„Norge er dere. Norge er vi. Norge er ett.“ ODER Eine Rede zur Lage der Nation.

 

http://ap.mnocdn.no/images/841c04dc-2138-4b06-bd59-604fe36e6006?fit=crop&h=810&q=80&w=1440

aftenposten.no

Als ich gerade im KIWI einkaufen war, unterhielt ich mich mit der asiatischen Kassiererin, das tun wir meistens, sie fragt, wie es Gesa geht und ich erzähle die letzten Dramen aus dem morgendlichen Abschiedsstück, das wir seit einer Woche im Kindergarten spielen. Tja und dann redeten wir so über Kinder und Kindergärten, meine polnische Nachbarin gesellte sich dazu und berichtete, dass es alles noch schlimmer wird, sobald die Schule beginnt. Na, danke, dachte ich.

Und dann, auf dem Weg nach Hause, fiel mir auf: Das war eben ein echter Augenblick aus  Norwegen 2016.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Es gibt ja so Reden, die kennt jeder. Nur sehr ambitionierte Geschichtsliebhaber können den gesamten Text rezitieren, der Rest von uns kennt aber immerhin die bekanntesten Zitate daraus. “Ich bin ein Berliner!” oder “I have a dream!” oder “Mr. Gorbachev, tear down this wall!”

Gestern hielt König Harald eine Rede auf dem Jubiläumsfest im Osloer Schlosspark. (Ich erwähne nur kurz und auch ganz wertfrei, dass ich nicht eingeladen dass meine Einladung bei der Post verloren gegangen sein muss. Kein Problem, ich konnte gestern sowieso nicht. Ich musste Brot backen putzen die Welt retten.) 1500 geladene Gäste wurden vom 79-jährigen Monarchen bei strahlendem Sonnenschein begrüßt.

Man erwartete, denke ich, eine stinknormale Rede, etwas launig, etwas nachdenklich, eben passend zum Anlass.

Was dann aber kam, wird heute in den verschiedenen Medien regelrecht gefeiert, über Facebook und Twitter zehntausendfach geteilt und hat dem König bisher soviel Beifall eingebracht, dass er jetzt bis Weihnachten Pause machen kann.

In dieser Rede sprach der König, klar, von Norwegen. Nach einigen geografischen Beschreibungen, bei denen ich schon nahenden Kitsch befürchtete, kam Harald V. dann zu den Menschen, die Norwegen „bilden“. Und das seien nicht nur Menschen aus dem Norden oder dem Süden des Landes – nein, es seien auch die Einwanderer aus Polen und Pakistan, Schweden und Syrien. Norweger seien Junge und Alte, Reiche und Arme, Sofasitzer und Bergsteiger. Norweger glauben an Allah, Gott, Alles und Nichts. Norweger liebten Grieg und Kygo, Hellbillies und Kari Bremnes. Norweger seien Mädchen, die Mädchen lieben, Jungen, die Jungen lieben und Mädchen und Jungen, die einander lieben.

Und dann kommt der Teil, der bestimmt in die Zitatensammlung eingeht, da bin ich mir sicher, da verwette ich meine Jane-Austen-Kollektion:

“Norge er dere. Norge er vi. Norge er ett.”

“Norwegen seid Ihr. Norwegen sind wir. Norwegen ist eins.”

Und als wäre das noch nicht gut genug, endete der König mit den Worten: “Meine größte Hoffnung für Norwegen ist, dass wir es schaffen, füreinander da zu sein.”

Wow, oder?

Der Beifall war groß und wie immer in solchen Momenten wünsche ich mir den oder die auf die Bühne, von dem/der diese Worte tatsächlich stammen. Ich bin mir (fast) sicher, dass der König diese Rede nicht selber verfasst hat. Irgendwo im Schatten der Schlossbäume stand bestimmt die Verfasserin und sprach lautlos ihre Lieblingszeilen mit, freute sich über die Lacher an den richtigen Stellen und wischte sich gemeinsam mit den 1500 geladenen Gästen (meine Einladung…naja, Ihr wisst ja) eine Träne aus dem Augenwinkel. In der Zeitung Aftenposten begeisterte sich der Rhetoriker Kjell Terje Ringdal und lobte die Rede über alle Maßen als melodisch und modern. So, wie Bruce Springsteen über die USA sänge, so hätte der König über Norwegen geredet.

