Slapp av, det ordner seg! ODER In der (norwegischen) Ruhe liegt die (norwegische) Kraft…

Ich stehe mit meinem übervollen Einkaufskorb an der Supermarktkasse, stecke der quengeligen Gesa ein Stück Banane in den Mund, gucke gleichzeitig auf mein Handy und stelle fest: Ich bin zu spät. Ich hasse es, zu spät zu sein. Und nun fängt die Frau vor mir auch noch ein Gespräch mit dem Kassierer an. HALLO!!! Ich habe es eilig, ich muss los, der Korb ist schwer und überhaupt… Ich beginne wie ein Hampelmann zu zappeln. Gesa lacht – na, wenigstens etwas. Ich erzähle ihr, dass wir in Eile sind, dass der Korb schwer ist und dass ich wirklich gerade ungeduldig werde. Plötzlich sagt eine Stimme hinter mir: „Slapp av, det ordner seg.“ Beruhige dich, das wird schon.

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Norweger lassen sich nicht hetzen, das habe ich in den letzten drei Jahren gelernt. Sie lassen sich vom Leben nicht aus der Ruhe bringen, sondern begegnen den alltäglichen Unwegsamkeiten mit einer positiven Lebenseinstellung: Det ordner seg. – Das regelt sich. Das ordnet sich. Das wird schon. Positive Menschen leben gesünder, erklärt mir das Internet und belegt das mit „zahlreichen wissenschaftlichen Studien“. Das klingt nicht professionell, aber mit ein bisschen gesundem Menschenverstand kann ich mir das selber denken. Klar, oder? Wer positiv denkt, lebt positiv. Viele der heutigen Krankheiten sind ein Resultat von zuviel Stress. Schalten wir diesen, oft selbstgemachten, Stress aus und sehen das Leben positiv, leben wir also gesünder. Ganz klar.

Die Norweger bekommen das positive Denken anscheinend in die Wiege, oder aktueller: das Stokke-Bett, gelegt. Nun frage ich mich, ob positives Denken den hohen Lebensstandard in Norwegen bewirkt hat oder umgekehrt. Fakt ist: In Deutschland fallen mir immer die griesgrämig guckenden Menschen auf. Die Stimmung ist gereizt, die Unzufriedenheit hoch. Das hat viele verschiedene, auch berechtigte, Gründe. Im Gegensatz dazu erscheinen mir die Norweger entspannt, zufrieden, ruhig und gelassen. Aber sind alle so? Oder erlebe ich hier in Frogner eben den gutverdienenden und daher entspannt lebenden Norweger?

Ich glaube nicht.

Ich glaube, dass „Det ordner seg“ keine Sache von hohem Einkommen oder ähnlichen materiellen Umständen ist. Es ist eine Lebenseinstellung. Das wird schon. Bleib ruhig. Entspann dich. Einfach mal lächeln und dann passt das schon.

Nun macht mich das als Deutsche manchmal aggressiv. Zu uns Deutschen passt eher: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Oder, noch besser: „Ordnung muss sein.“ Und so sehr ich die Norweger um ihre Mentalität beneide, so sehr kann ich doch nicht aus meiner Haut. Und werde eben ungeduldig, wenn ich an der Kasse nicht schnell genug an die Reihe komme, wenn Verabredungen und Waschmaschinen kurzfristig verschoben werden, Gäste zu spät kommen, wenn mein gut gebauter Plan nicht funktioniert, weil die Sonne scheint und die notwendig Beteiligten bereits im Park auf der Wiese liegen.

Ich arbeite wirklich an mir.

Aber es ist nicht so einfach, manchmal.

Und Ihr kennt das bestimmt: Je mehr Leute mir dann vorschlagen, positiv zu denken, ruhig zu bleiben oder einfach mal abzuschalten, umso gehetzter werde ich. Besonders hilfreich finde ich ja dann diese – für mich – aus der Hölle stammenden Zitatfotos, die so gerne in sozialen Medien geteilt werden.

So eines, z.B….

