Ein Ausflug nach Nesodden ODER Wo es gutes Essen gibt, da lass‘ ich mich gern nieder…

64cd718a-9e5b-495b-9e74-68454af473c1Ich weiß ja nicht wie es Euch geht, aber ich mag Wanderungen, die zu einem Ausflugslokal führen. Schönes Wort, Ausflugslokal. Erstens esse ich gern, zweitens belohne ich mich gern und drittens habe ich gern ein Ziel. Ziellose Wanderungen absolviere ich daher auch nur mit Proviantrucksack, der meistens auf der Fahrt zum Ausgangspunkt schon geöffnet wird.

Aber ich schweife ab.

Hallo meine lieben Leser, die Ihr wahrscheinlich gerade am Mittagstisch sitzt, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Der Winter ist immer noch nicht da, aber wenn ich so nach New York gucke oder die eingefrorenen Niagarafälle im Internet betrachte, finde ich das auch nicht schlimm. Ein Vorteil des fehlenden Winters: Wanderungen ohne Ski sind noch möglich. Und deswegen nehme ich Euch heute mit auf eine kleine Tour, die wir Ende letzten Jahres unternommen haben. „Tour“ ist übertrieben…da denken Menschen aus Norwegen an kilometerlange Hüttentouren…nennen wir es Sonntagsspaziergang. Und zwar zum Hellviktangen Kulturhus auf Nesodden.

Das Wetter soll schön werden, stellten wir am Samstagabend über unsere Favoritenwetterseite yr.no fest. Lust und Zeit für einen Ausflug hatten wir. Blieb nur die Frage: Wohin? Vielleicht erst ein Stück laufen, dann nett essen? Hervorragende Idee! Irgendwo in den unorganisierten Tiefen meines Hirns regte sich eine Erinnerung. Ein Maler, den ich bei einer Theaterpremiere traf, hatte mir von einer Künstlersiedlung erzählt und einem fantastischen Restaurant, das ganze auf Nesodden, einer Halbinsel im Oslofjord. Nichts wie hin da!

Am nächsten Vormittag standen wir an Aker Brygge, wo die weißen Fähren nach Nesodden abfahren. Knapp 20 Minuten dauert die Fahrt und ist damit viel kürzer als die Fahrt mit dem Auto.

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Und viel schöner, denn im Sonnenschein über den Fjord zu schippern, ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in Oslo. Die Fähre gehört zu ruter, den Osloer Verkehrsbetrieben. Nesodden liegt in Zone 2, das Ticket kostet 50 NOK pro Fahrt (70 NOK, wenn man an Bord kauft und OBS! – an Bord ist nur Bares Wahres!). Mein bald aus Koffein bestehender Mann versorgte sich mit einem Kaffee vom Bootskiosk und ich sicherte schon mal die besten Plätze an Deck.

Es war international um mich herum. Zwei französische Studenten fragten sich, wo der Schnee sei, ein deutsches Pärchen stimmte „Eine Seefahrt, die ist lustig“ (haha, ich höre Euch summen, liebe Leser) an und drei russische Männer redeten über….ja, keine Ahnung worüber. Ich kam fast in Kreuzfahrtstimmung! Nach kurzer Zeit lag Nesodden vor uns und eine überraschend große Gruppe von Menschen erwartete uns am Kai. Ein aufgeregter Schäferhund jodelte neben mir in den höchsten Tönen und wollte nichts als runter von diesem schaukelnden Ding. Beim Aussteigen latschte er mir noch gehörig auf den Fuß und erreichte, schwer an der Leine ziehend, das sichere Land. Armer Hund! Schließlich standen auch wir auf Nesodden, zum ersten Mal überhaupt – es gibt immer wieder was Neues zu entdecken.

