Von anhaltenden Sprachverwirrungen, Lehrern mit dringenden Bedürfnissen und dem Auftrag, Fernsehen zu gucken!

Hei hei all sammen!

Wie Ihr sehen könnt, trägt mein Norwegischkurs gewaltige Früchte! In naher Zukunft werde ich mich unerkannt unter eine Gruppe Norweger mischen können. Ich werde snakken und snakken und wie lustig wird es sein, wenn wir feststellen, dass sie über die Bierpreise in Schweden rede und ich über die Ölkatastrophen im Atlantik. Bier heißt nämlich „Ǿl“ im Norwegischen, das kann man schon mal verwechseln in der Aufregung.

Montag begann also die zweite Runde in dem noch etwas unausgeglichenen Kampf „Norwegisch-Ulrike“. Der Gegner hat für dieses Level einen Verbündeten aufgestellt, an dem ich mir die Zähne ausbeiße. Sein Name: Tut nichts zur Sache. Seine Position: Norwegischlehrer. „Tut nichts zur Sache“ hat einen entscheidenen Vorteil in diesem Kampflevel: Nicht nur, dass er Norwegisch spricht…oh nein….er spricht ein Norwegisch, das ich nicht verstehe.

Null.

Nada.

Nix davon.

„Tut nichts zur Sache“ guckt mich an, öffnet den Mund und ich….bin ratlos. Es ist Norwegisch, soviel ist sicher. Bewiesen unter anderem dadurch, dass meine Kampfgenossen ihm in dieser Sprache antworten. Sie scheinen ihn zu verstehen. Erstaunlich.

Über die vergangenen vier Tage haben „Tut nicht zur Sache“ und ich ein interessantes Verhältnis aufgebaut, das auf non-verbaler Kommunikation beruht. Beispiel: „Tut nicht zur Sache“ erklärt allgemein etwas in der Klasse, blickt dann mich an. Nicke ich strahlend, heißt das: Jau, ich habe was verstanden. Schlage ich mit dem Kopf auf der Tischplatte auf, bedeutet es: NEIN, verdammt nochmal, what the f***?

Woraufhin „Tut nicht zur Sache“ alles nochmal erklärt. Langsam, gaaanz langsam. (Ich bin beliebt in der Klasse, ehrlich!!)

Manchmal erheitert unser Verhältnis auch den Rest der Klasse. (Wieso eigentlich „auch“?) Gestern erklärte TNSZ etwas – ich versuchte verzweifelt den Inhalt zu ergründen. Er war agitiert und ein dringendes Bedürfnis schien ihn anzutreiben, es uns zu erklären. Ich tat mein Bestes. Alle anderen lachten. Ich wollte auch mitlachen! Also sprach ich:

„Kan du jenta? Hva betyr „tisse“? Er det en veldig viktik ord?“ (Kannst du es nochmal sagen? Was bedeutet „tisse“? Ist das ein sehr wichtiges Wort?)

Während die Klasse wieherte (Streber!!), blickte mich „Tut nicht zur Sache“ ernst an und antwortete auf Deutsch: „Ich hab gesagt: Ich muss dringend pinkeln.“

Worauf ich mit der größtmöglichen Würde den Begriff „tisse (Verb) – pinkeln“ notierte und meinem Gesicht damit Zeit gab, sich zu entröten.

Wir haben also gewaltig viel Spaß im Kurs und abgesehen von „Tut nicht zur Sache“ kann ich mit allen anderen gut kommunizieren. Englisch ist strikt verboten im Klassenzimmer, von Deutsch wurde aber nichts gesagt und da diesmal noch zwei andere Deutsche teilnehmen, können auftretende Probleme flink gelöst werden. „Tut nicht zur Sache“ spricht allerdings auch Deutsch, was wir bei unseren Gesprächen NIE ausser Acht lassen dürfen – der Gegner hört immer mit!

Montag treten wir in die zweite Woche und nach einer ersten Evaluation gestern bin ich auf den Fortgang des Kurses gespannt. Wir konnten unsere Begeisterung oder unseren Unmut äußern, ein gutes Konzept, wie ich fand und „Tut nicht zur Sache“ hat sich unsere Punkte geduldig angehört und einige auf gleich umgesetzt.

Denke ich.

Dass ich ihn nicht verstehe, könne er momentan nicht ändern.

Blöd jetzt irgendwie.

Dafür soll ich aber ganz viel TV mit Untertiteln gucke und Radio hören, um mich so an verschiedene Stimmen und Arten von Norwegisch zu gewöhnen.

Brillanter Plan: Statt einer Person, die ich nicht verstehe, sind es dann 20. Wie aufbauend!!