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…oder so eins…

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oder dieses hier. Mehr schaffe ich nicht, ohne Rot zu sehen:

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Schlimm, oder? Dabei sind das ja alles gutgemeinte Ratschläge. Ich bin da wohl hoffnungslos. Aber dann – dann gibt es immer wieder Situationen, in denen ich merke, wie weit ich schon gekommen bin mit meiner norwegischen Lebenseinstellung!.

Ort: Das Café im Vigelandspark.

Beteiligte: Eine norwegische Mutter mit Kind, zwei deutsche Touristen und ich.

Es sind die letzten Ferienwochen, Oslos Einwohner sind samt Familien größtenteils aus den Ferien zurück und bevölkern den Frognerpark. Spielplatz und Eis gehören zum Tagesprogramm. Das norwegische Kind darf sich ein Eis aussuchen, während sich die Mutter mit der Kassiererin über das schlechte Wetter unterhält.

Die beiden deutschen Touristen stehen kurz vor der Herzattacke.

1: „Sach mal, was dauuuuert denn da so lange? Ich glaube es ja wohl nicht.“

2: „Das Kind will ein Eis.“

1: „Ja, das sehe ich auch, dass das Kind ein Eis will. Ich bin ja nicht blind. Aber da könnte uns die Mutter ja auch mal vorlassen, wenn das Gör sich nicht entscheiden kann.“

2: „Na, hör mal! Wie redest du denn? Du kennst das Kind doch gar nicht.“

1: „Ist doch wahr! Meine Füße tun weh, ich will eine Flasche Sprudel und außerdem versteht mich hier eh keiner.“

*Ich räuspere unmerklich.*

2: „Den ganzen Tag bist du schon so gereizt. Das macht keinen Spaß.“

1: „Gereizt? GEREIZT? Ich bin keine Spur gereizt, ich verstehe nur nicht, warum es in diesem Café, das ja wohl eindeutig von vielen Touristen frequentiert wird, keine zweite Bedienung gibt. Und warum die eine dann nicht dafür sorgt, dass es hier mal ein biiiiisschen schneller vorwärts geht. Ist das jetzt zuviel verlangt, oder was? Ich bin hier schließlich im Urlaub, da kann ich wohl ein bisschen Service verlangen. Warten kann ich auch beim ALDI bei uns Zuhause.“

2: „Da musste ich noch nie warten. Da ist doch die Frau Peters an der Kasse, das ist eine ganz flinke Frau.“

1: „Das ist doch jetzt überhaupt nicht der Punkt!! – Willst du dich jetzt mit mir streiten, oder was? Toll, soo habe ich mir den Urlaub vorgestellt. Genau so. Vielen Dank.“

Ich beuge mich nach vorne und sage freundlich: „Ganz ruhig bleiben. Alles wird gut. Oder wie die Norweger sagen: Det ordner seg.“

Während „er“ mich mit ungeduldigen Augen anfunkelt, lächelt „sie“ zurück.

Im nächsten Augenblick bezahlt die Mutter und die Kasse wird frei.

Det ordner seg.

***

So, meine lieben Leser, das war es schon für heute. Bin ich mit den Deutschen zu hart ins Gericht gegangen und habe die Norweger zu sehr gelobt? Vielleicht, aber so ist das mit Stereotypen, die funktionieren am besten in Schwarz-Weiß, obwohl es immer und überall viele Grautöne gibt. Den entspannten Deutschen also ebenso wie den unentspannten Norweger. Aber eines bleibt: Positives Denken tut uns gut.

Ich wünsche Euch allen daher eine ganz positive Woche, beobachtet Euch mal selber und testet, wie positiv Ihr seid. Meine wöchentlichen Grüße gehen heute an alle, die den Kopf lächelnd hoch halten, obwohl neben und in ihnen alles zusammenbricht. Ihr seid meine Vorbilder.

Ansonsten fordere ich alle, bei denen es mehr als 30 Grad warm ist, einige Grade und ein paar Sonnenstrahlen nach Oslo zu schicken. Ich will jetzt endlich Sommer!!!

