Von ideologischen Paradoxen, Trockenfisch zu Weihnachten und Veganern mit Blutwurst-Therapie

Was ist ein Paradox? Wikipedia definiert Paradox so: „ (…) scheinbar oder tatsächlich unauflösbarer Widerspruch“. Ein Paradox ist also: Eine Vegetarierin beschreibt die norwegische Küche. Hallo meine lieben in 7er Gruppen hungrig guckenden Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Wie versprochen, widmet sich der heutige Blog der norwegischen Küche und ihren mannigfaltigen Fleisch- und Fischrezepten. Gemüserezepte sind eher selten, denn das Vegetariertum in Norwegen steckt in seinen Kinderschuhen.

Nein, das ist falsch.

Es krabbelt eher in Babysocken vor sich hin.

Das Prinzip von Gemüse als Hauptmahlzeit wird kritisch betrachtet und ich vermute, dass Vegetarier in manchen Bergdörfern als Werkzeug des Teufels angesehen und mithilfe geräucherter Rentierkeulen über die Felder getrieben werden. Der Zustand „vegan“ findet sich auf der Liste gefährlicher Krankheiten, vermute ich mal weiter fröhlich vor mich hin, und wird von Landärzten mit Blutwurst behandelt. Generell gilt: Fleisch ist geil! Es bedeutet „Wohlstand“ und Gäste werden traditionell eher mit Fleisch als mit Fisch bewirtet. Aber dies soll ja kein ideologischer, sondern ein kulturell-kulinarischer Blog werden. Auf geht’s also, vorurteilsfrei und gespannt!

Was ist typisches norwegisches Essen?

Startpunkt für meine Recherchen waren Freunde und Schulkollegen, doch deren Antworten waren nicht immer befriedigend: „Pølser! – Pizza Grandiosa! – Fish Mac?“ schallte mir entgegen. Nun gut, Pølse med lompe ist allgegenwärtig in Oslos Straßen und Kiosken ; das Würstchen im Teigfladen erfreut sich allerhöchster Beliebheit. Pizza Grandiosa ist Kult und nicht wegzudenken aus norwegischen Tiefkühltruhen. Einer unbestätigten Statistik zufolge verschlingen 5 Millionen Norweger jährlich 24 Millionen Grandiosa-Tiefkühl-Pizzen. Das lasse ich mal so stehen.

Von meinen unzuverlässigen Interviewpartnern wechselte ich zu norwegischen Restaurants. Und stieß auf ein erneutes Paradox: Norwegen/Restaurant. In Oslo gibt es Unmengen von Restaurants: Von albanischer bis zypriotischer Küche ist fast alles vertreten. Das einzige Restaurant, das in Majorstuen mit norwegischer Küche prahlte, bot Kjøttkaker und Wiener Schnitzel.

Die Deichmanske Bibliothek war mein nächster Anlaufpunkt und hier endlich wurde ich fündig: In einem kleinen Bücherregal stieß ich auf ganze sechs Bücher zur norwegischen Küche. Sechs! (Geht doch bitte mal in Eure Stadtbibliothek und zählt die Bücher über deutsche Küche. Ich vermute, Ihr kommt auf 50…mindestens….) Aber immerhin sechs Bücher! Ich entschied mich für „Norsk mat og kultur“, weil ein hübsches Bild das Cover ziert und begann zu lesen.

Ein Land über sein traditionelles Essen kennenzulernen ist kein origineller, aber wunderbar befriedigender Weg. In Theorie allerdings weniger befriedigend, aber ich bin ja noch im Anfangsstadium.  Schnell war klar: In Norwegen kommt auf den Tisch, was das Land/der Wald/das Meer zu bieten hat. Die Rezepte erzählten mir ebenso viel über die Landschaft in Norwegen wie die angefügten Bilder. Hier eine Reihe norwegischer Gerichte, die in euren Köpfen eine Bilderflut starten wird:

Elchfilet mit Pilzsauce, Lammkoteletts mit Rosmarinkruste, Dorsch mit Schnittlauchbutter, Blutpudding mit Brot, Familie Kochs Weihnachtsschinken, Mandel-Kartoffelsuppe, Gekochter Lachs mit Gurkensalat, Lammeintopf mit Weißkohl, Fischsuppe aus Vikna, Heringssuppe, Geräucherter Lammfleisch mit frittiertem Kohl, Gedeckter Apfelkuchen, Nusskuchen mit Torfbeerenkäse, Rhabarberkuchen mit Rahmsauce.

