Ein typisches Picknick im Park ODER Wer hat die Lumpen mitgebracht?

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Die Sonne hat es bis nach Oslo geschafft – Hipphipphurrah! Kaum sind die ersten Sonnenstrahlen zu entdecken, passiert, was jedes Jahr passiert: Das Outdoor-Leben beginnt. Biergärten und Restaurantterrassen, Wiesen und Strände, Balkone und Veranden sind plötzlich so bevölkert, als gäbe es kein Morgen mehr (und bei dem norwegischen Wetter ist das auch gar nicht verkehrt). Das rasige Grün im Frognerpark verschwand letzten Sonntag unter sonnenhungrigen Körpern.

Doch was braucht ein echter Norweger für den perfekten Sonntag im Park?

Hallo, meine lieben sonnigen Leser, der schönste Monat des Jahres hat begonnen und sehr vielversprechend dazu. Bis auf 22°C ist das Thermometer schon geklettert – Hochsommer in Oslo. Packt also Eure Fahrradtaschen oder ähnliches und macht Euch auf in den Park. Unbedingt dabei sein müssen:

1. Engangsgrill

Ökologisch fragwürdig, gehört dieser plastikfolienverpackte Einmalgrill doch zur Standardausrüstung für einen Nachmittag im Park. Die schwarze, rechteckige Packung ist in verschiedenen Größen in jedem Supermarkt für wenig Geld zu erstehen. Folie ab, Drahtgestell ausklappen, die Kohlen in der Aluschale anfeuern und los geht der Grillspaß. Effizient gepackt, passen 10 bis 12 kleine Würstchen auf die Grillfläche, an den beißenden Geruch der vorbehandelten Kohlen gewöhnt man sich auch irgendwann. Am nächsten Morgen begrüßen gebrauchte, ordentlich gestapelte Aluschalen die Parkbesucher neben den riesigen Mülleimern. Auf den Rasenflächen zeugen braune Brandstellen von Grillunfällen. Aber trotz aller Kritik: Ohne Engangsgrill fehlt was beim Picknick im Park.

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2. Pølser und Lumpen

Bei meinem ersten Picknick im Park in 2012 antwortete mir meine Freundin Daria auf die Frage, wo denn Christian, ihr Mann, sei: „Der holt noch schnell Lumpen.“ Ich war unglaublich irritiert, traute mich aber nicht zu fragen, wofür er Altkleider zum Grillen brauchte, und schwieg stille. Kurze Zeit später lernte ich, dass „Lumpen“ kleine Teigfladen sind, in die die Pølser (Würstchen) gewickelt werden. Dieses Outdoor-Nationalgericht, garniert mit getrockneten Zwiebeln und Ketchup, darf auf keinem Picknick fehlen. (Natürlich gibt es vegetarische Würstchen zu kaufen. Macht aber kaum jemand.) Das Essen ist nicht nur entsetzlich nährstoffarm, sondern auch äußerst günstig. Und das ist in Norwegen wirklich selten.

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3. Beste Freunde, Partner, Kommilitonen, Familie, Kindergartenbuddies, Schulfreunde…

Niemand geht allein zum Grillen in den Park. Logisch! Von der romantischen Zweierverbindung am Plastikgrill bis zum ausufernden Familienfest das zwei Wiesen einnimmt, ist im Park alles vertreten. Schnell lassen sich die Touristen (auf Bänken mit Fotoapparat) von den Einheimischen (auf Rasen mit Würstchen) unterscheiden. Was aber tun gerade oder auf längere Zeit sozial alleinstehende Menschen mit Wunsch nach Grillgut? Die „wedding crasher“-Methode könnte angewendet werden: Scheinbar selbstverständlich packt man die eigene Decke samt Engangsgrill an den äußeren Rand eines großen Familienpicknicks und robbt langsam näher. Strahlendes Winken über die Menge, familiäres Nicken nach allen Seiten und schon ist man mittendrin in der ahnunglosen Familiengruppe. Bei romantischen Zweiergrillgruppen ist von dieser Methode abzuraten.

4. Wikingerschach

Hier in Norwegen als „Kubb“ bekannt. An mir geht die Faszination für dieses Rasenspiel komplett vorbei, was vielleicht auch daran liegt, dass ich grottenschlecht im Stöckchenwerfen bin. Zwei Mannschaften treten gegeneinander an und versuchen durch gezielte Würfe, stehende Holzstäbe in ca. fünf Meter Entfernung umzuwerfen. Sind alle Holzstäbe am Boden muss der große Holzblock in der Mitte erlegt werden. Die Mannschaft, die das als erster schafft, ist Sieger. Kein sonniger Sonntag ohne Wikingerschach im Park! Und besonders viel Spaß macht es, wenn man die vermaledeiten Stäbe auch trifft anstatt nach dem Wurf suchend im Gebüsch herumzukrabbeln.

5. Bikinioberteil, rote Latzhosen

Die Norweger sind, dessen bin ich mir mittlerweile sicher, von der Natur anders thermatisch ausgestattet als der Rest der Welt. Wo ich, bekanntermaßen kein Frösteköttel (für alle Nicht-Norddeutschen: Ein Mensch, der leicht friert), noch in Jacke und langer Hose rumlaufe, entblättern sich die Norweger bereits. Ein schüchterner Sonnenstrahl und weg mit Pullovern, langen Hosen, hin zur Freikörperkultur. Noch nie habe ich im April so viele freie Oberkörper gesehen wie im Frognerpark. Und: Nicht immer war das ein schöner Anblick! Norwegische Mädchen werfen sich in Bikinis und Shorts, während mir schon vom Hingucken Kälteschauer über den Rücken laufen. Von Mitte April bis zum 17. Mai heißt eine weitere Kleidungsalternative: Latzhose. Meistens rot, aber auch schwarz oder blau. Jawoll, die „Russ 2014“ sind da. Der diesjährige Abiturjahrgang zeigt sich noch harmlos, aber warten wir mal ab. Große Gruppe bevölkern den Park und erheben das Picknick zur neuen Lebensform.

6. Regensachen

Gut, das ist vielleicht meine pessimistische Ader, aber das Wetter in Oslo kann sich fix ändern und wer sitzt schon gern im Nassen? Andererseits habe ich im Wald auch schon Norweger beim Regenpicknick beobachtet, immer getreu dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Im Park habe ich bei Nieselwetter allerdings noch keine standhaften Picknicker zu Gesicht bekommen. Stadtschinken, Weicheier! Ich bin trotz allem lieber vorbereitet und trage eben Regenjacke und Regenhose mit zum Grillplatz. Auch Schirme tun hier ihren Dienst.

So ausgerüstet seid Ihr bestens gewappnet für ein typisches Frognerpark-Picknick an einem gewöhnlichen Tag. Für besondere Anlässe sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und von Picknickmöbeln, über Salate, Bowlen, Lichterketten, Kerzen, Silberbesteck, Champagnerkühlern bis hin zu Strandstühlen kann alles in den Park gebracht werden.

Nur typisch, das ist es dann eben nicht mehr!

Das war es schon für heute, meine lieben Leser. Das Schreiben über Picknicks hat mich hungrig gemacht, Euch auch? Okay, dann alles raus jetzt und losgepicknickt. Und macht Fotos und schickt sie mir! Das beste Picknickfoto gewinnt ein Wikingerschachspiel!! Jaha! Schickt also Eure Foto bis nächsten Freitag an ulrike_niemann@yahoo.no

Meine wöchentlichen Grüße gehen an meine Schwiegermutter Helga mit lieben Grüßen und weiterhin Gute Besserung!!!

Genießt den Mai in vollen Zügen,

Ha det,

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(Regenpicknick 2012 im Folkemuseum mit Catharina und Steffen)

 

Ulrike

 

 

Eine Tour durch Oslos Kaffeewelt ODER Goodbye Decaf, I am flying so high……..

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Ganz Norwegen steht unter Koffein. Laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IPSOS von 2013 trinken neun von zehn Norwegern mehrere Tassen Kaffee täglich – die unglaubliche Summe von 11 Millionen Tassen pro Tag. Kaffee gehört in Norwegen zum Basiselement des alltäglichen Lebens und allein in meiner Nachbarschaft befinden sich sechs verschiedene Kaffeeläden.

Aber die sind bald out.

Sind nämlich Läden der Second Coffee Wave.

Der Kenner bewegt sich aber in der Third Wave.

Hallo meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Heute wird es wieder mal kulinarisch: Barista Isabella hat mich mitgenommen auf Kaffeetour durch Oslo und ich sage Euch – das war spannend. Und lustig. Und blutdrucksteigernd. Auf geht’s!

Second Wave? Third Wave? „Bidde?“ höre ich Euch fragen. Jaha, ich habe viel gelernt in der letzten Woche. Der Konsum von Kaffee wird mittlerweile in drei Phasen eingeteilt: Die erste Phase (neudeutsch: First Wave) entstand im 20. Jahrhundert so ungefähr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, als es Gefrierkaffee möglich machte, das heiße Gesöff wirklich fast überall mal schnell zuzubereiten. Instant, Express, Zackzack, Wasser auf die brauen Knödel und fertig. Ab den 1970ern entstand eine neue Kaffeekultur: Inspiriert vom omnipräsenten Starbucks schossen Kaffeeketten in den kommenden Jahrzehnten aus dem Asphalt wie Pilze aus dem feuchten Waldboden. Und nicht nur die Ketten waren neu – auch ihr zungenbrechendes Angebot. Wir gewöhnten uns daran, ungefähr fünf Minuten für eine Bestellung zu benötigen: „Ich hätte gern einen Triple-Grande-Extra-Foam-No-Fat-Super-Hot-Soja Latte. – To go.“ Es gehörte Mut dazu, in einem hippen Starbucks in Berlin Mitte zu sagen: „Einen Kaffee, bitte.“

Kaffee wurde zum Sinnbild für Globalisierung und Homogenität. Mein Latte Macchiato schmeckte in Vancouver wie in Hannover und fast gaukelte mir das identische Ambiente ein Gefühl von Heimat vor. Doch in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts kam es zur Rebellion gegen den Immer-Gleichen-Kaffeetrend: Im amerikanischen Portland begann, etwa zeitgleich mit dem Slow-Food-Movement, die dritte Phase der Kaffeekultur. Weg von der Homogenität, zurück zu Individualität, Qualität und Handwerk. Und wie bei Renaissance-Bewegungen verpflichtend, tauchte plötzlich ein altbekanntes Utensil auf. Ein Stück meiner frühesten Kindheit, eine Erinnerung an die Küche meiner Oma: Der Porzellan-Filter.

Quelle: eBay

Quelle: eBay

„Es lebe der Brühkaffee!“ hieß das neue (alte) Motto. Weg mit den Espressomaschinen, hin zur Handarbeit. Kaffeebohnen, Kaffeemühle, Tasse, Filter, Wasserkanne – warten.

Als Isa mir bei einem Treffen von den drei Kaffeephasen erzählte und wie „in“ Brühkaffee wieder ist, konnte ich es kaum glauben. Kein Wunder: Mein Kaffeebedarf wird seit Jahren von Starbucks (außer Haus) und meiner Senseo-Kaffeemaschine Luigi (im Haus) gedeckt. Und nicht nur das: Ich nehme Milch in meinen Kaffee. Und das ist immer noch nicht das Schlimmste: Ich trinke entkoffeinierten Kaffee. Verständlich also, dass die Kaffeewelt ihre Neuheiten vor mir Bohnenbanausin versteckt hielt. Aber nun war meine Neugierde geweckt. Isas Begeisterung für Kaffee wirkte so belebend wie drei Tassen Brühkaffee und wir verabredeten uns für eine erste Kaffeetour in Oslo.

Oslo bietet, wie schon oft erzählt, an jeder Ecke einen oder mehrere Kaffeeläden. Ich wette, sie könnten am Bogstadveien, hier bei uns um die Ecke, noch zehn Läden eröffnen und jeder wäre gut besucht, ohne dass die alten Läden Kundschaft verlören. Am Samstag nach 10.30 Uhr einen Sitzplatz im Café zu bekommen, ist, außer in den Ferien, aussichtslos. Norweger und Bewohner der norwegischen Hauptstadt lieben Kaffee!

Das wusste ich also.

Was ich nicht wusste, war, wie viele unabhängige, kleine Kaffeeläden es in Oslo gibt. Wahre Kaffeeoasen,  Schlaraffenland für Kaffeeconnoisseure und Kaffeeneulinge. Isa schickte mir zur Vorbereitung eine Liste mit Vorschlägen, auf die ich ratlos starrte und nicht einen Namen kannte. Hier das Programm unserer ersten Tour unter dem Motto: Brühkaffee.

1. Mocca Kaffebar, Frogner

2. Solberg&Hansen, Mathallen, Grünerløkka

3. Tim Wendelboe, Grünerløkka

4. Chill Out, Grünerløkka

Zusammen mit Martin mache ich mich an einem Mittwochmorgen also auf den Weg Richtung Brühkaffee. Besorgt, dass mein Körper nach zwei Läden schlapp machen würde, hatten wir vereinbart, uns die Tassen (und damit das Koffein) zu teilen. Fast wären wir an dem unscheinbaren Laden in der Niels Juels gate vorbeigelaufen, hätte ich nicht zufällig durch die Scheibe und direkt auf Isa und Miriam, die Vierte im Bunde unseres Kaffeeklatsches, geguckt. Minimalismus siegt, scheint der Slogan der Mocca Kaffebar zu sein. Nichts soll ablenken vom Hauptdarsteller Kaffee. Gemütlich ist anders, bemerke ich mit Blick auf die weißgekachelten Wände. – „Was wollen wir trinken?“ lenkt Isa meinen Blick weg von den Schlachthauskacheln und hin zum Wesentlichen.  Ratlos betrachte ich die simple Karte, auf der vier Kaffeesorten samt Herkunftsland vorgeschlagen werden. Daneben eine Karte, die mir anbietet, meinen Kaffee im Woodneck, Kalita oder Chemex gebrüht zu bekommen.

