Ich lüfte ein Geheimnis… ODER Die Norwegische Staatsbürgerschaft!

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Norwegische Tracht, eine bunad. vingerlaget.no

Endlich! Mit dem Brief in der Hand hechte ich die Treppen in unserem Haus hinauf, stürme durch die Wohnungstür und rufe Martin zu: “Ich darf jetzt eine bunad tragen!” Eigentlich tragen ja nur Norwegerinnen die norwegische Tracht. Aber das darf ich jetzt auch! – Warum, wieso, weshalb, fragt Ihr Euch? Weil … ich seit  vorgestern die norwegische Staatsbürgerschaft besitze.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Es gibt Entscheidungen im Leben, die fallen schwer und von denen erzählt man auch erst, wenn alles geglückt ist. So wusste niemand hier in Oslo, weder Martin noch unsere Freunde, weder Familie noch Freunde in Deutschland – also niemand – dass ich plante, meine Staatsbürgerschaft zu wechseln. Das hat von meiner Seite ein großes Maß an Disziplin und Organisation verlangt, denn die zu erledigenden Prüfungen auf dem Weg zur Norwegerin sind umfassend und manchmal schlecht geheimzuhalten.

Wie froh bin ich, nun endlich davon erzählen zu können!

Fünf Aufgaben lagen vor mir:

Die erste schien einfach. Ich sollte bei einer öffentlichen Veranstaltung die norwegische Nationalhymne singen. Feiertage gab es im Februar/März – meiner Prüfungszeit – nicht. Aber, beschlossen meine Prüfer, wir haben die Biathlon-WM! Da werden sich bei den zahlreichen Medaillenverleihungen mit zahlreichen Goldmedaillen für das norwegische Team genügend Gelegenheiten bieten. Und wirklich: am 5. März holte sich die Norwegerin Tiril Eckhoff Gold im 7,5 Kilometer Sprint. An dem Tag hatte ich aber Geburtstag und dachte, ach komm, die Norweger gewinnen noch so oft, dann gehe ich eben ein anderes Mal hin.

*räusper*

Nachdem der Franzose Martin Fourcade dann zum dritten Mal Gold gewonnen hatte, wurde ich nervös. Um meinen guten Willen zu bekunden, ging ich zur Medal Plaza und jubelte schon mal probehalber und sang  – ganz leise – die französische Nationalhymne mit. Aber das zählte natürlich nicht! War ich froh, als dann endlich die norwegischen Frauen in der Staffel Gold holten!!!!! Lauthals schmetterte ich an diesem Abend Ja, vi elsker dette landet– mit Argusaugen bewacht von meinem Prüfer Rikard Nordraak.

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Die Videoaufnahmen meiner Präsentation schickte NRK an das norwegische Außen- und Kultusministerium, deren Mitarbeiter dann im Stortinget das Material sichteten und mich, sowie andere Prüflinge, bewerteten.

Als nächstes musste ich einen Mariusgenser stricken. Meine Freude darüber war groß, denn erstens kann ich stricken und zweitens gab es keine Spezifikationen zur Größe, also strickte ich einen Pullover für Gesa. Die Prüfungskommission kritisierte die Fadenführung an manchen Stellen, war aber von Gesa IM Pullover begeistert und wertete die Aufgabe als “bestanden”.

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Danach kam der lukullische Teil – Waffeln backen. Ich übte hier Zuhause und war dann vor einigen Wochen bereit für meine große Aufgabe: An einem Sonntagnachmittag sollte ich am Sognsvann Waffeln für Wanderer und Skiläufer backen. Hier schnitt ich einigermaßen gut ab, meine Prüferin Ingrid Espelid Hovig kritisierte allerdings an manchen Waffeln die Form. Den Streit zu Beginn, als ich mit meinem Dinkel-Möhren-Zuckerfrei-Teig beginnen wollte, lasse ich jetzt einmal weg. “So etwas tut eine echte Norwegerin nicht!”, bekam ich zu hören. Aber trotz allem: Test bestanden.

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Als nächstes kam ein soziologischer Test: Ich musste ich anhand von Kleidung, Aussprache, Alkoholkonsum und Automarke erkennen, in welchem Osloer Stadtteil der- oder diejenige wohnte. Das klappte sehr gut. Nur eine engelversessende Aristokratin und eine katzenverrückte Teenagerin platzierte ich nach Vålerenga und verlor Punkte.

Und nun zum letzten Test: Erinnert Ihr Euch an die vielen Freitage, an denen der Blog nicht erschien und ich Gesa die Schuld daran gab? Das war geschwindelt.Ganz übel geschwindelt.Hier kommt nun die Wahrheit:

Ich konnte den Blog nicht schreiben, weil ich Reitstunden hatte.

Auf einem Elch.

Das war nämlich die, mich etwas erschreckende, letzte Aufgabe. 37,5 Reitstunden auf einem Elch. Nun muss man dazu wissen, dass mir schon gezähmte Pferde Respekt einflößen – von wilden Elchen mal ganz zu schweigen! Aber – wat mutt, dat mutt, wie man bei uns in der Heimat sagt (ist Deutschland jetzt eigentlich noch meine Heimat??) – also rauf auf das Tier.

Das Hirschkalb, das der Osloer Forstverband mir ausgesucht hatte, war freundlich gestimmt. Ich taufte das Kalb Henrik Ibsen, das gab mir ein gutes Gefühl. Freitag für Freitag ritten also Henrik Ibsen und ich durch die Nordmarka, genau beobachtet von Bjørnstjerne Bjørnson, dem Revierförster. Besonders das Finden von Henrik Ibsen war schwierig, hielt sich so ein junger Elch doch selten an Verabredungen. Schön war es aber dann, auf dem weichen Rücken durch die Tannen zu reiten – an schlechten Tagen auch zu galoppieren.

Henrik Ibsen und ich bauten eine Art Vertrauensverhältnis auf. Leider war sein Ende tragisch: Ich hatte ihm viel über die Deutsche Gemeinde erzählt. Eines Tages beschloss er, mich dort zu besuchen und trabte in die Stadt. Dummer, kleiner Elch…Sein Leben nahm in der Eilert Sundts gate ein zu rasches Ende.

Mein Reitprüfung hatte ich dennoch bestanden. Danke, Henrik Ibsen!

Und dann hieß es warten.

Diese Tage waren hart für mich. Gut, dass ich so ein verschwiegener und generell introvertierter Mensch bin. Als dann aber der Brief vom königlichen Herold per Pferd in die Sorgenfrigata gebracht wurde und ich den versiegelten Umschlag öffne, war alles vergessen. Ein goldener Käsehobel fiel mir entgegen und ich wußte: Jetzt bin ich Norwegerin.Ein fantastischer Tag!

Und nun? Was passiert nun?

Ob ich jetzt meinen Namen ändern sollte?

In Therese Northug? Oder in Sonja Ringnes?

Gucken wir mal.

***

Das war es für heute, meine lieben Leser! Ich wünsche uns allen eine wunderbare erste Aprilwoche mit viel Sonne und Lachen. Hier in Oslo ist der Winter zurückgekehrt – Minus 2 Grad heute morgen, bibber! Martin reist am Montag nach Moskau und am selben Tag kommt meine Mutter nach Oslo, um mich in der fast-Premierenwoche zu unterstützen! Ist das nicht toll?! Und nächste Woche wartet dann ein ganz besonderer Blog auf Euch: Ich gehe golfen. Warum, wieso und mit wem – davon lest Ihr dann nächsten Freitag!