Meine lieben, hoffentlich nicht ratlosen, Leser, immerhin hat die ganze Sache einen Vorteil: Ich habe etwas zu erzählen! Diesmal mal wieder sehr viel von mir persönlich und weniger über das Leben in Norwegen, aber das passt schon, oder? *Lach*

Was ich in dieser Woche über Norwegen gelernt habe, war aber auch ganz interessant und ich will es euch nicht vorenthalten:

  1. Großvater und Großmutter werden im Norwegischen genauer beschrieben als im Deutschen.  „Bestemor“ und „Bestefar“ sind die allgemeinen Begriffe. Dann gibt es aber auch „Mormor“/“Farmor“ und „Morfar“/ „Farfar“. NAA? Was denkt Ihr bedeutet es? (Es gib keine Preise für die richtige Antwort..sorry!)
  2. Kinder gehen von Klasse 1 bis 7 in die „grunnskole“ und haben Englisch ab der ersten Klasse.
  3. Im Nordnorwegen können Schüler ab der 8. Klasse auch Sami oder Russisch als Zusatzsprach wählen, im Rest des Landes sind Französisch, Deutsch oder Spanisch üblich.
  4. Das Namensrecht in Norwegen ist offen wie die Löcher im Schweizer Käse. Alles ist möglich nach der Heirat: Hätte ich Martin hier im Land geheiratet, hätte ich Ulrike Kirschbaum, Ulrike Niemann Kirschbaum oder Ulrike Niemann heißen können. Martin hätte also alle Möglichkeiten offen gehabt, aber die Mehrheit der Männer in Norwegen (rund 98%) behalten ihren eigenen Namen.
  5. Alkohol über 17% wird im Norwegischen „Sprit“ genannt.

Gewaltig, oder??? Mit diesen wichtigen Informationen zum Alltag in Norwegen verabschiede ich mich für diese Woche, meine lieben Leser! Nächste Woche steht das norwegische Essen auf dem Speiseplan, nein, Blog-Plan und ich freue mich auf eine Woche voller Recherchen!

Lasst es Euch bis dahin gut gehen, lacht über die Momente im Leben, wo man nichts versteht, freut Euch über alle Probleme, die Ihr nicht habt und hört mal wieder Radio!

Ha det bra,

(Opera Oslo)

Ulrike

Von revolutionären Westfjorddialekten, multivisuellen Sporterlebnissen und brillanten Überleitungen

Multitasking ist das Wort des Tages: Auf Eurosport vor mir schwingt sich gerade Jennifer Oeser über die Hochsprungstange, auf Internet-Channel 2 des norwegischen Fernsehens schlägt Roger Federer auf und dazwischen sitze ich mit Büchern über norwegische Grammatik!! VERWIRRUNG!! Ähnlich verwirrt müssen sich die Norweger gefühlt haben, als sie 1814, ganz unabhängig von Dänemark plötzlich, vor einem Problem standen: Welche Sprache sprechen wir denn jetzt?

(Also, wenn das jetzt keine elegante Überleitung war, dann weiß ich es nicht!)

Hallo meine lieben, eventuell auch Olympiasüchtigen, Leser! Schön, dass wir uns hier wieder treffen! Wie versprochen dreht sich heute alles um den ungewöhnlichen Zustand, dass es in Norwegen zwei offizielle Schriftsprachen gibt. Bokmål und Nynorsk. Das gibt’s natürlich in anderen Ländern auch: Kanada begrüßt und begleitet uns in Englisch und Französisch, die Schweiz besitzt vier Amtssprachen, was noch nichts ist gegen Bolivien, wo es tatsächlich 36 zugelassene Amtssprachen gibt.

Nun gibt es zu diesen, von mir clever ausgesuchten, Beispielen und Norwegen einen ganz wesentlichen Unterschied: In Kanada oder der Schweiz sind VÖLLIG verschiedene Sprachen Amtssprachen. In Norwegen sind es zwei einander sehr, sehr, sehr ähnliche Dialekte. Das ist, als würden in Deutschland plötzlich Hochdeutsch und Plattdeutsch zu gleichwertigen Amtssprachen erklärt. Hier mal ein paar Beispiele aus den beiden Sprachen, entnommen dem „Practical Guide to the Mastery of Norwegian“ von Louis Janus.

(Da stocke ich gerade und stelle erstaunt fest, dass ich Louis Janus kenne: Er betreut eine Norwegisch-Gruppe bei facebook und ich habe ihm schon manche Frage gestellt. Ist ja ein Ding jetzt. Die Welt ist ein Dorf. Weiter im Text!)

Beispiel also.

Louis bietet uns die folgenden, essentiellen, Vokabeln:

Norwegen, ich, sie, nicht, Unterschied.

Im Bokmål heißt es dann so:          Norge, jeg, hun, ikke, forskjell.

Im Nynorsk sieht so aus:                Noreg, eg, ho, ikkje, skilnad.

Die Unterschiede halten sich im Rahmen, finde ich…..Anscheinend hat jemand das j von „jeg“ geklaut und es in das „ikkje“ gesteckt. Aber wer?

(Schon wieder so eine brillante Überleitung. Ich sollte allerdings damit aufhören, die Überleitung zu bewerten, dass nimmt ihr die Brillanz irgendwie….Mist….zu spät…nächstes Mal…)

Nynorsk, das „neue Norwegisch“, wurde im 19. Jahrhundert vom Sprachforscher und Westnorweger Ivar Aasen entwickelt. Nach Jahrhunderten der dänischen Abhängigkeit stellte sich Aasen die Frage: Was für ein Norwegisch würden wir sprechen, wenn wir die Dänen niemals getroffen hätten? Diese, im Unabhängigkeitsrausch gestellte, Frage war berechtigt, denn bis 1814 galt Dänisch als offizielle Landessprache von Christiana bis Tromsø. Aasen zog also durch Westnorwegen auf der Suche nach dem neuen Norwegisch, das ironischerweise aus den alten Dialekten entstehen sollte. Aus Alt mach Neu, sozusagen.