Äh.

Hilfe?

Ich sage nur Senseo.

Isa übernimmt dankeswerterweise das Ruder und entscheidet sich für: Den brasilianischen Sitio da Torre im Woodneck und den kenianischen Kangocha im Kalita-Filter. Und dann beginnt etwas, das ich so seit den Küchenzeiten meiner Oma nicht mehr gesehen hatte. Es wird gebrüht. Nun gab es auch bei meiner Oma eine feste Regel: Vier gehäufte Löffel auf eine Kanne und immer nur so viel Wasser in den Filter gießen, dass das Pulver bedeckt ist. War zwar nur Pi mal Daumen, hat aber funktioniert. Nichts davon im Mocca: Der sehr nette Barista stellt als erstes die Kanne auf eine Waage. Wiegt dann exakt 21 Gramm Kaffee ab, häuft  sie in den Kalita-Filter und gießt langsam heißes (NICHT kochendes) Wasser darauf, während er gleichzeitig seine Brüh-Uhr konsultiert. Kaffee kochen in der Third Wave ist eine Wissenschaft. Jede Bohne, jede Wasserart, jeder Filter, jede Minute Brühzeit ist variabel und ermöglicht unzählige verschiedene Geschmacksmöglichkeiten.

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Ich bin fasziniert von der Hingabe und Perfektion, frage mich aber, ob ich dafür jeden Morgen Geduld hätte. (Aber was weiß ich schon…) Wir haben viel Zeit uns zu unterhalten, denn die Third Wave heißt auch Slow-Coffee-Movement: Es dauert eben, bis drei Tassen Wasser durch einen Filter mit nur drei kleinen Löchern oder einen Flanellfilter gelaufen sind. Was aber gleich da ist, ist der Geruch. Runder, reiner Kaffeegeruch. Um den Geschmack nicht zu verderben, wird weder Milch noch Zucker zum Brühkaffee angeboten, eine für mich ungewöhnliche Situation. Aber klar: Der nette Barista brüht sich hier nicht den Wolf, damit ich das wertvolle Resultat dann rücksichtslos verpansche. Im Mocca brühen, nebenbei gesagt, nicht IRGENDWELCHE Barista: Oslos Stadtmeister Rasmus Helgebostad sorgt für Kaffeegenuss im Mocca und der Schwesterbar Java. Auch die zwei von Isa ausgesuchten Filtermethoden gehören zu den momentan bekanntesten ihrer Zunft: Woodneck ist ein elegantes Glasgefäß mit hölzernem Kragen, in dessen Öffnung ein Flanell-Filter gehängt wird, der für besseren Geschmack als ein Papierfilter sorgt. Kalita erinnert an die Porzellanfilter meiner Oma, nur aus Glas. (Vorne rechts im Bild.)

Als die fertigen Kaffees in Glaskannen an unseren Tisch gebracht werden, fällt mir als allererstes auf, wie dünn der Kaffee aussieht. Blümchenkaffee würde meine Mutter das nennen – so dünn, dass man die Blümchendekoration des Kaffeegeschirrs dadurch erkennt. Zögernd nehme ich einen ersten Schluck….

Wow.

SO kann Kaffee schmecken?

Probeweise schiebe ich gleich einen Schluck vom kenianischen Kaffee hinterher – wow…völlig anders. Schmeckte der Brasilianer noch schwer und erdig, kommt der Kaffee aus Kenia viel fruchtiger daher. Fast schmecke ich Zitronen oder Orangen. (Und selbst jetzt, beim Schreiben, erinnern sich meine Geschmacksnerven…) Begeistert trinke ich, aber immer vorsichtig, wer weiß was das Koffein aus mir macht ;). Ich frage mich, ob sie hier auch entkoffeinierten Kaffee anbieten. Auf der Karte ist nichts zu finden, aber fragen schadet ja nicht. Der nette Barista zuckt kurz zusammen, als ich meine Frage stelle. Oh oh. Nein, entkoffeinierten Kaffee böten sie hier nicht an, der würde ihrem Anspruch nach Qualität nicht gerecht. Er deutet meine hochgeschnellten Augenbrauen richtig und fügt hinzu, er verstände natürlich, warum Kunden sich für diese Art von Kaffee entscheiden. Es sei aber so: Um Kaffee vom Koffein zu trennen, werden die Bohnen einem langwierigen chemischen Prozess ausgesetzt, der nicht nur das Koffein, sondern auch den ureigenen Geschmack der Bohnen verschwinden ließe. Dadurch sei der Kaffee qualitativ minderwertig – und deswegen in der Mocca Kaffebar nicht zu finden. Ich nicke zustimmend und gebe ganz den Anschein, als würde ich sofort die „Stoppt-die-Produktion-von-kastriertem-Kaffee“- Bewegung ins Leben rufen. Von den zehn Paketen Decaf-Pads in meinem Küchenschrank erzähle ich natürlich nichts.

Gestärkt von dieser ersten Kaffeerunde besuchen wir noch den Nachbarladen, in dem die Mocca Bar Kaffeefilter für den Hausgebrauch verkauft. Die Auswahl erschlägt mich fast und während Isa mit strahlenden Augen und viel Fachwissen von Kanne zu Kanne geht, mache ich Fotos.

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Unser Weg führt weiter nach Grünerløkka, Zentrum der Kaffeebewegung in der norwegischen Hauptstadt. Erstes Ziel: Die Mathalle, eine Art überdachter Markt mit köstlichen Bäckereien, Obst- und Fischgeschäften, einer Brauerei und – einem Kaffeeladen. Solberg&Hansen lädt uns an gemütliche Bartische mit österlicher Dekoration ein. Isa entscheidet sich für einen Kaffee aus Äthiopien, Heimatland des Kaffees, dessen Namen ich allerdings so schluderig aufgeschrieben habe, dass ich ihn jetzt…was soll das heißen??….Fude???…ich google mal schnell…nee, gibt es nicht. Mal ehrlich, Sauklaue…..

Oh, Moment!!!!

Ha! Es lebe mein Smartphone….da habe ich doch glatt die Label der beiden Kaffeesorten fotografiert…ich Fuchs!

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Wir probieren also TADE aus Äthiopien, einen fruchtigen Kaffee mit einer Note von Bergamotte. Und Armando Muñoz, einen komplexen und saftigen Kolumbianer. Zubereitet mit dem Kalita-Filter. Der afrikanische Kaffee ist köstlich und leicht vom Südamerikaner zu unterscheiden, beide schmecken komplett anders als die ersten beiden Kaffeesorten im Mocca. Ich lerne, dass Kaffee unterschieden wird nach Frische, Intensität und Süße, nach Herkunftsort, Bohnenart und Herstellungsprozess. Mein Kopf beginnt zu rauchen, mein Herz und Kreislauf sind allerdings immer noch bester Dinge. Na gut, mehr als ein paar Schlucke pro Sorte probiere ich auch nicht, die sich stapelnden Tassen geben ein falsches Bild ab.

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(Mathalle: Martin und Isa)

Am Ende versorgen wir uns beim Bäcker nebenan mit köstlichen Rundstykken (belegten Brötchen) und machen uns fröhlich kauend auf zum Kaffeemekka Oslos: Tim Wendelboe. Gerühmt in der New York Times als eine der Top Ten Kaffeeläden/Röstereien weltweit ist der Norweger in den letzten Jahren nicht nur in Oslo bekannt geworden. Der kleine Laden in der Grüners gate mit insgesamt fünf Sitzmöglichkeiten ermöglicht, so Oliver Strand von der NY Times, „…(that) every cup of coffee and every bag of beans can be executed at the highest level. In fact, all the coffee is roasted by either Tim Wendelboe or his sidekick Tim Varney, and both work shifts behind the bar. It feels like a neighborhood shop, but it’s run like a Michelin-starred restaurant.”

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Geht völlig an mir vorbei das Ganze. Ich finde den Laden kundenunfreundlich. Ich kaufe entweder einen Coffee to go oder einen Coffee not to go und wenn ich not to go kaufe, dann will ich auch einen Platz haben. Bei Tim Wendelboe gibt es aber nur die Alternative to go oder to stand, denn die fünf Stühle sind besetzt. Gut, dann stehen wir also. Hat ja auch was. Hm, irgendwie fühle ich mich hier unwohl. So, als käme gleich ein unauffällig angezogener Kaffeetester und würde mich auffordern, schwierige Fragen über Kaffee zu beantworten.  Per Aeropress, einer Presskaffeemethode ähnlich den Bodum-Kannen, wird unser Kaffee zubereitet und auf hübsch angerichteten Tabletts serviert. Der Kaffee ist köstlich, aber meine Geschmacksnerven wollen langsam nicht mehr. Außerdem kann ich nicht mehr stehen. Relativ schnell gehen wir also. Das war mein zweiter, erfolgloser Besuch bei Tim Wendelboe. Schade. Aber aller guten Dinge sind drei! Nächstes Mal kommt der Durchbruch!! Beissen wir lieber nochmal in die leckeren Brötchen!!

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Abschließen wollen wir unsere Kaffeetour durch Oslo in einem Laden für Reiseausstattung. Die Beschreibung des vietnamesischen Kaffees durch Isa hat mich schon beim ersten Zuhören gepackt und ich bin gespannt auf das Chill Out, unser für heute letztes Ziel am Markveien in Grünerløkka. (Hallo an Ines!!! Wir haben alle einmal nach Hamburg gewunken, als wir an deinem alten Haus vorbei sind…:)….) Martin verschwindet in dem vollgepackten Geschäft fast augenblicklich in der Klamottenabteilung, während Isa, Miriam und ich die Bücherecke besuchen. Reiseführer sind faszinierend und wecken augenblicklich mein Fernweh. Nach einiger Zeit reißen wir uns von den Büchern los und widmen uns der kleinen Bar im Laden. Die Wahl fällt diesmal leicht: Drei vietnamesische Kaffee, bitte – und eine heiße Schokolade. Dazu ein Schoko-Chili-Gebäckstück. Völlig versteckt befindet sich im unteren Teil des Ladens eine herrlich gemütliche Kaffeeoase mit alten Sofas, ausgelesenen Reiseführern, niedrigen Holztischen und einer Menge Atmosphäre. Wie nett!

Take that, Tim Wendelboe.

Miriams heiße Schokolade und unsere Gebäckwunder kommen als erstes. Schokolade und Chili ist eine prächtige Kombination und wir lassen es uns schmecken. Unsere Bedienung kehrt mit einem voll beladenen Tablett zurück und stellt drei Kaffeetassen vor uns ab. Interessiert betrachte ich die Konstruktion: Auf einem höheren Glas sitzt ein etwa gleichhoher Metallfilter, durch den dunkler Kaffee auf eine schmale Schicht Kondensmilch tropft. Die unterschiedlichen Dichten bewirken, dass sich die beiden Flüssigkeiten nicht verbinden – das ist Aufgabe des Trinkers. Je nachdem, wie süß man den Kaffee mag, muss im Folgenden sehr viel oder sehr wenig umgerührt werden. Vietnam und Kaffee hätte ich jetzt nicht so spontan zusammengetan, tatsächlich ist Kaffee aber die nationale Leidenschaft des Landes. Der fruchtbare Boden und ein gutes Klima erlauben die Produktion erstklassiger Kaffeebohnen, lerne ich jetzt. Mir gefällt diese Zeremonie sehr. Ich beobachte meinen Kaffee beim Durchtropfen, entferne dann den Filter und rühre vorsichtig um. Ein erster Schluck und – bumm. STARK. Sehr, sehr stark. Aber lecker. Aber stark. Aber lecker. Und süß! Mein Blutdruck und ich diskutieren für eine Weile, bis ich nachgebe und nur noch einen kleinen Schluck trinke. Miriam lacht wissend in ihre heiße Schokolade und auch Martin kämpft mit dem großen Glas. Trotzdem ein absolut gelungener Abschluss dieser Kaffeetour.

Vier unterschiedliche Orte, vier unterschiedliche Baristas – die doch eines gemeinsam haben: Liebe für Kaffee und Leidenschaft für die Kunst der Kaffeezubereitung. Mir hat sich eine ganz neue Welt eröffnet und auch, wenn ich meinen Luigi nicht entsorgen und weiterhin entkoffeinierten Kaffee trinken werde, weiß ich doch jetzt: Es gibt mehr über und von Kaffee zu lernen, zu schmecken, zu entdecken, als ich bisher ahnte. Ich freue mich auf unsere nächste Tour, die unter dem Motto „Espresso“ stehen wird. Ein ganz dickes DANKE an Isabella, die uns so fantastisch durch die Osloer Kaffeewelt geführt hat, deren Neugierde ansteckend ist und die selbst den hartgesottensten Teetrinker für Kaffee begeistern könnte.

Das war es für heute, meine lieben Leser. Ich wünsche Euch allen eine anregende Woche voller neuer Erlebnisse, Orte und Menschen. Bleibt neugierig und guckt über den Tellerrand. Bis zur nächsten Woche!

