Skillingsboller in Oslo ODER Eine kulinarische Herausforderung!

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Ha!  Na, das wollen wir doch mal sehen, das wäre doch gelacht, da gebe ich jetzt alles und dann wird sich zeigen – ob man skillingsboller NUR in Bergen hinbekommt!

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Heute nehme ich Euch mit in meine Küche – das hatte ich schon vor zwei Wochen geplant, es dann aber vergessen – herregud, ich werde 45, das kann ja mal passieren.

Was passieren?

Tja und wir kochen auch nichts aus dem Wikingerbuch, was daran liegt, dass ich heute zum Essen eingeladen bin und am Wochenende meine Mutter kocht, lange Rede, kurzer Sinn: Wir backen.

Also ich.

“Gnade uns Gott.”

Hallo, Gewissen! Backst du mit?

“Nee, lass mich da raus. Ich hab jetzt Wochenende! murmelt: Backen will sie, klar, wir haben ja auch alle das Kransekake-Desaster vergessen….”

Ey, du bist mein Gewissen, du bist auf meiner Seite. – Oder? – Oder??

“Ja, merkst du selber, ne?”

Ich backe jetzt. Punktum.

“Siehe oben.”

Omm.

So, bei den Wikingern habe ich irgendwie nichts gefunden, ich habe dann in meinem Lieblingsbuch “Norwegische Nationalgerichte” geblättert und…BINGO: skillingsbolle.

Die habe ich in Bergen probiert und fand sie megalecker und sie zählen ganz eindeutig zu den norwegischen Nationalgerichten, wenigstens an der Westküste. Die Bergenser kennen die skillingsbolle seit der Hansezeit und den Namen bekam das Nationalbackwerk wegen seines Preises: Eine Zimtbolle kostete damals ….einen Schilling. In ganz Norwegen sind kanelboller beliebt, aber skillingsboller, die gibt es anscheinend echt nur in Bergen!

Das Rezept  liest sich einfach und dann kommt der herausfordernde Satz:

Men de må være bakt i Bergen, for en østlandsk etterligning kan ikke måle seg – det mener nå i hvert fall bergenserne selv!

Habt Ihr verstanden, ja? Skillingsboller müssen in Bergen gebacken werden, Nachahmungen aus dem Osten des Landes können sich damit nicht messen. Das meinen zumindestens die Bergenser selbst.

Na, das wollen wir ja mal sehen!

“Räusper.”

Ja?

“Du, also ausgerechnet Miss Kransekake 2013, will sich dieser Herausforderung stellen?”

Ja, klar! Ich bin in den letzten Jahren viel besser geworden im Backen.

“Klar.”

Bin ich.

“Sicher.”

Du hast irgendwie deine Jobbeschreibung falsch verstanden.

“Ok. räusper-räusper: Du schaffst das.”

Danke.

“Tschakka.”

Egal, dann motiviere ich mich eben selbst. Und los geht es: Ab in die Küche!!! Damit ich nicht ganz vernorwegere, läuft Radio ffn im Hintergrund. Gerade singt Herbert Grönemeyer. Der Meister, oder? Im Moment setzt sich so ein komischer Seelen-Sprechgesang im Radio durch, gefühlsüberladene Männer singen in Trauerstimme und irgendwie ohne Melodie von Liebe und Ewigkeit, da stellen sich meine Nackenhaare hoch, das hat schon bei Xavier Naidoo angefangen…uihuihui….aber Herbert geht immer. Immer. Immer.

So.

Milch, Trockenhefe, Butter, Zucker, Mehl, Zimt – es geht kaum einfacher. Schüssel, Messlöffel, los. Erstmal die Milch auf 37 Grad erwärmen.

Hm.

Woher weiß ich denn, wieviel 37 Grad ist? Ich kann ja schlecht Gesas Fieberthermometer da rein halten. Vor allem, wo das so vorher war….

“Mahlzeit.”

Jaaa, ist ja gut. Also dann google ich das halt. – Aha, looogisch, einfach Finger reinhalten und wenn es weder warm noch kalt ist, schreibt Backkönigin85, dann ist es zwischen 35 und 37 Grad.