Laut Internet sollten wir dem Kyststien, dem Küstenweg, folgen, der würde uns direkt zum Kulturhus führen. Zwei Richtungen standen uns zur Verfügung, wir wanderten Richtung Südosten los, ein kleines Stück an der Hauptstraße lang und schon begrüßte uns ein Kyststien-Schild. Um es gleich vorweg zu sagen: Der Weg war enttäuschend. Ich hätte ihn eher Fast-Küstenweg genannt. Meistens gingen wir zwischen, wenn auch hübschen, Häusern entlang und erhaschten über Gartenzäune einen Blick aufs Wasser. Warum? Weil alle Hausbesitzer direkten Zugang zum Wasser haben wollen. Und der öffentliche Weg deshalb HINTER  ihren Grundstücken liegt.

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Das war irgendwie nicht so toll. ABER: Am Ende sollte ja ein gutes Essen auf mich warten, da verzeihe ich vieles! Weiter also durch die Wohngebiete, ein bisschen Klettern durch vertrockenete Bachtäler und schließlich in der Ferne, an einer Landzunge: Das Hellviktangen Kulturhus. Ein weißes Holzhaus, zwei Etagen, mit großer Terrasse und Grünflächen bis ans Wasser. Hin da! Kurz bevor wir uns verlaufen konnten, wies ein riesiger schwarzweißer Kater, der aus einem Pippi-Langstrumpf-fähigen Haus gewandert kam, uns den richtigen Weg. Ein Schild bestätigte seine Angaben.  Bald standen wir vor dem Kulturhus und ich habe mich sofort verliebt.

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Es war voll an diesem Sonntagmittag, aber wir hatten Glück: Ein Paar verließ seinen Platz, fast direkt nachdem wir angekommen waren. Ein Tisch am Fenster, perfekt. Neben Kunstausstellungen, Konzerten und Buchbasaren bietet Küchenchefin Bente Westergaard auch Kochkurse an. Grønn Gourmet will zum Kochen mit ökologischen Lebensmitteln inspirieren. Für heute gab es die Wahl zwischen zwei vegetarischen Gerichten: Gefüllte Auberginen und Kürbissuppe mit Ingwer. Die Suppe brodelt auf einer Wärmeplatte in einem großfamilienfreundlichen Topf direkt am Buffet und meine Entscheidung fiel schnell. Bald standen vor uns auf dem geschrubbten Holztisch zwei dampfende Teller. Dazu selbstgebackenes Brot.

Kurz gesagt: Es war köstlich. Die Suppe ganz unerwartet scharf, aber nach der ersten Überraschung löffelten wir, als ob es kein Morgen gäbe. Nie würde ich mit soviel Ingwer kochen, und fragte mich, warum eigentlich nicht, denn es schmeckte einfach super. UND ist gesund. Die großen weißen Suppenteller sahen auf dem dunklen Holztisch simpel, aber doch chic aus und diese schlichte Eleganz zog sich durch den ganzen Raum. Ich bin ätzend penibel, was Restaurants angeht, und habe meistens etwas auszusetzen. Das ist gar nicht arrogant gemeint, aber fleckige Tischdecken, künstliche Blumen, „Wir-wollen-gern-können-aber-nicht-Eleganz“, Lieblosigkeit oder Fertigsaucen ärgern mich nun mal im Restaurant. Wen nicht?

Im Hellviktangen hatte ich nichts zu meckern. Satt und zufrieden genoss ich die Aussicht auf den Fjord. Der Raum war voll, eine Großfamilie feierte am Tisch neben uns und gerade musste Oma (vielleicht ihr Geburtstag) in verschiedene Handys lachen. Gegenüber unterhielten sich zwei Elternpaare mit jungen Kindern auf Englisch über ihre Silvesterpläne, während eine ältere Frau langsam von Bild zu Bild durch den Raum wanderte und sich begeistern ließ von der Kunst.  Die Stimmung war entspannt, familiär und positiv.

Hier kommen wir wieder hin!“ beschlossen wir auf dem Rückweg.