Ha det,

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Kari Ibsen

God påske! ODER Ostern in Oslo…

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“Boah, ist das ruhig!”, ist mein erster Gedanke, als ich am Donnerstagvormittag das Fenster öffne. Statt Großstadtlärm – Stille. Die Sorgenfrigata liegt verlassen unter mir, zahlreiche Parkplätze sind frei. Willkommen in der Osloer Osterruhe – die schon am Gründonnerstag beginnt!

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Norwegen hat eine der längsten Osterferien weltweit – bereits Mittwoch ab 12 Uhr verabschieden sich viele in die Osterzeit. Bei einem Land, das vor einigen Jahren die Staatskirche abgeschafft hat und in dem Kirchengemeinden höhere Mitgliederzahlen angeben, als sie tatsächlich haben – in einem solchen Land also scheint die Osterzeit erstaunlich wichtig zu sein. Wird in vielen anderen Ländern noch am Gründonnerstag gearbeitet, schwingen sich die Norweger an diesem Tag ins Auto und fahren nach Schweden. Auf zur Harrytur – denn die armen Schweden müssen ja noch arbeiten und alle Geschäfte sind offen – bruhahahahahaha, lacht da das norwegische Herz.

Eingekauft wird dann in rauen Mengen, nicht nur für das Osterfest sondern für die obligatorische Tour auf die Hütte. Der Grund nämlich, warum die Sorgenfrigata leer ist und die Stadt so ruhig, liegt darin, dass die Einwohner Stadtflucht betreiben – raus aus Oslo und ab auf die Hütte. Gerne mit Skiern, denn in den Bergen liegt noch ausreichend Schnee für die eine oder andere kleine – vielleicht 30 Kilometer kurze – Skitour. „Wir wollen es ja laaangsam angehen lassen!“ Am Mittwoch schnallen also meine Nachbarn ihre Skiboxen aufs Auto, verstauen Hund, Kind, Frau und Brunost und ab geht es in die Einsamkeit – zusammen mit anderen 200.000 Stadt-Deserteuren.

Die, die nicht auf die Hütte flüchten, zieht es in den Süden. Schon am Samstagmorgen ist am Flughafen Gardermoen Hochbetrieb – mir würde dabei schon die Lust auf Urlaub vergehen.

Wir bleiben hier! Schon zum vierten Mal verbringen wir Ostern in der Stadt und genießen die Ruhe. (Wahnsinn, vier Jahre leben wir in ein paar Tagen schon in Oslo, viel ist passiert in diesen Jahren!) Statt also unsere Füße zu bräunen oder Knochen zu brechen erkunden wir neue Ecken der Stadt, freuen uns auf den Osterbrunch in der Deutschen Gemeinde und feiern den Ostermontag mit Freunden Claudia und Magnus. Ich weiß nicht, wie es Euch geht – für mich klingt das perfekt!

Ich habe zum ersten Mal seit gefühlten hundert Jahren einen Osterstrauß, inspiriert von Freundin Catharina, die uns letzte Woche zum Osteressen eingeladen hat und alles so schön osterlich dekoriert hatte, dass ich dachte: “Das will ich auch!” Norwegische Osterdekoration unterscheidet sich nicht von deutscher Deko (im Gegensatz zur Adventszeit, wo hier alle lila ist!). Tulpen und Weidenkätzchen, bunte Plastik-, Holz oder selbstgemalte Eier schmücken die Häuser.

Ein paar Dinge sind besonders in Norwegen: Påskekrim, der norwegische Osterkrimi, eine Tradition, die ich verwirrend finde. Anfang März war hier in Oslo das Krimifestival und kurz danach erschienen, passend zur Osterzeit, neue Krimis in den Buchhandlungen. Anscheinend nehmen die Norweger mit Vorliebe einen guten Krimi mit auf die Hütte. Klar, so in der Einsamkeit der Berge wirkt ein spannender Krimi gleich doppelt. Nachts liegt man zitternd unter der Hüttendecke und lauscht ängstlicht jedem Knacken der Natur.

Zu jeder ordentlichen Osterwanderung gehören, selbstverständlich, kvikk lunsj und – Orangen. Zu keiner Zeit des Jahres werden mehr Orangen gekauft und gegessen als zur Osterzeit, ob nun die mit Vitamin C gefüllten oder die mit Schokolade.

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Ostern sind alle draußen, egal ob nun für einen Ausflug nach Bygdøy oder beim Hochgebirgsklettern. Bis Mittwoch hat dieses Jahr auch das Wetter mitgespielt und ich sah uns schon Ostersonntag auf der Picknickdecke. Aber, Pustekuchen – plötzlich fällt das Thermometer, der Frosch kauert am Boden und ich hole den Schal wieder aus dem Schrank – Minusgrade!

Aber, das schreckt uns nicht ab! Wir freuen uns auf das Ende der Fastenzeit (Hallo, Facebook!!!!), die Ankunft des Frühlings, auf schöne Stunden mit Freunden und Bekannten, leckeres Essen und auf Gesas erste Ostereiersuche!!! Das wird ein Spaß!!

***

So, das war es für heute, meine lieben Leser! Ich werde mich Ostern an Jamie Olivers Kolibrikuchen versuchen – ein wunderschöner Frühlingskuchen, der unseren Ostertisch verzieren und köstlich schmecken soll! Drückt mir die Daumen!!!

Euch allen wünsche ich ein schönes Osterfest, genießt die freien Tage, vergesst nicht, was wir feiern und falls Ihr einen guten Krimi findet – schreibt mir davon!

Frohe Ostern oder wie man hier sagt: God påske!

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Ulrike

 

Ein Abend bei der Biathlon-WM oder Wie geht nochmal die Marseillaise?

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Foto: Christian Erhard

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Noch bis morgen hat die Biathlon-WM Oslo in der Hand. Statt norwegischen Jubels schallt aber die französische Nationalhymne durch die Stadt, denn der französische Biathlet Martin Fourcade ist der bisher ungeschlagene Held dieser WM. Am Sonntag, dem Tag seines dritten WM-Goldes, verabredete er sich schon einmal lachend für die nächsten drei Wettbewerbe mit König Harald. Da dürfte dem norwegischen Team, trotz lachender Gesichter, der Atem gestockt haben.

Gestern holte sich der bärtige Franzose dann die vierte Goldmedaille.

Aber das sind alles Sportnachrichten, die Ihr auf jeder Nachrichtenseite nachlesen könnt.

Ich wollte auch irgendeinen Teil dieser WM erleben. Zum Wettbewerb selber wollte ich mit einer wirbeligen 1,5jährigen nicht gehen. Gesa wäre mir noch auf die Loipe gehüpft! Was dann?

Beim Stöbern auf der WM-Website dann die Lösung: Jeden Abend findet nach dem Wettbewerb die Medaillenverleihung statt. Aber nicht oben am Holmenkollen – nein, mitten in der Stadt!

Na, da wollte ich hin!

Freund Christian praktischerweise auch.

Wir verabredeten uns für Mittwochabend. Der Wettbewerb des Tages waren Einzelrennen der Frauen und wir hofften auf einen deutschen Sieg. Wäre doch toll, eine Landsfrau anzujubeln!

“LOS, LAURA!!!!” feuerte ich also die deutsche Biathletin Laura Dahlmeier mittags am Fernseher an, “Go for GOOOOOLD!!!”

Aber wer – natürlich – musste sich mit fantastischen Zeiten vor unsere deutsche Goldhoffnung drängeln?

Bien sûr – die Franzosen! Wollten die jetzt wirklich ALLE Medaillen gewinnen? Gold und Silber also an Frankreich, aber, immerhin, Bronze für Deutschland! Und da ich die Dinge immer positive sehe, dachte ich in diesem Fall: Prima, dann kann ich endlich mal wieder die französische Nationalhymne singen.

