Junigrüße aus Oslo, meine lieben Leser!
Der Sommer ist da!
Es regnet weniger.
SUPER!!!!!
Von mir aus kann der Sommer ab dem 23. Juli auch nur nachmittags stattfinden, denn…
…ich habe mich endlich zum Sprachkurs angemeldet. Hallelujah! 4x wöchentlich von 8.45 bis 12h!
Seit drei Monaten bin ich am Überlegen, wo und wann die norwegische Sprache und ich aufeinander prallen sollten, und immer wieder hielten mich gute Gründe vom Treffen ab:
- Ein Sprachkurs ist teuer.
Keine große Überraschung, dass der Geldfaktor an erster Stelle auftaucht. 5800,- NOK sind eine stattliche Summe: 170 Tafeln Freia „Walters Mandel“-Schokolade könnte ich davon kaufen! 170 Tafeln!!!! 170 TAFELN!!!!! Stattdessen bekomme ich 48 Stunden Norwegisch-Unterricht.
Mal ehrlich……
- Im Kurs werden nur drei Kapitel aus dem Lehrbuch „På vei“ unterrichtet.
Wie kann man in drei Wochen nur drei Kapitel unterrichten? Was genau machen wir mit dem Rest der Zeit? Trolle jagen? Waffeln backen?
Mal ehrlich….
- Ich besitze einen Selbstlern-Kurs mit CD, der mich bis auf Niveau B2 bringen soll.
Das ist ein ganz toller Kurs. Sue, eine Engländerin, reist nach Norwegen mit ihrem Freund Arne. In Oslo kommt es zum Streit zwischen den beiden Liebenden und Sue macht sich aus dem Staub mit Jan und dann….Keine Ahnung, was dann. Es mangelt mir an Selbstdisziplin und obwohl ich die fast shakespearischen Geschehnisse äußerst spannend fand, habe ich nach Kapitel 6 immer wieder bessere Dinge zu tun gehabt: Fenster putzen, Bügeln, Müll sortieren.
Mal ehrlich…
- Das alles andere schlagende Argument ist aber: Alle Norweger sprechen Englisch.
OK, zugegeben, ich übertreibe. Sagen wir so:
Alle Norweger, DIE ICH GETROFFEN HABE, sprechen Englisch.
Nicht, dass sie es unbedingt gerne sprechen. Ich wende mittlerweile drei Offensiven an, abhängig von der lokalen Situation:
- An von Touristen häufig frequentierten Orten starte ich den direkten Angriff. Ohne größere Entschuldigung oder Erklärung beginne ich die Konversation in Englisch. Reaktion vom norwegischen Gegenüber: Keine, professionell wird auf Englisch geantwortet.
- In Geschäften, beim Friseur, am Blumenstand erfolgt die abgemilderte Englisch-Version. Mit einem entschuldigenden Lächeln wende ich mich an Verkäufer/Friseuse/Blumenhändlerin und erkläre auf Englisch, dass ich leider noch kein Norwegisch könne. Reaktion vom norwegischen Gegenüber: Mildes Lächeln und schnelle, seltenst zögernde, Antwort in der von mir vorgeschlagenen Sprache.
- Bei staatlichen Institutionen, Finanzamt, Post: Hier verwende ich immer noch meine älteste Sprachattacke, die sich allerdings im alltäglichen Leben in Norwegen als nicht sehr brauchbar herausgestellt hat. Mit einem freundlichen Lächeln (das nach 2 Stunden Wartezeit auch mal verrutschen kann) trete ich dem Sachbearbeiter/Postangestellten gegenüber und erkläre: „Jeg snakker ikke norsk. Kan vi snakke engelsk?“ Reaktion vom norwegischen Gegenüber: Variierend. Im schlimmsten Fall verschwindet das professionelle Lächeln nach meinem ersten Satz und wird von einem etwas eisigen Lächeln, begleitet von hochgezogener Augenbraue begleitet. Dann wird, sehr gnädig, auf Englisch geantwortet.