Aua.

Meine Milch ist eindeutig heißer. Also pusten.  So, dann den Rest der Dinge dazu und alles gut durchkneten. Es ist ja toll, dass man beim Backen oder Kochen so nebenbei neue norwegische Vokabeln lernt. Hier eine kleine Vokabelliste für Euch:

  • gjæren – die Hefe
  • heving – heben/aufgehen (Teig)
  • kjevler – ausrollen
  • leiv – großes Stück
  • smuldre – abbröckeln/auflösen
  • drysse – streuen

So, der Teig fühlt sich ölig und richtig an. Dann ab in den Ofen zum Aufgehen. Dass ich heute so in Ruhe backen kann (mal abgesehen von meinem nervigen Gewissen) liegt daran, dass Oma Tutta in town ist. Gesas Kindergarten ist heute und am Montag geschlossen und die beiden sind jetzt mit der Straßenbahn unterwegs nach Grünerløkka zum Eis essen. Was auch sonst bei 1 Grad und Nieselregen? Meine Mutter kommt so alle zwei Monate nach Oslo und das ist wirklich eine schöne Sache, für alle Beteiligten und auch eine tolle Hilfe an Tagen wie heute. Also hier mal ein großes Hipphipphurra auf alle Omas und Opas in Fern und Nah: Ihr seid toll! Ob nun Krippe bauen oder Lichterpyramide anzünden, unterm Regenschirm sitzen und Eis essen, bei Oma und Opa ist immer was los.

PING!

Ein Blick in den Ofen und jawoll, der Teig hat sich mehr als verdoppelt. Ich bin so backunerfahren, dass mir das jedes Mal wie ein Wunder vorkommt. Nun Teig ausrollen in ein “leiv” – tja, was bitte ist denn nun ein großes Stück? Definiere “groß”!!! Och, ich mach einfach mal, rolle, rolle, passt schon. Nun den ausgerollten Fladen mit Zimt und Zucker bestreuen – Norweger liiiiiieben Zimt! Also rauf, da. So, nun eine Wurst rollen und in gleichgroße 2cm dicke Scheiben schneiden.

Klappt auch.

Ich sollte eine Bäckerei eröffnen!

“Hüstel.”

Du wieder, dir zeige ich es schon noch.

So, jetzt mit der Schnittfläche auf das Blech setzen. Da steht, dass das Blech eingebuttert sein soll. Ich nehme Backpapier, daran wird es schon nicht scheitern. So, nun noch fünf Minuten gehen lassen. Uihhh, das riecht schon toll! Nun jedes Stück mit Ei bepinseln und ab in den Ofen. 220 Grad für 15 Minuten.

Und ab jetzt sitze ich mit großen Augen vor der Backofentür.

Oh, wow!!!

Gewissen, guck!!!!

“Ja, ja.”

Die werden ganz groß und schön und bollerig!!!!

“Ja, die sehen ganz ok aus.”

Cooooool!!!!!

“Sag mal, wie alt bist du eigentlich!?”

Ich bin gerade 5 und das hier ist der Hit!!!

“Wenn du mich nicht hättest, würdest du im Einhornkleid auf Bäume klettern!”

Uh. Gute Idee! Das machen wir morgen.

Jetzt guck doch mal diese wunderschönen Kunstwerke an.

PING!

Und schon ist es Zeit, die Osloer skillingsboller aus dem Ofen zu holen.

Tataratarata!!!!!!

Schnell den Zucker auf die wunderschönen Backwerke streuen und…fertig!!! Eine erste Geschmacksprobe verrät: LECKER! Zugegeben, sie schmecken anders als in der Bäckerei in Bergen, aber sie schmecken.

“Aha. Also, Experiment gescheitert. Du kannst keine Bergenser skillingsboller backen.”

Hm. Vielleicht nicht. Aber ich kann ganz tolle Osloer skillingsboller backen!