(Die finde ich nämlich, trotz ihres blutrünstigen Textes, fabelhaft. Eines meiner Highlights unserer Jahre in Frankreich war es, im vollbesetzten Stade de France die Marseillaise zu singen.)

Kurz nach 19 Uhr kamen Christian und ich am Universitätsplatz an, wo Kurt Nilsen gerade sein Minikonzert begonnen hatte. Franzosen und Deutsche wippten im Takt, die Franzosen in glückseliger “Wir gewinnen AAAALLLES!”-Stimmung. Im NRK-Studio neben der Bühne bereitete sich Anne Rimmen auf die Live-Show vor.

 

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Foto: Christian Erhard

 

Cool!

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Wir knipsten alles und nichts, genossen die Stimmung und besonders den Blick durch die Bühne zum erleuchteten Schloss. Der Anblick hatte mich schon bei der Eröffnungsshow begeistert– live war es aber noch besser! Tja und dann war das Musikprogramm beendet und der Höhepunkt des Abends kam – die Medaillenverleihung! Unter Jubel der Fans war das französische Team in den Innenraum der Bühne eingeladen wurden und wir erhaschten Blicke auf das deutsche Team mit ihren grünen Teamjacken.

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Großartiges Foto: Christian Erhard :)))))

Kurze Zeit später erschienen die Sportlerinnen auf dem Bühnensteg. Vorne weg junge Norwegerinnen in bunad, die die Medaillen trugen, dann kam Laura (“LAAAAURA!!!!”) Dahlmeier, gefolgt von Anaïs Bescond und Marie Dorin Habert. Ich bin ja so fürchterlich sentimental – keine Tierdoku läuft bei mir ohne Tränen ab – und hatte schon Wasser in den Augen, bevor Laura Dahlmeier das Siegertreppchen betrat. Was hat sie sich aber auch gefreut!

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Foto: Christian Erhard

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Foto: Christian Erhard

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Foto: Christian Erhard

Toll war es auch, live zu erleben, was ich sonst nur im Fernsehen sah – altbekannte Bilder aus ganz neuer Perspektive. Die Riesenleinwand vor unserer Nase übertrug die Liveshow und wir konnten uns und unsere einzelne deutsche Flagge gut sehen….naja….

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So, nun hatten auch die beiden Französinnen ihre Medaillen. Zu den Klängen der Marseillaise wanderten die Nationalflaggen an den Mästen empor.

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Die französischen Fans gaben stimmlich alles, unterstützt von einer Deutschen, die sich versuchte, an den Text zu erinnern. Falls Ihr jemals in diese Situation kommen sollte (…ich wette, Martin Fourcade holt noch zwei Medaillen…) – hier ist er:

 

Allons enfants de la Patrie,

Le jour de gloire est arrivé!

Contre nous de la tyrannie,

L’étendard sanglant est levé. (2×)

Entendez-vous dans les campagnes

Mugir ces féroces soldats?

Ils viennent jusque dans vos bras

Égorger vos fils, vos compagnes.

Auf, Kinder des Vaterlands,

Der Tag des Ruhmes ist gekommen!

Gegen uns Tyrannei,

Das blutige Banner ist erhoben. (2×)

Hört ihr auf den Feldern

Diese wilden Soldaten brüllen?

Sie kommen bis in eure Arme,

Um euren Söhnen, euren Gefährten die Kehlen durchzuschneiden.

Refrain:

Aux armes, citoyens,

Formez vos bataillons,

Marchons, marchons!

Qu’un sang impur

Abreuve nos sillons!

(2×)

Refrain:

Zu den Waffen, Bürger,

Formt eure Truppen,

Marschieren wir, marschieren wir!

Unreines Blut

Tränke unsere Furchen!

(2×)

 

Sollten die Norweger gewinnen, singen wir alle:

Ja vi elsker dette landet

Melodie: Richard Nordraak
Text: Bjørnstjerne Bjørnson

Ja, vi elsker dette landet
som det stiger frem,
furet, værbitt over vannet
med de tusen hjem, –
elsker, elsker det og tenker
på vår far og mor
og den saganatt som senker
drømme på vår jord.

Norske mann i hus og hytte,
takk din store Gud!
Landet ville han beskytte,
skjønt det mørkt så ud.
Alt hva fedrene har kjempet,
mødrene har grett,
har den Herre stille lempet,
så vi vant vår rett.

Ja, vi elsker dette landet
som det stiger frem,
furet, værbitt over vannet
med de tusen hjem.
Og som fedres kamp har hevet
det av nød til seir,
også vi, når det blir krevet,
for dets fred slår leir.

  • Ja wir lieben dieses Land

Ja, wir lieben dieses Land,
wie es zerfurcht und vom Wetter gegerbt
aus dem Wasser emporsteigt,
mit den tausend Heimen.
Lieben es und denken
an unseren Vater und Mutter
und an die Nacht der Sage,
die Träume auf unsere Erde niedersenkt.

Norweger in Haus und Hütte,
danke deinem großen Gott,
das Land wollte er beschützen,
auch wenn es dunkel aussah,
alles wofür die Väter gekämpft haben,
die Mütter geweint,
hat der Herr still gemäßigt,
so das wir unsere Recht bekamen.

Ja, wir lieben dieses Land,
wie es zerfurcht und vom Wetter gegerbt
aus dem Wasser emporsteigt,
mit den tausend Heimen.
Und wie der Kampf unserer Väter
es aus der Not zum Sieg gehoben hat,
so werden auch wir, wenn es nötig ist,
das Lager für den Frieden aufschlagen.

Ich wünsche den Norwegern eine weitere Goldmedaille. Heute haben die norwegischen Frauen Gold in der Staffel geholt – die Freude war groß. Richtige Befriedigung gäbe aber, vermute ich, erst ein Sieg gegen den WM-König Martin Fourcade. Auch wenn der sich schon mit König Harald in der Königsloge verabredet hat.

***

So, das war es für heute, meine lieben Leser. Wir sind begeistert vom Universitätsplatz nach Hause gewandert, vorbei an jubelnden Franzosen und gutgelaunten Deutschen. Ab Montag kehrt in Oslo wieder Ruhe ein, aber bis dahin genießt die Stadt es noch, Gastgeber zu sein. Meine Grüße der Woche gehen diesmal nach Hildesheim: Lislbee Lisa :), noch ganz viel Spaß beim Biathlon gucken! Uns allen wünsche ich eine tolle Woche, schaltet mal die WM an und drückt die Daumen für das deutsche Team.

Ha det,

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(Laura Dahlmeier in grün und ich…ein Meilenstein in der Geschichte der Selfie-Fotografie…)

Ulrike

 

 

In meiner Küche herrscht Weltgebetstag ODER Hola aus Oslo!

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(zeitreisen.zeit.de)

“Was ist denn jetzt los?” fragt Ihr Euch vielleicht. “Schreibt sie plötzlich einen religiösen Kochblog…auf Spanisch?” Die Wellen schlagen hoch, das Kommentarfeld füllt sich, bis endlich die erlösende (ganz unreligiös gemeinte) Nachricht kommt: Alles bleibt wie es war.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Das Gemeindeleben der deutschen Gemeinde in Oslo ist vielfältig und seit der Ankunft des neuen Pastors auch um einige Veranstaltungen reicher. Dass ich sehr aktiv in der Gemeinde bin, ist Euch bekannt – auch wenn ich immer noch keinen Blog darüber geschrieben habe.