 

Ha det,

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(Im Chill Out)

Ulrike

 

Sehnsucht nach Frankreich… ODER Ein Abend in der Brasserie Blanche in Oslo

Frankreich

Es gibt Tage, da habe ich Sehnsucht nach Frankreich. Eigentlich komisch, denn hätte ich in den vier Jahren, die wir dort gelebt haben, einen Blog geschrieben, wäre der höchstwahrscheinlich von der französischen Regierung als „Frankreich-feindlich“ abgestempelt und ich des Landes verwiesen worden. Trotzdem: Manchmal vermisse ich das verrückte, konservative, lebensbejahende, weinliebende, sich aufregende, positive und häufig streikende Land. Statt aber in den nächsten Flieger nach Paris zu springen, habe ich mich hier in Oslo auf frankophone Spurensuche begeben. Et voilá: Das ist gar nicht so schwierig!

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier treffen! Sollten sich in diesen Text merkwürdige Schreibfehler oder abrupte Themenwechsel einschleichen, bitte ich dies zu entschuldigen: Ich kreische nebenbei und das lenkt ab. Warum? Och, nicht nur, dass die Hauptstraße vor unserer Tür seit Monaten mit Schlagbohrern und Baggern bearbeitet wird, nein, nun ist auch noch die fünfte Etage in unserem Haus zur Großbaustelle geworden und es hämmert und bohrt lustig seit einigen Tagen von 8 bis 17h. Abends beginnt dann der Nachbar von nebenan mit seinen privaten Renovierungsarbeiten. Noch schlappe 2 Monate soll der fünfte Stock bearbeitet werden und um zu verhindern, dass unser Baby als Bobby-die-Baumeisterin zur Welt kommt, werde ich wohl ab Montag einen neuen Arbeitsplatz finden müssen.

Oh, himmlische Ruhe! Ist etwa schon Wochenende? Mittagspause? Stromausfall? Moment, das muss ich kurz genießen….

Aber ich schweife ab.

Zurück nach Frankreich!

Oslo hat verschiedene Angebote für Frankreichfreunde: Das Institut Français de Norvège (das französische Goetheinstitut sozusagen), in dem neben Sprachkursen auch ein interessantes Kulturprogramm angeboten wird, die französische Buchhandlung Zazie, die französische Schule René Cassin oder die Alliance Française d’Oslo, eine private Organisation zur Verbreitung der französischen Kultur.

Und dann..dann gibt es noch französische Restaurants in Oslo.

Mais oui!!!!

Es folgt also: Ulrike auf französischer Spurensuche in der Brasserie Blanche am Bogstadveien.

Ich bin schon unzählige Male an dem weißen, etwas zurückgesetzten Gebäude kurz vor der Josefines gate vorbeigegangen. Es fällt nicht weiter auf und wer nicht weiß, dass…

Ahhh, es wird weiter gebohrt…….

Ommmmmm……

…wer also nicht weiß, dass sich hinter den weißgetünchten Hauswänden ein Restaurant verbirgt, kommt auch nicht darauf. Wir hatten es auf unserer Onlinesuche per Zufall entdeckt. Das Menü liest sich köstlich, ein Tisch ist schnell gebucht und gespannt machen wir uns einige Tage später auf den Weg. Bereits im Eingangsbereich fühlen wir uns am richtigen Platz: Die niedrigen Decken mit den weißen Holzbalken und die auch innen weiß getünchten Wände wirken gemütlich. Weinflaschen in langen Regalen säumen die Wände, die Bar ist mit den Deckeln französischer Weinkisten dekoriert und die Bedienung begrüßt uns mit einem strahlenden „Bonsoir!“

Schön wäre es gewesen, aber wie viele norwegische Lokale ist auch dieses in schwedischer Kellnerhand und, wie uns die sympathische Schwedin erklärt, sie spräche leider auch gar kein Französisch. Dem Ambiente tut es keinen Abbruch. Wir werden an einen der quadratischen, braunen Tische des Restaurants geführt. Im Ofen flackert ein Feuer, auf den Tischen verbreiten dicke, weiße Kerzen Gemütlichkeit. Es sind noch drei weitere Tische besetzt, der Rest füllt sich im Laufe des Abends. Mein Wasser wird samt Eiskühler serviert, der sich hübsch neben dem Tisch macht. Gut hydriert wenden wir uns der Karte zu: Escargots gratinés servi avec des champignons, Huitres naturelles, Salade de Chèvre chaud, Langoustines grillés, Soupe à l’onion lesen sich köstlich – obwohl ich weder Schnecken noch Ziegenkäse oder Austern essen möchte. Hm, was nehmen? Mein knurrender Magen fühlt sich nach einigen Minuten Lesens ausreichend provoziert und bittet um schnellstmögliche Entscheidung der Speisenfolge. Als wäre das so einfach:  Auch die Hauptgerichte lesen sich so köstlich. Schaffe ich Vorspeise UND Hauptgericht? „Aber OUI!“ gibt sich mein Magen siegessicher, „und Nachtisch auch!!!!“ Nach mehreren, rein vegetarischen Jahren esse ich seit ein paar Wochen gelegentlich wieder Fleisch und das erleichtert nun die Auswahl erheblich. Vegetarier oder Veganer haben in Oslo weiterhin einen schweren Stand. Ich entscheide mich also für eine Zwiebelsuppe als Vorspeise, gefolgt von Choucroute – Sauerkraut mit Pellkartoffeln und selbstgemachten Würsten. Mein Lieblingsgericht aus Frankreich, daher eine schwere Prüfung für die Küche, denn es muss so schmecken wie in Frankreich, sonst werde ich knatschig. Unbeeindruckt ob des schweren Drucks, der aufgrund meiner Bestellung auf ihnen lasten sollte, dringt just in diesem Moment entspanntes Gelächter aus der Küche.

Und nicht nur in der Küche geht es gutgelaunt daher: Es herrscht eine freundliche, warme Atmosphäre im ganzen Restaurant. Die kleinen Fenster des Restaurants, dessen Gebäude ursprünglich ein Pferdestall der Josefines gate 23 war, lassen die Außenwelt dort wo sie hingehört – nämlich außen. Drinnen herrscht gemütliche Vorfreude.

Bald schon kann das Fest beginnen: Meine Vorspeise ist da!

Eine grandiose Zwiebelsuppe. Der Käse ist perfekt überbacken, nicht zu stark, aber doch stark genug, dass eine braunknusprige Käseblase mitten auf der Haube entstanden ist, die sich mit leisem Knistern meinem Löffel ergibt. Unter der Haube finde ich eine dicke Scheibe Weißbrot, vollgesogen mit der süßlich-scharfen Suppe, die ich jetzt dampfend ins Licht hole. Glänzende Zwiebelringe schwimmen in der weißen Schüssel und ich versuche den perfekten Mundvoll – Zwiebelring, Brühe, Brot, Käse – auf meinem Löffel zu kreieren, was mir auch gelingt. Köstlich! Mein Magen und ich ergeben uns wohlig dem Rest der Suppe, die, das vermute ich stark, manchen als Hauptspeise reichen würde. Auf der anderen Seite des Tisches genießt Martin, ähnlich begeistert, seine gratinierten Muscheln. Wunderbar, einen Partner zu haben, der auch gerne isst. Viel und gerne und gut. Eigentlich hätten wir uns irgendwo beim Essen kennenlernen müssen….

Wir stoßen strahlend an und versichern unserer schwedischen Kellnerin, alles wäre „superb!“ Sie freut sich gleich mit. Ich finde, die besten Kellner (sagt man das überhaupt noch? Bedienung klingt komisch…) sind die, bei denen ich das Gefühl habe, als freuen sie sich über meinen guten Appetit. Die begeistert oder noch besser, anerkennend, nicken, wenn ich zwei Vorspeisen bestelle und nicht so reagieren wie etwa eine Bedienung in Frankreich vor einigen Jahren, die im Sushi-Restaurant entsetzt nachfragte, ob das etwa alles für mich sei, was ich da gerade bestellt hätte.

Nach angemessener Zeit kommt unser Hauptgang: Choucroute für mich und Truite de montaigne – Bergforelle – für Martin. Die Essen sehen so köstlich aus, dass wir für einen Moment davor sitzen und nur gucken. Das Auge isst eben mit. Meine Portion ist gewaltig und mehr als genug, Martins ist ausreichend, aber nur knapp. Das passt sich gut – ich gebe gerne ab. Dampfendes Sauerkraut mit Wacholderbeeren und Lorbeerblättern, daneben Pellkartoffeln und auf dem ganzen die selbstgemachten Würste, die ein wahres Gedicht sind. Milde gewürzt und wunderbar knackig. Ich fühle mich nach dem ersten Bissen zurück in Frankreich und nicke, das nagende Gewissen ob der Würste ignorierend, zu Edith Piafs Non, je regrette rien, das gerade leise im Raum ertönt. Außer der Musik hört man nicht viel an unserem Tisch, wir genießen in Ruhe. Ich darf ein Foto machen:

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Bald schweigt mein vorher ungeduldiger Magen stille und wir stellen uns die immer wiederkehrende Frage im Restaurant: Nachtisch – ja oder nein? In manchen Restaurants fällt die Entscheidung leicht: Dort gibt es nur Eis oder Pudding, beides esse ich nicht so gern, also, nein danke. HIER aber….ohjeohje…: Tarte tatin, Pain perdu, Fondant au chocolat, Creme brulée, Sorbet au citron – allein die Namen lassen mir (entschuldigt das Klischee) das Wasser im Mund zusammenlaufen. Auf Französisch hören sich Apfelkuchen, Armer Ritter oder Schokoladenkuchen gleich noch viel köstlicher an.

Ich möchte sooo gerne.

Aber es geht nicht.

Nicht mal das klassische Pfefferminzplätzchen würde noch in mich hineinpassen.

„Hej“, protestiert mein Magen, „was ist denn mit dir los? Weichei!“

Ok, ok.

Bestellen wir also die petit four au chocolat, drei Schokoladenpralinen, die wir bei ihrer Ankunft an unserem Tisch gar nicht für den Nachtisch, sondern für die Schokolade, die den Espresso begleiten, halten. Ein bisschen Deko hätte hier Wunder gewirkt. Kaum im Mund angekommen, wächst die Begeisterung für die kleinen Kalorienbomber: Dunkle, aber trotzdem noch süße Schokolade umhüllte einen Kern aus Birnengelee – eine tolle Kombination, vor allem zum Espresso.

Ich bin selig.

Die aufmerksame, aber den ganzen Abend hindurch wunderbar unauffällige Kellnerin, bringt uns die Rechnung und wir schicken ein Kompliment in die Küche. Ich finde das eigentlich immer etwas peinlich, aber diesmal musste es sein.

Wir kommen wieder, soviel ist sicher!

Wer in Oslo auf einen gemütlichen oder romantischen Abend in französischer Atmosphäre Lust hat, sollte die Brasserie Blanche wirklich ausprobieren. Meine Sehnsucht nach Frankreich ist auf jeden Fall aufs Beste bedient worden.

Das war es schon wieder für heute meine lieben Leser! Die Handwerker haben das Feld geräumt, dafür hat nun mein Nachbar die Anlage auf volle Pulle gedreht. Langweilig wird es hier nie! Ich wünsche Euch ein störungsfreies und erholsames Wochenende, schwelgt mal wieder in Urlaubserinnerungen und holt Euch ein Stück Spanien, Italien, Frankreich oder auch Norwegen nach Hause – viel Spaß dabei. Martin und ich fahren am Sonntag mit der Fähre nach Kiel und freuen uns schon, am Montag ein paar Stücke Deutschland mit zurück zu nehmen.

Lasst es Euch gut gehen,

ha det bra,

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(nicht in der Brasserie Blanche, aber immerhin im Fransk Cafe der Nationalgalerie Oslo)

Ulrike

Eine „Butterfahrt“ nach Schweden ODER Harry, wir gehen auf Tur!

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Heaven is a place on earth, sang Belinda Carlisle 1987. Wo genau sich dieser himmlische Platz befand sang sie allerdings nicht, was irgendwie unfair ist: Erst rumposaunen, dass es den Platz gibt, aber keine Anfahrtsbeschreibung geben. Fast dreißig Jahre später, an einem Märzmorgen im Jahr 2014, habe ich ihn dann gefunden: Im Nordby Shoppingcenter in Schweden.

Ein Himmel voller Schokolade.

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns wieder treffen. Geht’s Euch gut? Ich war letztes Wochenende mit Catharina, Steffen und Martin auf Harry tur. Die Deutschen fahren nach Polen, um günstig einzukaufen, die Dänen nach Deutschland, die Schweden nach Dänemark und die Norweger…die fahren nach Schweden. (Ob, um den Kreis zu schließen, die Polen nach Norwegen zum Einkaufen kommen, weiß ich nicht, bezweifle es aber stark.) Auf alle Fälle fahren DIE Norweger nach Schweden, die in Tagestourentfernung zur Grenze leben. Wir aus Oslo zum Beispiel. Knapp anderthalb Stunden dauert die Fahrt. Ein lohnendes Geschäft: 13 Milliarden Norwegische Kronen (1,3 Milliarden Euro) gaben die Norweger letztes Jahr im Grenzhandel aus, fast 15% mehr als in 2012. 95% davon flossen nach Schweden, die verschwindenden Prozent landeten bei den finnischen Nachbarn oder in Putinland.