Ha det bra,

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Ulrike

Das Strandbad Sørenga in Bjørvika ODER Diesmal bade ich nur meine Füße drin…..

@playmobil.de

@playmobil.de

In meinem ersten Sommer in Oslo wollte ich unbedingt ins Freibad. Gegenüber unserer Wohnung lag das Frognerbadet, DAS Osloer Freibad. Nichts wie hin da, jubelte ich und wurde dann von der Preistafel am Eingang gestoppt. 90 norwegische Kronen sollte ich bezahlen…mal ausgeschrieben NEUNZIG…das waren über 10 Euro. Für’s Freibad! Ich konnte es nicht glauben, packte meine Gummiente und meine Badelatschen und ging wieder nach Hause. Aber seitdem habe ich viel gelernt. In Oslo, da muss nämlich keiner ins Freibad. In Oslo, da geht man entweder in den See oder ins sjøbad – ins Strandbad. Davon gibt es einige in der Stadt. Kostenlos. Und seit Juni gibt es ein neues Strandbad. Das Sørengabad – ein echtes Juwel. Packt die Badehose ein und kommt mit mir mit!

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Spontanität ist angesagt, will man 2015 den norwegischen Sommer erwischen. Da ist genaues Beobachten von Wettervorhersage und Wolkenbewegung angesagt, damit man im entscheidenden Moment die (natürlich schon gepackte) Badetasche an sich reißen und an den Strand flitzen kann. So wie wir am vergangenen Sonntag. Freund Christian hatte uns das neue Strandbad als Ziel vorgeschlagen. Ich war völlig ahnungslos, wo genau das sein sollte. Am Wasser, ja, danke, sooooviel wusste ich auch. Allen suchenden Osloanern oder Oslobesuchern sei also der Weg erklärt: Ab zur Oper (die findet jeder) und dann rechts an der Oper vorbei. Die neu angelegte Hafenpromenade entlang…

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…über eine schaukelnde Fjordbrücke…

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…und dann den Massen hinterher bis zum Wasser…

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@ChristianErhard

@ChristianErhard

@ChristianErhard

@ChristianErhard

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@ChristianErhard

Es lohnt sich auf jeden Fall. Neben einer Liegewiese und Liegeflächen auf den Holzbohlen bietet Sørenga ein Babybecken, abgetrennte Schwimmbahnen für die „sportlichen“ Schwimmer, einen Sprungturm mit Blick auf die Fjordinseln und genug Schiffe und Baukräne zur optischen Unterhaltung.  Seit Februar 2014 wurde das aus drei Teilen bestehende Strandbad im südlich von Oslo gelegenen Fredrikstad gebaut. Rund 16 Monate später erreichte das insgesamt 190 Meter lange und 4650 Tonnen schwere Konstrukt das Osloer Ziel am Neubaugebiet Bjørvika.

Die baulichen Fakten haben uns an diesem sonnengefüllten Sonntag wenig interessiert. Wir sind raus aus den Hosen und rein ins Wasser und sofort erkannte ich, warum das Frognerbad unglaubliche 10 Euro Eintritt verlangen darf: Die haben dort warmes Wasser. Statt der koseligen 25 Grad begegnete mir das Fjordwasser mit…keine Ahnung…bibber, schnatter… auf jeden Fall sehr viel weniger. Um also das norwegische Strandbad richtig genießen zu können, müssen schon tropische Temperaturen herrschen, dachte ich. Aber nach ein paar Minuten hatten sich meine Füße an die Kälte gewöhnt und ich…

Ja, meine Füße.

NATÜRLICH war ich nicht komplett drin!

Seid Ihr verrückt?

Also der Sommer 2014, der hatte es in sich mit 33 Grad, da, ja da hätte ich mich in die Fluten gestürzt.

Dieses Jahr kommt das Thermometer, wenn überhaupt, auf knappe 23 Grad – nicht warm genug für mich und den Fjord.

