon für heute, meine lieben Leser. Ich wünsche uns allen eine tolle Woche, genießt ein leckeres Stück Kuchen und lasst es Euch gut gehen. Dem Sommer in Deutschland möchte ich sagen: Tut mir leid, dass Du dort so angemeckert wirst, teile dich doch auf und schick‘ eine Hälfte deiner Grade in den Norden!

Ha det bra,

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Ulrike