***

So, meine lieben Leser, das war es für heute. Spaß hat es mir gemacht und ich hoffe, wir treffen uns bald wieder in meiner Küche. Uns allen wünsche ich eine tolle Woche mit viel Gemütlichkeit, Lachen und lieben Menschen. Meine wöchentlichen Grüße gehen heute an meinen Lieblingsgaukler: Alles Gute zum Geburtstag!

Für alle, die auch mal wieder Zimtrollen backen wollen, hier das Rezept der Bergenser skillingsboller:

4 dl Milch, 1,5 Tüten Trockenhefe, 100g Butter, 1 dl Zucker, 12 dl Mehl, Zimt, Zucker und ein Ei zum Bepinseln. Milch auf 37 Grad erwärmen, Hefe hinein und auflösen lassen. Butter, Zucker und Mehl hineinmischen und alles gut vermengen. Teig an einen warmen Ort stellen und gehen lassen, bis er sich in der Größe verdoppelt hat. Teig ausrollen, mit Wasser bestreichen und mit Zucker und Zimt bestreuen (großzügig!).  Den Fladen zusammenrollen und 2cm dicke Stücke abschneiden. Mit der Schnittfläche auf ein Backblech legen. Noch einmal gehen lassen. Mit Ei bepinseln und für 10 Minuten bei 220 Grad ab in den Ofen. Staunen! Staunen! Backkunstwerke rausholen, gleich mit Zucker bestreuen, abkühlen lassen und….GENIESSEN!!!!

Ha det,

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Ulrike

Ein Wochenende in Bergen ODER Sonne??? In Bergen?

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27. Mai 2016. Es muss ein Traum sein: Riesige Schneefelder vor dem Fenster, Schneeflocken fliegen gegen die Fenster und eine Gruppe Skifahrer schnallt sich das Gepäck auf den Rücken. Ich reibe mir die Augen, aber alles bleibt wie es ist. Willkommen auf der Hardangervidda – willkommen in der Bergenbahn!

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Zum Geburtstag hatte ich ein tolles Geschenk bekommen: Ein Wochenende in Bergen. Unglaublich, aber wahr – in der berühmten Stadt an der Westküste war ich in den vier Jahren Norwegen noch nie gewesen. Nun aber sollte es sein! Von vielen Seiten hatte ich gehört und gelesen, dass der schönste Weg nach Bergen der Weg mit dem Zug sei. Knapp sieben Stunden quer durch Norwegen – das wollte ich unbedingt machen!

Heute kann ich sagen: Einmal ist genug. Versteht mich nicht falsch: Es ist super, plötzlich auf Gletscherhöhe zu sein und in eine bizarre Eis- und Schneelandschaft zu gucken. Auch reißende Ströme und Wasserfälle sind spannend – außerdem lernt man nette Leute kennen (ich in diesem Fall ein Amerikanerin auf Nordeuropatour) und hat Geschichten zu erzählen. Aber sieben Stunden sind sieben Stunden und die können echt lang sein.

Der Flug nach Bergen dauert 45 Minuten.

Nur so als Vergleich.

Im Zug hörte ich – bis auf die Durchsagen – kein Wort Norwegisch. Mein Waggon wurde von einem älteren Amerikaner dominiert, der gutgelaunt und mit viel Volumen alle und alles kommentierte, erzählte, wohin er und seine Frau reisen würden und sich auch sehr für das  Leben seiner Mitreisenden zeigte. Ob die das nun mit ihm teilen wollten oder nicht.

Meine Sitznachbarin entschuldigte sich bei mir ständig für ihren polternden Landsmann.

“He is from Florida, you know. – He means well.” (Er ist aus Florida, du verstehst schon. Er meint es nur gut.)

Andere Waggons waren komplett in deutscher Hand – das Schwabenland schien geschlossen auf Hurtigruten-Tour zu gehen. Von Kopf bis Fuß in Jack Wolfskin gekleidet, schwäbelte sich Waggon 6 Richtung Bergen. Ich hatte viel zu lachen und viel zu lauschen und kam äußerst amüsiert in Bergen an.

Dort regnete es.

Logisch.

Über das Wetter in Bergen gibt es viele Witze, wie zum Beispiel den hier: Ein Tourist fragt einen Bergenser Jungen auf der Straße: “Sag mal, regnet es hier eigentlich immer?” Darauf der Junge: “Woher soll ich das wissen? Ich bin erst 13 Jahre alt.”