Na? Hunger?

Die norwegische Küche ist deftig und wirkt ehrlich und bodenständig auf mich. Nur dem Gemüse sollte aus seinem Beilagen-Dasein geholfen werden.

Eines der herausforderndsten Gerichte in Norwegen ist Rakfisk, knapp gefolgt von Lutefisk. Rakfisk ist eine für mehrere Monate eingelegte Forelle, die ohne weiteres Kochen nach besagten Monaten roh verzehrt wird.

Warum weiß niemand. Vielleicht als Strafe?

Lutefisk ist ein traditionelles Weihnachtsessen und besteht aus einem in Lauge eingelegten Trockenfisch, der durch die erneute Wasseraufnahme aufbläht und gummiartig wird. Glücklicherweise gibt es dazu eine Menge Aquavit. Prost und Mahlzeit! Brot darf bei keiner Mahlzeit fehlen und die Norweger lieben ihr smørbrød zum lunsj oder Frühstück. Eine der beliebtesten Varianten ist das grøvbrød, was wir wohl als Mehrkornbrot oder Vollkornbrot bezeichnen würden.  Ansonsten gilt: Fleisch und Fisch her! Kjøttkaker, Fleischkuchen, sind anscheinend ebenso beliebt wie Kjøttboller, die bei IKEA auf jedem Teller rollenden Fleischbällchen. Sild ist Hering und die Norweger lieben ihn eingelegt in verschiedene Saucen und mit Kartoffeln. Ganz Hartgesottene haben sild zum Frühstück. Lachs ist in allen Variationen beliebt und gehört zu den wohl wichtigsten Exportschlagern Norwegens.

Die Norweger lieben Nachtische und auch hier fühle ich mich immer wieder nach Saltkrokan versetzt oder in die Villa Kunterbunt. Waffeln mit Johannisbeermarmelade, Apfelkuchen mit Sahne und Zimt, Zuckerbrot und Reismehlkuchen sind nur einige der traditionellen Rezepte, die mir beim Lesen von „Norsk mat og kultur“ das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. (Und: Ja, ich weiß, dass Astrid Lindgren Schwedin ist, aber es passte sich so nett.)

Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, meine lieben Leser: Ich habe Hunger bekommen. Mal sehen, welches Rezept es heute bis auf unseren Abendbrottisch schafft! Während des Schreibens ist ein interessanter Konflikt in mir entstanden: Die Neugier auf viele der vorgestellten Rezepte versus mein Nein zu Fleisch und (größtenteils) Fisch. Was nun? Ganz einfach: Ich suche weiter. Und zwar nach norwegischen Gemüserezepten, -suppen, -aufläufen. Falls Ihr zufällig einige kennt oder findet, schickt sie mir doch bitte!

Das war es für heute, meine lieben Leser. Wir haben das kulinarische Norwegen in Theorie angekratzt, die Praxis wird folgen! Ich wünsche Euch allen ein köstliches Wochenende, bleibt neugierig, genießt den Herbst und drückt mir morgen um 14h die Daumen beim KK Mila- 10km-Lauf in Oslo.

Ha det bra,

Ulrike 🙂

Eilmeldung! Das Grünerlokka-Desaster!