Nun gibt es in Westnorwegen „ebenso viele Dialekte wie westnorwegische Fjordarme“ (Edda D. Drolshagen) und nach einer langen Suche blieb Aasen nichts anderen übrig, als seine Aufzeichnungen in einen Shaker zu tun und kräftig durchzuschütteln. Ein bisschen Logik und Regeln dazu und…zack…NYNORSK. Aasen war ein Sprachrevoluzzer.

Auf der anderen Seite des Landes machte sich Knud Knudsen seine Gedanken. Auch ihm war bewusst, dass das nun unabhängige Norwegen eine eigene Sprache brauchte. Die revolutionäre Fjordsprachenattacke war ihm aber fremd. Knudsen war traditioneller und machte sich daran, die dänische Sprache zu „norwegenisieren“. Das daraus entstandene Bokmål ist sprachlich gesehen keine eigene Sprache, sondern ein….naja….abgewandeltes Dänisch.

(Was dazu führt, dass sich Dänen hier in Oslo beispielsweise ohne große Schwierigkeiten verständigen können.)

Plötzlich waren also zwei Sprachen im Umlauf. Was sollten die Norweger tun? Sie taten, was sie gut können: Sie fanden eine diplomatische Lösung. 1885 erhob das norwegische Storting (Parlament) Nynorsk und Bokmål zu gleichwertigen Schriftsprachen und alle offiziellen Publikationen müssen seitdem in beiden Sprachen erhältlich sein.

(Ich bin dafür, dass in Deutschland auch zu tun. Ich will Plattdeutsch als zweite offizielle Schriftsprache!!!!)

Heute sieht die Situation in Norwegen so aus: Der Großteil der Bevölkerung benutzt Bokmål, es ist auch die erste offizielle Sprache die Schulkinder lernen. Abiturienten werden in beiden Sprachen geprüft. Ein Großteil der TV- oder Radiosendungen des staatlichen Sender sind in Bokmål, rund ein Viertel in Nynorsk, der Rest sind US-Krimis im Original. Im Osten und Norden des Landes regiert die dänische Tochtersprache, während Bergen beispielsweise eher Nynorsk-Gebiet ist.

Alle diese wichtigen Fakten beziehen sich wohlgemerkt auf die SCHRIFTsprache. Die gesprochenen Dialekte sind ein völlig anderes Thema und eines, dem ich noch nicht gewachsen bin. Soviel sei gesagt: Niemand in Norwegen käme auf die Idee, seinen Heimatdialekt jemals abzulegen. Ein Dialekt ist wie eine Tracht: Er zeigt, woher man stammt. Seinen Dialekt aufzugeben hieße, seine Herkunft zu verleugnen. Und Herkunft ist wichtig in Norwegen.

So.

Fertig.

Seid Ihr noch da????

Ich gebe uns allen jetzt mal einen Moment, uns von diesem trockenen Thema zu erholen…….

*erhol*

*erhol*

Alles gut wieder?

Auf Eurosport wird übrigens gerade ein Läufer aus Ghana vom Feld gerollt, del Potro fegt Federer vom Platz und inmitten der sportlichen Aufregung sitze ich. Nun mit einem fertigen Artikel! Toll! Wo ist meine Goldmedaille? Ich lache übrigens jedes Mal Tränen, wenn norwegische Kommentatoren von Goldmedaillen reden. Die heißen hier Gullmedalje und werden wie „güll“ ausgesprochen. Gestern abend klang es also über Michael Phelps so aus unserem TV: „Hann sfömmer for gülle.“

Wunderbar.

So, meine lieben in 7er Teams versammelten Goldleser, das war es schon wieder für heute! Ich hoffe, Ihr hattet Spaß an diesem ungewöhnlich trockenen Artikel. Man kann ja nicht IMMER lustig sein!! Ich wünsche Euch eine tolle Woche, erforscht mal Eure Herkunft, sammelt lustige Dialektausdrücke, postet sie hier und jubelt auch mal einem Verlierer zu!!

Ha det bra

Ulrike

Von Ǻ, Ǿ, Ǽ, dem Schweigen der Vereinten Nationen und peinlichen Versprechern auf der Post

Ich habe Muskelkater.

Im Mund.

Ich frage mich, ob das anatomisch überhaupt möglich sein kann, aber dann beiße ich in meine Mittagsstulle und stelle fest: Japp, das geht.

Für vier Tage musste sich mein Gesprächsorgan mit ihm völlig fremden Tönen beschäftigen und dauernd wiederholen: „Ǻ, Ǿ, Ǽ… Ǻ, Ǿ, Ǽ… Ǻ, Ǿ, Ǽ“. Wichtig dabei: Beim Ǻ liegt die Zunge unten in der Mitte, und der Mund ist rund geöffnet beim Sprechen. Das Ǿ braucht die Zunge im mittleren, hinteren Bereich mit gerundetem Mund, und das Ǽ hat die Zunge vorne mittig und den Mund ungerundet.

Das liest sich wie ein norwegischer Porno. Vielleicht sollten die Kinder jetzt besser den Raum verlassen.

Velkommen, meine lieben, in 7er-Gruppen snakkenden Leser!

Ich lerne Norwegisch!!

„Na das wird ja langsam auch Zeit!“, mögt Ihr denken, und natürlich stimmt meine Aussage so nicht, denn seit drei Monaten lernen wir die Sprache so nebenbei im täglichen Leben. Seit Montag ist aber ein neuer Faktor dazugekommen: Ich lerne unter Anleitung. Jawohl!

