
Hoch sollst du leben, Deutschland!
Aus gegebenem Anlass gibt es heute zwei Änderungen: Norwegen wird nur am Rand erwähnt und der Blog erscheint bereits am Donnerstag. Wem das zu früh ist, der kann ihn ja erst morgen lesen. Einfach die Seite schnell wieder schließen!! – Für alle anderen wedele ich mit meiner kleinen Deutschlandflagge und fühle mich dabei ganz allein. Oder wedelt Ihr auch? Es erstaunt mich immer wieder, trotz aller Beachtung der dunklen deutschen Geschichte, wie unterschiedlich Deutschland und Norwegen den Nationalfeiertag begehen. Und nicht nur die Norweger: Kanadier, Schotten, Franzosen – sie alle feiern ihr Land und sich selbst mit Stolz und Freude, Flaggen und Kanonenschüssen.
In Deutschland wedeln die Fahnen bei der WM.
Da sind wir stolz auf unser Land.
Ansonsten? Ich bin mir nicht sicher, aber die Stimmung scheint eher bedenklich zu sein, oder? Klar ist aus der Ferne betrachtet immer alles einfacher. Auch klar, dass viele Menschen in Deutschland mit Problemen zu kämpfen haben, dass es den einen zu gut geht, den anderen zu schlecht und viele sich eben gerade so durchkämpfen. Blickt der Rest der Welt auch beeindruckt nach Deutschland – was wissen die schon? Und selbst wenn auf einmal alles perfekt wäre in deutschen Landen, schliche sich ein kleines genetisches Problem in den Vordergrund und würde attackieren: das Mecker-Gen.
Wir haben eine Meckerkultur in Deutschland, da müssen wir mal ehrlich sein, das liegt uns irgendwie. Wer meckert, fühlt sich gut.
Ob nun über den Mittagslärm der Nachbarskinder, abstürzende Computer, den verschossenen Elfer von Franck Ribery, Ausländer, steigende Steuern und sinkende Löhne, falsch geparkte Autos, ein Haar in der Suppe, ein Elefant im Porzellanladen – zum Meckern findet sich immer was. Ich spreche da aus eigener, langjähriger Erfahrung. Meckern verbindet, schafft Aufmerksamkeit, stillt Geltungsbedürfnis und bringt das Blut zum Kochen. Es führt allerdings auch zu hässlichen Falten, Magengeschwüren und Charme-Verlust und schon hat man wieder was zu meckern. Ein teutonischer Teufelskreis. – Doof, irgendwie.
Wir sind nicht alle gleich, wir werden es auch nie sein, aber eines sind wir alle: Wir sind Deutsche. Und das wird jetzt gefeiert!
Wir sind Deutsche. Und das wird jetzt gefeiert!
In der Theatergruppe mache ich zu Beginn immer eine Meditation: Packt alle Eure Sorgen, Probleme, Ängste in eine große Box in Eurem Kopf. Deckel drauf und weg damit, ganz weit hinten in Euer Gedächtnis. Genau das machen wir jetzt auch! LOS! Weg mit dem ganzen Mist! Nur für einen Moment!
Stattdessen fragt Euch: Was liebe ich an Deutschland? Was ist für mich Deutschland? Was vermisse ich in der Ferne?
Erinnert Ihr Euch an die Szene in „Tatsächlich Liebe“, in der Hugh Grant als britischer Premierminister bei einer Pressekonferenz den US-Präsidenten Billy Bob Thornton verbal angreift: „We may be a small country, but we are a great one too … Shakespeare, Churchill, the Beatles, Sean Connery, Harry Potter, David Beckham’s right foot… David Beckham’s left foot.“ (Premier David Cameron versuchte das gestern im britischen Parlament und erntete Spott und Hohn – aber das nur nebenbei,)
So was mache ich jetzt auch und lade Euch herzlich ein, mitzumachen!
Deutschland, das ist oder sind für mich:
Fachwerkhäuser, Kartoffelpuffer, Theater, Goethe, Schiller, Rilke, Dalli Dalli, Nappo, Streuselkuchen, Strand, BMW, Mercedes, Brandenburger Tor, Neuschwanstein, Bodetal, Harz, Wiedervereinigung, Weiße Rose, Oberweserdampfschiffahrtskapitänmützenverein, Harzer Käse, Pumpernickel, Demokratie, Sozialstaat, Freiheit, Sesamstraße, Caspar David Friedrich, documenta Kassel, Nordseeküste, Ostseeküste, Alpen, Adventskranz, Dinner for One, Multikulti, Traditionen, Kegeln, Geocaching, Strandkorb, Hasenbrot, Brunch, Bratkartoffeln, Brot, Stollen, Lebkuchen, Weihnachtsmarkt, Johannes Gutenberg, Martin Luther, Bier, Otto Lilienthal, Conrad Röntgen, Mensch ärgere dich nicht, Siedler von Catan, Albert Einstein, Melitta Kaffeefilter, Mitropa Duschhaube, Hape Kerkeling, Heinz Erhard, Heinz Rühmann, Feuerzangenbowle, HARIBO, Otto Hahn, Konrad Zuse, Currywurst, Herbert Grönemeyer, Reinhard Mey, Adidas, Clara Schumann, Hannah Arendt, Joachim Gauck, Helmut Schmidt, Steiff-Kuscheltiere, Neues aus Büttenwarder, Dialekte, Plattdeutsch, James Krüss, Schullandheime, Kettenkarussell, DUDEN, Ostfriesische Inseln, Atomausstieg, Tatort, Winnetou, Manieren, Höflichkeit, Pünktlichkeit, Effizienz, Organisation, Service, Doppelkopf, Recycling, Prilblumen, Ebbe und Flut, Knödel, VW-Käfer, Sendung mit der Maus, J. S. Bach, Hildesheim, Kultur, Stadttheater, Bundesliga, Autobahn, Glühwein, Wiederaufbau, Trümmerfrauen, Brötchen, STERN, Riesling, Bremer Stadtmusikanten, Brüder Grimm, Milka-Schokolade, Brezeln, Weißwurst, Vaterland und Muttersprache, Freunde und Familie.
Das alles (und viel viel mehr) macht mein Heimatgefühl aus, meine Kultur und meinen Nationalstolz. Und wenn ich das nicht heute, am deutschen Nationalfeiertag, feiern kann – na, wann denn sonst?? Also, her mit der Fahne! Schönen 3. Oktober Euch allen, wo immer Ihr auch seid.
Ich freue mich auf Eure Kommentare und wünsche mir für heute, dass wir uns auf die schönen Seiten von Deutschland konzentrieren und dann sagen: Tolles Land!
Bis zum nächsten Mal, dann wieder über Norwegen,

Ulrike
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