Gleichzeitig fehlen diese Milliarden natürlich der norwegischen Wirtschaft. Dementsprechend unbeliebt ist der Grenzhandel in offiziellen Kreisen und Pläne zur weiteren Einfuhrbegrenzung werden diskutiert. Auch der Spitzname „Harry tur“ stammt aus dieser ablehnenden Haltung: Als „harry“ beschrieb der damalige Landwirtschaftsminister Lars Sponheim die Einkaufstouren seiner Landsleute in einem Interview von 2002. Und das bedeutet im norwegischen Umgangston nichts Gutes: „Harry“ steht für vulgär, ungebildet und geschmacklos. Statt sich aber beschämt in eine Ecke zu trollen, nahmen viele Norweger den Begriff begeistert auf – und nun geht man eben auf „Harry tur“. Sowas nenne ich Eigentor.

Oft hatten uns Freunde schon von ihren Grenztouren erzählt, aber bisher hatten wir immer brav die norwegische Wirtschaft unterstützt. Dies sollte sich am 1. März 2014 ändern. Dass ich allerdings, ganz blasphemisch, den Himmel auf Erden finden würde, das hatte ich nicht erwartet. Überspringen wir die Anfahrt und starten wir gleich in dem Moment, als mich die Rolltreppe im Nordby Shoppingcenter in die erste Etage brachte.

Und da war es.

„Gottebiten“ – ein gigantischer Laden voller Süßigkeiten!

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Zögernd trete ich näher und komme mir vor wie Charlie, als er zum ersten Mal die Schokoladenfabrik von Willy Wonka betritt. Wände voller Schokoladentafeln, Regale mit Pralinenkästen, Plastikzylinder mit Jelly Beans und offene Marktstände mit Bonbons in buntem Knisterpapier strahlen mir entgegen. Ich bekomme einen Zuckerschock allein vom Gucken. Und dann…die Preise. Ich vermute, dass Ihr Leser im Ausland das nur schwer nachvollziehen könnt, aber ich lebe seit fast zwei Jahren in einem Land, wo Schokolade ein Luxusgut sein kann und ein Kitkat fast 2,- Euro kostet. Mit Tränen in den Augen stehe ich vor einem Tisch mit Twix im 10er-Pack. 39,90 schwedische Kronen kosten die Packung (Umrechnungskurs zu Norwegen 1:1). 39,90 Kronen!! Für ZEHN Twix!!!! Der schwedischen Regierung für das Nichteinführen der Zucker- und Fettsteuer dankend, packe ich den Einkaufskorb voll.  Norwegen hat die Steuer 1981 eingeführt, Grund waren zusätzliche Einnahmemöglichkeiten, aber auch der Willen der Regierung, das Volk solle sich gesünder ernähren.

Das haben wir nun davon.

Gut, dass es Schweden gibt!

Weiter geht es durch die himmlischen Hallen, vorbei an allen großen Schokoladenmarken, von denen ich einige seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe, wie alte Freunde begrüße und in meinen Korb einlade. Wieviel Kilo darf ich zurück nach Norwegen mitnehmen? Waren im Wert von insgesamt 3000,- NOK, aber gab es nicht auch eine Beschränkung bei Süßwaren? Egal, ich packe mal weiter. Martin ist währenddessen bei den Getränken angekommen und steht ungläubig vor Paletten voller Dr. Pepper. Das flüssige Zuckermonster kostet uns in Oslo pro Dose knapp 25,- NOK – hier im Himmel, werden 24 Dosen für 99,- SEK/NOK angeboten.

Ich mache ein Foto.

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(Ich höre Euch förmlich kichern beim Lesen, aber wenn Ihr mein Verhalten im schwedischen Süßigkeitenmarkt schon lustig findet, solltet Ihr mich sehen, wenn ich in Deutschland das erste Mal in den Supermarkt gehe.)

Schweren Herzens und mit vollen Tüten verlassen wir den himmlischen Platz – allein für diesen Laden hat sich die ganze Fahrt schon gelohnt.

Das restliche Einkaufszentrum erweist sich als riesiger Konsumtempel mit Geschäften aller Art, einige davon interessant, weil wir sie in Oslo nicht haben. Die Preise von Kleidung, Schnickschnack, Sportartikeln oder CDs sind aber größtenteils wie in Norwegen und würden die Fahrt nicht lohnen. Allerdings ist es toll, mal wieder so viel AUSWAHL zu haben. Man bekommt alles in Oslo, klar, aber das Angebot ist begrenzt. Letzter Stop auf unserer ersten Harry tur ist der riesige Supermarkt im Nordby Shoppingcenter. Riesig! Wir wandern durch die Gänge und bleiben wie angewurzelt in der Käseabteilung stehen – wow, solche Auswahl!! Und erschwinglich. Martin findet ein paar Gänge weiter seine Lieblingsmarmelade, die in Oslo aus dem Sortiment genommen wurde, doch bald konzentrieren wir uns weniger auf das Warenangebot als auf die anderen Kunden.

Norweger müssen unglaublich große Gefrierschränke haben. Ach, was sage ich Schränke…RÄUME!! Ganze Schweine oder Kühe, so scheint es, werden in gefrorenem Zustand zur Kasse transportiert. Gewaltige Kotelettpakete, Rippenstücke, Keulen werden über Schultern geworfen und triumphierend ins eigene Heim gebracht. Norweger, lerne ich später, fahren zum Einkauf von drei Warengruppen nach Schweden: Alkohol, Tabak, Fleisch. Wir stehen mit unserem kleinen Körbchen hinter einer Familie, die eine tote Schweineherde in gefrorenem Zustand aufs Band legt und kommen uns komisch vor. Statt 3500,- NOK zahlen wir dafür aber auch nur 300,-.

Ich bin kaputt. Shoppen ist anstrengend und wir vier schaffen es gerade noch in ein asiatisches Lokal. Nach einem leckeren Essen geht es zurück nach Norwegen. Ob wir wohl in eine Grenzkontrolle kommen? Ein Schild an der Straße bietet mir an, mich per sms zu informieren, ob die Grenzkontrollen geöffnet seien oder wir einfach durchfahren können, aber ich widerstehe der Verlockung. Unser Plan, etwas zu schmuggeln, uns dann erwischen zu lassen, um damit diesen Blog für Euch noch interessanter zu machen, ist fehlgeschlagen und so fahren wir entspannt der Grenze entgegen.

Nichts passiert.

Ungehindert landen wir auf der norwegischen Seite und beißen voller Hingabe ins schwedische Twix. Zurück in Oslo kann ich nun in den folgenden Wochen schulterzuckend an den Luxusschokoladenpreisen vorbeigehen – die schwedische Schokolade wird bis zum Trip nach Kiel reichen.

Das war es für heute, meine lieben Leser. Ich hoffe, Ihr hattet Spaß auf unserer Harry tur. Wer von Oslo aus gern mal zum Nordby Shoppingcenter fahren möchte, aber kein Auto hat: Verschiedene Busanbieter führen teilweise sehr günstige Touren durch. Täglich fährt die Linie 3 der TIMEekspressen, die Fahrt dauert knapp 2 Stunden und kostet hin- und zurück 440,- NOK.

Ich wünsche Euch allen eine tolle Woche, genießt die Sonne in Deutschland (und schickt ein paar Strahlen nach Oslo) und freut Euch auf den Frühling. Meine Grüße gehen heute an meine Berliner Lieblingsstudentennichte mit einem großen Hipphipphurrah zum Geburtstag!

Ha det bra,

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(den Gesichtsausdruck bitte ich zu verzeihen…ich war einfach überwältigt.)

Ulrike

Darf ich vorstellen? Die Steckrübe. ODER Heute wird gekocht!

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@http://www.hvordan.no/26959/hvordan-bruke-kalrot-i-matlaging

In Deutschland hat sie einen schlechten Ruf: Viehfutter, Kriegsessen, Arme-Leute-Schnitzel wird die Steckrübe genannt. In Kriegszeiten wurde aus dem eigentlichen Viehfutter eine Nahrungsalternative – manchmal die einzige, die es gab. „Früh Rübensuppe, mittags Rübenkoteletts, abends Rübenkuchen“, hieß es bereits im ersten Weltkrieg. Manche haben genug Steckrüben für drei Leben gegessen. Dabei ist die arme Rübe ganz unschuldig in schlechten Ruf geraten. Ich kann mich, in manchem Sinne glücklicherweise, nicht erinnern, jemals Steckrüben gegessen zu haben. Dann kam ich nach Norwegen.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen! Ich habe Euch heute mal mit in die Küche genommen. Warum? Heute wird gekocht! Eine einfache, schmackhafte und günstige Steckrübensuppe brodelt auf dem Herd und es riecht schon gut.

Bevor ich also nach Norwegen kam, kannte ich die Steckrübe nur vom Hören-Sagen. Ich wusste, dass meine Mutter Steckrübensuppe liebt, mein Vater nicht. Das war es. Nun stand ich im norwegischen Supermarkt in der Gemüseabteilung einer Art gelbem Kohlrabi gegenüber und fragte mich, was das wohl sei. Mehr nicht. Kurze Frage, keine Antwort außer „Kålrot“ auf dem Schild, weitergehen. Auf meiner Suche nach typischen norwegischen Gerichten stieß ich in der folgenden Zeit immer wieder auf die lila-gelbe Rübe. Doch erst ein Besuch bei Freund Erik verschaffte mir den ersten Genuss des unbekannten Gemüses. Erik ist ein Gourmet und Kochliebhaber und zauberte aus einer Rübe, Butter und Knoblauch etwas – Kööööstliches. Ich starrte fasziniert auf die kleinen, gelben Würfel auf meinem Teller. DAS musste ich auch ausprobieren!

Gesagt, getan! Und wo lässt sich ein Kochexperiment besser aufzeichnen als hier im Blog?

Eben.

Darum also: Heute wird gekocht! Steckrübensuppe!

Zuerst gilt es, ein Rezept zu finden. Erstaunlicherweise sehe ich viele deutsche Rezepte, anscheinend sind Steckrüben in deutschen Küchen doch beliebter, als ich dachte. Keine Ahnung, wie es Euch geht, aber Rezepte ohne Fotos scheiden aus – am liebsten habe ich richtig professionelle Bilder. Aha, hier…das sieht köstlich aus, ein rustikaler Teller mit einer köstlich aussehenden Suppe, getoppt mit Croutons und Petersilie. DAS will ich auch!

Fix die Einkaufsliste geschrieben (Rezept folgt später für Euch) und ab in den KIWI gegenüber. Ich entreiße zwei Rüben ihrem Familienverband,…

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…mache sie mit ihren neuen Freunden Kartoffel und Lauch bekannt und eile zurück nach Hause. Ab in die Küche. – Für mich ist die Küche der schönste Raum der Wohnung. Der Raum, in dem ich mich am wohlsten fühle. Ort von Erfolgen und Katastrophen. Je größer die Küche, umso besser, idealerweise mit Esstisch oder gar Sofa. Aber genug philosophiert, ran an die Rübe.

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Mein Rezept schlägt vor, das Gemüse von unnötiger Schale zu befreien. Gute Idee! Das heißt in Norwegen zu allererst: Weg mit der Plastikhülle. Erledigt. Dann gilt es, zwei Steckrüben, eine Kartoffel, Lauch, zwei Zwiebeln und eine Knoblauchzehe zu putzen/schälen. Gemüse schälen ist mein persönliches Yoga. Ehrlich! Nichts beruhigt mich mehr, als einen Eimer Kartoffeln zu schälen. Die stupide, aber nützliche Arbeit mit ihren sich wiederholenden Bewegungen macht meinen Kopf frei, Gedanken laufen durcheinander, Probleme lösen sich irgendwie und ich werde ganz ruhig. Ommmmmm. Meditatives Gemüseschälen sollte ich es nennen. Klappt natürlich nur, wenn man sich Zeit lässt. Hektisches Geraspel bringt rein gar nichts und killt den Spaß am Kochen ab der allerersten Minute.

Schäl, schäl, raspel, raspel. Ich liebe Gemüseschäler. Erinnert Ihr Euch an die Szene in Schlaflos in Seattle, als Meg Ryan in die Küche geht, um heimlich Radio zu hören? Sie schafft es, einen Apfel so zu schälen, dass die Schale ein langes, grünes Band wird, das wie eine Girlande auf den Teller fällt. Mein Versuch an der Steckrübe scheitert. Naja, ich bin ja auch nicht Meg Ryan. Auf jeden Fall liegt die Rübe jetzt nackt vor mir. Es riecht nach Kohlrabi und die Rübe fühlt sich auch ähnlich an. Nur die Farbe ist anders. Tatsächlich wird die Steckrübe auch Bodenkohlrabi genannt, klärt mich wikipedia auf. Weiter geht es mit Zwiebeln und der größten Art Knoblauch, die ich jemals gesehen habe.

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Zwiebeln schneiden mag nicht jeder, aber mit ein bisschen Wasser auf Messer und Gemüse geht es einfach und tränenfrei.

Toll, oder, was Ihr hier für Tipps mitbekommt?

Dabei hasse ich es, ungefragte Tipps zu erhalten. Kennt Ihr das? Ihr seid, beispielsweise, in der Küche beim Kochen und habt Zuschauer, die sich gemütlich an die Küchenfront lehnen. Und dann geht es los: „Ach, so machst du das? Ich schneide Zwiebeln ja immer anders.“ – „Hm, interessante Art, um Nudeln zu kochen.“ – „Komm, lass mich mal machen, SO geht das viel besser…“ Wie geht Ihr damit um? Ich ganz prima: Ich werde im Handumdrehen zur Furie. Meine Küche, meine Regeln, meine Art, Zwiebeln zu schneiden. Und wenn ich beschließen sollte, sie in die Höhe zu werfen und mit den Handkanten zu würfeln…meine Sache. Gutgemeinte Ratschläge sind willkommen, wenn ich danach frage. Und nur dann. Und dann bin ich sehr froh, Menschen zu haben, die ich fragen kann und die mir gerne helfen. Aber ungefragte Besserwisser brauche ich nicht. In keinem Aspekt meines Lebens, ergo auch nicht in der Küche…da wird ja die Suppe sauer!