Gesa war drin. Mit Schwimmwindel und viel Gejuchze.

Hinterher haben wir uns auf der Liegewiese von der schüchternen Sonne trocknen lassen, Leute beobachtet, Kekse gegessen und es uns in Sørenga gut gehen lassen. Wir kommen wieder, soviel ist klar. Also Osloaner und Besucher: Lasst die Oper links liegen und kommt in das wohl schönste Strandbad, das Oslo momentan zu bieten hat.

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Und das für umsonst!

***

So, das war es schon für heute, meine lieben sonnigen Leser. Ich hoffe, Ihr lest den Blog irgendwo ganz entspannt im Urlaub unter Palmen oder auf Bergen, unter dem Sonnenschirm auf dem Balkon oder im Flugzeug auf dem Weg in die Ferien. Habt eine tolle Zeit, tankt viel Sonne und lasst es Euch gut gehen!

Ha det bra,

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Ulrike

Hallo Sommerloch! ODER Worüber schreibe ich bloß????

Hm. Okay, ich könnte…nee, langweilig. Okay. Vielleicht über…neeiiiiinnnn….öde. Hm. Naja, du verbringst viel Zeit mit…och neeeee, das interessiert doch wirklich keinen.

Ohje.

Es ist passiert.

Ich habe kein Blogthema.

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Seit vier Tagen zerbreche ich mir den Kopf, über was ich heute schreiben könnte. Und mir ist nichts wirklich Gutes eingefallen. Seht Ihr, es ist so: Oslo ist in Sommer-modus verfallen. Außer Touristen und ein paar Späturlaubern wie uns ist die Stadt leer. Restaurants und Hotels sind geschlossen, Freunde und Kollegen verreist, Geschäfte haben Sommeröffnungszeiten und es gibt in unserer Straße so viele freie Parkplätze wie sonst nie im Jahr. Und diese ganze Ferienstimmung ist ansteckend. Nun will ich aber den Blog nicht für die nächsten acht Wochen ruhen lassen – dachte ich ganz streberisch und brav.

Tja und dann ging die Themenauswahl los. Ein paar Gedankenblitze hier, ein paar halbgare Ideen dort, aber nicht DIE zündende Idee.

Zum Verrücktwerden!

Da ich aber keine Lust hatte, verrückt zu werden, sind Gesa und ich stattdessen zu unserem Superspielplatz im Frognerpark gegangen, sind gerutscht und geklettert. Davon hatte ich am Ende des Tages zwar auch kein Blogthema – aber eine Menge Spaß! Die Frognerborg ist der wohl coolste Spielplatz in Oslo, ein Kletterparadies mit Rutschen und Sandkasten und anderen lustigen Kindern und netten Eltern. Hier treffen sich der portugiesische Vater auf pappaperm mit der norwegischen mormor, britische Urlaubskinder auf philippinische Au pairs und alle werden beobachtet von einem deutschen Krabbelkind, das einfach nur glücklich ist dort zu sein.

Echt toll dort, aber für den Blog auch nicht sehr hilfreich.

Am dritten Spielplatztag hatten sich mehrere Ideen auf meinem Notizzettel angefunden, aber bevor ich die recherchieren und ausarbeiten konnte, musste ich erstmal ein Eis essen und die Küche re-organisieren und mich mit Freunden treffen und….

@OliverWeiss

@OliverWeiss

„Du hattest doch nicht eine gute Idee.“

Oh nein.

Du schon wieder.

„Hallo.“

Mein Gewissen.

„Wir haben uns lange nicht gehört.“

Uh-hu.

„Und da bin ich wieder.“

Super.

„Wie gesagt: Du hattest nicht eine gute Idee.“

Stimmt, ich hatte MEHRERE gute Ideen. Und wisst Ihr was? Ich werde sie Euch ALLE präsentieren, jawohl, komplett unrecherchiert, mehr so ein…

…ein…

..ein norwegisches Kaleidoskop!

„Interessante Wortwahl.“

Pscht.