Für drei Wochen liegt mein morgendliches Ziel in der Torggate im Osloer Stadtzentrum. Hier, neben einem lebensrettenden Kaffeeladen, befindet sich die Folkeuniversitet, die Volkshochschule, die mir neben sprachlichem Unterricht auch Frühsport bietet: Das Klassenzimmer liegt im 4. Stock und die Fahrt mit dem Fahrstuhl dauert derartig lang, dass ich immer zu Fuß gehe.

Der erste Morgen begann ungewöhnlich: Meine Lehrerin hat mir Montag beim ersten Eintreten einen derartigen Schreck versetzt, dass ich weder in der Lage war Deutsch, geschweige denn auch nur ein Wort Norwegisch zu sprechen. Sissel sieht haargenau aus wie meine Mathematiklehrerin in der 7. Klasse. Haargenau!!!! Nun habe ich traumatische Erinnerungen an Mathematik UND besagte Lehrerin und das mag meine Schockreaktion erklären. Nach einigen Minuten war aber klar: Zahlen werden hier unter Garantie nicht unterrichtet und selbst wenn, wäre es wie in der 7. Klasse: Ich verstände kein Wort.

Soweit sind wir nämlich noch nicht! Also in Norwegisch. Wir können erst die Grundrechenarten und die habe ich auch in der 7. Klasse  beherrscht.

Nach diesem ersten Schreck begann der Kurs mit einer lustigen Vorstellungsrunde und schnell war klar: Das hier ist kein Norwegischkurs –  wir sind die Außenstelle der Vereinten Nationen! Frankreich, Südafrika, Thailand, Polen, China, Kanada, Eritrea, Phillippinen, Chile und Deutschland sitzen seit Montag in einem Raum und sprechen gemeinsam: „Ǻ, Ǿ, Ǽ… Ǻ, Ǿ, Ǽ… Ǻ, Ǿ, Ǽ“. So interessant eine derartige Konstellation zweifelsfrei ist, birgt sie doch ein Problem: Wir sprechen kaum miteinander außerhalb des Kurses. Ein Sprachkurs, in dem die Teilnehmer sich anschweigen, hat eine gewisse Ironie, aber einen einfachen Grund: Wir haben keine gemeinsame Sprache. (Ok, wir können uns schon auf Norwegisch ganz prima übers Wetter unterhalten, aber mal ehrlich….) Einige Teilnehmer sprechen Englisch, aber eben nicht alle.

Mein Sitznachbar Dawid aus Polen und ich verstehen uns glänzend, wenn wir gemeinsam Norwegisch reden. Aber sobald unser beschränkter Wortschatz aufgebraucht ist, herrscht Konfusion. Dawids Englisch ist rudimentär und mein Polnisch ist…nicht vorhanden. Mein linker Nachbar Pablo kommt aus Chile und wir radebrechen in Norwegisch, Englisch, Spanisch miteinander.  Es hat nur zwei Tage gedauert, bis ich verstanden habe, dass er nicht haareschmeißender Rockmusiker, sondern lithiumsuchender Öko- Ingenieur ist. Musik sei doch nur sein Hobby! Ach so. Klar.

Für Spaß ist also gesorgt.

Der Kurs ist ein Intensivkurs mit 4 Stunden pro Tag von Montag bis Donnerstag. Freitag ist offiziell frei, aber die Hausaufgaben sind enorm und nehmen viel Zeit in Anspruch.

MITLEID!!!!

Das ist nämlich ganz schön anstrengend!!!!

90 Minuten konzentriert auf dem Hosenboden sitzen und mit Grammatik zugeschmissen zu werden ist bei mir schon etwas her, und damals war es wenigstens in meiner Muttersprache. Allerdings spricht Sissel sehr klar und ich verstehe vieles. Es ist schon von Vorteil Deutsch zu sprechen, denn, so drückte es ein Bekannter hier in Oslo aus: „Norwegisch ist nicht mehr als ein plattdeutscher Dialekt.“ Das stimmt zwar nicht ganz, aber es ist hilfreich.

Ich gebe Euch gern Beispiele aus der klimatischen Lektion, die uns in dieser Woche hauptsächlich beschäftigt hat. Also aufgepasst jetzt!

I sommeren det er varmt.

I vinteren det er kaldt.

Vinden blåser.

Na? Na? Na???

Ja, genau: Im Sommer ist es warm. Im Winter ist es kalt. Der Wind bläst/weht.

So einfach das Lesen der Sprache auch ist, die Betonung ist eine ganz andere Sache. Besser so:

Eine GANZ andere Sache.

Ein paar Beispiele: Mal sprechen Norweger das –t am Ende des Wortes, mal nicht. Die meisten „o“ werden wie „u“ ausgesprochen, aber eben nicht alle. „u“ ist manchmal „ü“ und manchmal – nicht. Liest man „er“, spricht man „ar“ und „og“ heißt „o“.

Es ist verwirrend. Ein kleiner, harmloser Satz liest sich beispielsweise so:

Det er mars, og det regner. (Es ist März, und es regnet.)

Klingen würde er so:

„Dej ahr mahsch, o dej rjeiner.“

KREISCH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das lern ich nie, das werde ich immer verwechseln, das ist fies und ungerecht und ich habe gestern vor lauter Verwirrung bei der Post gefragt, ob der freundliche Angestellte als Identifikation zur Paketabholung meinen „Pissport“ sehen will. „Vil du se min pissport?“ – Nein, wollte er nicht. Verständlich.