Das war es schon für heute, meine lieben Leser! Angeblich soll der Winter kommen nächste Woche, warten wir es mal ab. Euch allen wünsche ich, Schnee hin oder her, eine tolle Woche, kommt an im neuen Jahr, viel Spaß und Erfolg, bei was Ihr auch immer vorhabt! Wir lesen uns wieder am nächsten Freitag! Bis dahin,

ha det bra,

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Ulrike

London und Oslo – Ein (nicht ganz gerechter) Vergleich

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London ist eine der tollsten Städte, die ich kenne. Ich meine, Halloo?, London hat so viele Theater, dass ich mindestens vier Monate lang jeden Abend ein anderes besuchen könnte, ohne mich zu wiederholen. Naja, falls ich Tickets bekäme, denn DAS ist nicht immer leicht. Da ähneln sich London und Oslo – ausverkaufte Vorstellungen sind keine Seltenheit.

Hallo, meine lieben internationalen Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Vier Tage London – in Kurzfassung: Grandios! Aber es war auch schön, wieder zurück nach Oslo zu kommen. Die Unterschiede zwischen den beiden Städten könnten größer nicht sein, doch Obacht, es gibt auch Gemeinsamkeiten und wer glaubt, dass London im Vergleich immer die Nase vorn hat, der sollte sich an selbige fassen und erneut nachdenken. Es folgt also, ein (möglichst gerechter) Vergleich. In zehn Kategorien werde ich meine ganz persönlichen Erfahrungen gegenüberstellen, das kann totaler Nonsens sein, aber das ist ja nun mal mein Blog und ich darf das! Und natürlich ist es fast unmöglich, eine 600.000-Einwohner-Stadt mit einer 8-Millionen-Einwohner-Metropole zu vergleichen, aber ich mache es trotzdem. Jawoll! Für empörte Proteste oder begeisterten Zuspruch steht Euch das Kommentarfeld zur Verfügung! 🙂 Los geht’s also – Oslo vs. London!

1. Königshaus: Queen Elisabeth vs. König Harald

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Selbstverständlich ganz oben auf meiner Liste (Therapieerfolge im Kampf gegen ausgeprägte Klatsch- und Tratschsucht und Gefallen an Königshäusern sind bei mir bisher nicht zu vermelden). Beginnen wir beim Schloss: So hübsch das norwegische Schloss auch inmitten von Bäumen gelegen ist; auch wenn es gerade einen funkelnagelneuen Vorhof bekommen hat; auch wenn man als Besucher fast an die Tür klopfen kann, bevor ein freundlicher Soldat sich nähert – alles nichts gegen Buckingham Palace. Hier, wo die ganze Welt live dabei ist, wenn sich auf dem königlichen Balkon geküsst wird oder wenn Blumenmeere vor den Toren liegen – hier weht ein royaler Wind. Als ich mit vielen anderen Touristen vor dem haushohen schwarzen Metallzaun stehe, frage ich mich für einen Moment, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe, aber der Moment geht so fix wie er gekommen ist.

So beeindruckend der Palast ist, so unnahbar wirken seine Bewohner. Die norwegische Königsfamilie hingegen gilt als volksnah, was allerdings auch daran liegen kann, dass sie vom Volk eingesetzt und daher auch vom selbigen abgesetzt werden könnte. Da stellt man sich besser gut…. Klatsch und Tratsch bieten beide Häuser, ich gehe jetzt nicht ins Detail, keine Sorge. Der Vergleich der beiden Regenten fällt leicht: Elisabeth ist eine toughe Lady, die sich seit 60 Jahren von nichts unterkriegen lässt und Corgies liebt. Harald fläzt sich schon mal auf dem Stuhl bei der Verleihung des Friedensnobelpreises und segelt gern. (Was heißt hier, das sind komische Kriterien??????)

Meine Stimme geht an Elisabeth und insgesamt die britische Monarchie und deren Zentralvertretung in London. Das war einfach.