Aha, ob Bruce Springsteen also…….? Na, ist ja auch egal, von wem die Rede ist. Sie hatte Wirkung. Und wo der König recht hat, da hat er recht: Wenn sich eine Deutsche, eine Chinesin und eine Polin im Supermarkt über ihre Kinder im norwegischen Kindergarten unterhalten, dann ist das im Jahr 2016 ein ganz normaler, norwegischer Moment.

Oder? Was denkt Ihr?

***

So, das war es für heute, meine lieben Leser. Der Spätsommer lebt sich aus in Oslo und langsam spürt man den Herbst kommen. Schön! Wir haben die erste Woche Kindergarten überstanden, etwas zerzaust zwar, aber die Familie befindet sich auf dem Weg der Besserung. Die morgendlichen Dramen werden auch bald aufhören, da bin ich sicher. War ja bei der polnischen Mutter auch so. – Uns allen wünsche ich eine tolle Woche mit viel Lachen, Sonne und Spaß. Passt aufeinander auf und seid füreinander da.

Hilsen,

Kongtale#

(Der König und ich – ganz ohne Yul Brynner)

Ulrike

 

Werbung

Gratulerer med dagen, Blog ODER Ein Jahr Neues aus Norwegen!

Hurra for deg som fyller ditt år

http://www.youtube.com/watch?v=nOW45XodiuE

49 Artikel

45456 Wörter

302 Fotos

6318 Besucher

43 Länder

10358 Klicks

417 Kommentare

Meine lieben Leser, der Blog hat seinen ersten Geburtstag!

Es war am 13. 4. 2012, als in der Deichmanske Bibliothek, Filiale Majorstuen, runder Tisch neben der Reiseliteratur, der erste Artikel geschrieben wurde. Ich versprach in diesem Artikel:

«…ich will ihn (den Blog) ja füllen über die nächsten Monate, Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte! Erlebnisse, Gedanken, amüsante Anekdoten, überwältigende Einsichten, nobelpreisverdächtige Beobachtungen werden diese Seite füllen. Jawohl, das ist der Plan.»

Was habe ich Euch seitdem nicht alles erzählt: Fødselnummern, Grillen im Regen, Heimweh, 17. Mai.,  die norwegische Königsfamilie, erste Versuche im Skilanglauf, Wandern über Bygdøy, Grand Prix d’Eurovision, Erlebnisse im Heimatmuseum, Tücken von Baustellen, norwegischer Sprache oder Winter, und und und. Ich habe mich zur Wahl gestellt und Ihr habt mich auf den Berg geschickt, Ihr habt gedichtet und wir haben alle viel über Norwegen gelernt.  Die am meisten geteilte und angeklickte Geschichte und auch eines meiner Lieblingserlebnisse war übrigens das „Grünerlokka-Disaster“ mit dem teuflischen Käseproduzenten.

Aber was wären diese ganzen Geschichten, Erlebnisse, chaotischen Gedanken ohne Euch, meine wunderbaren Leser! Im allerersten Text habe ich Euch noch meine „Glorreichen Sieben“ genannt, da angeblich nicht mehr als sieben Leser einen Blog über längere Zeit begleiten. Aber Ihr seid viel mehr geworden und ich danke Euch allen von ganzem Herzen, ganz ohne Quatsch und Wortwitz, fürs Lesen, Kommentieren und Spaß haben! Ihr seid super! Danke an das Goethe-Institut in Oslo, das meinen Blog auf seiner Internetseite verlinkt hat und an alle fellow bloggers, die den Blog erwähnen! Danke auch für die „heimlichen“ Emails oder Nachrichten bei Facebook, wenn der Fehlerteufel sich mal wieder eingeschlichen hatte und an dieser Stelle ein superdickes DANKE an meine Mutter, die dem Blog über so manche Rechtschreibklippe geholfen hat (und immer noch hilft).

Es gab und gibt viel zu lernen. Aber wir sind ja auch erst ein Jahr alt.

Nur mal zum Vergleich: Ein Baby lernt beispielsweise im ersten Jahr Bewegungen mit den Augen zu folgen, mit den Händen zielgerichtet nach Gegenständen zu greifen, zu schreien, sich auf den Bauch zu rollen und – ein paar Wochen später – sich auch wieder zurückzurollen, auf allen Vieren zu kriechen. Und dann bekommt es die ersten Zähne, lernt, aufrecht zu sitzen, zu stehen, zu laufen, indem es sich zunächst z.B. am Tisch festhält; und schließlich lernt es auch, frei zu laufen. Das Baby ist mit all dem schwer beschäftigt. Und selbst beim Schlafen entwickelt es sich weiter: Die wichtigsten Wachstumshormone werden nachts im Schlaf freigesetzt. (Quelle: http://www.alles-ueber-kinder.net/baby.htm)

Ha! Das ist doch ein Ding! Das gilt für Blogschreiber auch!!! Passt auf:

Bewegungen mit den Augen folgen: Ich kann mittlerweile Blog schreiben und nebenbei beobachten, was so auf Facebook passiert oder parallel Fernsehen schauen. Dem Cursor folge ich mit den Augen über den Bildschirm, ohne noch groß beim Tippen azf dke Tadzen zu acjten. – Naja, ich übe noch!