Ihr seht also, meine lieben sieben Leser, es gibt viel zu tun. Bei allem Grammatikhorror und Betonungsproblemen schafft der Kurs aber etwas ganz Entscheidendes: Er macht Mut, die neue Sprache zu benutzen. Ja, okay, wir radebrechen uns noch durch die Gegend, aber wir machen immerhin den Mund auf und das ist doch klasse. Zwei Wochen liegen noch vor mir und die Anmeldung für den darauffolgenden Kurs schicke ich nächste Woche los. Norwegische Bücher stapeln sich im Wohnzimmer und gestern habe ich das erste Kapitel von „Folk og røvere i Kardemomme by“ gelesen.

Toll, ne?

(Ich lasse jetzt einen Moment verstreichen, in dem Ihr beeindruckt sein könnt….bevor ich zugebe….“Die Räuber von Kardamomme“ ist ein bekanntes, norwegisches Kinderbuch für Erstleser *grins*)

Es snakkert also um mich rum und in mir drin. Spaß macht es und gibt mir das Gefühl, jeden Tag ein bisschen mehr anzukommen in diesem Land. Pissport hin oder her. Auch das Wissen, dass es in jeder Ecke Norwegens einen anderen Dialekt gibt, dass manche Nynorsk sprechen und andere Bokmål und ich mich in Nordnorwegen wahrscheinlich nie verständigen werden kann, schreckt mich nicht ab. Bleibe ich halt in Oslo.

Das war es schon für heute, meine lieben Leser! Toll, dass Ihr wieder da wart! Nächste Woche erzähle ich mehr über die schon erwähnten norwegischen Sprachen Nynorsk und Bokmål und deren Entstehung und berichte von weiteren spannenden Erlebnissen im Sprachkurs. Vielleicht finde ich ja auch bis Freitag heraus, welchen Beruf Dawid hat. Bis jetzt habe ich verstanden, dass er in einem Laden arbeitet, in dem aber nichts verkauft wird. Spannend!

Ich wünsche Euch eine tolle Woche, macht immer den Mund auf, habt Mut und traut Euch etwas Neues auszuprobieren!

Ha det bra,

Ulrike

Von tropfenden Sommergefühlen, spanischen Tennisschocks und innovativen Sprachattacken

Junigrüße aus Oslo, meine lieben Leser!

Der Sommer ist da!

Es regnet weniger.

SUPER!!!!!

Von mir aus kann der Sommer ab dem 23. Juli auch nur nachmittags stattfinden, denn…

…ich habe mich endlich zum Sprachkurs angemeldet. Hallelujah! 4x wöchentlich von 8.45 bis 12h!

Seit drei Monaten bin ich am Überlegen, wo und wann die norwegische Sprache und ich aufeinander prallen sollten, und immer wieder hielten mich gute Gründe vom Treffen ab:

  • Ein Sprachkurs ist teuer.

Keine große Überraschung, dass der Geldfaktor an erster Stelle auftaucht. 5800,- NOK sind eine stattliche Summe: 170 Tafeln Freia „Walters Mandel“-Schokolade könnte ich davon kaufen! 170 Tafeln!!!! 170 TAFELN!!!!! Stattdessen bekomme ich 48 Stunden Norwegisch-Unterricht.

Mal ehrlich……

  • Im Kurs werden nur drei Kapitel aus dem Lehrbuch „På vei“ unterrichtet.

Wie kann man in drei Wochen nur drei Kapitel unterrichten? Was genau machen wir mit dem Rest der Zeit? Trolle jagen? Waffeln backen?

Mal ehrlich….

  • Ich besitze einen Selbstlern-Kurs mit CD, der mich bis auf Niveau B2 bringen soll.

Das ist ein ganz toller Kurs. Sue, eine Engländerin, reist nach Norwegen mit ihrem Freund Arne. In Oslo kommt es zum Streit zwischen den beiden Liebenden und Sue macht sich aus dem Staub mit Jan und dann….Keine Ahnung, was dann. Es mangelt mir an Selbstdisziplin und obwohl ich die fast shakespearischen Geschehnisse äußerst spannend fand, habe ich nach Kapitel 6 immer wieder bessere Dinge zu tun gehabt: Fenster putzen, Bügeln, Müll sortieren.

Mal ehrlich…

  •  Das alles andere schlagende Argument ist aber: Alle Norweger sprechen Englisch.

OK, zugegeben, ich übertreibe. Sagen wir so:

Alle Norweger, DIE ICH GETROFFEN HABE, sprechen Englisch.

Nicht, dass sie es unbedingt gerne sprechen. Ich wende mittlerweile drei Offensiven an, abhängig von der lokalen Situation:

  • An von Touristen häufig frequentierten Orten starte ich den direkten Angriff. Ohne größere Entschuldigung oder Erklärung beginne ich die Konversation in Englisch. Reaktion vom norwegischen Gegenüber: Keine, professionell wird auf Englisch geantwortet.
  • In Geschäften, beim Friseur, am Blumenstand erfolgt die abgemilderte Englisch-Version. Mit einem entschuldigenden Lächeln wende ich mich an Verkäufer/Friseuse/Blumenhändlerin und erkläre auf Englisch, dass ich leider noch kein Norwegisch könne. Reaktion vom norwegischen Gegenüber: Mildes Lächeln und schnelle, seltenst zögernde, Antwort in der von mir vorgeschlagenen Sprache.
  • Bei staatlichen Institutionen, Finanzamt, Post: Hier verwende ich immer noch meine älteste Sprachattacke, die sich allerdings im alltäglichen Leben in Norwegen als nicht sehr brauchbar herausgestellt hat. Mit einem freundlichen Lächeln (das nach 2 Stunden Wartezeit auch mal verrutschen kann) trete ich dem Sachbearbeiter/Postangestellten gegenüber und erkläre: „Jeg snakker ikke norsk. Kan vi snakke engelsk?“ Reaktion vom norwegischen Gegenüber: Variierend. Im schlimmsten Fall verschwindet das professionelle Lächeln nach meinem ersten Satz und wird von einem etwas eisigen Lächeln, begleitet von hochgezogener Augenbraue begleitet. Dann wird, sehr gnädig, auf Englisch geantwortet.