So, alles fertig geschält und geschnippelt. Meditationsphase beendet.

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Raus mit dem mittelgroßen Kochtopf und der Butter. Schmelzen lassen und hinein mit Zwiebeln und Megaknoblauch. Hmmmmmm…gibt es einen besseren Geruch, als den von gedünsteten Zwiebeln und Knoblauch? Köstlich! Mein Chef Harry im kanadischen Restaurant hasste den Geruch – sehr ungewöhnlich für seinen Berufsstand und eine echte Herausforderung für die Küchencrew. Langsam wird der Topfinhalt glasig..hinein mit dem Rest des Gemüses. Kräftig mischen und 20 Minuten garen lassen. Ein sehr stressfreies Rezept bisher und damit sehr norwegisch, finde ich. Warum haben sich wohl gerade die Norweger der Steckrübe angenommen? Auch hier muss sie als Arme-Leute-Essen gestartet haben, aber heute gehört sie gleichberechtigt neben Broccoli, Rosenkohl oder Pilzen auf den Teller. Viele klassische Rezepte benötigen die lila-orange Rübe: Zu Weihnachten etwa Pinnekjøtt med kålrotstappe (Getrocknetes Lammfleisch mit Steckrübenpurree), Kålrotsuppe, Kålrotgrateng (Gratin). Die Steckrübe dient als Alternative zur Kartoffel. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das ungeliebte „Viehfutter“ in so unterschiedlichen Rezepten zu probieren. Angeblich gibt es keine norwegische Küche. Unsinn, finde ich. Vielleicht muss man nur ein bisschen besser suchen. In dem wunderbaren Buch Norges nasjonalretter (Norwegische Nationalrezepte) von Starkoch Arne Brimi finden sich wunderbare Gerichte, gepaart mit einer Beschreibung der Region, aus der sie stammen.

Wer noch ein Geburtstagsgeschenk für mich braucht……….

Ab mit der Brühe ins Gemüse und auf kleiner Hitze für 60 Minuten köcheln lassen. Moment, wieso steht der Lauch hier noch, unangetastet in seiner Schale? Der soll wohl kaum roh…..Ein Blick ins Rezept und ich fühle mich auf französische Umleitungsstraßen versetzt: Erst sind die Hinweise ganz klar und mitten in der Buttnik lassen sie dich allein. Nun also allein mit dem Lauch. Ich sollte ihn waschen und schneiden und dann….dann wird er nicht mehr erwähnt. Ratlos blicken wir uns an. Hm. Ach, was soll’s? In die Suppe muss er ja eh, also rein damit. Ich fühle mich so kücheneloquent wie Mrs. Patmore.

Boah, war das jetzt ein geschickter Übergang??? Die ganze Zeit habe ich überlegt, wie ich meine neue Lieblingsserie in diesen Blog einbinden kann und nun das.

Brilliant.

„Wer ist Mrs. Patmore?“, höre ich Euch fragen und noch vor wenigen Wochen hätte ich auch so reagiert. Nun aber habe ich drei Staffeln und zwei Weihnachtsfolgen von Downton Abbey verschlungen und bin schlauer. In dieser wunderbaren Mischung aus Gosford Park und das Haus am Eton Place schlägt das Leben derartig erbarmungslos zu, dass die nächste Steigerung nur noch die Entführung des kompletten Hausstandes durch Aliens sein kann. Die Crawley-Familie und ihre Angestellten erwischt es seit 1914 schlimmer als die Kennedys, und das will was heißen. Die bisher teuerste TV-Produktion des BBC ist ein Straßenfeger und ich ihr neuester Fan. Und Mrs. Patmore? Sie ist die resolute Köchin von Downton Abbey, rund und rothaarig, mit harschem Ton und weichem Kern. Mit ihr würde ich gerne mal kochen.

Oho, noch 5 Minuten, dann ist das Gemüse fertig. Die Zeit rast und die Küche riecht himmlisch! Uhhhhh, mein Reh klingelt!

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Zeit für den nächsten Schritt! Kurzer Test, jawohl, alles gar. Nun die Lorberblätter suchen.

Hm.

Wie viele hatte ich eigentlich hineingetan?

2?

Wahrscheinlich, auf jeden Fall finde ich nicht mehr.

Passt schon.

Uih, wie das duftet!

Nun wird püriert!

Und nun…..PROBIERT!

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Sehr, sehr lecker! Mit vollem Bauch und wohligem Gefühl kehre ich an den Computer zurück. Ein Hoch auf die Steckrübe. Nehmt sie doch auch auf Euren Speiseplan, schließlich kann die Rübe nichts für ihre Vergangenheit. Mal sehen, was Ihr so zaubert!

Hier das Suppenrezept:

1kg Steckrüben, 2 Zwiebeln, ½ Knoblauchzehe, 150g Kartoffeln, ½ Stange Lauch, Salz, Lorbeerblätter (2?), 100g Butter, 1,5l Gemüsebrühe (ich musste hinterher noch mehr dazugeben, aber probiert selber aus), Pfeffer, Salz, Roggenbrot, saure Sahne, Petersilie.

Gemüse waschen. Rüben schälen und in Würfel schneiden. Zwiebeln schälen, fein würfeln. Knoblauch zerdrücken, Kartoffeln schälen und würfeln. Lauch in Scheiben schneiden.

100g Butter schmelzen, Zwiebeln und Knoblauch andünsten. Gemüse und Lorbeerblätter dazu und 20 Minuten auf kleiner Hitze garen.

Gemüsebrühe dazugeben, mit Salz und Pfeffer würzen, 1 Stunde köcheln lassen bei geringer Hitze. Nach 1 Stunde Topf vom Herd ziehen, Lorbeerblätter suchen und rausfischen, und Suppe sämig pürieren. Mit Gewürzen nach Geschmack abwürzen (bei mir: Curry und Pfeffer).

1 Scheibe Roggenbrot würfeln und in Butter anbraten. Suppe auf Teller, mit saurer Sahne, Brotwürfeln und Petersilie toppen.

Guten Appetit! Vel bekomme!

So, das war es für heute meine lieben, nun bestimmt hungrigen, Leser! Schön, dass wir einen Freitagnachmittag gemeinsam in unserer Küche verbracht haben. Vielleicht passiert das jetzt häufiger, denn außer der Steckrübe gibt es noch mehr Dinge im norwegischen Supermarkt zu entdecken. Es bleibt spannend!

Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, esst lecker und gesund, probiert Neues aus und bleibt dabei, wie Ihr seid!

Ha det bra,

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Ulrike

Mein norwegisches Weihnachts-ABC oder Lila ist das neue Rot!

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Halbe Schafsköpfe, aufgeweichter Trockenfisch und lila Kerzen – verwirrt betrachte ich die (Vor-)Weihnachtsrituale in Norwegen und frage mich, warum die Norweger ausgerechnet im Dezember für ihre Sünden bestraft werden.

Hallo meine weihnachtlichen Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Es ist der 23. Dezember, lille julaften in Norwegen genannt, und ich sitze relativ entspannt am Schreibtisch, obwohl noch einiges zu tun ist für unser diesjähriges julfest. Wir sind das erste Mal über Weihnachten in Oslo und ich will mehr wissen über norwegische Weihnachtsbräuche, Weihnachtslieder, Weihnachtsessen und und und. Und da ich ein sehr organisierter Mensch bin (wer hier lacht, fliegt raus!), packe ich nach ausführlicher Recherche mein gesammeltes Wissen in übersichtliche Form. Für Euch!

Hier nun also, ganz frisch und tannenduftend, mein norwegisches Weihnachts-ABC.

Mit Lücken. (Wer einen norwegischen Begriff, Titel, Namen etc. mit C, I, W, X oder Z kennt – bitte melden! Oder kommentieren. Oder beides… Und nein, Xylophon zählt nicht!)

Nun geht es aber wirklich los. Das norwegische Weihnachts-ABC:

A wie annen/andre juledag – so heißt „Zweiter Weihnachtstag“ auf Norwegisch.

B wie bunad – die norwegische Tracht wird natürlich auch zum Weihnachtsfest getragen. Auf dem diesjährigen Foto der Königsfamilie glänzt Prinzessin Mette-Marit in einer Hardangertracht, die Königin trägt eine bunad aus dem Telemark.

Foto: Larsen, Haakon Mosvold/ NTB scanpix

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C wie – (schon die erste Lücke, wie peinlich….das Wörterbuch schlägt unter anderem vor: camping, cello und cyankalium…..passt alles irgendwie nicht. Auch wenn man sich nach übermäßiger Familiengesellschaft vielleicht über den Gebrauch von Zyankali Gedanken macht.)

D wie dans rundt juletreet – aus mir unbekannten Gründen, ich vermute heidnischen Ursprung, fassen sich die Norweger Heilig Abend an den Händen und tanzen um den Weihnachtsbaum. Und singen dazu. Nicht nur in Familien, auch in Massentanzgruppen, wie hier beim Juletrefest von 1969.

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E wie En stjerne skinner i natt – eines der beliebtesten Weihnachtslieder in Norwegen, das seit 1992 die Ohren zum Klingen und die Augen zum Leuchten bringt. Angeblich brauchte der Oslo Gospelchor noch dringend ein Lied, um die Weihnachts-CD fertig zu stellen. Tore W. Aas schreib flugs eine Melodie, Eyvind Skeie den Text – ab damit zum Chor, der schon im Studio war und was passierte? Die schnelle Notlösung wird zum Hit. En stjerne skinner i natt wird von vielen geliebt und von vielen gehasst, steht aber seitdem auf der Top-Ten-Liste norwegischer Weihnachtslieder. Ich? Ich liebe es!

F wie første juledag – der erste Weihnachtstag, traditionell eine Familienfeier, ebenso wie julaften, also Heilig Abend. Erst am zweiten Weihnachtstag wird sich mit Freunden, Nachbarn, Sportkumpeln oder wem auch immer getroffen. Wie in Deutschland. Keine Überraschung hier :).

G wie grøt – eine Schüssel voller Milchreis begrüßt julenissen, den norwegischen Weihnachtsmann, bei seinem Besuch im Haus. Eigentlich handelt es sich hierbei um die Bestechung einer Nationalfigur, bleibt aber landesweit ungestraft.

H wie Helligtrekongersdag – bis zum 6. Januar muss das juløl, das Weihnachtsbier, ausgetrunken sein.

I wie …. Irritation ist irgendwie idiotisch. Viele Wörter gibt’s im Norwegischen mit I, aber passen tut keines. Denkt halt mal selber!

J wie julebord – Weihnachtsfeier in Firmen, Vereinen, Universitäten, die nur ein Ziel verfolgt: Betrinken bis zum Umfallen.

K wie kirkegang – an Weihnachten wird in die Kirche gegangen, für viele das erste und einzige Mal im Jahr. An julaften um 17 Uhr läuten alle Kirchenglocken das Weihnachtsfest ein. Viele Gemeinden haben eine Julenattmesse, einen Gottesdienst am Heilig Abend um 23 Uhr. In der deutschen Gemeinde feiern wir um 16 Uhr – kommt vorbei!

L wie lille julaften – am 23. Dezember wird der kleine Heilig Abend gefeiert oder sagen wir besser „gefeiert“, denn traditionell wird heute geputzt, Betten werden bezogen, letzte Einkäufe getätigt. Norwegische Geschäfte haben heute den größten Umsatz im gesamten Weihnachtsgeschäft. Martin und ich werden dazu später noch beitragen!

M wie mandel – wer die Mandel im Milchreis findet, bekommt ein julegris, ein kleines Marzipanschwein.

HALBZEIT!!!!! Könnt Ihr noch? Super, nur zwei Buchstaben haben bisher gefehlt, ist schon irgendwem etwas zu C oder I eingefallen? Auch ausgefallene Begriffe oder an den Haaren herbeigezogene Verbindungen zu Weihnachten sind willkommen!

Weiter geht’s!

N wie nisse – Es raschelt und kraschelt im Haus, und ganz magisch sind am nächsten Morgen Knöpfe angenäht, Holz gehackt oder ähnliches? Das waren die nisser, ganz klar, die Kobolde der norwegischen Sagenwelt, die sich ähnlich wie die deutschen Heinzelmännchen aufführen. Zu Weihnachten kommt in Norwegen julenissen und bringt Geschenke. Seine Belohnung: Leuchtende Kinderaugen und ein Teller Milchreis.

O wie O helga natt – ein weiteres beliebtes Weihnachtslied (eigentlich schwedisch), das ich hier vor allem aufführe, weil es a) mit O anfängt und b) ich damit meine Schwiegermutter Helga grüße :). Übersetzt heißt der Titel Oh heilige Nacht, aber darauf seid Ihr bestimmt schon selbst gekommen!

P wie pinnekjøtt – gehört zu Weihnachten in Norwegen wie Gans auf den deutschen Weihnachtstisch. Nicht, dass ICH finde, dass beide dorthin gehören! Pinnekjøtt sind getrocknete, gesalzene und geräucherte Lammrippchen, die über Nacht eingeweicht werden. Am nächsten Tag werden Birkenscheite in einen Topf gelegt und mit Wasser bedeckt, die Rippchen kommen obendrauf und das Ganze köchelt zwei Stunden vor sich hin. Zusammen mit Kartoffeln, Steckrübenmus und Preiselbeerkompott ist so für viele Norweger Weihnachten komplett. Weitere Favoriten auf norwegischen (Vor-)Weihnachtsmenüs sind lutefisk (getrockneter und dann wieder aufgeweichter Fisch), ribbe (Schweinerippe mit Kartoffeln, Sauerkraut und Dörrpflaumen) oder smalahove – und nun wird es heftig – ein Schafskopf, der dem mutigen Esser im Westen Norwegens neben die Kartoffeln gelegt wird. Wie oben  wie schon erwähnt, ist das norwegische Weihnachtsmenü teilweise nichts für schwache Mägen.