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2. Transport: Tube vs. T-Bane

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Auch wenn in London vieles zu Fuß gemacht werden kann, kommt der Besucher doch nicht daran vorbei, die Tube (sprich: tjuub), die Londoner U-Bahn, zu benutzen. Und DAS ist ein Abenteuer. Das System an sich ist simpel genug und ähnelt dem in allen anderen Städten: Es gibt verschiedene Linien, hier in Oslo haben sie Nummern, in London heißen sie u.a. Central Line oder District Line, Hammersmith&City oder Piccadilly. Unser Hotel lag in der Nähe von gleich zwei Stationen: Bayswater und Queensway. Die letztere ist Teil der Central Line und brachte uns in nur wenigen Minuten in die Innenstadt. In London wie in Oslo gibt es aufladbare Plastikkarten, die das Papierticket ersetzen und sehr praktisch sind. Die Londoner Oyster-Card liegt nun also hier in Oslo und wartet auf ihren nächsten Einsatz. So weit, so gut und so ähnlich sind sich die beiden Städte. Aber dann kommt der riesige Unterschied: Die T-Bane ist eine angenehme, saubere Transportmöglichkeit mit Sitzplätzen. Die Londoner Tube ist ein Stresscontainer. Eine Sardinenbüchse auf Schienen. Eine Zumutung! Zu viele Passagiere wollen in zu wenig Waggons transportiert werden, es wird geschubst und gedrängelt und geschubst und gedrängelt. Und das bei den höflichen Briten! Der Punkt geht in diesem Fall ganz eindeutig nach Oslo!

London – Oslo 1:1

3. Vegetarisches Essen

Heaven is a place on earth, war unser erster Gedanke im Manna, einem wunderbaren Restaurant im Londoner Stadtteil Primrose Hill. Da gab es vegetarische Würstchen mit Fenchelkartoffelmus, Kroketten aus Peperoni-Cashew-Käse oder Artischockenherzen gefüllt mit Ricotta. Eine ganze Speisekarte voller vegetarischer Köstlichkeiten – und das war nur eines der zahlreichen rein vegetarischen Restaurants in der Stadt. Anstatt wie immer zum Inder zu gehen oder zu Khrishnas Cuisine hatten wir in London eine Auswahl von mindestens zehn Restaurants. Da fühlt man sich doch gleich als normaler Mensch und nicht als Aussatz der fleischessenden Gesellschaft. UND geschmeckt hat es auch noch im Manna! Empfehlung an alle, die in London abends nett essen gehen wollen: Fahrt in den Norden und genießt die nette Atmosphäre.

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4. Kultur: National Gallery vs. Nationalgaleriet

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Muss ich natürlich aufführen, obwohl der Vergleich hier schon fast ungerecht ist. Aber dann auch wieder nicht, schließlich brüstet sich Oslo an mehr als einer Gelegenheit damit, das neue New York oder London zu sein. Im Kulturbereich kann ich dem ein entschiedenes „Nein!“ entgegensetzen. Die Anzahl und Qualität der Theater allein reicht dafür schon aus. Die norwegische Nationalgaleriet würde auf eine Etage der National Gallery passen, von den architektonischen Highlights der britischen Hauptstadt ganz abgesehen. Wo in London die Luft kreativ vibriert, weht in Oslo ein kreativer, aber provinzieller Frühlingshauch.

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5. Preise

Ich habe Hunter Gummistiefel gekauft für 500 NOK!!!! In London! 500!!!! Das verstehen jetzt nur die Leser aus Oslo, wo diese beliebten Plastikschuhe für sagenhafte 1500 bis 1700 NOK über den Ladentisch gehen. Und das ist nur ein Beispiel für das Ungleichgewicht zwischen Preisen in Norwegen und …. naja, allen anderen Ländern eigentlich. Oslo wurde erneut zur teuersten Stadt der Welt gekürt. In London einkaufen zu gehen, das war schon ein Urlaub an sich. Auf einmal haben Dinge wieder angemessene Preise. Es geht gar nicht so sehr darum, dass wir in Norwegen sehr viel mehr verdienen als in anderen Ländern. Es geht darum, dass die Flasche Mineralwasser in Oslo 2,- Euro kostet und die Salatgurke auch. Mit einem norwegischen Gehalt im Ausland zu leben, das wäre klasse!