Diese Reaktion verblüfft mich immer wieder, ja sie irritiert mich geradezu. In Frankreich wurde jeder Versuch Französisch zu sprechen, mit teilweise überwältigender Begeisterung begrüßt. Tennisfans erinnern sich nur an die diesjährigen French Open, als eine erstaunliche Anzahl ausländischer Tennisprofis plötzlich begann, die Sprache der Grande Nation zu benutzen. Jedes „Bonjour“ aus dem Mund von Djokovic, Sharapova oder Nadal wurde mit ekstaseartigem Applaus belohnt! (Ich stoppe an dieser Stelle. Tennis ist momentan ein wunder Punkt. Rafa hat gestern in Wimbledon v e r l o r e n…. Ich bin in Trauer. Wtf is Lukas Rosol?)

Zurück zum Thema…

…völlig unbekannter tschechischer Tennisspieler.

ZURÜCK ZUM THEMA.

…No. 100 auf der Weltrangliste!! 1 0 0 !!!!!

Pscht…

…Noch nie in Wimbledon gespielt. Ausgeschieden bei allen großen Turnieren!!!

PSCHT!!!

…Verdammtes schieres Glück hat er gehabt, wird gegen den Deutschen in der nächsten Runde 6:0 in drei Sätzen verlieren!!! Ehrlich!

RUHE, SCHLUSS, AUS!!

*******

Wo war ich? Sprache, genau. In der Landessprache sprechen, auch wenn man sie nicht beherrscht, um höflich zu sein. In Norwegen klappt das nicht. Niemand ist von meinem kläglichen Versuch Norwegisch zu sprechen auch nur ansatzweise angetan. Glücklicherweise sind Termine bei Behörden o.ä. rar. Ich überlebe also fein mit Versionen 1 und 2 bisher, doch ich sehe ein: Das ist auf Dauer keine Lösung und deshalb besuche ich also ab dem 23. Juli für drei Wochen die „Folkeuniversitet“, um wenigstens einen Einstieg zu bekommen. Ich freu mich drauf. Und Ihr, meine lieben in 7er Gruppen versammelten Leser, könnt Euch auch freuen. Das werden lustige Blogs!

Das war es schon wieder fast für heute.

Jetzt kommt was Wichtiges!

Ich möchte Euch allen an dieser Stelle ganz herzlich danken, dass Ihr seit drei Monaten diesen Blog lest und kommentiert. Das ist mir eine große Freude. Ohne Euch säße ich hier ganz allein und so gern ich auch über mich selber lache, wäre es doch sehr langweilig.

DANKE! YOU ROCK!!

Ganz liebe Grüße sende ich an dieser Stelle an Julia, die unverschämter Weise gestern mit Christoph und Jonathan auf die Fähre nach Kiel gestiegen ist. Du wirst mir fehlen, jawoll. (Übrigens habe ich die bunten Kissen wirklich iiirgendwo verloren *lach*)

Für alle, die noch Kraft zum Weiterlesen haben: Ich hänge Fotos vom St. Hans-Fest an, das wir gemeinsam mit Catharina und Steffen im Norwegischen Volksmuseum gefeiert haben.

Bei teilweise strömendem Regen.

Ist ja schließlich Sommer.

Hier schließt sich der Kreis des heutigen Blogs. Ich kann noch nicht versprechen, mich nächsten Freitag zu melden. Meine wunderbare Mutter kommt Mittwoch zu Besuch (mit Gummistiefeln!) und wahrscheinlich sind wir viel zu beschäftigt mit Klönen, Wandern, Shoppen und Lachen. Aber wer weiß….

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende meine lieben Leser, sprecht hin und wieder eine neue Sprache, lasst Euch nicht von tschechischen Tennisspielern unterkriegen und sagt Euren Freunden mal wieder, wie toll sie sind.

Ha det bra,

Ulrike

*********ANHANG***********

St. Hans-Fest oder auch Fest zur Sommersonnenwende

(Danke an Catharina für die tollen Fotos!)

Sonne gab es nicht, aber…

…dramatische Maibäume…

…Räucherung am Gemeinschaftsgrill….(das sind NICHT meine Würstchen!)

…eine Kollektion hübscher Schirme, Regenkleidung und lecker Essen…

Nicht unterkriegen lassen :)

…und Tanz um den Maibaum. Norwegen aus dem Bilderbuch!

Bis bald!

Von Gurkenpreisen, überraschenden Begegnungen im Wald und einem Mann namens Jens Hagen

FREITAG!!!

BLOG-TAG!!!

VELKOMMEN TIL NORGE!!!