Q wie…na was wohl?…..quiz!! – Hier für alle Norwegenfreunde ein Weihnachtsquiz auf norwegisch.

R wie romjulen – Den Begriff für die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester habe ich erst kürzlich gelernt. Angeblich gehen während romjulen viele Kinder verkleidet von Tür zu Tür, singen und bekommen dafür Schokolade oder kleine Geschenke. Ich warte mal ab, was passiert. Diese Tradition heißt übrigens julebukk. Wieder was gelernt. Toll, oder!!!???

ENDSPURT!!! Seid Ihr noch da? Begriffe mit I oder C gefunden? Nein???? Ok, dann…

S wie Sølvguttene – dieser norwegische Knabenchor der Silberjungen singt am Heiligen Abend um 17 Uhr auf NRK das Weihnachtsfest ein….und das, während alle Kirchenglocken des Landes läuten. Es wird laut in Norwegen!

T wie Tre nøtter til askepott – Ja, unglaublich, aber wahr: Der tschechische Märchenfilm, der deutsche Kinder seit 1973 begeistert (entstanden als Kooperation zwischen dem tschechischen und dem DDR-Fernsehen) ist auch in Norwegen ein absolutes Muss! Wunderbarerweise läuft er hier auf Tschechisch mit norwegischer Synchronisation. DAS allein ist noch nicht wunderbar. Wirklich einmalig ist, dass man beide Tonspuren parallel hört und die die norwegischen Texte von nur einem…ich wiederhole EINEM….Schauspieler gesprochen wird. Da ertönt Aschenputtel im Bariton und ich liege unterm Tisch.

U wie Uvdal – In der Nähe der Hardangervidda liegt dieser kleine Ort, in dem die Kronprinzenfamilie ihr Weihnachtsfest verbringen wird. Das Königspaar feiert erst mit Tochter Märtha Louise, Ehemann Ari Behn, deren drei Töchtern und höchstwahrscheinlich unzähligen Engeln Weihnachten in Oslo, bevor sie zum Besuch auf die Hütte nach Uvdal aufbrechen. Wer die königlichen Familie zu Weihnachten erleben will: Das Königspaar besucht den Weihnachtsgottesdienst in der Holmenkollenkapelle am 25.12. um 12 Uhr. Die Kronprinzenfamilie geht am Heilig Abend um 16 Uhr in die Kirche in Uvdal.

V wie Vi tenner våre lykter når det mørkner – Norweger lieben Weihnachtslieder, hier sind die Top Ten (ohne Gewähr..:)…

De mest spilte julesangene

  1. En stjerne skinner i natt
  2. Det lyser i stille grender
  3. Vi tenner våre lykter
  4. Vårres Jul
  5. Himmel på jord
  6. Julekveldsvisa
  7. Romjulsdrøm
  8. Julekveld i skogen
  9. Musevisa
  10. Hei hå nå er det jul igjen

(Alle Lieder gibt es auf youtube!)

W, X, Y, Z wie …..Ich habe absolute keine Idee und dankbar für jeden Tipp!

Das war mein unvollständiges Weihnachts-ABC aus Norwegen! Hier bei uns werden wir deutsche und norwegische Traditionen lustig mischen und mit offenen Augen durch die norwegischen Weihnachtstage wandern. Wie schnell ging die Adventszeit doch wieder vorbei, ich war viel unterwegs und habe mitgenommen, was man an Weihnachtsvorfreude mitnehmen kann. Christkindlesmarkt und Adventsmusik in der deutschen Gemeinde, Adventsbesuch bei meinen Eltern und Freunden in Deutschland mit Besuch vom Celler Weihnachtsmarkt und einer schönen Adventsfeier, Krippenspiel in der Deutschen Schule, Weihnachtsmarkt in Bærums Verk und alles getoppt von einem gemütlichen, weihnachtlichen Zuhause mit eigenem, wunderbaren Weihnachtsmann.

Ich weiß, dass manche einen richtigen Horror vor Weihnachten haben. Euch könnte ich wünschen, dass die Tage schnell und schmerzfrei vorbei gehen. Lieber möchte ich Euch aber wünschen, dass Ihr in den kommenden Tagen einen Moment erlebt, der Euch wieder an Weihnachten glauben lässt.

Meine lieben Leser, Euch allen wünsche ich Fröhliche Weihnachten und drücke Euch, wo immer Ihr auch seid. Wir lesen uns wieder in einer Woche mit dem Jahresrückblick 2013!

Ha det bra og God Jul!!

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Dies und das und jenes…ODER Frost? Ich will keinen Frost!!!!!

Gestern Morgen war es soweit. Ich hörte, wie Martin sich fertig machte für die Arbeit. Plötzliches ein glückliches Juchzen. Nun ist mein Mann nicht gerade ein begeisterter Frühaufsteher und Juchzen ist ihm um diese Uhrzeit eher fremd. Kurze Zeit später kam er mit einem strahlenden Lächeln ins Schlafzimmer und verkündete: „Wir haben Frost!!!!!!!“

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Hallo meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Es ist also wieder soweit. Nach einem kurzen, viel zu kurzen, Ausflug in den Wärmebereich des Thermometers, geht es nun wieder abwärts.

ICH.WILL.DAS.NICHT! Hörst du, Wetter? Ich will keinen Frost, keinen Schnee, keine Kälte! Wahrscheinlich wird mein Wunsch nicht beachtet und deshalb habe ich heute offiziell die kalte Jahreszeit eingeläutet.

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Toll, oder? Dank der hilfreichen Facebook-Gruppe „Where in Oslo“ erfuhr ich heute morgen von einem guten Deal beim Sportladen XXL, die angeblich drei Paar Merinosocken für den unglaublichen Preis von nur 19 NOK anboten. Nichts wie hin da! Das super Angebot war leider schon ausverkauft – habe ich eben pro Paar 19,- bezahlt und gleich noch Unterwäsche dazu erstanden. Soooo sexy! Egal – Hauptsache warm, die Tangas lasse ich im Winter den H&M-Mädels :). Und weil ich schon mal so dabei war, wanderten auch gleich die wohl kuscheligsten Hausschuhe der Welt in den Korb. Der Winter kann kommen!

Viel habe ich Euch in dieser Woche leider gar nicht zu berichten. Bei textbroker ist ein neues Verkaufsteam am Werk und die sorgen für ordentlich Aufträge, was natürlich toll ist, aber die kurzen Deadlines lassen nicht viel anderes zu, als am Schreibtisch zu sitzen.

NEIN! Ich beschwere mich nicht…ich wollte nur erklären, warum heute nichts Spannendes von diesem Blog zu erwarten ist.

Ich würde also verstehen, wenn Ihr jetzt gelangweilt wegklickt.

Ehrlich.

No hard feelings.

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Ihr seid aber hartnäckig. Ok! Nach meinem Kransekake-Desaster von vergangener Woche habe ich die Formen nicht mehr angerührt, stattdessen aber köstliche Muffins und einen veganen Käsekuchen gebacken. Und der war so richtig lecker. Seidentofu, Tofu und Brombeeren waren eine himmlische Mischung und das Rezept war absolut einfach. Momentan versuche ich, soviel Milchprodukte wie möglich zu ersetzen, leider schmecken die veganen Brotauflagen nicht gut. Lecker ist allerdings veganer Überbackkäse, das war eine echte Entdeckung. Das Angebot ist in Norwegen eher begrenzt, einen der größten Bioläden haben wir hier glücklicherweise fast um die Ecke und gerade hat Helios auch umgebaut und vergrößert – Hurra!

Eine gute Alternative für ökologische Lebensmittel und Milch von glücklichen Kühen sind die Bauernmärkte oder „bondens marked“. Bauern aus der Umgebung bieten an Ständen so ziemlich alles an, was die Scheune und die Felder hergeben. Gerade am Sonntag haben wir per Zufall einen Markt auf dem königlichen Bauernhof entdeckt (nein, die Kühe tragen keine Kronen!). An einem wunderbaren Gemüsestand wanderten Rote Beete, Mörder-Karotten und Sellerie in meine Tasche und der Geruch von fast frisch geerntetem Gemüse begleitete uns auf dem Weg nach Hause. Am nächsten Tag habe ich alles zu einer vegetarischen Borscht verarbeitet – es schmeckte wie Herbst!! Dank der roten Beete und der Karotten hatte der Eintopf tolle Farben und schmeckte dazu einfach toll. Herbst ist fürs Kochen einfach die allerbeste Jahreszeit! Neben Gemüse bieten bondens marked auch Eier, Rentierfleisch, echt gelungene Kransekake, Honig oder Kräuter an.

Das Wetter will mich anscheinend gerade milde stimmen, die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und lockt mich nach draußen. Heute habe ich meine ersten Kastanien gefunden. Wir haben das Ritual, die erste Kastanie des Jahres zu behalten, sozusagen als Glücksbringer für den Winter. Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich kann an den braunen, glänzenden Früchten einfach nicht vorbei gehen. Hier in der Sorgenfrigata stehen mehrere Kastanienbäume und heute haben sie endlich mit mir geteilt. In Compiegne standen ab Mitte Oktober immer die Straßenverkäufer mit gerösteten Esskastanien am Marktplatz und auch wenn ich kein großer Fan von Esskastanien bin, war es doch sehr gemütlich, sich an dem kleinen Stand die Finger aufzuwärmen.

Hier in Norwegen wärmt uns bald wieder der Kamin, denn noch ein Zeichen der nahenden Kälte: Unser Kiwi-Supermarkt verkauft wieder Holz und wir werden am Wochenende die ersten Vorräte anlegen. Vielleicht wäre es jetzt auch mal an der Zeit, den Keller zu entrümpeln, um statt alter Umzugskartons lieber Holz zu stapeln.

Braucht jemand ca. 100 Umzugskartons? Noch super in Schuss!!!

Ich gucke also der Kälte gefasst ins Auge und werde mich im Notfall am Schreibtisch warm tippen. Diese Woche war das Themenangebot echt unterschiedlich. Ich schreibe ja über fast jedes Thema, denn bis auf abgefahrene Sachen wie String-Theorie oder Dialekte im Himalaya lautet mein Motto: (Fast) Alles kann recherchiert und beschrieben werden. Diese Woche lernte ich also viel Neues über Brunost, den braunen Norwegerkäse, kann Euch eine Menge über Chrysler, Mitsubishi und Lexus erzählen und war gedanklich in Marseille und Nantes unterwegs. Langweilig wird es nie und jeden Tag kommen neue Aufträge. Die aktuellen entführen mich weiter nach Südfrankreich und gleichzeitig weg von diesem Blog. – Vorher werde ich mir wahrscheinlich noch kurz die Haare abrasieren. MAAANNNN!! Wisst Ihr, was passiert, wenn frau sich die kurzen Haare wieder länger wachsen lassen will? Nein? Es kommt der Moment, wo es einfach nur noch s*****e aussieht. Da bin ich jetzt! Wie schaffen es diese kurzgeschorenen Hollywood-Stars selbst im Übergangsstadium noch gut auszusehen? Rasieren werde ich wohl nicht, denn Hilfe ist nah: Meine Freundin Britta, als hätte sie es geahnt, hat mir im Mai eine wunderschöne Mütze gestrickt. Die werde ich ab jetzt aufsetzen und erst wieder absetzen, wenn die Haare auf Kinnlänge sind. So in 4 Monaten etwa.

Mit diesem Entschluss verabschiede ich mich für heute. Ich wünsche Euch allen eine wunderbare Woche, packt Euch warm ein, holt Kekse, Tee und ein gutes Buch oder den Lieblingsfilm hervor und macht es Euch gemütlich! Meine wöchentlichen Grüße gehen heute mal an meinen Stiefvater Dieter, einen treuen Blogleser! Wir sehen uns im Dezember 🙂

Ha det bra,

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Ulrike

Wir sind „Best Blog“!! ODER Vom Versuch, Kransekake zu backen

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Es riecht gut, aber die Ringe gehen in ihren Formen ungewünschte Beziehungen ein und ich frage mich, ob fünf Eiweiß vielleicht doch zuviel waren. Oder waren es doch die Mandeln? Noch sechs Minuten. Ich habe ein ungutes Gefühl – Mist, im Video bei youtube sah es so einfach aus…..

Hallo meine süßen Leser und willkommen live von der Kransekake-Baustelle. Es gibt tolle Nachrichten: Letzte Woche wurde unser Blog von Corinna von Mein Apulien als Best Blog ausgezeichnet. Danke, Corinna!! Das war eine große Freude und ich werde in den kommenden Wochen den Preis an einen anderen Blog weitergeben und die 11 Fragen beantworten, die mit der Auszeichnung kommen.

Anstatt nun rumzuspringen und zu singen: „Ich habe einen Preis, ich habe einen Preiheis!!“ suchte ich nach einer kreativeren Form des Feierns und  womit feiert man hier in Norwegen? – Genau, mit Kransekake.

Ich werde also hier, heute, live und in Farbe einen Kransekake backen!

Zum ersten Mal.