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6. Bevölkerung

Zurück in Oslo hatte ich nach vier Tagen zum ersten Mal wieder das Gefühl durchatmen zu können. Platz um mich herum zu haben. In London ist immer irgendwo irgendwer. Ich finde das am ersten Tag absolut wunderbar, lasse mich gern mitreißen im Menschenstrom und habe das Gefühl, meinen Energiespeicher aufzutanken in dieser sich bewegenden Menschenmasse. Danach beginnt es mich zu stören. Am liebsten hätte ich immer, ganz in Dirty Dancing-Manier, gerufen: „Das hier ist mein Tanzbereich und das ist deiner, du kommst nicht in meinen und ich nicht in deinen.“ Oxford Street in London war eines unserer ersten Ziele – ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viele Menschen auf einem Haufen gesehen hatte. Und alle sind in Bewegung und alle haben es eilig. Hier in Oslo „ta vi det med ro“, wir lassen es ruhig angehen. (Obwohl viele Norweger nichts von ihrer hektischen Großstadt halten, es kommt eben immer auf die Perspektive an.) Hier bleibt man mal auf der Straße stehen, um sich zu unterhalten, hier kann man über die Karl Johan bummeln, ohne dauernd angerempelt zu werden und selbst in der täglichen Rush Hour sind die T-Bane-Eingänge passierbar. Allerdings ist die Bevölkerung in London auch unterschiedlicher als in Oslo. Gerade hier im Westen der Stadt herrscht Konformität, aber auch beim Besuch der Innenstadt ähneln sich die Menschen. In London ist alles durcheinander: Punker, Rentnerin mit rosa Haaren, Geschäftsmann im teuren Anzug, ein Priester und eine junge Mutter sitzen mir gegenüber in der U-Bahn und diese Vielfältigkeit macht die Stadt spannend. Aber sie ist einfach zu voll. Deswegen ein klarer Punkt für Oslo!

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7. Umgangsformen

In der vollen Londoner U-Bahn tritt mir ein Mann auf den Fuß, dreht sich sofort um und entschuldigt sich. Ich gucke ihn mit großen Augen an. Im Hotel öffnet man mir die Tür ins Restaurant und im Britischen Museum kommt ein junger Mann zurück, der mir die Tür vor der Nase hat zufallen lassen, öffnet sie und lächelt entschuldigend. Ich bekomme es bei so viel gutem Benehmen fast mit der Angst zu tun. Hier in Oslo ist das anders. Immer noch habe ich nicht genau verstanden, warum, Janteloven hin oder her. Für mich ist und bleibt es unhöflich, eine Tür zufallen zu lassen oder seinen Sitzplatz nicht anzubieten, obwohl eine ältere Dame neben mir steht. Vielen Norwegern fällt das gar nicht auf, oder sie empfinden höfliche Gesten als aufdringlich. In London hatte ich endlich wieder das Gefühl, in der, für mich, normalen Welt zu sein.

London – Oslo 5:2

8. Lebensgefühl

Der elektrische Schock in London hat zwei Tage angehalten, danach habe ich die Stadt als anstrengend empfunden. Klar, wir waren auch fast 14 Stunden täglich unterwegs sind von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gewandert und von Café zu Café. Im Hyde Park konnten wir Luft schnappen und den Trubel vergessen und vor Picassos Sonnenblumen zu stehen war genauso ein wunderbarer Moment, wie den Gottesdienst in der St. Paul’s Cathedrale mitzuerleben. Aber hier in Oslo fühle ich mich besser, gesünder irgendwie, auch wenn das eine komische Beschreibung ist – vielleicht versteht es ja irgendwer? Es ist immer ein Unterschied, Tourist oder Einwohner zu sein, klar, aber ich denke, ich würde in London länger brauchen, um mich einzugewöhnen als hier in der gemütlichen Stadt am Fjord.

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9. Sport

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Ich sage nur: Wimbledon. WIMBLEDON! W I M B L E D O N !!!!!!! Würden wir in London wohnen, könnte ich mein alljährliches Sport-Highlight live sehen! In Oslo finden die norwegischen Tennismeisterschaften jährlich auf einer Anlage am Frognerpark statt. London bietet außerdem Premier League Football mit Chelsea und Arsenal UND, für Martin besonders wichtig, die NFL (National Football League, USA), veranstaltet immer mal wieder Spiele in der britischen Hauptstadt. Ob die Londoner selber viel Sport machen, weiß ich nicht, ich habe kaum wen gesehen. Ganz im Gegensatz zu Oslo, wo man geradezu überrannt wird von Joggern, Skiläufern oder Radfahrern. In Oslo wird sich gerne und viel bewegt und bald überträgt sich der Sportwahn auch auf die unsportlichsten Kreaturen wie mich zum Beispiel. In dieser Kategorie bin ich unentschieden und gebe beiden Städten einen Punkt. Tollen Sport zu gucken oder selber machen – da fällt die Wahl schwer.