EILMELDUNG++++ EILMELDUNG ++++EILMELDUNG++++EILMELDUNG

Lügen haben kurze Beine, heißt es ja. Wen kümmern kurze Beine? Die hätte ich heute morgen liebend gerne genommen. Ich hätte ganz laut „HIER!!“ geschrien, wenn sie kurze Beine verteilt hätten. Ich hätte mir meine Haare knallgrün gefärbt und gemuht, um kurze Beine zu erhalten. Ich wäre hundert Runden rückwärts durch den Frognerpark gejoggt, hätte Trolle jongliert und dabei gejodelt, um kurze Beine abzubekommen.

Lügen haben kurze Beine.

Kinderkram.

Ich.

Musste.

Heute morgen.

In Grünerlokka.

Auf dem Öko-Markt.

Geitost essen.

KARAMELLKÄSE!!!!

Es war fürchterlich.

Aber der Reihe nach: Frohgemut wanderte ich gegen 10h im strahlenden Sonnenschein von Majorstuen ins Szeneviertel Grünerlokka, um auf den Farmer Markt zu gehen. Vitamine sind ja wichtig, gute Ernährung entscheidend, also hin da. Es war ein schöner Spaziergang.

Auf dem Farmers Markt herrschte eine bunte Mischung aus Birkenstock-Müttern, kettenrauchenden und sellerieschwingenden Bohemians und aufgeregten Jack-Wolfskin-Touristen. Es gab leckere Sachen, wie Waffeln und Pfannkuchen mit selbstgemachten Konfitüren:

Doch plötzlich stand ich vor dem Feind. Ganz heimtückisch hatte er sich genau da aufgebaut, wo ich langgehen musste, um den lebensrettenden Kaffeestand zu erreichen. Zack. Da war er. Ein Stand mit Geitost-Käse. Na und, macht mir doch nichts. Gucke ich halt mal. Vielleicht lerne ich was für meinen Blog. Handgemacht, las ich, sei der Käse des rustikal wirkenden Norwegers, der großzügig das Werbematerial seiner Meierei verteilte. Den angebotenen Geitost lehnte ich nonchalant ab (Ha! Take that, Geitost!!) und griff interessiert nach seinem Infomaterial.

Oho, die Meierei war hier ganz in der Nähe! Nun hat sich Jens Hagen aus Lom immer noch nicht zurückgemeldet um meine Wochenend-Tour zu bestätigen. Immer noch wild auf eine geführte Tour wandte ich mich dem netten norwegischen Käseproduzenten zu und erklärte, dass ich plane, einen Artikel über Geitost zu schreiben und nach der Möglichkeit suche, eine geführte Meierei-Tour und einige Informationen zu bekommen. Ein Strahlen erschien auf des Käsers‘ Gesicht. Ich interessiere mich also für Geitost? Ja sicher, erwiderte ich wahrheitsgemäß, das sei schließlich etwas so typisch Norwegisches, da müsste ich mehr drüber erfahren. Ganz köstlich fände ich Geitost, schwindelte ich schamlos. Ja, wirklich.

Grober Schnitzer.

Dummer, dummer Fehler.

Lügen haben kurze Beine?

Eine Tour würden sie leider nicht anbieten, aber wenn ich so ein Fan von Geitost wäre, dann hätte er hier etwas ganz besonderes für mich.

Damit griff er unter den Tisch und kam mit einer Schüssel zurück.

Und einem Messer.

Mir wurde warm.

„Blaubeer-Geitost“, sprach er, hobelte ein eine dicke Scheibe von dem runden, braunen Ziegenmolke-Ungetüm ab und streckte es mir lächelnd entgegen.

Der Käse-Teufel.

Erde, bitte tu dich auf.

Jetzt.

HALLO?????

Nichts. Die Welt hatte aufgehört sich zu drehen.

Es gab nur mich und den teuflischen Käseproduzenten.

Lächelnd hielt er mir das Stück norwegisches Feindesgut entgegen.

WAS SOLLTE ICH DENN TUN????