Dabei gibt es einige Hindernisse zu überwinden: Ich bin alles andere als eine begnadete Bäckerin. Kochen ist okay, meistens produziere ich leckere Gerichte, die allen denen ausreichen, die nicht erwarten, von Jamie Oliver bekocht zu werden. Backen allerdings ist eine komplett andere Geschichte. Seit meiner Zeit im Harbour House Restaurant in Victoria, BC, Kanada, bin ich fähig Desserts herzustellen. Eva versuchte verzweifelt, mir auch das Geheimnis perfekten Backens näher zu bringen – aber vergeblich. Was zum Isolieren von Fenstern verführt, sollte nicht auf den Teller gelangen.

Diesem Wissen um meine Unzulänglichkeit mit Kuchenformen steht die momentane Begeisterung für Kochshows entgegen. Ich bin süchtig: Gordon Ramsey’s Hell Kitchen, Masterchef Professionell mit Michel Roux Jr., Jamie Olivers – Kochen in 15 Minuten und die Hairy Bakers versüßen meine Abende momentan. Und inspirieren mich zum Kochen. UND backen.

Wie schwierig kann es sein??????

Die Entscheidung ist also gefallen: Kransekake it is.

Ein Rezept ist schnell gefunden und es sieht simpel aus: 500g Mandeln, 500g Puderzucker, 2 Eiweiß und 3 Esslöffel Mehl. Als nächstes kommt die Form dran. Ein Kransekake besteht, wie der Name ahnen lässt, aus verschieden großen „Kransen“, also Kränzen, die aufeinander gesetzt werden. Natürlich können die Ringe auch ohne Form gebacken werden, aber mit ist es einfacher. – Sagt das Rezept. Und ich wehre mich nicht lange, denn…

..ich muss hinein in mein absolutes Lieblingsgeschäft: Traktøren am Bogstadveien. Hier findet man wirklich alles, was zum Kochen und Backen notwendig ist. Hier kann ich stundenlang mit Begeisterung durch die Regale stöbern, die vom Boden bis zur Decke vollgestopft sind mit Backformen und Messbechern, Teekannen und Espressotassen, Pürierstäben und Salzstreuern. Bei Traktøren gibt es einfach alles, oft entdecke ich Dinge und frage mich: Was ist das??

Heute allerdings gehe ich zielstrebig zu einem der hinteren Regale, greife nach einer Packung mit Kransekake-Formen und eile zur Kasse, begierig das Back-Abenteuer zu beginnen. – Im Supermarkt gegenüber stehe ich kurz danach vor einem Problem: 500g Mandeln soll ich kaufen, die schon zu einem feinen Puder verarbeitet sind…wie heißt das doch gleich?…ist egal, sie haben es auf jeden Fall nicht. Blöd. Gut, dann eben zum nächsten Laden.

Haben sich denn hier alle gegen mich verschworen? Hier gibt es auch keine feingeriebenen Mandeln, nur Mandelscheiben. – Gut, dann kommen die eben mit, wie groß kann der Unterschied schon sein???

Zuhause angekommen nehme ich die Küche in Beschlag, starte das Internet und kehre zu dem simplen Rezept zurück. 500g feingeriebene Mandeln. Ooooookay. Ich blicke auf die Mandelscheiben, an denen die braune Haut noch sehr sichtbar ist. Habe ich nicht mal gelernt, dass das mit der Haut nicht für alle Rezepte passt? Ach Quatsch, wird schon. Pürierstab rausgeholt und Mandeln zerkleinert.

Ohweh.

10 Minuten und einige Mandelstückregengüsse weiter und meine Mandeln sehen so aus:

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Prima!! Fix vereint mit Puderzucker und drei Löffeln Mehl. Schließlich sollen zwei halbgeschlagene Eiweiß dazu. AHA! Hier kenne ich mich aus: Eiweiß IMMER in Metallschalen schlagen, habe ich gelernt, in allen anderen Gefäßen funktioniert es nicht. Schön leicht aus dem Handgelenk…Michel Roux Jr. wäre so stolz auf mich…nach wenigen Augenblicken strahlt mir ein feiner, halbfertiger Eiweißschaum entgegen.

Nun beginnt die Irritation: Nur zwei Eiweiß für diese Masse an Trockenzutaten?? Ich lese nach, aber es bleibt dabei: Zwei Eiweiß.

Funktioniert nicht, der Teig wird krümelig, mehr nicht.

Sag ich doch!!!

Ich verlasse das Rezept und suche ein Video mit Kransekake-Anleitung.

AHA!! Perfekt, jeder Schritt wird einfach erklärt und gezeigt. Wieder zucke ich zusammen, als ich das weiße Mandelpulver in die Schüssel fallen sehe. Oh, oh. Aber immerhin benutzt sie fünf Eiweiß, damit der Teig schön weich wird. – Ich packe also noch drei Eiweiß in den Teig. Da bin ich spontan, da kenne ich nix. VIEL besser!! Nun den Teig ordentlich durchmixen und in der Pfanne erhitzen, dann in eine Spritztüte füllen und in die gefetteten Formen spritzen.

Klappt alles prima!!!!

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Ab damit in den Ofen. Die Mischung sieht komisch bräunlich aus, gar nicht  wie im Video. Nun gut, 15 Minuten bei 150°Grad…..

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LIVE-UPDATE…So, es ist eingetreten, was ich befürchtet hatte: Die Kranz- Formen und der Teig sind eine unlösbare Verbindung eingegangen. Die Kränze sind nicht elastisch, sondern steinhart und ich muss sie brockenartig aus der Form brechen. – Ich gehe mal kurz weinen…oder schreien….

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So, da bin ich wieder. Ein bisschen lustig ist es schon oder? Wollt Ihr mal sehen, wie ein Kransekake aussehen soll?

Toll, oder? Meinen zeige ich Euch ganz am Schluss.

Dem wunderbaren Video bin ich sklavisch gefolgt, es kann also nur an den Mandeln gelegen haben. Ok, da haben wir doch was fürs Leben gelernt!!!! Das ist doch toll!! Wie schon Thomas Edison auf den Vorwurf, er hätte 2000 Versuche gebraucht, um die Glühbirne zu erfinden, sagte: „Ich habe nicht 2000 Mal versagt – ich habe 2000 Wege gefunden, wie man eine Glühbirne NICHT herstellt!“

Jawohl, ich habe also bereits einen Weg gefunden, wie Kransekake nicht funktioniert!

Mehr will ich aber auch nicht finden!

Es hilft alles nichts, es ist ein einziges Desaster. Was machen wir denn jetzt stattdessen??? Ich werde heute Abend einen neuen Versuch starten und dann sofort ein Bild posten!

Trotz des Küchendesasters bleibt die Freude über die Auszeichnung und wir werden sie einfach ein bisschen später gebührend feiern (morgen ist auch Bauernmarkt, im Notfall könnte ich da einen Kuchen kaufen…..). Langsam entsteht eine kleine Blogger-Gemeinde für mich im Internet, es gibt regelmäßigen Austausch, man findet neue Blogs, wird inspiriert und lernt tolle Menschen kennen.

Meine wöchentlichen Grüße gehen also an alle Blogger und Bloggerinnen da draußen, die mir Einblick in ihr Leben gestatten, mich in neue Länder und Städte führen und mich, oft, zum Lachen bringen.

Das war es schon wieder, meine lieben Leser, ich reinige mal meine neuen Kuchenformen von ihrer Schande und lache ein bisschen weiter! Morgen zum Flohmarkt in der deutschen Gemeinde muss ich also einen anderen Kuchen machen, vielleicht sollte ich einen kaufen…..? Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, sagt anderen, wie toll sie sind, lasst mal was daneben gehen und lacht darüber und überhaupt und wie immer: Habt Spaß am Leben.

Ha det bra,

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Ulrike

Ein Souvenir aus Norwegen ODER Von Waschbärmützen, Strickpullovern und Käsehobeln

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Schon wieder der 24. Mai. Wahnsinn…..

24.???

DER VIERUNDZWANZIGSTE???

Das heißt…lass mich kurz rechnen…Mai, Juni, Juli….

In sieben Monaten ist Heiligabend!!! – Ich habe noch gar keine Geschenke!

Hallo aus Oslo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns endlich wieder treffen! Fast vier Wochen liegt der letzte Blog zurück, so eine lange Pause hatten wir ja noch nie. Unverzeihlich! Ich hoffe, es ist überhaupt jemand da, der diesen Blog jetzt liest!

Hallo?

HALLOO?????

SEID IHR DA?????????

Ich war in Deutschland und ich sage Euch: Schön war es mal wieder. Angefangen mit einer gemütlichen Fährfahrt, die uns aus dem eisigen Griff Norwegens in die fast subtropischen Temperaturen Kiels gebracht hat; weiter mit dem Wiedersehen von lieben Zwei – und Vierbeinern; dann ein kräftezehrender und mutlosmachender 10km-Lauf in Hannover mit fantastischem Unterstützungsteam; selbstgemachten Geschenken für den nächsten Winter in Norwegen; köstlichem Spargel und Sherlock Holmes; Tierparkbesuch und lukullischem Zeltabenteuer mit Lagerfeuer und super Laune und schließlich die gemütliche Fährfahrt zurück ins mittlerweile grünblühende Oslo. Danke Euch allen für eine tolle Zeit!

Nun aber zurück zur Arbeit!

Wir sind doch nicht zum Spaß hier heute, oben habe ich ein aktuell bestehendes Problem beschrieben:

Nur noch sieben Monate bis Weihnachten, was soll ich schenken?

Wenn man wie wir in einem fernen, fernen, fernen Land wohnt, bietet es sich immer an, landestypische Produkte zu verschenken. Weniger an die Freunde vor Ort, das wäre wohl ein bisschen überflüssig: „Oh, toll, ein Tasche mit norwegischer Flagge. Tu‘ ich mal zu den anderen.“, als natürlich mehr für Freunde und Familie in den heimatlichen Gefilden.

(Gefilden ist ein lustiges Wort, oder? So schön alt. Ich lese gerade zum x-ten Mal „Die unendliche Geschichte“ und das Buch ist voll von schönen, gutschmeckenden, alten Wörtern und Beschreibungen. Ich rate dringend allen, die das Buch noch nie gelesen haben, das umgehend nachzuholen. Dringend! – STOP! – Also natürlich erst hier den Blog zu Ende lesen, ja? … also mal ehrlich… Der Begriff Gefilde stammt übrigens vom althochdeutschen gifildi und bedeutet: Die Gesamtheit der Felder. Toll, oder? Und hat sich bis heute irgendwie erhalten.)

Souvenirs aus Norwegen ist also das Thema des Blogs und da stellt sich natürlich die Frage: Was schenkt man wem und warum? Ich bin gestern in Oslo unterwegs gewesen und habe eine kleine Auswahl möglicher und unmöglicher Landesgeschenke zusammengestellt. Diese lassen sich thematisch untergliedern – jawoll – und zwar wie folgt:

  1. Souvenir mit norwegischer Flagge
  2. Souvenir mit dem Schriftzug „Norge“, „Norway“, „Norwegen“, oder „Norvège“, gern auch in Chinesisch oder Arabisch.
  3. Souvenir mit Flagge UND Schriftzug für liebe beschenkte Mitmenschen, die die Flagge nicht erkennen.
  4. Souvenir mit Schriftzug „Oslo“ uni-lingual (ist das ein Wort? …moment…google…google…AHA! Naja, ok. Passt schon irgendwie)
  5. Souvenir mit Schriftzug „Oslo“ und der norwegischen Flagge. Dies zur Sicherheit für die geografisch unsicheren Mitmenschen, denen man ersparen möchte bei Empfang des Geschenks zu sagen: „Oslo, toll! Nach Schweden wollte ich schon immer mal…“
  6. Königliche Souvenirs
  7. Souvenir mit norwegischen Sehenswürdigkeiten.
  8. Souvenir mit Elch.
  9. Souvenir mit Troll.
  10. Souvenir mit zwei Elchen.
  11. Souvenir mit zwei Trollen.
  12. Souvenir mit drei…….

(Das könnte jetzt endlos so weitergehen, aber mir wird schon ganz schwummerig vom vielen „Souvenir“-tippen, also kürze ich das, Euer Einverständnis vorausgesetzt, mal ab.)

In diesen zwölf…meine Güte…ZWÖLF! Kategorien gibt es dann eine massige Auswahl an Produkten. Dem unentschlossenen Geschenkesucher bieten sich: Tassen und Teller, Becher und Gläser, Mützen, T-Shirts, Sweatshirts, Unterhosen und Socken, Taschen und Beutel, Gabel, Messer, Licht, Tischsets und Kerzenleuchter, Fingerhüte und Handytaschen, Kugelschreiber, Frisbeescheiben, Angelruten, Mondraketen, Düsenflugzeuge…

Gut, ich übertreibe. Zusammengefasst:

Eine Menge Schrott.

Schrott im positivsten aller Sinne. Schrott zärtlich gemeint. Doch, ehrlich, ich habe auch schon vieles davon gekauft, einfach weil es lustig ist. Okay, Schrott ist etwas harsch. Sagen wir: Unnützer Unsinn. Der aber lustig ist.