Ich war auf Regen vorbereitet. Nach einem kurzen Weg durch die Innenstadt erreichte ich mein Hotel in Nähe der Tyskebryggen, einem UNESCO-geschützen Holzhausviertel und einer DER Sehenswürdigkeiten der Stadt. Es war mittlerweile kurz vor 16 Uhr – aber vor Mitternacht sollte es eh nicht dämmerig werden, ich hatte also noch genug Zeit zum Sightseeing. Und die nahm ich mir dann auch. Mit der Floibahn rauf auf den Berg zur spektakulären Aussicht über die Stadt und die naheliegenden Inseln und Fjorde; über den Fischmarkt und am Hafen entlang; durch die übersichtliche Innenstadt rauf zur Johanniskirche; an die Tyskebryggen und wandern durch die engstehenden Holzhäuser mit ihren Werkstätten und Restaurants. Die Zeit flog dahin.

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Und ich war einfach so mit mir unterwegs. Das war toll! Ich liebe meine Familie und verbringe gerne viel Zeit mit ihnen oder mit Freunden – aber es war einfach mal toll, ganz allein bestimmen zu können, was ich wann, wo und wie mache. Und da mir mit mir selten langweilig ist, genoss ich diese Zeit ganz enorm.

Zurück im wunderschön restaurierten Det hanseatiske Hotel stand abends nur noch Lesen und Fernsehen auf dem Programm. (An dieser Stelle zwei Empfehlungen: Laut gelacht habe ich über die Komikerin und Musikerin Ingrid Bjørnov und ihr Programm “2012 Ouverturen” und unglaublich gerührt war ich von dem Film “Mannen fra Snåsa”, einem Dokumentarfilm über den norwegischen Heiler Joralf Gjerstad.)

Mein Zug ging am Sonntagmorgen bereits um 11.30, entsprechend früh stand ich auf, um noch die Bergen Festung zu besichtigen. Beim Frühstück traute ich meinen Augen nicht: Sonnenlicht flutete durch das Restaurant.

Sonne!

In Bergen!

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Die eng zwischen bewandeten Hügeln und Meer liegende ehemalige Hansestadt zeigte sich von ihrer Schokoladenseite – ich zückte ungläubig meine Sonnenbrille und lief am Hafen entlang Richtung Festung. Viel Spannendes gab es hier nicht zu sehen, aber ich erfuhr, dass es im Jahre 1665 “Der Kampf um Bergen” sozusagen vor meinen Füßen stattfand.

Was war geschehen?

Salopp gesagt war es ein Kommunikationsproblem: Eine Übereinkunft zwischen dem dänisch-norwegischen König Frederik III. und dem englischen König Charles II. hatte die neutrale Stadt Bergen nicht erreicht. Als eine Flotte holländischer Schiffe also Schutz im neutralen Hafen von Bergen suchte, gaben die Bergenser nicht, wie abgesprochen zwischen den Adligen, eines der Schiffe zum Überfall frei, sondern verteidigten ihre Neutralität gegen den vermeintlichen englischen Angreifer. Die englische Flotte gab sich, nach schweren Verlusten, geschlagen und Bergen verteidigte erfolgreich seine Neutralität und schützte das holländische Schiff.

Wie der König in Kopenhagen getobt hat, erfahre ich leider nicht.

Ähnlich der englischen Flotte machte ich mich nun, viel zu früh, auf den Heimweg. Mein siebenstündiger Rückweg wurde nicht nur durch eine Bergenser Skillingsbolle versüßt…

@www.seriouseats.com

…sondern auch durch Freundin Kerstin verkürzt, die witzigerweise im gleichen Zug saß.

Am Abend kam ich glücklich wieder in Oslo an. Denn, so schön es war alleine unterwegs zu sein, so schön war es auch, wieder nach Hause zu kommen.

Mein Fazit: Bergen ist absolut eine Reise wert – und zwar eine lange. Das nächste Mal will ich auf den Berg Ulrik klettern, eine Fjordtour machen, das Umland erkunden, ins Theater gehen und und und.