Zur Verteidigung des Blaubeer-Geitosts muss ich sagen: Er war sogar noch ungenießbarer, als ich erwartet hatte. Unmittelbar nachdem der Käse Kontakt mit meinen Geschmacksnerven aufgenommen hatte, verbreitete sich ein süßer Ziegengeschmack in meinem Mund, der anscheinend von dem Stück Knete ausging, dass ich im Mund hin und her schob, ratlos was zu tun.

Ich nickte dem Käseproduzenten zu, nahm seine Visitenkarte und ging.

Gedemütigt. Geschlagen. Gegeitostet.

Norwegen – Ulrike 1:0.

Lügen haben kurze Beine?

Schön wär’s gewesen.

Von Gurkenpreisen, überraschenden Begegnungen im Wald und einem Mann namens Jens Hagen

FREITAG!!!

BLOG-TAG!!!

VELKOMMEN TIL NORGE!!!

Ihr wusstet noch gar nicht, dass freitags Blog-Tag ist? Dann gebe ich das hiermit offiziell bekannt. Es hat weder ideologische noch religiöse Gründe, irgendwie passt sich der Freitag nur nett. Ok? Damit wäre der erste Tagesordnungspunkt abgehakt: Freitags gibt es immer den neuen Blog-Eintrag. Zweiter Tagesordnungspunkt und sogleich eine Korrektur: Natürlich..NATÜRLICH….wird Harald nicht geduzt. Also der König. Nicht duzen!! (Danke an dieser Stelle an Freund Kai in Hannover. Der den König auch nicht duzt. Oder?) Da habe ich totalen Blödsinn geschrieben und meine (nun zweifelhafte) Internetquelle wird nie wieder benutzt. Versprochen. Unwissende. Also: Es heißt, „Guten Morgen, Ihre Majestät, haben Sie wohl geruht und fühlen sich in der Lage Ihr, im Moment angespanntes, Volk zu führen?“. Damit ist der zweite TOP erledigt. Weiter geht’s auf meiner Liste. Punkt drei:  Ich erwähne das im Moment aktuellste Thema in und über Norwegen nicht. Wir haben eine Pause verdient und er nicht noch mehr Platz im Scheinwerferlicht.

Schon drei Haken auf der TO-DO-Liste. Sehr effektiv! Weiter geht’s….

Wie Ihr Euch erinnert, meine lieben 17 Leser, wollte ich diesen nächsten Artikel dem norwegischsten aller norwegischen Erzeugnisse widmen: Dem Geit- oder Brunost. Die äußerst nette Pressestelle beim norwegischen Milchkonzern TINE hat mir nicht nur für nächste Woche das in neuer Auflage erscheinende Infomaterial zum Karamellkäse versprochen sondern mir auch, und nun wird’s cool, eine Einladung zu einem exklusiven Besichtigungstermin der Meierei geschickt. Toll, oder? (Ich habe natürlich meine persönliche Einstellung zu ihrem Produkt verschwiegen und wäre dankbar, wenn Ihr von Enthüllungsemails absehen könntet!) Die Sache hat nur einen Haken. Die Meierei ist im Gudbrandsdalen. Ich in Oslo. Ohne Auto.

http://www.norwegeninfo.net/norwegenkarte.htm

Seht Ihr das Problem? Na, wer findet es zuerst? Ja, nördlich von Oslo, kurz über Lillehammer, steht „Gudbrandsdal“ und weiter links davon „Lom“.

Es sind nur 400 Kilometer, aber ohne Auto unerreichbar. Ich warte auf Antwort von Chefmeier Jens Hagen, ob eine Besichtigung auch am Wochenende möglich wäre, wenn ich mit Mann und Mietwagen in die Wildnis fahren könnte. Das ist Jens:

http://www.tine.no/om-tine/var-virksomhet/meieriene/meieriene/tine-meieriet-lom-skj%C3%A5k

Nett sieht er aus!