„Wer soll dir das denn abkaufen?“

Du fliegst hier gleich raus.

„Wa…?“

Ich schmeiß dich raus.

*schweigt*

Geht doch. Also: Starten wir mit anscheinend alten Neuigkeiten, die ich aber erst Mittwoch gelesen habe. Was die Spice Girls können, können wir schon lange, dachten sich…naaa, wer??? DIE norwegische Band schlechthin, die 1985 für 32 Wochen die US-Popcharts anführte. Und zum 30jährigen Jubiläum entschloss sich die eigentlich 2010 aufgelöste Gruppe, es noch einmal zu versuchen.

@wikia.com

@wikia.com

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@a-ha.com

Jawohl, a-ha is back!

Ein bisschen Überzeugungsarbeit mussten Morten und Paul wohl üben, bevor sich der zum erfolgreichen Bildhauer gewandelte Ex-Keyboarder Magne „Mags“ entschied mitzumachen, aber nun sind Tourneedaten und neue CD auf dem Weg. Von den angekündigten Konzerten finden 13 in Deutschland statt und keines in Norwegen. Hier hätten sie schon überall gespielt, so die Aussage der drei, aber sie seien natürlich offen für Angebote. Schließlich, so Paul, sei Norwegen ihr Heimatland.

Ich fand „Take on me“ damals toll und auch die anderen Lieder, bin aber kein Fan dieser Rückkehr-Welle. Aber noch schlimmer als eine Band, die zurückkehrt, immerhin mit neuen Songs, sind die „Künstler“, die seit den 80er von einer Nostalgiewelle auf die nächste springen. Ende Juli findet in Kragerø, DEM Urlaubsgebiet für Norweger in Norwegen, das Retro Live Festival statt. Haltet Eure Hüte fest, es treten auf:

UB40, Alphaville, Samantha Fox, The Hooters, Opus, Inner Circle, Katrina and the Waves und…und…und….THOMAS ANDERS!

Ich bekomme eine Gänsehaut beim puren Gedanken, während Martin am liebsten gleich losfahren würde. Nein, nie im Leben, um so ein Festival zu überstehen, müsste ich bösartig betrunken sein.

Was ja hier in Norwegen ein Vermögen kostet. Irgendwann zu Zeiten der Prohibition hat Norwegen beschlossen, den Alkoholgenuss seiner Einwohner staatlich zu regulieren und hat das sogenannte vinmonopolet gegründet, das Wein-Monopol. Nur hier darf Alkohol mit mehr als 4,75% verkauft werden. Bier findet sich auch im lokalen Supermarkt. Die Preise sind in beiden Geschäften absolut absurd – dank sehr hoher Steuern ist Alkohol in Norwegen ein wahres Luxusgut. Wie die Norweger damit umgehen? Tja, entweder wird es achselzuckend ins monatliche Budget eingeplant oder man fährt auf Harrytur nach Schweden oder, noch besser, mit der Colorline-Fähre nach Kiel.

Die staatliche Regulierung ist meiner Meinung nach komplett nach hinten losgegangen: Ich habe in keinem unserer anderen Ländern eine derartig extremes Trinkverhalten gesehen. Und ich habe in Schottland gelebt! In Norwegen trinkt man nicht einfach. Hier wird gesoffen und zwar schon früh. Übelst betrunkene Jugendliche sind an Wochenenden ein normales Bild, bei Weihnachtsfeiern, dem julebord mit kostenlosem Alkohol, sind viele Teilnehmer schon nach der Vorspeise am Boden und angeblich werden junge Norweger nur locker mit genügend Promille im Blut. Damit die auch am besten nur Zuhause trinken, gibt es in norwegischen Bars eine Altersbeschränkung: Unter 21, teilweise auch 23, kommt hier keiner rein. Aber irgendwie hilft das auch nicht.