Die nächste Kategorie von Geschenken verzichtet darauf lauthals zu zeigen: „Hier ist Norwegen!“ und hat weder Flaggen noch Schriftzeichen. Trotzdem wissen alle: „Norwegen!“ oder wenigstens: „Skandinavien!“ Hierzu gehören: Felle, Wikingerhelme, angebliche oder tatsächliche Handarbeiten aus Norwegen wie Strickmützen, Handschuhe, Filzhausschuhe, Strickpullover, Strickjacken, Strickumhänge und eigentlich alles, was man mit Wolle und zwei oder fünf Nadeln zaubern kann. Außerdem auch komplette Babyeinkleidungen mit norwegischem Muster sowie Küchentextilien und T-Shirts. Für Hartgesottene bietet sich Fellbekleidung an. Mal ehrlich: So schneidig mit einer hellbraunen Waschbärmütze samt Ohrklappen auf dem Kopf durch die heimatliche Fußgängerzone von Pirmasens oder Buxtehude zu bummeln, das hat doch was!

Nun gibt es gerade bei dieser Kategorie immense Qualitätsunterschiede. Manche Sachen haben Qualität und manche…manche eben nicht. Aber da machen es uns die Verkäufer in Oslos zahlreichen Souvenirshops wunderbar leicht und das was teuer ist, ist es meistens auch wert. Hier mal ein Tipp am Rande: Die besten Souvenirshops in Oslo sind meiner Meinung nach am Holmenkollen und „Audhild Viken“ hinter dem Rathaus. Audhild Viken hat im Untergeschoss auch eine ganzjährige Weihnachtsausstellung, die das Weihnachtshaus in Drobak nach Luft schnappen lässt.

Wer mir mal etwas Gutes tun möchte, schenkt mir eine der wunderbar gewebten norwegischen Wolldecken, die es in zahlreichen Farben und Mustern gibt. Überhaupt ist die Mustervielfalt in norwegischem Strickgut einfach nur toll. An dieser Stelle verweise ich gern wieder auf meine Liebe zu Arne&Carlos, den beiden schrägen, norwegischen Strickkünstlern, die übrigens in Deutschland sehr erfolgreich sind.

Die letzte Kategorie ist „Norwegen lukullisch“ und besteht aus Produkten wie geräuchertem Lachs, Freia-Schokolade „Et lytt stykk Norge“, Trockenfisch, Elchsalami (nein, die gibt es nicht in vegetarischer Form, sorry), getrockeneten Elchherzen oder natürlich…stööööööhnnnn….GEITOST!

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Hier ein Tipp für alle Souvenirsuchenden (obwohl, das ist Euch bestimmt schon viel eher eingefallen als mir): Kauft norwegische Lebensmittel im Supermarkt und bringt sie mit nach Deutschland oder Österreich oder in die Schweiz oder wo immer auch Euer Zuhause ist. Erstens ist das so richtig ORIGINAL und außerdem…viel preisgünstiger. Und lustiger. Irgendwie. Und wenn nicht im Supermarkt, dann kauft es im duty-free-shop am Flughafen (in den kann man in Norwegen nämlich auch VOR der Abreise, nicht erst bei der Rückkehr) oder auf der Fähre.

Wer seine Familie und Freunde gern mit norwegischem Alkohol beschenken möchte, scheint wohlhabend zu sein und kann nur eines kaufen: Linjeakvavit. Der Kümmelbranntwein wird in Sherryfässern gelagert und reift 19 Wochen lang auf Schiffen, die den Äquator überqueren. Deshalb „linje“…er hat die Linie überquert. Linjeakvavit hat rund 40% und ist so typisch norwegisch wie…Geitost.

Und, meiner Meinung nach, genauso lecker…

Meine lieben Leser, hier endet unser kurzer Gang durch die norwegischen Souvenirläden. Falls jetzt Wünsche aufgekommen sind, schickt mir eine email und ich gucke, was ich machen kann. Versprochen. Doch, klar, für Euch mache ich doch fast alles.

FAST! Geitost kaufe ich nicht!

Es gibt wirklich schöne Souvenirs, die man sich aus Norwegen mitbringen kann, aber nichts ist schöner, als selber herzukommen und einfach zu gucken und das Land zu erleben. Vielleicht nicht gerade heute: der Schnee schmilzt in Rekordgeschwindigkeit und wir brauchen bald Boote, um einkaufen zu gehen. Einige Orte sind evakuiert, unzählige Straßen und andere Transportwege sind gesperrt und zur Schneeschmelze kommen nun auch noch gewaltige Regenfälle.

Super.

Ich hoffe, Ihr hattet Spaß an unserem Produktausflug: schreibt mir gerne, welche Souvenis Euch einfallen und die in meiner Liste fehlen. Ich mache mich jetzt auf zu einer weiteren Theaterprobe, die Stücke fürs Hausfest am 15.6. nehmen Gestalt an! Meine Grüße gehen in dieser Woche an meine Lauf-Freundin, Teestuben-Verbündete und Theatergruppen-Begeisterte Ines, die nach drei Jahren Oslo verlässt und nach Hamburg zurückkehrt. Alles Liebe für dich, du wirst mir fehlen! Sarah Jessica rocks!

Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, guckt doch mal, was in Eurer Stadt typische Souvenirs sind und schickt mir ein Foto! Ansonsten habt Spaß, lockt den Sommer und für das morgige Champions-League-Finale schreibe ich etwas, dass ich fast selbst nicht glauben kann: Go FC Bayern!

Ha det bra,

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Ulrike

Werbung für norwegische Süßigkeiten ODER Ich liebe Walter!

Die Waage habe ich nach ganz hinten unter den Badezimmerschrank geschoben. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ach, wenn es so einfach wäre. Denn auch wenn ich nicht wirklich Gewichtsprobleme habe, merke ich doch, dass die Hosen enger werden. UND WESSEN SCHULD IST DAS???? Also meine nicht. Die Übeltäter kommen harmlos daher, und schlagen dann erbarmungslos zu. Ihr Name: Smash!

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen! Heute dreht sich alles um norwegische Süßigkeiten und ich kann Euch sagen, sie sind gefährlich. Man kann nämlich nicht aufhören, sie zu essen, bis die Tüte leer ist. Das kennt Ihr bestimmt alle! Manche sind nach Chips süchtig, andere nach Schokolade, wenige Glückliche können nicht von gesundem Obst lassen und ignorieren das kalorienhaltige Knabberkram.

Bei mir sind es im Moment Smash, diese wunderbar widerwärtigen Maishörnchen in Schokolade. Eine große Tüte ist keine besondere Anstrengung für mich, das mache ich mit links, da zucke ich nicht der Wimper, da wird aufgerissen und losgegessen bis nichts mehr da ist. Hier mal ein Bild.

Also von den Smash.

Nicht von mir beim Essen.

Das ist kein schöner Anblick.

Hier also…tatarata……SMASH!

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Ich habe sie das erste Mal im Kino kennengelernt und seitdem sind wir Kumpel. Gut, ich vernichte sie hemmungslos, aber das ist ja auch ihr Zweck, und so sind alle glücklich mit der Beziehung. An dieser Stelle meinen uneingeschränkten Dank an die norwegische Schokoladenfirma Nidar. Well done!

Aber es sind nicht nur die Maisschokohörnchen, die meine Jeans ächzen lassen, Skandinavien bietet eine Menge interessanter Köstlichkeiten.

Bamsemums beispielsweise. Das ist jetzt keine norwegische Kinderkrankheit, sondern bedeutet ungefähr „Bärenmampferei“. Ein Marshmellow-Inneres ist mit Schokolade überzogen und wird in Bärenform gebracht. Eine wunderbar klebrige Angelegenheit. Nach drei Bamsemums ist mir gewöhnlich übel, worauf ich noch drei esse und es besser wird.

Hm, ob ich wohl Werbegelder für mein Product Placement beantragen sollte? Das wäre doch toll, dann würde ich mir davon säckeweise von der nächsten Köstlichkeit kaufen. Hierbei handelt es sich Laban Seigmenn, süß-saure Weingummimänner, die batallionsweise in meinem Magen einmarschieren. Irgendein genialer Norweger hat dafür eine Konsistenz erfunden, die nicht so sehr an den Zähnen klebt wie andere Weingummisorten. Ein ganz wunderbare Köstlichkeit aus dem norwegischen Süßigkeitenregal.

@nidar.no

@nidar.no

Kommen wir nun zu meinem langmonatigen Dauerpartner, ein Typ, ohne den mein Küchenschrank ganz einsam wirkt.

Männer im Küchenschrank! höre ich Euch ausrufen. Wilde Sitten da oben in Norwegen. Aber ich muss ihn immer um mich haben. Es geht nicht anders. Und Martin findet ihn auch lecker.

Sein Name: Walter.

Walter Huber kam in den 1960er Jahren aus der Schweiz nach Norwegen, und arbeitet seit 1971 als Schokoladenerfinder. Eines Tages ritt ihn eine Idee und er schmiss ein paar Mandeln in die köstliche Schokolade seines Arbeitgebers, des norwegischen Schokoladenmonopols Freia,  und zack – Walters Mandler war geboren. Hier ist Walter.

http://www.freia.no/om-freia/freia-walter-artikkel/738?#section_2

Und hier ist seine Kreation:

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Danke. Wir lieben dich.

Soweit also zu meinen absoluten norwegischen Lieblingssüßigkeiten. Aber alles hat ja immer zwei Seiten und es gibt auch einige Zuckerkreationen, die mich zu einer Größe 34 werden ließen, hätte ich nichts anderes zu essen.

Als erstes wäre da ein Schokoladenriegel mit dem harmlosen Namen Hobby. Ich würde ihn eher „Bananenhorror“ nennen. Umhüllt von einer Schicht Schokolade kämpft eine Schicht weiche Marshmellowcreme mit einem darüber liegenden Bananen-Gel. Die Schaumcreme ist weich und glibberig, das Gel ein bisschen körnig und das ganze Ding schmeckt nach Banane. Nein, danke.

hobby

Danke an dieser Stelle an die Blogger von Little Norway, die auch schon was über norwegischen Süßigkeiten geschrieben haben und alles hübsch fotografiert haben. Tusen takk!

Unschlagbar ist aber ein anderer Schokoladenriegel, der von vielen als wahre Delikatesse angesehen wird. Ich schüttele mich beim Verzehr. Die angebliche Delikatesse heißt Trioka und, alle Blitzmerker vermuten es schon, es handelt sich um eine dreigeteilte Süßigkeit. Eine harmlose Schicht Marzipan wird von einer Schicht Schokoladencreme überwältigt, die wiederum unter einer Schicht Himbeergelee zu leiden hat. Ich weiß, dass sich das lecker anhört.

Ist es aber nicht.

Irgendetwas stimmt nicht mit der Konsistenz des Fruchtgelees. Sehr schade.

Kommen wir nun noch zu einer Abteilung im Süßigkeitenregal, für die die Skandinavier eine ganz besondere Vorliebe haben. Lakritz! Weiches Lakritz, süßes Lakritz, scharfes Lakritz, saures Lakritz, Lakritz mit harter Schale und pulverigem Inhalt, das mir die Haare zu Berge stehen lässt. Eigentlich nicht viel anders als deutsche Katzenpfötchen, Katjes, oder Salinos. Aber irgendwie ist die Lakritze hier oben schärfer und reinigt die Speiseröhre. Lakritze muss sein! Für die Skandinavier. Ich esse es mal, ja, okay, aber nicht auf Dauer.

Und nun zu einem Bereich norwegischer Süßigkeitenkunst, die eindeutig …aber seht selbst…

@freia.no

@freia.no

Kvikklunsj

@freia.no

@freia.no

@freia.no

@freia.no

Na?? Was denkt Ihr?

Also mal ehrlich, wer denkt da nicht sofort an Mars, Kitekat, Smarties und Treets? Aber der Firma, die mir Walter’s Mandel gebracht hat, verzeihe ich das gerne. So ähnlich die Leckerheiten auch aussehen, sie schmecken immer ein ganz bisschen anders als das Original. Kvikk Lunsj schmeckt besser als sein Original, die Schokolade ist weniger süß . Bei Japp hingegen wünsche ich mir immer, ein echtes Mars zu haben. Gibt es ja auch hier in Norwegen, so ist es ja nicht. Aber Freia ist eine Art nationales Heiligtum und wirbt mit dem Slogan „Et lite stykke norge.“ – „Ein kleines Stück Norwegen“ und deshalb greife ich auch hin und wieder zum Japp. Et lite stykke Norge. Ist doch einfach schön. Aber nichts, rein gar nichts, kommt gegen meine momentanen Favoriten an, den Alptraum aller Waagen und Jeanshosen, die maisige Versuchung Smash. Gerade bemerke ich, dass nur noch fünf kleine Schokohörnchen in der Tüte sind!!! HILFE! Schnell zum Supermarkt und Nachschub kaufen!!!

Das war es schon wieder für heute, meine lieben in 7er-Gruppen-Schokolade-genießenden Leser! Wer gerne mal eine der norwegischen Köstlichkeiten probieren will, schreibt mir einfach und ich schicke was los. Oh, oder noch besser und ganz kulturpädagogisch wertvoll: Wir machen einen Wettbewerb!! Wer also ein kleines Osterpaket bekommen möchte, dichtet ein paar Zeilen, sagen wir maximal drei Strophen, zum Thema „Norwegische Süßigkeiten“ und postet es als Kommentar. Nächsten Freitag starte ich dann eine Abstimmung und der Sieger erhält ein Päckchen! Cool! Ha! So machen wir das!

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Dichten, habt eine tolle Woche, genießt Köstlichkeiten aller Art, auch wenn Fastenzeit ist und dieser Artikel zu einer wirklich unpassenden Zeit kommt. Nun ja, mir fiel kein anderes Thema ein. *lach* Nächste Woche bin ich für drei Tage in Stavanger und werde im nächsten Blog davon berichten! Lass es Euch bis dahin gut gehen!

Ha det,

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Ulrike