Mit den Händen zielgerichtet nach Gegenständen greifen: Ohja! Tippen, Griff nach rechts zum Kaffee, tippen, Griff nach links zum Wörterbuch, tippen…Internet spinnt und alles stürzt ab…Griff nach vorne zum Hammer, um dem Computer zu drohen.

Schreien: Ja. Laut. Siehe Hammer im letzten Absatz.

Auf den Bauch rollen: Ja, manchmal vor Lachen, wenn mir meine Texte gut gefallen.

Auf allen Vieren kriechen: Nach stundenlangem Starren auf einen leeren Bildschirm manchmal der einzige Weg, sich fortzubewegen. Ansonsten vielleicht beim Versuch, sturzbetrunken einen Blog zu verfassen. Was wohl nie klappen würde. Ich finde dann den Computer bestimmt erst gar nicht. Oder das Büro.

Erste Zähne: Musste ich zeigen, als manche Kommentare ausuferten.

Aufrecht sitzen, laufen, stehen: Genau in dieser Reihenfolge. Erst sitze ich, nach 30 Minuten muss ich dann mal rumlaufen und im schlimmsten Fall den Text im Stehen zu Ende tippen. Ich muss mich allerdings nur selten am Tisch festhalten. Ab 40 kommen die ersten Macken. Was soll ich machen?

Frei laufen: Das macht der Blog manchmal. Ich setze mich mit einer ganz bestimmten Idee an den Schreibtisch und während ich schreibe, entsteht etwas völlig anderes. Dann übernimmt der Blog das Kommando und ich tippe einfach. Manchmal, wenn mir so gar nichts einfällt, nutze ich eine alte Übung aus dem Schreibworkshop: Für fünf Minuten schreibe ich ohne großes Nachdenken einfach alles, was mir in den Kopf kommt. Lasse meine Gedanken frei laufen. Ihr findet meine Artikel chaotisch? Dann solltet Ihr diese Ergüsse mal sehen!

Die wichtigsten Wachstumshormone werden nachts im Schlaf freigesetzt: Ohja! Seit ich diesen Blog schreibe, habe ich schon manche Nacht mit dem Schreibblock auf dem Sofa verbracht. Denn nachts kommen immer die besten Ideen. Ob ich nun über Kinderbibeltage nachdenke, das nächste Treffen der Theatergruppe plane oder Ideen für den Blog suche: mitten in der Nacht klappt das am besten. Da wächst eine Idee heran, da wächst manchmal ein ganzer Blog. Genau aus diesem Grund brauchen wir jetzt endlich ein bequemeres Sofa!

Der Blog und ich sind also erfolgreich im zweiten Lebensjahr angekommen und schon sehr gespannt, was nun auf uns zu kommt. Da wir heute Geburtstag haben, dürfen wir uns auch etwas wünschen: Immer gute (oder auch mal doofe, aber dann wenigstens lustige) Ideen für die nächsten 52 Freitage und immer viele gutgelaunte Leser , die sich darüber, im Idealfall, amüsieren! Weiter wünschen wir uns nichts und wollen auch keine Geschenke. Besonders auf das Senden von Geitost oder Brunost oder jeder anderen Art von Karamellkäse könnt Ihr gerne verzichten!!!!

Für die kommenden Monate kann ich Euch jetzt schon einen Artikel über die Bergbezwingung versprechen, denn bald geht die Wandersaison hier wieder los. Ich bin gespannt! Und ich werde mir noch weitere interaktive Dinge ausdenken, seid also bereit. Kommentiert weiterhin und falls Euch ein bestimmtes Thema interessiert, dann immer her damit, ich sehe, was ich tun kann.

Für heute war es das schon, meine lieben Leser, ich wünsche Euch eine tolle neue Woche, lasst es Euch gut gehen! Meine Grüße gehen an Catharina und Steffen, die morgen einen ganz wichtigen Termin im Rathaus haben und wir uns sehr freuen, dabei sein zu dürfen!

Ha det bra,

Blog2

Ulrike