Ich arbeite also an der ganzen Geschichte und halte Euch auf dem Laufenden. Bis dahin umgehe ich die Brunost-Abteilung im Supermarkt immer noch in großem Bogen und auch Martins erste Begeisterung scheint nachgelassen zu haben, ich habe keinerlei Brunost-Sehnsucht seinerseits vor unserem Brunost-freien Kühlschrank entdeckt. Der übrigens viel leerer ist als in Frankreich. Was nicht an der Größe des Kühlschranks liegt sondern…..Na??? ENDLICH kommen wir zum beliebtesten Thema aller Expats hier in Norwegen: DIE PREISE. Nein, Moment, das muss so aussehen: Die

PREISE!

Allen erfahrenen Norwegenurlaubern biete ich an, diese Stelle zu überspringen und zu unserer Begegnung mit den Wölfen der Ostmarka vorzuspringen.

(So, die sind wir los. Die werden lange suchen.)

(Oh, seid Ihr doch noch da? Äh…ja…)

Beginnen wir mit den günstigen Dingen, die wir in unseren drei Wochen hier gefunden haben:

Knäckebrot.

Das bekannteste schwedische Knäckebrot ist der ungeschlagene Preissieger in allen uns zur Verfügung stehenden Supermärkten, wie Rema 1000, Meny, Centra, ICA oder Rimi. Da wir sehr zentral wohnen, in Majorstuen, haben wir alle Supermärkte in nächster Umgebung und können extensive Feldforschung betreiben. (Die meistens damit endet, dass wir schluchzend vor dem Schokoladenregal zusammenbrechen und stammeln: „Warum? Warum?“) Knäckebrot kostet erschwingliche 9,70 kr, das sind nach heutigem Wechselkurs 1,29 Euro. APPLAUS FÜR KNÄCKE!! Wir lieben Knäckebrot. Wirklich. Vor allem dieses, das dunkle Roggenknäcke. Köstlich. Doch. Wirklich. Bisschen eintönig auf die Dauer. Aber gut. Knack.

Alle anderen Dinge im Supermarkt sind teuer. So einfach ist das. Knäckebrot (dunkel): Günstig. Rest: Teuer. Nur damit Ihr eine Vorstellung von „teuer“ bekommt und nicht denkt, ich übertreibe maßlos:

1 Salatgurke 29.90 kr / 3,96 Euro

1 Dose Cola 19,90 kr / 2,50 Euro

300 ml Sahne 18,50 kr / 2,45 Euro

1 Flasche Rotwein 109 kr/ 14,45 Euro (mittlere Qualität)

Ich kenne die deutschen Preise nicht mehr, die französischen sind mir aber noch gut in Erinnerung und in den ersten Tagen verließ ich den Supermarkt im Schock. (Hm, ich beisse mal nebenbei  in die ofenfrischen Muffins..ja..lecker. Wir sind heute Abend eingeladen und der tolle Mangocreme-Nachtisch war nur auf dem Papier toll. Falls eine/ein erfahrene Köchin/erfahrener Koch ein paar Minuten opfern könnte, würde ich gerne wissen, warum die Creme trotz Gelatine nicht fest wurde und die blöde Sahne nicht steif…Schmeckt ganz köstlich. Ist halt nur suppig…Aber wir schweifen ab.)

Also Schock im Supermarkt. Anfangs. Mittlerweile sind wir viel cooler.

Chips für 5,- ? Ab in den Korb!

Cider für 19 kr? Rein!

Neue Bekannte haben uns vorgeschlagen, einfach nicht mehr umzurechnen.

KEINE gute Idee.

Ich gehe nicht näher ins Detail, nur soviel: Umrechnen ist wichtig in der Anfangszeit.