Ihr wusstet noch gar nicht, dass freitags Blog-Tag ist? Dann gebe ich das hiermit offiziell bekannt. Es hat weder ideologische noch religiöse Gründe, irgendwie passt sich der Freitag nur nett. Ok? Damit wäre der erste Tagesordnungspunkt abgehakt: Freitags gibt es immer den neuen Blog-Eintrag. Zweiter Tagesordnungspunkt und sogleich eine Korrektur: Natürlich..NATÜRLICH….wird Harald nicht geduzt. Also der König. Nicht duzen!! (Danke an dieser Stelle an Freund Kai in Hannover. Der den König auch nicht duzt. Oder?) Da habe ich totalen Blödsinn geschrieben und meine (nun zweifelhafte) Internetquelle wird nie wieder benutzt. Versprochen. Unwissende. Also: Es heißt, „Guten Morgen, Ihre Majestät, haben Sie wohl geruht und fühlen sich in der Lage Ihr, im Moment angespanntes, Volk zu führen?“. Damit ist der zweite TOP erledigt. Weiter geht’s auf meiner Liste. Punkt drei:  Ich erwähne das im Moment aktuellste Thema in und über Norwegen nicht. Wir haben eine Pause verdient und er nicht noch mehr Platz im Scheinwerferlicht.

Schon drei Haken auf der TO-DO-Liste. Sehr effektiv! Weiter geht’s….

Wie Ihr Euch erinnert, meine lieben 17 Leser, wollte ich diesen nächsten Artikel dem norwegischsten aller norwegischen Erzeugnisse widmen: Dem Geit- oder Brunost. Die äußerst nette Pressestelle beim norwegischen Milchkonzern TINE hat mir nicht nur für nächste Woche das in neuer Auflage erscheinende Infomaterial zum Karamellkäse versprochen sondern mir auch, und nun wird’s cool, eine Einladung zu einem exklusiven Besichtigungstermin der Meierei geschickt. Toll, oder? (Ich habe natürlich meine persönliche Einstellung zu ihrem Produkt verschwiegen und wäre dankbar, wenn Ihr von Enthüllungsemails absehen könntet!) Die Sache hat nur einen Haken. Die Meierei ist im Gudbrandsdalen. Ich in Oslo. Ohne Auto.

http://www.norwegeninfo.net/norwegenkarte.htm

Seht Ihr das Problem? Na, wer findet es zuerst? Ja, nördlich von Oslo, kurz über Lillehammer, steht „Gudbrandsdal“ und weiter links davon „Lom“.

Es sind nur 400 Kilometer, aber ohne Auto unerreichbar. Ich warte auf Antwort von Chefmeier Jens Hagen, ob eine Besichtigung auch am Wochenende möglich wäre, wenn ich mit Mann und Mietwagen in die Wildnis fahren könnte. Das ist Jens:

http://www.tine.no/om-tine/var-virksomhet/meieriene/meieriene/tine-meieriet-lom-skj%C3%A5k

Nett sieht er aus!

Ich arbeite also an der ganzen Geschichte und halte Euch auf dem Laufenden. Bis dahin umgehe ich die Brunost-Abteilung im Supermarkt immer noch in großem Bogen und auch Martins erste Begeisterung scheint nachgelassen zu haben, ich habe keinerlei Brunost-Sehnsucht seinerseits vor unserem Brunost-freien Kühlschrank entdeckt. Der übrigens viel leerer ist als in Frankreich. Was nicht an der Größe des Kühlschranks liegt sondern…..Na??? ENDLICH kommen wir zum beliebtesten Thema aller Expats hier in Norwegen: DIE PREISE. Nein, Moment, das muss so aussehen: Die

PREISE!

Allen erfahrenen Norwegenurlaubern biete ich an, diese Stelle zu überspringen und zu unserer Begegnung mit den Wölfen der Ostmarka vorzuspringen.

(So, die sind wir los. Die werden lange suchen.)

(Oh, seid Ihr doch noch da? Äh…ja…)

Beginnen wir mit den günstigen Dingen, die wir in unseren drei Wochen hier gefunden haben:

Knäckebrot.

Das bekannteste schwedische Knäckebrot ist der ungeschlagene Preissieger in allen uns zur Verfügung stehenden Supermärkten, wie Rema 1000, Meny, Centra, ICA oder Rimi. Da wir sehr zentral wohnen, in Majorstuen, haben wir alle Supermärkte in nächster Umgebung und können extensive Feldforschung betreiben. (Die meistens damit endet, dass wir schluchzend vor dem Schokoladenregal zusammenbrechen und stammeln: „Warum? Warum?“) Knäckebrot kostet erschwingliche 9,70 kr, das sind nach heutigem Wechselkurs 1,29 Euro. APPLAUS FÜR KNÄCKE!! Wir lieben Knäckebrot. Wirklich. Vor allem dieses, das dunkle Roggenknäcke. Köstlich. Doch. Wirklich. Bisschen eintönig auf die Dauer. Aber gut. Knack.