(Steht ganz oben auf meiner Agenda. Eine evangelische Gemeinde im Ausland kann nämlich nicht nur ein zweites Zuhause sein – sie ist auch etwas ganz anderes als eine heimatliche Kirchengemeinde.)

Eine der neuen (oder für mich neuen) Veranstaltungen ist der Weltgebetstag. Der Name spricht für sich. Jedes Jahr richtet ein anderes Land diesen Tag thematisch aus und die ausführenden Gemeinden in aller Welt feiern den Tag soz. im Namen dieses Landes. Es wird gesungen, gebetet, erzählt und…GEKOCHT!

Dieses Jahr ist das ausführende Land Kuba. Was bedeutet, dass wir morgen einen Kinderbibeltag und im Anschluss einen Gottesdienst zum Weltgebetstag haben werden, in dem es auch um Kuba geht. Nach dem Gottesdienst kommt der kulinarische Teil des Weltgebetstags: Kubanische Küche.

Lange Rede, kurzer Sinn: Statt also heute amüsant über Norwegen zu berichten, stehe ich in der Küche und koche picadillo corriente – kubanischen Hackfleischtopf und backe Orangenmuffins. Ganz norwegisch läuft im Wohnzimmer die Zusammenfassung der Biathlon-WM von heute.

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(unscharf…aber lecker!)

Ha! Da kommt also doch noch etwas Norwegisches in den heutigen Blog!

Seit Donnerstag läuft in Oslo nämlich die Oslo2016 – die Biathlon-WM, an der 34 Nationen beteiligt sind. Passend dazu schneit es seit drei Tagen, und das perfekte Wetter führte auch gleich zu einer Silbermedaille des deutschen Teams im ersten Wettbewerb. Die Stadt ist im WM-Fieber: Tagsüber oben am Holmenkollen und abends in der Innenstadt, wo am Universitätsplatz ab 20 Uhr die Medaillenverleihungen sind.

Aber dazu nächste Woche mehr.

Weltgebetstag und Biathlon – diese Mischung bekommt Ihr nur bei mir zu lesen 🙂

Lasst es Euch gut gehen, liebe Leser und verzeiht den (fast) nicht vorhandenen Blog dieser Woche. Vielleicht findet bei Euch auch irgendwo der Weltgebetstag statt – geht doch mal hin! Uns allen wünsche ich eine schöne Woche, wo immer Ihr seid!

Ha det bra,

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Moooojito!!!!

Ulrike

 

 

 

Überraschung beim Einkaufen ODER Wieso hat die meine Jacke an??

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@antenne.de

Oho, eine neue Käsesorte im Sortiment meines Supermarkts. *Freude!* Dann stutze ich: Wieso fällt mir das eigentlich auf? Willkommen in Norwegen – dem Land der (manchmal) begrenzten Möglichkeiten.

Hallo, liebe Leser, schön, dass wir uns hier heute wieder treffen. Natürlich bieten sich in Norwegen unendlich viele Möglichkeiten – nur was das Einkaufssortiment angeht, leben wir hier etwas hinter dem Mond. Geringe Auswahl hat natürlich seine Vorteile, z.B. geht das Einkaufen schneller: Anstatt unentschlossen vor 37 Nudelsorten zu stehen, packe ich die Sorte in den Korb, die ich immer kaufe. Gleiches gilt für andere Warengruppen.

Bei Bekleidung hat das eingeschränkte Warenangebot beispielsweise zur Folge, dass (gefühlt) jedes zweite Kind mit der gleichen Wintermütze wie Gesa herumläuft oder jede (gefühlte) dritte Frau mit meiner Winterjacke durch den Winter kommt. Anfangs dachte ich noch: “Was für Nachmacher – einer kauft es und alle kaufen hinterher!!” aber nein, es gab einfach nicht so viele Modelle zur Auswahl.

Norwegen beschützt seinen Markt und seine eigenen Marken durch teilweise horrende Einfuhrzölle sehr gut vor zuviel Produkten aus dem Ausland. Und die norwegischen oder skandinavischen Produkte sind hier, wenn nicht günstiger, so doch wenigstens genauso teuer wie beispielsweise in Deutschland. Dafür schaffen es aber manche Marken oder Produktsorten gar nicht erst auf den norwegischen Markt. Unvergessen die absurde Erhöhung des Einfuhrzolls auf Käse: Erbost darüber, seinen Kunden keinen französischen Köse anbieten zu können, verwies ein Osloer Käsehändler den für Zölle zuständigen Minister kurzerhand aus seinem Laden.

Richtig bewusst wird mir das kleinere Angebot immer erst wieder in Deutschland oder auf einer harry tur nach Schweden. Da stehe ich dann mit großen Augen vor Kühlregalen voller Joghurt, Joghurt und nochmals Joghurt; packe (gefühlte) 100 Schokoladentafeln ein – in 100 VERSCHIEDENEN Geschmacksrichtungen; kann mich beim Duschgel ebensowenig entscheiden wie beim Tee und lande schließlich in der Käseabteilung und bin erledigt. – Naja, so ungefähr, aber alle Osloaner mit Einwanderungshintergrund werden mich verstehen.

Aber nun wollen wir mal nicht übertreiben: Alles, was man zum Leben braucht, gibt es hier in Oslo. Und viel mehr. Es ist eben nur etwas übersichtlicher im Angebot. Aber dafür fällt mir eben SOFORT auf, wenn es im Supermarkt eine neue Käsesorte gibt.

Und die wandert dann auch umgehend in meinen Korb!

***

So, meine lieben Leser, das war es für heute. Wir haben nach vielen Besuchen und Beratungen unsere Kindergartenwunschliste an die Stadt Oslo geschickt. Nun hoffen wir, dass Gesa einen Platz in einem der vier Kindergärten bekommt. Danke an dieser Stelle an alle Lieben, die uns bei der Suche geholfen haben – in Nah und Fern!

Ich wünsche uns allen eine schöne Woche mit viel Spaß und netten Begegnungen, Sonne und guter Laune. Öffnet in Eurem Supermarkt mal wieder die Augen – toll, was es alles zu kaufen gibt!

Ha det bra,

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Ulrike

 

Ich habe einen an der Waffel…ODER Willkommen in meiner Küche!

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…und wieder sind wir ein bisschen norwegischer geworden.

Wir haben ein Waffeleisen gekauft!!

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Von wegen Fjorde, Elche, Langlauf und Mette-Marit – eigentlich sollten die Norweger ein Waffeleisen auf der Staatsflagge haben. Waffeln gibt es überall. Sonntags vor dem Frognerfreibad, auf Bygdøy an der Paradiesbucht, selbst mitten auf dem zugefrorenen Fjord haben wir schon Waffeln gekauft.

Woher die Begeisterung für die sechsblätterigen Teigprodukte stammt, weiß ich nicht – aber sie ist ansteckend. Waffeln sind so vielfältig – süße Waffeln schmecken toll mit syltetøy (Marmelade) und rømme, herzhafte Waffeln sind köstlich mit skinke (Schinken) und für die gesundheitsbewussten Waffelgenießer gibt es tolle Rezepte mit Dinkelmehl und Karotten.

“Ihr habt kein Waffeleisen??!!” wurden wir entsetzt gefragt. Tja, hm, also, nee, bisher ging es auch ohne. “Ja, aber warum denn bloß???” Tja, also…das wusste ich jetzt auch nicht. Einmal bin ich gefragt worden, warum um alles in der Welt, ich keine Knoblauchpresse besitze und da konnte ich richtig gut kontern, dass das mit einem großen Messer viel einfacher ginge – aber hier, beim Waffeleisen….also, ich war sprachlos.