Norwegischen Modebloggern hat es übrigens nicht geholfen, versteckte Werbung auf ihren sehr populären Blogs zu platzieren. Immerhin haben sie so hochoffizielle Post bekommen – nämlich einen Brief vom forbrukerombudet, einem Verbraucherrat, der die meist weiblichen Bloggerinnen von ihrem (eventuell) illegalen Tun informiert hat. Die Begeisterung über die Post hielt sich in Grenzen, Aftenposten sprach sogar von einer „Hetzjagd“ (jaja, das Sommerloch!). Gelernt habe ich dabei, dass viele dieser Bloggerinnen von ihrem Blog leben – und zwar nicht schlecht. Irgendwie muss ich mal mein Konzept überdenken.

Und wenn ich schon mal am Überdenken bin, fällt mir hoffentlich auch für nächsten Freitag ein tolles Blogthema ein. Das wär doch gelacht!!! Bis dahin danke ich für Eure Geduld, wünsche uns allen eine tolle Woche mit viel Sonne, guten Ideen und ganz viel Spaß.

Ha det bra,

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Ulrike

Winke winke! ODER Sommer ist die Zeit der Abschiede…

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Hier in Norwegen habe ich gelernt, Abschied zu nehmen. Das hört sich jetzt dramatischer an, als es ist. Aber nach drei Jahren, in denen immer wieder liebgewordene Menschen die Stadt verlassen, kann ich sagen: Ich bin ein Abschiedsprofi.

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Der Beginn des Sommers ist immer auch ein Ende hier in Norwegen. Nicht einer unserer drei Sommer hat hier ohne Abschiede gestartet.

„Wie denn, was denn, es ist doch so toll in Norwegen, wo wollen die denn alle hin?“ höre ich Euch fragen.

Hier in Oslo, gerade in der deutschen, aber ich vermute auch in anderen ausländischen Gemeinden, ist der Wechsel hoch. Es gibt Menschen, die von vornherein nur für eine bestimmte Zeit in der Stadt sind. Dazu gehören deutsche Au Pairs, die nach ihrem Abitur in Deutschland Lust aufs Ausland hatten. Oder Praktikanten an deutschen Institutionen wie der Deutschen Schule oder der Deutschen Botschaft. Einige absolvieren ein soziales Jahr hier über die Organisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Sie alle bleiben meistens für ein Jahr in Oslo.

Dann gibt es sogenannte „Expats“, Arbeitnehmer, die von ihrer z.B. deutschen Firma für eine gewisse Zeit in eine Auslandsfiliale versetzt werden. Nach meistens vier Jahren ist auch hier ein Wechsel angesagt und die Familien kehren entweder nach Deutschland zurück oder ziehen in das nächste Land. Ähnliches gilt für die Mitarbeiter der deutschen Botschaften. Oder, wie dieses Jahr, für die Pfarrerfamilie der Deutschen Gemeinde. Nach neun Jahren gab es keine Verlängerungsmöglichkeit mehr und Familie Baur ist letzte Woche nach Stuttgart zurückgekehrt.

Dann gibt es natürlich rein persönliche Entscheidungen: Jemand hatte schon immer den Traum, nach Norwegen zu ziehen. Aber irgendwie, irgendwas und überhaupt passt es nicht. Das Heimweh ist groß, die Familie fehlt zu sehr, die Arbeitswirklichkeit hier in Norwegen gefällt nicht. Der oder die Liebste in Deutschland will vielleicht doch nicht nach Oslo nachkommen, der Katze gefällt es hier auch nicht und überhaupt ist alles komisch.

Tja und dann heißt es irgendwann, meistens eben zum Sommer: Tschüß, Oslo.

In den ersten drei Monaten musste ich mich schon von zwei sehr netten Menschen verabschieden und fand das blöd. Danach habe ich ernsthaft überlegt, neue Bekanntschaften als erstes zu fragen: „Wie lange bleibst du hier?“ um dann, bei falscher Antwort, das Weite zu suchen.

Das klappte nicht.