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10. Natur

Der Hyde Park als Londons grüne Lunge ist eine schöne Abwechslung im Betongrau der Stadt. Kew Gardens und Hampstead Heath sind schöne Ausflugsziele und die englische countryside ist eine Reise wert. Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Natur zu erholen…aber…es kommt nicht an Oslo ran. Gelegen zwischen Fjord und schier unendlichen Waldgebieten, mit klaren Seen und kilometerlangen Wanderwegen ist Oslo einfach unschlagbar. Da gibt es nichts zu wollen, da gewinnt Oslo kilometerweit und wenn ich könnte, würde ich Oslo dafür glatt zwei Punkte geben.

Moment, ist doch mein Blog hier, oder?

Da kann ich machen, was ich will!!!

FREIHEIT!!!

2 Punkte für Oslos Natur. Oslo: Deux points!

Damit sieht das Endergebnis nach diesem mehr als subjektiven Vergleich wie folgt aus:

London – Oslo 6:6

Na toll, wie soll ich mich denn da entscheiden?

Muss ich ja gar nicht im Moment.

Aber vielleicht bald, denn London steht weiterhin auf der Liste unserer Wunschwohnziele. Warten wir ab, was passiert.

Das war es für heute, meine lieben internationalen Leser. Heute Abend ist Teestube und morgen Theatertag. Unser Theater-Projekt wächst und gedeiht und wird bestimmt fantastisch und deswegen schicke ich heute mal meine wöchentlichen Grüßen an eine super Gruppe, die sich voller Ideen und Spaß auf Shakespeare gestürzt hat: Astrid, Lina, Friedbert, Mandy, Erik, Christine, Christina, Isa, Birgit und Claudia. Mitte November starten wir außerdem ein Theaterprojekt an der deutschen Schule und werden mit hoffentlich lauter begeisterten Drittklässlern das diesjährige Krippenspiel einstudieren. Ich bin also mittendrin in der Kulturpädagogik – schön ist es.

Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, fahrt oder geht mal wieder an einen neuen Ort, begegnet Euren Ängsten (wie ich auf dem Dach von St. Paul’s) und begrüßt den tristen NOvember mit einem strahlenden Lachen: „YESvember!“

Ha det bra

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Ulrike

Besuch im Ekebergpark ODER Ist das da auch Kunst?

ekebergparken-share„Zieh dich warm an, Frognerpark – du hast echte Konkurrenz bekommen“, war mein erster Gedanke auf dem Nachhauseweg. Seit Ende September hat Oslo eine neue Attraktion – den Ekebergpark. Da mussten wir hin, ist doch klar!

Hallo meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Zuerst einmal bedanke ich mich für Eure positiven Reaktionen auf den Deutschland-Artikel zum 3. Oktober – das hat mich super gefreut und mir Hoffnung gemacht. Und es hat mich darin bestärkt, häufiger mal über den norwegischen Tellerrand zu blicken. Heute aber, an diesem strahlenden 11. Oktober, stürzen wir uns wieder in die norwegische Hauptstadt, die um eine Attraktion reicher ist: Den wunderbaren Ekebergpark im Osten der Stadt, in einem hügeligen Waldgebiet in der Nähe von Nordstrand.