Dabei gibt es richtig coole Waffeleisen. Jawohl! In ROSA! Und in Traktorform!! Ja, Moods of Norway, bekanntes norwegisches Modehaus, bietet rosa Traktorwaffeleisen. Für schlappe 1195,- NOK könnten wir Teigtraktoren backen.

Sehr verlockend!

Aber, nein danke.

Die Produktauswahl in Norwegen ist manchmal begrenzt, was mich oft stört, aber in diesem Fall griff ich eben zum einzigen angebotenen Waffeleisen (DOPPELwaffeleisen!) und schon eine Stunde später lagen die ersten selbstgebackenen Waffeln goldbraun und duftend auf dem Teller.

Ha, wieder ein Haken auf unserer Liste “How to be Norwegian?” – Obwohl, wann war das eigentlich unser Ziel gewesen? HILFE, integrieren wir etwa ohne es zu merken? Schnell her mit der Bundesliga, einer Nutellastulle und der ZEIT.

Während wir also wieder ein bisschen zurückdeutschen, hier für Euch ein Rezept für köstliche Waffeln:

Vollkornwaffeln mit Möhren und Haselnüssen/Mandeln

(für 8 Waffeln)

50g Butter

1 deziliter Vollkornweizenmehl (in Norwegen misst man in Deziliter und es gibt praktische Messlöffel zu kaufen. Ein dl Vollkornmehl sind ca. 50g)

1 dl grob gemahlener Weizen

1 dl Haferflocken

2 Eier

4 dl Milch

½ Tl Backpulver

1 dl geraspelte Möhren

½ dl feingehackte Haselnüsse (ich habe Mandeln genommen, ist auch lecker!)

Die trockenen Zutaten vermischen. Butter schmelzen und mit Milch und Eiern verrühren. Milchmix zu den trockenen Zutaten gießen und zu einem klumpenfreien Teig verrühren. Am Schluss Möhren und Nüsse dazugeben.

Teig für 15 Minuten ruhen lassen.

Im Waffeleisen lecker goldbraun backen (ca. 3 Minuten).

Servieren mit Früchten, Rømme oder Eis.

Und gut zu wissen: Diese Waffeln besitzen mehr Protein und Ballaststoffe als eine Scheibe Vollkornbrot. Damit sind sie eine tolle Alternative für die Frühstücksbox!

Na, dann, an die Eisen, fertig, los!!!!!!

***

So, meine lieben Leser, das war es für heute. Vielleicht habt Ihr ja auch Appetit auf Waffeln bekommen, ich bin schon fast auf dem Weg in die Küche!

Ich wünsche uns allen eine tolle Woche, hier bei uns in Frogner kann man heute fast nur mit Eisstollen an den Schuhen vor die Tür – der Winter kann sich dieses Jahr nicht so recht entscheiden, ob er gehen oder bleiben soll. Eine Tour im Park war heute eine reine Rutschpartie. Passt also auf Euch und Eure Knochen auf, vergesst nicht zu lachen und habt viel Spaß beim Waffel backen!! – Wer sich wundert, dass ich zur Zeit auf Facebook nicht reagiere: Mein alljährliches SiebenWochenOhne-Projekt läuft noch bis Ostern. Es war die Entscheidung zwischen Facebook und Schokolade….

Ha det bra,

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Ulrike

Ein Morgen im Postamt… ODER Was ist ein fossekall?

Ich kann mich nicht genau erinnern, wie es in Deutschland ist – in Norwegen ist ein Postamt auf jeden Fall eine Mischung aus Schreibwarenladen, Buchgeschäft und Dienstleistungsunternehmen. Was praktisch ist. Geht man blöderweise, so wie ich, an einem Montagmorgen zur Post, kann man die lange Wartezeit mit Lesen verbringen. Und kauft am Ende ein Buch, das endlich alle Geheimnisse lüftet…

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Da stehe ich also letzten Montag in einem Pulk briefsendungswilliger Menschen und langweile mich ein bisschen. Bedient wird gerade die Nummer 37. Puuh, ich habe 48. (In Norwegen muss man ja fast überall Nummern ziehen. Eine feine Sache, erspart es doch unsoziales und blaue Flecke verursachendes Rempeln.)

Ich blicke mich im Postamt um, bewundere erneut die Kämmfrisur des einen Angestellten, dem es mit ein paar strategisch gutgelegten Strähnen gelingt, seine kleine Glatze zu kaschieren. – Ein Stand mit Büchern sieht interessant aus. Hin da! Hm. Ein Strickbuch für Wischlappen. Eines für Socken. Ein Aufklappbuch über Dinosaurier. Ein Kinderbuch über Norwegen…

Oho.

“Norwegen – lustige und nützliche Fakten über unser Land!” prangt mir entgegen.

Meine Neugierde ist geweckt.

Anne B. Bull-Gundersen (was für ein Name) und Carina Ståhlberg zeigen, so der Klappentext, in einfachen Sätzen und Bildern ihr Norwegen. Einfache Sätze und Bilder – mein Buch, ganz klar. Mal sehen, was ich alles schon weiß über Norwegen.

Gleich auf der ersten Seite eine Wissenslücke. Ein dreifarbiger Vogel mit norwegischer Flagge im Mund ist abgebildet. „Norges nasjonalfugl“ steht unter der Zeichnung. Mehr nicht. Tja, was ist denn der norwegische Nationalvogel???? Ich blättere nach einer Lösung, aber das Buch lässt mich im Stich. Ich google “norsk nationalfugl”.

Aha! Der 1963 durch Abstimmung bei NRK gewählte norwegische Nationalvogel ist der fossekall.

Der was?

Jetzt google ich also “norwegischer Nationalvogel” und endlich weiß ich: Es ist die Wasseramsel.

Warum, wieso, weshalb werde ich später klären. Ich bin gerade mal auf Seite 1 des Buches und habe bereits Probleme, na prima! Weiter geht es durch die Seiten. Norwegische Geografie wird erklärt (wow, die insgesamte Küstenlänge samt Fjorden und Buchten beträgt….na, was denkt Ihr?….25.000 Kilometer!), Fischfang, Ölproduktion. Ich erfahre, dass in Norwegen über vier Millionen Hühner leben und der älteste Baum eine Tanne im Buskerud ist. Sie ist 485 Jahre alt. Wow, oder?

Weiter geht es mit Wasserkraft und einer unauffälligen Werbung für kvikk lunsj, die jeder Norweger ut på tur dabei hat. Norwegen hat fünf Millionen Einwohner (und vier Millionen Hühner…) und der Lieblingsmädchenname in 2008 war Linnea. Schöner Name!

Es gibt viel zu lesen in dem kleinen Buch, viele lustige Zeichnungen und unterhaltsame Fakten der Kategorie “Dinge, die man nicht wissen muss, die ich mir aber bestimmt merken werde!“ Vieles weiß ich schon, vieles noch nicht – wusstet Ihr beispielsweise, dass die Sprayflasche und der Tripp-trapp-Stuhl norwegische Erfindungen sind?

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Jaha!

Mein Auge fällt auf einen Text über Karamellkäse und ich fühle mich verstanden: “Siden brunost ikke ligner på andre oster, er det mange utlendinger som ikke forstår hva det er.” Genau, Ausländer gucken Brunost an und denken: “Häh?” In diesem Moment entscheide ich mich, das Buch zu kaufen. Befriedigt mit meinem Fund drehe ich mich zum Schalter. Bald müsste ich mit Nummer 48 an der Reihe sein. Bedient wird gerade….

Nummer 52!!!

Naja, ziehe ich eben einen neuen Zettel und lese weiter im Buch. Da stand, das Norwegen Kamele exportiert??!!