Dann werde ich aber unter Garantie das Flugzeug nehmen!

***

So, das war es für heute, meine lieben Leser! Der Sommer ist da, vielleicht nicht meteorologisch, aber dafür emotional. Zahlreiche Sommerfeste und Abschiede machen den Juni immer zu einem aufregenden Monat. Meine wöchentlichen Grüße gehen daher an alle, die in diesem Sommer Oslo verlassen – unter anderem Nina, David und Amelie, Sabine und Marie mit Kai und Julian, Sabine mit Lukas und Stefan! Schön, dass wir uns hier getroffen haben und alles Gute für Euch zurück in Deutschland. Ha det bra!

Der Blog und ich gehen jetzt für vier Wochen in Sommerpause. Meine lieben Leser, danke für Euer Lesen und Kommentieren – was wäre Neues aus Norwegen ohne Euch? Habt einen tollen Sommer mit vielen schönen Erlebnissen, mit viel Sonne und mit ganz viel Lachen!

Ha det bra og God sommer,

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Ulrike

Ein Souvenir aus Norwegen ODER Von Waschbärmützen, Strickpullovern und Käsehobeln

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Schon wieder der 24. Mai. Wahnsinn…..

24.???

DER VIERUNDZWANZIGSTE???

Das heißt…lass mich kurz rechnen…Mai, Juni, Juli….

In sieben Monaten ist Heiligabend!!! – Ich habe noch gar keine Geschenke!

Hallo aus Oslo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns endlich wieder treffen! Fast vier Wochen liegt der letzte Blog zurück, so eine lange Pause hatten wir ja noch nie. Unverzeihlich! Ich hoffe, es ist überhaupt jemand da, der diesen Blog jetzt liest!

Hallo?

HALLOO?????

SEID IHR DA?????????

Ich war in Deutschland und ich sage Euch: Schön war es mal wieder. Angefangen mit einer gemütlichen Fährfahrt, die uns aus dem eisigen Griff Norwegens in die fast subtropischen Temperaturen Kiels gebracht hat; weiter mit dem Wiedersehen von lieben Zwei – und Vierbeinern; dann ein kräftezehrender und mutlosmachender 10km-Lauf in Hannover mit fantastischem Unterstützungsteam; selbstgemachten Geschenken für den nächsten Winter in Norwegen; köstlichem Spargel und Sherlock Holmes; Tierparkbesuch und lukullischem Zeltabenteuer mit Lagerfeuer und super Laune und schließlich die gemütliche Fährfahrt zurück ins mittlerweile grünblühende Oslo. Danke Euch allen für eine tolle Zeit!

Nun aber zurück zur Arbeit!

Wir sind doch nicht zum Spaß hier heute, oben habe ich ein aktuell bestehendes Problem beschrieben:

Nur noch sieben Monate bis Weihnachten, was soll ich schenken?

Wenn man wie wir in einem fernen, fernen, fernen Land wohnt, bietet es sich immer an, landestypische Produkte zu verschenken. Weniger an die Freunde vor Ort, das wäre wohl ein bisschen überflüssig: „Oh, toll, ein Tasche mit norwegischer Flagge. Tu‘ ich mal zu den anderen.“, als natürlich mehr für Freunde und Familie in den heimatlichen Gefilden.

(Gefilden ist ein lustiges Wort, oder? So schön alt. Ich lese gerade zum x-ten Mal „Die unendliche Geschichte“ und das Buch ist voll von schönen, gutschmeckenden, alten Wörtern und Beschreibungen. Ich rate dringend allen, die das Buch noch nie gelesen haben, das umgehend nachzuholen. Dringend! – STOP! – Also natürlich erst hier den Blog zu Ende lesen, ja? … also mal ehrlich… Der Begriff Gefilde stammt übrigens vom althochdeutschen gifildi und bedeutet: Die Gesamtheit der Felder. Toll, oder? Und hat sich bis heute irgendwie erhalten.)