Diese Reaktion verblüfft mich immer wieder, ja sie irritiert mich geradezu. In Frankreich wurde jeder Versuch Französisch zu sprechen, mit teilweise überwältigender Begeisterung begrüßt. Tennisfans erinnern sich nur an die diesjährigen French Open, als eine erstaunliche Anzahl ausländischer Tennisprofis plötzlich begann, die Sprache der Grande Nation zu benutzen. Jedes „Bonjour“ aus dem Mund von Djokovic, Sharapova oder Nadal wurde mit ekstaseartigem Applaus belohnt! (Ich stoppe an dieser Stelle. Tennis ist momentan ein wunder Punkt. Rafa hat gestern in Wimbledon v e r l o r e n…. Ich bin in Trauer. Wtf is Lukas Rosol?)
Zurück zum Thema…
…völlig unbekannter tschechischer Tennisspieler.
ZURÜCK ZUM THEMA.
…No. 100 auf der Weltrangliste!! 1 0 0 !!!!!
Pscht…
…Noch nie in Wimbledon gespielt. Ausgeschieden bei allen großen Turnieren!!!
PSCHT!!!
…Verdammtes schieres Glück hat er gehabt, wird gegen den Deutschen in der nächsten Runde 6:0 in drei Sätzen verlieren!!! Ehrlich!
RUHE, SCHLUSS, AUS!!
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Wo war ich? Sprache, genau. In der Landessprache sprechen, auch wenn man sie nicht beherrscht, um höflich zu sein. In Norwegen klappt das nicht. Niemand ist von meinem kläglichen Versuch Norwegisch zu sprechen auch nur ansatzweise angetan. Glücklicherweise sind Termine bei Behörden o.ä. rar. Ich überlebe also fein mit Versionen 1 und 2 bisher, doch ich sehe ein: Das ist auf Dauer keine Lösung und deshalb besuche ich also ab dem 23. Juli für drei Wochen die „Folkeuniversitet“, um wenigstens einen Einstieg zu bekommen. Ich freu mich drauf. Und Ihr, meine lieben in 7er Gruppen versammelten Leser, könnt Euch auch freuen. Das werden lustige Blogs!
Das war es schon wieder fast für heute.
Jetzt kommt was Wichtiges!
Ich möchte Euch allen an dieser Stelle ganz herzlich danken, dass Ihr seit drei Monaten diesen Blog lest und kommentiert. Das ist mir eine große Freude. Ohne Euch säße ich hier ganz allein und so gern ich auch über mich selber lache, wäre es doch sehr langweilig.
DANKE! YOU ROCK!!
Ganz liebe Grüße sende ich an dieser Stelle an Julia, die unverschämter Weise gestern mit Christoph und Jonathan auf die Fähre nach Kiel gestiegen ist. Du wirst mir fehlen, jawoll. (Übrigens habe ich die bunten Kissen wirklich iiirgendwo verloren *lach*)
Für alle, die noch Kraft zum Weiterlesen haben: Ich hänge Fotos vom St. Hans-Fest an, das wir gemeinsam mit Catharina und Steffen im Norwegischen Volksmuseum gefeiert haben.
Bei teilweise strömendem Regen.
Ist ja schließlich Sommer.
Hier schließt sich der Kreis des heutigen Blogs. Ich kann noch nicht versprechen, mich nächsten Freitag zu melden. Meine wunderbare Mutter kommt Mittwoch zu Besuch (mit Gummistiefeln!) und wahrscheinlich sind wir viel zu beschäftigt mit Klönen, Wandern, Shoppen und Lachen. Aber wer weiß….
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende meine lieben Leser, sprecht hin und wieder eine neue Sprache, lasst Euch nicht von tschechischen Tennisspielern unterkriegen und sagt Euren Freunden mal wieder, wie toll sie sind.
Ha det bra,
Ulrike
*********ANHANG***********
St. Hans-Fest oder auch Fest zur Sommersonnenwende
(Danke an Catharina für die tollen Fotos!)
Sonne gab es nicht, aber…
…dramatische Maibäume…
…Räucherung am Gemeinschaftsgrill….(das sind NICHT meine Würstchen!)
…eine Kollektion hübscher Schirme, Regenkleidung und lecker Essen…
…und Tanz um den Maibaum. Norwegen aus dem Bilderbuch!
Bis bald!