Am Sonntag machten wir uns frohgelaunt auf den Weg. Normalerweise passiert ja meistens etwas, wenn ich für einen Blog-Artikel unterwegs bin. Mal sperren sie den Zugang zur Akerselva, dann hat das Elektroauto, das wir mieten wollten, einen Platten – aber diesmal…diesmal lief alles glatt. Die Straßenbahnlinie 19 brachte uns zur Haltestellte Sjømannskolen und damit direkt zum Haupteingang des Parks. Und nicht nur uns: Halb Oslo schien Lust auf Kunst und Natur zu haben – der Park war gerammelt voll. Das allein ist schon ein Sieg für Christian Ringnes, Immobilienmagnat, Kunstmäzen und Geldgeber des Parks. Fast 300 Millionen norwegische Kronen investierte der gebürtige Osloaner und wurde dafür scharf kritisiert. In einer Gesellschaft wie Norwegen, wo Gleichstellung eines der höchsten Ideale sein soll, werden große Finanzspenden einer einzelnen Person misstrauisch beäugt. Was wohl sein eigentliches Motiv wäre, einen derartigen Park zu ermöglichen, wurde er gefragt. – Er wolle seiner Heimatstadt ein Geschenk machen, lautete die Antwort.

Ist doch eine gute Antwort, reicht mir.

Wäre mir auch schniepsschnurzegal, was er für ein Motiv hätte – der Park ist nämlich grandios. Bergauf und bergab geht es in dem Waldgebiet, das zwischendurch immer wieder fantastische Blicke auf die Stadt und den Oslofjord bietet. Auf der Mappe des Parks sind die 31 Skulpturen verzeichnet, die es zu finden gibt. Gleich am Eingang begrüßt uns Dalis Venus de Milo aux Tiroirs und kurz danach erblicken wir die Venus Victrix von Auguste Renoir, der über Kunst sagte: „Warum sollte Kunst nicht schön sein? Es gibt genug Hässliches in der Welt.“ An einem Sandkasten entdecken wir eine kleine Statue, die ganz verloren inmitten der Menschenmassen wirkt. Reflections heißt die hübsche Statuette von Guy Buseyne und am liebsten nähme ich sie sofort mit.

Weiter geht der Weg den Berg hinauf, wir drehen uns um und werfen einen Blick über Oslo und den Fjord, weichen anderen Besuchern aus und sind, wie immer, geteilter Meinung über die Kunst, die sich uns in den Weg wirft. Ein bisschen erinnert mich der Park an den Laves-Kulturpfad in Holle, eben nur 10x so groß. Die Kombination von Natur und Kunst ist natürlich nicht neu, aber immer wieder schön. Im Gegensatz zum Frognerpark dominieren die Kunstwerke hier nicht, sie fügen sich ein in die Landschaft und überraschen. Angenehm, irgendwie.

Auf einer großen Lichtung angekommen, wundern wir uns über die Menschenmasse, die um eine Gruppe von Kiefern steht. Neugierig wandern wir näher und entdecken eine Skulptur. The couple schwingt dort oben in den Ästen. Noch scheint der Park nicht zum Programm der Touristenbusse zu gehören, denn um uns herum spricht alles Norwegisch. Weiter geht der Weg. Bergab passieren wir eine Laterne und Martin witzelt: „Ist das auch Kunst??“ – als wir plötzlich angesprochen werden. Von der Laterne. Wir bleiben irritiert stehen. Sie spricht weiter. Lachend hocken wir uns hin und lauschen am Laternenpfahl, an dem sich tatsächlich ein Lautsprecher befindet. Wir müssen ein interessantes Bild abgeben, andere Besucher beäugen uns verwirrt und ich winke fröhlich. Selber schuld, wenn sie nicht richtig hinhören. Was genau uns die Laterne erzählt, das haben wir nicht verstanden – das verschieben wir aufs nächste Mal.

Um 14h beobachten wir die Color Line, wie sie sich auf den Weg nach Kiel macht und beenden unsere erste Runde im Ekebergpark. Aber wir kommen wieder!