Souvenirs aus Norwegen ist also das Thema des Blogs und da stellt sich natürlich die Frage: Was schenkt man wem und warum? Ich bin gestern in Oslo unterwegs gewesen und habe eine kleine Auswahl möglicher und unmöglicher Landesgeschenke zusammengestellt. Diese lassen sich thematisch untergliedern – jawoll – und zwar wie folgt:

  1. Souvenir mit norwegischer Flagge
  2. Souvenir mit dem Schriftzug „Norge“, „Norway“, „Norwegen“, oder „Norvège“, gern auch in Chinesisch oder Arabisch.
  3. Souvenir mit Flagge UND Schriftzug für liebe beschenkte Mitmenschen, die die Flagge nicht erkennen.
  4. Souvenir mit Schriftzug „Oslo“ uni-lingual (ist das ein Wort? …moment…google…google…AHA! Naja, ok. Passt schon irgendwie)
  5. Souvenir mit Schriftzug „Oslo“ und der norwegischen Flagge. Dies zur Sicherheit für die geografisch unsicheren Mitmenschen, denen man ersparen möchte bei Empfang des Geschenks zu sagen: „Oslo, toll! Nach Schweden wollte ich schon immer mal…“
  6. Königliche Souvenirs
  7. Souvenir mit norwegischen Sehenswürdigkeiten.
  8. Souvenir mit Elch.
  9. Souvenir mit Troll.
  10. Souvenir mit zwei Elchen.
  11. Souvenir mit zwei Trollen.
  12. Souvenir mit drei…….

(Das könnte jetzt endlos so weitergehen, aber mir wird schon ganz schwummerig vom vielen „Souvenir“-tippen, also kürze ich das, Euer Einverständnis vorausgesetzt, mal ab.)

In diesen zwölf…meine Güte…ZWÖLF! Kategorien gibt es dann eine massige Auswahl an Produkten. Dem unentschlossenen Geschenkesucher bieten sich: Tassen und Teller, Becher und Gläser, Mützen, T-Shirts, Sweatshirts, Unterhosen und Socken, Taschen und Beutel, Gabel, Messer, Licht, Tischsets und Kerzenleuchter, Fingerhüte und Handytaschen, Kugelschreiber, Frisbeescheiben, Angelruten, Mondraketen, Düsenflugzeuge…

Gut, ich übertreibe. Zusammengefasst:

Eine Menge Schrott.

Schrott im positivsten aller Sinne. Schrott zärtlich gemeint. Doch, ehrlich, ich habe auch schon vieles davon gekauft, einfach weil es lustig ist. Okay, Schrott ist etwas harsch. Sagen wir: Unnützer Unsinn. Der aber lustig ist.

Die nächste Kategorie von Geschenken verzichtet darauf lauthals zu zeigen: „Hier ist Norwegen!“ und hat weder Flaggen noch Schriftzeichen. Trotzdem wissen alle: „Norwegen!“ oder wenigstens: „Skandinavien!“ Hierzu gehören: Felle, Wikingerhelme, angebliche oder tatsächliche Handarbeiten aus Norwegen wie Strickmützen, Handschuhe, Filzhausschuhe, Strickpullover, Strickjacken, Strickumhänge und eigentlich alles, was man mit Wolle und zwei oder fünf Nadeln zaubern kann. Außerdem auch komplette Babyeinkleidungen mit norwegischem Muster sowie Küchentextilien und T-Shirts. Für Hartgesottene bietet sich Fellbekleidung an. Mal ehrlich: So schneidig mit einer hellbraunen Waschbärmütze samt Ohrklappen auf dem Kopf durch die heimatliche Fußgängerzone von Pirmasens oder Buxtehude zu bummeln, das hat doch was!

Nun gibt es gerade bei dieser Kategorie immense Qualitätsunterschiede. Manche Sachen haben Qualität und manche…manche eben nicht. Aber da machen es uns die Verkäufer in Oslos zahlreichen Souvenirshops wunderbar leicht und das was teuer ist, ist es meistens auch wert. Hier mal ein Tipp am Rande: Die besten Souvenirshops in Oslo sind meiner Meinung nach am Holmenkollen und „Audhild Viken“ hinter dem Rathaus. Audhild Viken hat im Untergeschoss auch eine ganzjährige Weihnachtsausstellung, die das Weihnachtshaus in Drobak nach Luft schnappen lässt.