***

So, das war es für heute, meine lieben Leser. Nein, ich bekomme keine Werbegelder norwegischer Buchverlage, aber manchmal empfehle ich Euch gerne Bücher, die ich hier in Oslo finde. Und nicht nur Bücher: Wer gerne auf unterhaltsame Art mehr über norwegische Geografie lernen möchte, für den ist vielleicht das Spiel “Norge rundt” eine gute Idee. So eine Art Deutschlandreise – nur in Norwegen.

Ich wünsche uns allen eine schöne Woche, entdeckt ein neues Buch, genießt ein altes und habt viel Spaß. Allen, denen es nicht gut geht, schicke ich ein Lachen hier aus Norwegen, haltet die Ohren steif! – Welche Bücher über oder aus Norwegen könnt Ihr empfehlen? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

Ha det bra,

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Ulrike

Eine Fahrt mit der Linie 31 ODER Leben am Abgrund…

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Mein Gegenüber und ich starren uns erschrocken an. Versuchen panisch, die nächste Stange zu erwischen. Einen Moment später werden meine 63 Kilo nach vorne geschleudert und ich lande im breiten Kreuz eines jungen Norwegers. Gesa lacht. Ich hingegen sehe vor meinem geistigen Auge mein Leben an mir vorbeiziehen. Soll es etwa hier enden? Im öffentlichen Nahverkehr der Stadt Oslo?

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Leben am Abgrund heißt in Oslo Bus zu fahren. Ich habe keine Ahnung wo Ruter, verantwortlich für den öffentlichen Nahverkehr der Stadt, die Busfahrer her bekommt – vielleicht aus einem Heim für pensionierte Stuntleute. Da sitzen die dare devils von früher, schwelgen in abgasgeschwängerten Erinnerungen und wünschen sich nur eins: Sie wollen zurück ans Steuer. Prima, dass in Oslo anscheinend jeder Busfahrer werden kann! Nichts wie hin da. Und dann sitzen sie eines Tages hinter dem Steuer der Linie 31 Richtung Fornebu und geben auf der E6 Gas. Vergessen, dass sie nicht in einem Sportwagen sitzen, sondern in einem roten Ziehharmonikabus mit geschätzten 50 Passagieren, 2 Kinderwagen und einem – jetzt – kotzenden Hund.

Egal!!! Gib Gas, ich will Spaß!!! Ab in die Kurve! Scharf bremsen an der Haltestelle! Mit Vollgas in die verkehrsberuhigte Zone!: „I feel so alive!“

Nachdem ich mich nach dem Aussteigen (lies: der Flucht) überzeugt hatte, noch am Leben zu sein, habe ich Ruter eine gepfefferte Klage auf ihre Facebookseite geschmissen. Noch auf dem Bürgersteig, vor Wut zitternd. Reaktion: Null. Naja, aber immerhin hatte ich etwas Dampf abgelassen.

Kamikaze-Busfahrer sind aber nur eine Sorte Osloer Busfahrer. Andere fahren einfach los, obwohl Fahrgäste noch an die Tür pochen. Geben auf die Frage einer Passagierin nach einer bestimmten Haltestelle die freundliche Antwort, sie solle doch in den Fahrplan gucken. Schicken eine Mutter samt Kinderwagen zurück auf den Bürgersteig, weil der Bus angeblich zu voll ist. Das findet wir drei anderen Passagier (ein älterer Herr und zwei Mütter mit Kinderwagen) überraschend. Servicewüste Oslo. Manchmal bleibt mir da die Sprache weg.

Busfahrer haben es bestimmt auch nicht leicht – nörgelnde Passagiere, schlechte Straßenverhältnisse, Zeitdruck und vielleicht auch schlechte Bezahlung machen den Beruf nicht gerade zum Zuckerschlecken. Da kann man schon mal die Laune verlieren. Klar, solche Ignoranten gibt es überall, aber die norwegische Hauptstadt scheint besonders betroffen zu sein. Im Jahr 2013 erhielt Ruter 32.000 Nachrichten seiner Fahrgäste. Der Großteil waren Beschwerden. Das finde ich bei einer Stadt mit 600.000 Einwohnern schon viel.

Aber dann fahre ich eines Morgens bei zweistelligen Minusgraden mit Gesa Richtung Kindergarten. Am Ullevaal Krankenhaus steigt noch eine Mutter mit Kinderwagen ein, der Bus füllt sich langsam, alle sind froh, aus der Kälte ins Warme zu kommen. An einer der nächsten Haltestellen steht eine Mutter mit Kinderwagen. “Die Arme”, denke ich und blicke in den vollen Bus, “die nimmt er nicht mehr mit.” Die Mutter hatte sich schon mit der Situation abgefunden und war einige Schritte zurückgetreten.

Auftritt mein Held. Der grauhaarige Busfahrer steht auf, geht auf den Bürgersteig. Wir alle fragen uns, was passiert. “Komm!” sagt er zu der erstaunten Mutter. “Du kannst doch mit deinem Kind bei der Kälte nicht draußen stehen bleiben.” Mit diesen Worten steigt er hinten in den Bus  und beginnt ein Rangiermanöver. Passagiere, Kinderwagen, Koffer und Skier werden so lange umplatziert, bis genügend Raum für die Mutter und ihren Kinderwagen ist. Nach einigen Minuten ist es geschafft und Mutter und Kind im Warmen. Als wäre nichts gewesen, klettert der Held zurück auf seinen Fahrersitz, schließt die Türen und fährt los. Wir gucken uns alle sprachlos an. Und würden am liebsten gemeinsam singen:

En bussjåfør en bussjåfør
det er en mann med godt humør
Og har han ikke godt humør
da er han ingen bussjåfør
En bussjåfør en bussjåfør
det er en mann med godt humør

Sofort nach dem Aussteigen schicke ich ein gezuckertes Lob auf die Facebookseite von Ruter. Reaktion: Null. Aber immerhin konnte ich so meine Begeisterung loswerden.

***

So, meine lieben Leser, das war es für heute. Ich fahre in Oslo am liebsten t-bane (Tunnelbane), also die U- bzw. S-Bahn. Da ist immer genug Platz und es geht schön schnell. Beim Blick nach draußen vermute ich, dass der öffentliche Nahverkehr ab morgen Probleme haben wird. Es schneit seit Stunden! Schnee da, Schnee weg, Schnee da, Schnee weg – so geht es hier in der Stadt seit ein paar Tagen. Der heutige Schneefall ist natürlich perfekt für dieses Wochenende, wo sich am Holmenkollen Skiläufer, -springer und –fans aus aller Welt zum alljährlichen Skifest treffen! Wir werden das Ganze vom Sofa aus beobachten, einmal waren wir live dabei, das reicht mir.