Alle anderen Dinge im Supermarkt sind teuer. So einfach ist das. Knäckebrot (dunkel): Günstig. Rest: Teuer. Nur damit Ihr eine Vorstellung von „teuer“ bekommt und nicht denkt, ich übertreibe maßlos:

1 Salatgurke 29.90 kr / 3,96 Euro

1 Dose Cola 19,90 kr / 2,50 Euro

300 ml Sahne 18,50 kr / 2,45 Euro

1 Flasche Rotwein 109 kr/ 14,45 Euro (mittlere Qualität)

Ich kenne die deutschen Preise nicht mehr, die französischen sind mir aber noch gut in Erinnerung und in den ersten Tagen verließ ich den Supermarkt im Schock. (Hm, ich beisse mal nebenbei  in die ofenfrischen Muffins..ja..lecker. Wir sind heute Abend eingeladen und der tolle Mangocreme-Nachtisch war nur auf dem Papier toll. Falls eine/ein erfahrene Köchin/erfahrener Koch ein paar Minuten opfern könnte, würde ich gerne wissen, warum die Creme trotz Gelatine nicht fest wurde und die blöde Sahne nicht steif…Schmeckt ganz köstlich. Ist halt nur suppig…Aber wir schweifen ab.)

Also Schock im Supermarkt. Anfangs. Mittlerweile sind wir viel cooler.

Chips für 5,- ? Ab in den Korb!

Cider für 19 kr? Rein!

Neue Bekannte haben uns vorgeschlagen, einfach nicht mehr umzurechnen.

KEINE gute Idee.

Ich gehe nicht näher ins Detail, nur soviel: Umrechnen ist wichtig in der Anfangszeit.

Kino, Essen gehen, Kaffee trinken, Shoppen, Tanzen, Bücher, Benzin, alles ist schweineteuer, aber es gibt etwas, das in Norwegen umsonst ist: Natur. Nach der ersten Wanderung in der Ostmarka, dem östlich gelegenen Wald von Oslo, sind mir Gurkenpreise und Schokoladenwucher schnurps und schnuppe. Hier ist es teuer. Okay. Dafür gibt’s ja auch mehr Gehalt. Aber diese sagenhafte, atemberaubende, nordisch wilde Natur gibt es einfach so dazu. Ganz umsonst. 20 Minuten S-Bahn fahren und: Wildnis. Wölfe. (Soll es tatsächlich in der Ostmarka geben.) Dabei sind wir hier im wohl unnorwegischsten Teil Norwegens. Wie wird es erst im Jotunheimen, auf den Lofoten oder in Tromsø sein? Ich war begeistert am Sonntag, trotz strömendem Regen und Schlammlöchern…im Gegenteil, DAS hat es erst so speziell gemacht!

Selten haben wir uns so norwegisch gefühlt, wie in dem Moment, als wir im Regenguss um einen See gewandert sind und auf der anderen Uferseite mehrere Eltern mit Kindern beim Grillen sahen. Hier geht man einfach immer raus. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung“, ist hier kein Jack-Wolfskin-Urbanchic-Motto, sondern gelebte Überzeugung. (Nun gut, und jede andere Freizeitbeschäftigung ist, ich wiederhole mich, teuer!) Die ersten Sonnenstrahlen sind draußen und im Frognerpark werden die Einweggrills ausgepackt. Kinder schlüpfen in wasserdichte Overalls und ab geht’s in die Pfützen. Natur kann immer genossen werden, ob im Regen oder Sonnenschein.

Witzigerweise haben wir mitten in der Ostmarka genau die Leute aus der Facebook -Gruppe „New to Oslo“ wieder getroffen, mit denen wir am Abend vorher im Pub saßen. Könnt Ihr Euch unsere Gesichter vorstellen? Die Ostmarka ist wirklich groß und dann..“Hi!“ Lustig! Unserem Motto folgend: Im ersten Jahr probieren wir alles aus, hatten wir uns am Freitag in Collett’s Cafe am schnieken St. Hanshagen-Park begeben und fühlten uns in Szenekneipen in Friedrichshain versetzt, war also ganz gemütlich. Zu unseren zweiten neuen Bekanntengruppe gehören die netten Menschen der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Oslo und ich habe es in wenigen Tagen geschafft, in die Organisation von Kinderbibeltag und Filmclub verwickelt zu sein und finde es prima. (Kirchenkritische Leser bitte ich darum, nun NICHT die Markierung für diesen Blog zu löschen und allen Nicht-„Evangelen“ kann ich freudig vom ökumenischen Ansatz der Gemeinde berichten.) Für mich ist es ein toller Weg, neue Leute kennenzulernen.

Haken.

Haken.

Haken.

Meine Liste ist abgearbeitet. (Wieso verschwinden eigentlich immer meine smileys???)

Das tat doch gar nicht weh, oder, meine lieben 17 Leser, die Ihr Euch hoffentlich ordentlich in zweieinhalb 7er-Gruppen versammelt habt?

Ich gewöhne mich ein in dieses neue Land und wenn ich erst meine „Personnummer“ habe und endlich einen Sprachkurs besuchen darf, dann wird alles noch viel besser!! Wir leben immer noch im Alien-Zustand hier, öffnen Tag für Tag begierig den Briefkasten und bekommen eine weitere norwegische Lektion geliefert: Geduld. Eine lobenswerte Tugend, die mir nicht immer liegt. Und so übe ich mich zähneknirschend weiter in Geduld und Ihr könnt dies auch tun, bis der nächste Blogeintrag erscheint. Vertreibt Euch die Zeit doch damit, die beiden folgenden norwegischen Wörter zu übersetzen, die ich gestern gelernt habe. Das erste ist harmlos und hört sich einfach lustig an, das zweite nicht jugendfrei, aber bekanntlich ist Fluchen der schönste Teil beim Lernen einer neuen Sprache. Los geht’s: Barberhøvel und Hestkuk.

Ich wünsche Euch und uns eine spannende, lustige, leckere, sonnige, unterhaltsame, tolle Woche!

Ha det bra!