Wer mir mal etwas Gutes tun möchte, schenkt mir eine der wunderbar gewebten norwegischen Wolldecken, die es in zahlreichen Farben und Mustern gibt. Überhaupt ist die Mustervielfalt in norwegischem Strickgut einfach nur toll. An dieser Stelle verweise ich gern wieder auf meine Liebe zu Arne&Carlos, den beiden schrägen, norwegischen Strickkünstlern, die übrigens in Deutschland sehr erfolgreich sind.

Die letzte Kategorie ist „Norwegen lukullisch“ und besteht aus Produkten wie geräuchertem Lachs, Freia-Schokolade „Et lytt stykk Norge“, Trockenfisch, Elchsalami (nein, die gibt es nicht in vegetarischer Form, sorry), getrockeneten Elchherzen oder natürlich…stööööööhnnnn….GEITOST!

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Hier ein Tipp für alle Souvenirsuchenden (obwohl, das ist Euch bestimmt schon viel eher eingefallen als mir): Kauft norwegische Lebensmittel im Supermarkt und bringt sie mit nach Deutschland oder Österreich oder in die Schweiz oder wo immer auch Euer Zuhause ist. Erstens ist das so richtig ORIGINAL und außerdem…viel preisgünstiger. Und lustiger. Irgendwie. Und wenn nicht im Supermarkt, dann kauft es im duty-free-shop am Flughafen (in den kann man in Norwegen nämlich auch VOR der Abreise, nicht erst bei der Rückkehr) oder auf der Fähre.

Wer seine Familie und Freunde gern mit norwegischem Alkohol beschenken möchte, scheint wohlhabend zu sein und kann nur eines kaufen: Linjeakvavit. Der Kümmelbranntwein wird in Sherryfässern gelagert und reift 19 Wochen lang auf Schiffen, die den Äquator überqueren. Deshalb „linje“…er hat die Linie überquert. Linjeakvavit hat rund 40% und ist so typisch norwegisch wie…Geitost.

Und, meiner Meinung nach, genauso lecker…

Meine lieben Leser, hier endet unser kurzer Gang durch die norwegischen Souvenirläden. Falls jetzt Wünsche aufgekommen sind, schickt mir eine email und ich gucke, was ich machen kann. Versprochen. Doch, klar, für Euch mache ich doch fast alles.

FAST! Geitost kaufe ich nicht!

Es gibt wirklich schöne Souvenirs, die man sich aus Norwegen mitbringen kann, aber nichts ist schöner, als selber herzukommen und einfach zu gucken und das Land zu erleben. Vielleicht nicht gerade heute: der Schnee schmilzt in Rekordgeschwindigkeit und wir brauchen bald Boote, um einkaufen zu gehen. Einige Orte sind evakuiert, unzählige Straßen und andere Transportwege sind gesperrt und zur Schneeschmelze kommen nun auch noch gewaltige Regenfälle.

Super.

Ich hoffe, Ihr hattet Spaß an unserem Produktausflug: schreibt mir gerne, welche Souvenis Euch einfallen und die in meiner Liste fehlen. Ich mache mich jetzt auf zu einer weiteren Theaterprobe, die Stücke fürs Hausfest am 15.6. nehmen Gestalt an! Meine Grüße gehen in dieser Woche an meine Lauf-Freundin, Teestuben-Verbündete und Theatergruppen-Begeisterte Ines, die nach drei Jahren Oslo verlässt und nach Hamburg zurückkehrt. Alles Liebe für dich, du wirst mir fehlen! Sarah Jessica rocks!

Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, guckt doch mal, was in Eurer Stadt typische Souvenirs sind und schickt mir ein Foto! Ansonsten habt Spaß, lockt den Sommer und für das morgige Champions-League-Finale schreibe ich etwas, dass ich fast selbst nicht glauben kann: Go FC Bayern!

Ha det bra,

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Ulrike