Euch allen wünsche ich viel Spaß, ob nun beim Skispringen, Karneval feiern, Reisen oder was auch immer! Genießt die Tage, sagt dem netten Busfahrer oder der netten Busfahrerin mal, dass er/sie nett war und tretet den Kamikazefahrer vors Schienenbein. Dann kann er nicht mehr Bus fahren – Problem gelöst 🙂

Hilsen,

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(Familienbild in der t-bane)

 

Ulrike

Die Suche beginnt…ODER Ein Kindergarten für Gesa Teil 1

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Ich stehe staunend vor dem riesigen Fenster und gucke in den Park. Es wirkt, als säße ich draußen. Toll, hier will ich einziehen. “Nein”, lacht Elin, “das geht leider nicht.” Schade. Aber vielleicht hat Gesa Glück und darf ab August jeden Tag hierher kommen. Ab August geht die Motte nämlich in den Kindergarten. Wo? Das entscheidet die Stadtverwaltung Oslo.
Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Noch vor ein paar Monaten war ich mir felsenfest sicher: Gesa geht in den Deutschen Kindergarten Oslo. Der ist hier gleich in der Nähe, ich habe davon nur Gutes gehört, dort arbeiten nette und fähige Erzieher, alles ganz prima. Und wo und wie, fragte eines Tages eine Stimme in meinem Kopf, soll Gesa eigentlich Norwegisch lernen?
Hm.
Mein Kopf spielt mir manche Streiche und stellt auch viele dumme Fragen, aber die hier war berechtigt. Bestimmt sprechen sie im Deutschen Kindergarten auch Norwegisch und da sind bestimmt auch norwegische Kinder und da wird sie das schon irgendwie lernen.
Ja, aber sicher, sicher bist du dir da nicht? Und wie, fuhr mein Kopf fort, soll das mit Eurer Integration eigentlich klappen, wenn Ihr immer in der deutschen Blase bleibt?
Himmel hilf, Fragen über Fragen.
Wir dachten also nach. Fragten Familie und Freunde, Großeltern und Paten und hörten irgendwann von Freund Kai: “Gesa ist in Oslo geboren. Die muss doch Norwegisch lernen!”
Das stimmte mit unseren Gedanken und den Meinungen der meisten Befragten überein. Im Kindertreff fragte mich die norwegische Erzieherin dann: “Antworte ganz spontan: Was willst du?”
Tja und dann zogen wir vor Weihnachten die Anmeldung am Deutschen Kindergarten zurück und seitdem läuft das Projekt: Norwegischer Kindergarten. Wer nun denkt, easybeasypillepalle, der täuscht sich. Ich habe keine Ahnung, wie das momentan in Deutschland läuft, aber als ich Kind war, lief es so: Alle Kinder gehen in den Kindergarten, der in ihrer Nähe liegt. So funktionierte es jedenfalls in der kleinen Großstadt Hildesheim.
Der Kindergarten, der in der Nähe liegt. Hm.

Hier in Frogner/Majorstuen haben wir auf einem Radius von einem Kilometer 32 Kindergärten. Kommunale und private Kindergärten, Familienkindergärten, Betriebskindergärten, Uni-Kindergärten. Wir haben also die Qual der Wahl. Wie sollten wir eine Auswahl treffen? Irgendwann kamen wir mit einer Art Liste weiter:

– Pädagogisches Personal
– Lage und Außenareal
– Intuition aka „Bauchgefühl“
Die Stadt Oslo bietet eine fantastische Übersicht aller Kindergärten der Stadt, die sich dort mehr oder weniger ausführlich präsentieren. Wir schränkten die Auswahl auf die 32 Kindergärten in unserer Umgebung ein. Ein hoher Prozentsatz ausgebildeten Personals war mir wichtig – und damit möchte ich engagierten und guten Mitarbeitern in Kitas nicht zu nahe treten. Mir war es einfach wichtig. Ein großes Außenareal mit Spielgeräten kam mit auf die Wunschliste. Das “Bauchgefühl” ist nicht zu unterschätzen: Stimmt die Chemie nicht, wollen wir unser Kind dort nicht hinschicken. Logisch. Das kann am Gebäude liegen, am Spielplatz, an der Präsentation auf der Seite der Stadt Oslo.
Naja, irgendwie muss man von 32 auf 5 kommen.

Wie jetzt, 5?

Wir dürfen uns bis zu fünf Kindergärten aussuchen, unsere persönliche Wunschliste angeben und dann hoffen, einen Platz in einem der fünf zu bekommen. Gesa ist mit zwei Jahren dann schon bevorzugt, da sie ja im norwegischen Sinn, schon seit einem Jahr im Kindergarten sein sollte und sozusagen “Wartesemester” hat.

Gucken wir mal.
Von unseren fünf Kindergärten haben wir bisher zwei besucht, hoffentlich klappt es bei den anderen drei bis Ende Februar auch noch. 1. März ist Stichtag für unsere Anmeldung bei der Stadt Oslo. Es ist ein komisches Gefühl in einem Kindergarten zu stehen und zu denken: Nächstes Jahr ist das vielleicht Gesa, die da im Schlamm matscht. – Aber das geht bestimmt allen Eltern so.
***
So, meine lieben Leser, das war es für heute – ein kurzes, persönliches Update hier aus Oslo. Hier unsere Kindergartenliste, gerne dürft Ihr kommentieren, falls Ihr die Kindergärten kennt, dort selber Kinder habt oder ähnliches:
Tørtberg Kanvas
Fagerborgmenighets barnehage
Gydas vei barnehage
Stallen barnehage

Und plötzlich sind es nur noch vier, lese ich doch gerade, dass der Hedgehaugens Kindergarten ab Sommer nur noch Kinder von 1 bis 3 Jahre aufnimmt. Na, dann suche ich mal weiter….Ich halte Euch auf dem Laufenden!
Euch allen wünsche ich eine tolle Woche mit viel Lachen, gutem Essen und viel frischer Luft! Wir haben gerade Familienbesuch und werden heute das Technische Museum unsicher machen. Mehr darüber nächste Woche!

Ha det,

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Ulrike

Besuch im FreiaLand ODER Ulli und die Schokoladenfabrik

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(Walter von „Walters Mandler“, Erfinder der weltbesten Schokolade!)

Im nächsten Jahr werde ich weniger Schokolade essen. Nein, nicht weniger – gaar keine! Jawohl, totale Schokoladenabstinenz für mich. Stattdessen Karotten, getrockneter Grünkohl und Gurkenwasser. Genau. So mache ich das. Ab Januar.

Und heute?

Heute, da bin ich Ulli Wonka in der Schokoladenfabrik.

Willkommen bei Freia!

Hallo, meine lieben Schokoleser, wie schön, dass wir uns hier heute wieder treffen. Ein Besuch im Freia Schokoladenland stand schon lange auf meiner To-Do-Liste. Im Dezember hat es endlich geklappt. Freundin Jeanette plante für die Teestube der Deutschen Gemeinde einen Besuch und ich durfte mich anschließen. Und nahm gleich meine Mutter mit, die gerade zu Besuch war. Ein Familienausflug in das Herz norwegischer Schokolade – das klang vielversprechend.

Freia ist für Norwegen, was Milka in Deutschland ist (irgendwann muss ich mr dieses product placement mal entlohnen lassen….) und verwöhnt norwegische und nicht-norwegische Leckermäuler mit Köstlichkeiten wie Walters Mandler, Kvikk lunsj oder Kong Haakon. Der Zusatz “…et lite stykke Norge” bringt mich immer dazu, Schokolade als Souvenir mitzubringen. Und nun sollte ich also zur Geburtsstelle meiner kalorienreichen Freunde dürfen, zum kakaolastigen Herzen der norwegischen Süßigkeiten-Industrie, mitten in die Zuckerstube skandinavischer Kariesverbrecher.

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Vor der Tür planten Sebastian und ich unsere Diebestour. Anscheinend hatte der pure Gedanke an einen Besuch in der Fabrik uns in Zuckerschock versetzt, diskutierten wir doch einen Mission Impossible ähnlichen Abstieg am besten mitten in den Schokoladenkessel. – Gut, dass die nette Norwegerin, die unsere Gruppe begrüßte, kein Deutsch sprach. Wir wären bestimmt nicht über die Schwelle gekommen.