Irgendwann habe ich es dann akzeptiert. Das ist nun einmal so, habe ich gelernt, vor allem, wenn man sich in einer Auslandsgemeinde bewegt, wie wir eben in der deutschen Gemeinde hier in Oslo. Aber statt jetzt jedes Jahr in Tränen auszubrechen, sage ich mir: Toll, dass ich so viele verschiedene Menschen kennenlerne. OK, vielleicht verbringen wir nur ein paar Monate zusammen, aber das ist doch besser, als hätten wir uns nie getroffen.

Das hat natürlich auch Nachteile. Je öfter man sich verabschiedet, umso mehr gewöhnt man sich daran und denkt irgendwann: Ach ja, jetzt kommt diese Zeit wieder. Was nicht heißt, dass der Abschied weniger schwer fällt. Aber man ist…oder ich bin…von vorne herein distanzierter in diese neue Bekanntschaft gegangen. Und dann fällt das Abschied nehmen weniger schwer. Das ist schade – aber ich kann doch nicht jedes Jahr den Sommer mit Tränenströmen begrüßen!!!!!

Wirklich nicht!

Wie sähe man denn dann aus nach ein paar Wochen?

So aufgequollen und überhaupt!

Das ist doch nicht hübsch!

Auf jeden Fall ist das Abschied nehmen ein Teil meines Lebens hier in Norwegen geworden und ich bin froh für alle, die dieses Jahr hiergeblieben sind. Froh bin ich aber auch für die, die ich kennenlernen durfte und die nun wieder zurück in der Heimat sind.

Warten wir auf die, die jetzt kommen und alle meine Freunde hier in Oslo warne ich: Bleibt bloß hier!!!

So gut bin ich dann im Abschied nehmen doch noch nicht!

***

Das war es für heute, meine lieben Leser. Ich wünsche uns allen eine sonnige Woche mit angenehmen Temperaturen, viel Lachen, wenigen Abschieden und all den Sachen, die man im Sommer so machen will. Meine speziellen Grüße gehen diese Woche an meine Blog-Kollegin Corinna vom Italien-Blog Mein Apulien mit ganz herzlichen Glückwünschen zur Geburt des kleinen Davides.

Macht es gut, bis nächste Woche,

ha det bra,

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Ulrike

Taco Olé! ODER Ein gewöhnlicher Freitagabend in Norwegen….

@unspokenpictures

@unspokenpictures

An diesem Freitagabend werden wir etwas typisch Norwegisches machen. Angeln, sagt Ihr? Um 23 Uhr im See baden, wenn es noch hell ist, vermutet Ihr? Kransekake backen?

Nein, nein und nein.

Wir essen Taco!

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Am Samstag gibt es Süßigkeiten, am Freitag gibt es Tacos – die norwegische Woche hat so ihre Eigenheiten. Als ich das erste Mal zum taco kveld eingeladen war, dachte ich, meine damaligen Gastgeber hätten einfach Lust auf mexikanisches Essen. Aber ich lernte gleich zwei Dinge an diesem Abend:

  1. Es gibt Kinder, die halten gefüllte Tacos für ein echtes norwegisches Essen.
  2. Tacos sind DAS Freitagabend-Gericht.
@dagbladet

@dagbladet

Warum gerade der Freitag „be-tacoed“ wird, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht weil es so eine gemütliche Sache ist, gemeinsam am Tisch zu sitzen und stundenlang weiche oder harte Maisfladen zu füllen. Man kann lange aufbleiben, da der Samstag ja für gewöhnlich ein freier Tag ist und der Freitagabend eine herrliche Gelegenheit, das Wochenende einzuläuten.

Tacos sind also gesellschaftsfördernd.

Außerdem darf jeder/jede am Tisch kreativ sein. In den verschiedenen Schüsseln auf dem Tisch finden sich Mett, Hühnchenstücke, Rindfleisch, Mais, rote Bohnen, Zwiebeln, Käse, rømme,  Taco Sauce, Salat, Paprikastücke und und und. Jeder Taco wird anders und schmeckt anders. Das Ganze dann noch mit den Händen essen zu können, gibt einen besonderen Kick.