Kino, Essen gehen, Kaffee trinken, Shoppen, Tanzen, Bücher, Benzin, alles ist schweineteuer, aber es gibt etwas, das in Norwegen umsonst ist: Natur. Nach der ersten Wanderung in der Ostmarka, dem östlich gelegenen Wald von Oslo, sind mir Gurkenpreise und Schokoladenwucher schnurps und schnuppe. Hier ist es teuer. Okay. Dafür gibt’s ja auch mehr Gehalt. Aber diese sagenhafte, atemberaubende, nordisch wilde Natur gibt es einfach so dazu. Ganz umsonst. 20 Minuten S-Bahn fahren und: Wildnis. Wölfe. (Soll es tatsächlich in der Ostmarka geben.) Dabei sind wir hier im wohl unnorwegischsten Teil Norwegens. Wie wird es erst im Jotunheimen, auf den Lofoten oder in Tromsø sein? Ich war begeistert am Sonntag, trotz strömendem Regen und Schlammlöchern…im Gegenteil, DAS hat es erst so speziell gemacht!

Selten haben wir uns so norwegisch gefühlt, wie in dem Moment, als wir im Regenguss um einen See gewandert sind und auf der anderen Uferseite mehrere Eltern mit Kindern beim Grillen sahen. Hier geht man einfach immer raus. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung“, ist hier kein Jack-Wolfskin-Urbanchic-Motto, sondern gelebte Überzeugung. (Nun gut, und jede andere Freizeitbeschäftigung ist, ich wiederhole mich, teuer!) Die ersten Sonnenstrahlen sind draußen und im Frognerpark werden die Einweggrills ausgepackt. Kinder schlüpfen in wasserdichte Overalls und ab geht’s in die Pfützen. Natur kann immer genossen werden, ob im Regen oder Sonnenschein.

Witzigerweise haben wir mitten in der Ostmarka genau die Leute aus der Facebook -Gruppe „New to Oslo“ wieder getroffen, mit denen wir am Abend vorher im Pub saßen. Könnt Ihr Euch unsere Gesichter vorstellen? Die Ostmarka ist wirklich groß und dann..“Hi!“ Lustig! Unserem Motto folgend: Im ersten Jahr probieren wir alles aus, hatten wir uns am Freitag in Collett’s Cafe am schnieken St. Hanshagen-Park begeben und fühlten uns in Szenekneipen in Friedrichshain versetzt, war also ganz gemütlich. Zu unseren zweiten neuen Bekanntengruppe gehören die netten Menschen der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Oslo und ich habe es in wenigen Tagen geschafft, in die Organisation von Kinderbibeltag und Filmclub verwickelt zu sein und finde es prima. (Kirchenkritische Leser bitte ich darum, nun NICHT die Markierung für diesen Blog zu löschen und allen Nicht-„Evangelen“ kann ich freudig vom ökumenischen Ansatz der Gemeinde berichten.) Für mich ist es ein toller Weg, neue Leute kennenzulernen.

Haken.

Haken.

Haken.

Meine Liste ist abgearbeitet. (Wieso verschwinden eigentlich immer meine smileys???)

Das tat doch gar nicht weh, oder, meine lieben 17 Leser, die Ihr Euch hoffentlich ordentlich in zweieinhalb 7er-Gruppen versammelt habt?

Ich gewöhne mich ein in dieses neue Land und wenn ich erst meine „Personnummer“ habe und endlich einen Sprachkurs besuchen darf, dann wird alles noch viel besser!! Wir leben immer noch im Alien-Zustand hier, öffnen Tag für Tag begierig den Briefkasten und bekommen eine weitere norwegische Lektion geliefert: Geduld. Eine lobenswerte Tugend, die mir nicht immer liegt. Und so übe ich mich zähneknirschend weiter in Geduld und Ihr könnt dies auch tun, bis der nächste Blogeintrag erscheint. Vertreibt Euch die Zeit doch damit, die beiden folgenden norwegischen Wörter zu übersetzen, die ich gestern gelernt habe. Das erste ist harmlos und hört sich einfach lustig an, das zweite nicht jugendfrei, aber bekanntlich ist Fluchen der schönste Teil beim Lernen einer neuen Sprache. Los geht’s: Barberhøvel und Hestkuk.

Ich wünsche Euch und uns eine spannende, lustige, leckere, sonnige, unterhaltsame, tolle Woche!

Ha det bra!