Freia, die global involviert zur Monsterkette Mondelez gehört, bietet geführte Touren für alle Alters- und Interessengruppen. Wir bekamen die “Geburtstagsgruppen” – Tour, eigentlich für Kinder gedacht, aber mit einem entscheidenden Vorteil: Wir durften unsere eigene Schokolade gestalten! Nach ein paar einführenden Worten und einigen Treppenstufen gelangten wir in einen Kantinenraum mit Bierzeltgarnituren, in dem noch leichter Würstchengeruch in der Luft lag. Nicht das, was man in einer Schokofabrik erwartete und mein Geruchssinn protestierte. Ein Überbleibsel der Gruppe vor uns sei das, erklärte unsere Führerin.

Und ich dachte schon, Freia experimentiert mit Würstchenschokolade.

Nee.

Also irgendwo gibt es Grenzen.

Mitten im Raum auf einer Art Bar, glänzte ein silberner Hahn. Nachdem wir alle mit Plastikschächtelchen ausgestattet waren, standen wir gierig in der Schlange vor dem Hahn.

Denn das war nicht irgendein x-beliebiger Hahn. Oh nein.

Aus diesem Hahn…

…kam flüssige Schokolade!

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Falls irgendjemand ein Geburtstagsgeschenk für mich sucht: Hier ist es. Die Installation, Wartung und Versorgung eines Schokoladenhahns in meiner Küche!!

Mist, ich hatte ja den Vorsatz für 2016…keine Schokolade…

Ach was, Blödsinn, Schnickschnack, her mit dem Hahn!

Ein Zug am Hebel genügte und meine Plastikform füllte sich mit süßem Gold. Noch ein paar Smarties (in Norwegen: Non Stop) obendrauf und ab damit in den Kühlschrank. Während meine Schokolade fest wurde, durfte unsere Gruppe ihre kreative Seite ausleben und eigene Schokoladenhüllen zeichnen. Aus gegebenem Anlass und dank meiner absolut nicht vorhandenen Zeichenbegabung enthalte ich Euch ein Bild meiner Packung. Sagen wir nur so viel: Freia würde dadurch höchstwahrscheinlich bankrott gehen.

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Bereits in den ersten Momenten der Führung war ich begeistert. Nicht über die Infos zur Schokoladenfabrik, ihrer Geschichte usw. Jaja, ganz interessant, jaja. Viel, viel, viel besser: Es gab dauernd Schokolade. Kleine Täfelchen hier, ein paar Riegel da, probier dies, kennst du das, hier, nimm dies.

Paradies. Jetzt fehlte nur noch Johnny Depp und ich würde hier einziehen!)

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(Freias erstes Schokoladengeschäft mit einer Auslage alter Schokoladenpackungen)

Nach der kreativen Lektion, einer Zeitreise durch die Geschichte der Kakaobohne sowie der Freiafabrik und ein bisschen Sport, gingen wir ins Kino und sahen äußerst unterhaltsame Werbefilme zum Freia-Produkt Japp. Das ist, Ihr erinnert Euch vielleicht, das norwegische Mars und ich frage mich jedes Mal, wie Freia mit diesem eindeutigen Plagiat durchgekommen ist. Es gibt in Norwegen eine Menge deutscher Schokoladen mit anderen Namen und einem ganz gering anderen Geschmack. Aber sie sind eindeutig wiederzuerkennen.

Komisch, oder?

Mit meinem zuckergeschockten Gehirn habe ich aber völlig vergessen zu fragen.

Im Kino versorgte uns die fürsorgliche Führerin mit modisch interessanten Accessoires, die große Heiterkeit auslösten. Bevor wir, hygienisch geschützt, die Arbeitshallen der Fabrik besuchen durften, statt noch ein ganz besonderer Leckerbissen auf dem Programm. Ein kultureller Leckerbissen. Ich hole ein bisschen aus.

(Für die Spannung, Ihr versteht?)

Johan Throne Holst kaufte die Freia Fabrik 1892 und machte sie in wenigen Jahren zur größten Schokoladenfabrik Norwegens (naja, die Konkurrenz war gering.) Das Geschäft lief gut, bald musste die Firma expandieren und mehr Mitarbeiter einstellen. Im Jahr 1919 entstanden drei neue Speisesäle für die Mitarbeiter. Außerdem stand das 25jährige Betriebsjubiläum vor der Tür. Etwas Besonderes musste her, um diesen Anlass gebührend zu feiern.

Wie praktisch, dass Freias Laborchef Georg Dedichen einen guten Jugendfreund hatte: Edvard Munch. Über einer oder mehreren Tafeln Schokolade (nehme ich mal an) schlug er seinem berühmten Freund vor, Bilder für die Säle zu malen.

Munch stimmte zu.

Für 80000 norwegische Kronen lieferte der Maler pünktlich zum Jubiläum wandfüllende Gemälde mit Landschaftsmotiven vom Åsgårdstrand.

Heute hängen sie im Freiasaal. Echte Munchs, mitten in der Kantine der Freia Schokoladenfabrik.

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Das war ein Erlebnis und ich vergaß sogar für einen Moment die Schokolade in meiner Hand und das will etwas heißen. (Übrigens: Sehen wir nicht alle toll aus? Nachher kommt ein noch besseres Foto und ich entschuldige mich an dieser Stelle schon bei meiner Mutter Jutta und Freundin Jeanette. Bitte, habt mich noch gern!)

Weiter ging es ins Herz der Fabrik, hier, wo Sebastian und ich Tom Cruise nacheifern und mitten in den Schokoladenkessel tauchen wollten.

Aber stellt Euch vor: Nicht nur gab es gar keinen Kessel, wir mussten dauernd hinter einer blauen Linie bleiben. Und fotografieren durfte ich auch nicht!!! Ehrlich mal, wie soll man den da kriminell werden? Na gut, guckten wir also stattdessen den unzähligen Schokoriegeln zu, wie sie langsam in kvikk lunsjs verpackt wurden. Die Maschinenhalle war fast leer, das wirkte ein bisschen gruselig, aber auch verführerisch. Da könnte man doch schnell mal….? STOP, blaue Linie!!

Ein letzer Besuch in der nun dunklen Kantine, in der nur die Munchgemälde beleuchtet waren, rundete den Besuch ab. Mir wurde ganz weihnachtlich zumute. Der riesige Freia-Weihnachtsbaum stand im Saal und kündete von den kommenden Feiertagen. Den schokoladenlastigen, zuckerschweren, wunderbaren Feiertagen.

Aber ab Januar sollte Schluss sein mit der Schokolade! Das nahm ich mir ganz fest vor!

***

So, meine lieben Leser, das war es schon für heute. Allen Osloanern kann ich einen Besuch wärmstens empfehlen: Mitten im Herzen von Oslo liegt diese norwegische Institution und freut sich auf Besucher. Die Internetseite bietet alle nötigen Informationen. Führungen werden auf Norwegisch und Englisch angeboten und dauern ca. 2 Stunden.

Tja, nun weiß ich also, wo meine kvikk lunsjs herkommen…Ihr könnt ja mal schätzen, wie lange mein guter Vorsatz für 2016 gehalten hat.

Oslo ist in fester Winterhand und wir gehen am Samstag endlich einen Schlitten kaufen und wachsen die Skier. Das Thermometer ist auf -17 Grad gesunken, aber mit ein bisschen Sonnenschein ist es ganz gut auszuhalten.

Ich wünsche Euch allen eine tolle Woche mit hoffentlich friedlichen Nachrichten. Ab nach oben schicke ich Grüße an einen meiner Lieblingsschauspieler: “Bei Graptars Hammer…!”

Hilsen fra Oslo,

 

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(Die drei aus der Schokoladenfabrik!)

 Ulrike