Tacos fördern die Kreativität.

Es soll Taco-Anfänger geben, die ihren Maisfladen sehr ehrgeizig füllen (oder dazu von Profis angestiftet werden!). Das Resultat: Ein Anblick, der jede Comedyshow langweilig wirken lässt. Mit anfänglicher Lässigkeit wird die Taco-Fuhre vom Teller gehoben – es folgt die Erkenntnis, dass sie zu voll ist – diese wiederum wird gefolgt von aufflackerndem Ehrgeiz. Und dann wackelt der Fladen Richtung Mund – das Publikum hält den Atem an – der Mund öffnet sich und schiebt sich der wackelnden Fuhre entgegen, als……ZACK….der ganze Kladeradatsch mit einem Aufstöhnen der Zuschauer auf den Tisch fällt.

Tacos sind tolle Unterhaltungsmittel.

Da dass einer mir sehr nahestehenden Person passiert ist – *räusper* – hier nun ein brillianter Tipp, den ich….ähhh, die mir nahestehende Person…erst NACH dem Desaster bekommen hat. Statt den Maisfladen zu füllen und „Tacos“ zu machen, heißt die einfachste Art es zu essen:

Taco-Salat!

Einfach Fladen in eine Schüssel zerbröseln, alles andere hinterher werfen und essen. Schmeckt genauso und ist soviel einfacher!

Manche sehen in Tacos eine akzeptable Mischung aus gesunder Ernährung und Junk Food. Die scheinen einen anderen Einkaufszettel zu haben als ich. Das Einzige in meinem Kühlschrank, dass, bei großzügiger Betrachtung als „gesund“ durchgehen könnte, ist der etwas traurig blickende Eisbergsalat. Naja, immerhin machen wir es selber und könnten ja mehr gesunde Dinge hinein tun.

Tacos als gesunde Junk Food-Mahlzeit.

Ihr seht also (oder wisst es schon selber), dass taco kveld am Freitagabend eine echte Unterhaltung sein kann, bei der man hinterher auch noch satt ist. Ob Mexikaner ihre Tacos hier im Norden wiedererkennen würden ist zweifelhaft – ähnlich wie Chinesen, die in Deutschland ratlos vor Chop suey mit viel Sauce sitzen oder Italiener, die irritiert bei Peppes Pizza sitzen. Warum es gerade die Norweger sind, die sich zu Taco-Extrem-Liebhabern entwickelt haben, ist mir immer noch unklar. Aber es ist wie es ist.

Und es ist lecker 🙂

***

Das war es für heute, meine lieben hungrigen Leser. Im norwegischen Supermarkt finden sich ganze Reihen voller „Wir-machen-Taco“-Fertigpackungen und für die Feinschmecker ist das Internet voll mit Gourmet-Taco-Rezepten. Selbst der norwegische Starkoch Eyvind Hellstrøm hat sich dem mexikanisch- US-amerikanisch-norwegischen Kulturmix angenommen. Schaut selber mal nach!

Ich wünsche Euch allen eine tolle Woche mit leckerem Essen, viel Sommerspaß und guten Freunden.

Und zum Schluss gibt es noch spannende Neuigkeiten:

Der Blog goes live!

Im Herbst werde ich im Goethe-Institut Oslo eine Theater-Musik-Kuchen-Gute-Laune-Lesung mit alten und neuen Texten aus diesem Blog machen, begleitet am Klavier von Erik Gøthesen.

Super, oder???? Also ich freue mich total und schicke meine wöchentlichen Grüße an Jeanette Danzer mit riesigem Dank für die Einladung!

Sobald der Termin feststeht, sage ich Euch Bescheid. Momentan bin ich dabei, Texte auszusuchen und freue mich über Hilfe: Welche würdet Ihr gern mal live hören und sehen?

Es freut sich auf Kommentare und sagt

Ha det godt,

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Ulrike 🙂

(Na, posiert IHR mal irgendwie originell mit einer Taco-Packung!!!)