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Venus de Milo aux Tiroirs

Venus de Milo aux Tiroirs

Sarah Sze: Still life with Landscape

Sarah Sze: Still life with Landscape

Lichtung mit The Couple

Lichtung mit The Couple

Louise Bourgeois: The Couple

Louise Bourgeois: The Couple

George Cutts: The dance

George Cutts: The dance

Richard Hudson: Marilyn

Richard Hudson: Marilyn

Abfahrt Color Line

Blick vom Park auf Oslofjord und die Abfahrt der Color Line

Eingangsbereich mit La Grande Laveuse

Eingangsbereich mit La Grande Laveuse

Klang

Klang

Das war es schon für heute, meine lieben kunstbegeisterten Leser. Ich hoffe, Ihr hattet Spaß an unserem Spaziergang und besucht den Park auch – das hat er nämlich verdient. Meine wöchentlichen Grüße gehen diese Woche an meine Eltern mit einem Hipphipphurrah zum heutigen Rosenhochzeitstag!!!! Außerdem Gratulation an die OPCW, die den Friedensnobelpreis 2013 erhält, wie das Nobelkomitee hier in Oslo heute erklärte. Was für eine Gratulationsmischung 🙂 Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, sucht mal nach Neuheiten in Eurer Stadt oder besucht einen Ort, an dem Ihr noch nie gewesen seid, habt Spaß und genießt den Herbst.

Ha det bra,

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Ulrike

Eine Fjordfahrt, die ist lustig ODER Kaffeeklatsch mit Möwe

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In meinem Kopf ist diese Woche ein großes Durcheinander und wahrscheinlich zitiere ich morgen bei Jettes Geburtstagsfeier Macbeth, erzähle der Theatergruppe über Volvo und schreibe den Artikel für das Autolexikon in der Geheimsprache, die bei der Kindergeburtstagsschatzsuche gesprochen wird.

Hallo meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Irgendwie laufe ich zur Zeit noch auf Sommer-Tempo oder bin bereits im Winterschlaf; auf jeden Fall sitze ich derzeit ständig verwirrt an meinem Schreibtisch. Nach der fast zweimonatigen Sommerpause fällt der Einstieg in den Alltag irgendwie schwer. Aber jetzt lege ich Konzentration an den Tag, Macbeth in die Ecke, und schreibe den Blog (…kurz checken…Ja, stimmt!).

Wir gehen heute ins Wasser.

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Na gut, AUFS Wasser. (Aber Ihr müsst zugeben, dass die falsche Formulierung Euer Interesse stärker geweckt hat.)

Wir gehen weit, weit zurück in der Zeit. Es ist letzte Woche Dienstag. Yr.no, die norwegische Wetterseite, hatte für diesen Tag einen bewölkten, aber regenfreien Himmel angekündigt – perfekt für die Seereise, die meine Mutter und ich geplant hatten. Die wichtigste Frage lautete:

Was ziehen wir an?

„Wir sind auf dem Wasser, da wird der Wind ordentlich pfeifen.“

Diverse Kombinationen wurden erprobt und wieder verworfen, die eine schien zu sommerlich, die andere eignete sich eher für eine Expedition ins ewige Eis. Am nächsten Morgen trugen wir beide die perfekte, zwiebellagrige Seereisenkombination und machten uns auf den Weg. Direkt an Aker Brygge legen die Schiffe vom Oslo Båtservice ab, der mehrere Touren anbietet: Hop-on-hop-off zwischen Aker Brygge und Oper, eine zweistündige Fjordcruise, Abendcruises mit Musik und Krabbenbuffet und kombinierte Bus-/Schiffstouren.

Wir wollten für zwei Stunden auf den Fjord.

Der Himmel war, wie versprochen, bewölkt, aber regenfrei. Wie immer waren wir etwas früh und, auch wie immer, hatten wir Lust auf einen Kaffee. Die Wahl fiel auf Café Skansen, nur wenige Minuten entfernt von unserer Anlegestelle. Unter tiefhängenden Lindenästen fanden wir ein lauschiges Plätzchen. Während wir die Getränkekarte lasen, landete etwas Weiches mit hohem Tempo auf unserem Tisch.

Flatsch.

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Empört wandte ich meinen Blick nach oben und sah das schussbereite Hinterteil einer Möwe, die gemütlich – und um einige Gramm erleichtert – auf einem Ast saß. Wir entschieden uns für den Rückzug und wechselten an einen anderen Tisch. Das verwirrte nun den Kellner, der aber nach einem kurzen Blick das Problem erkannte und in schallendes Gelächter ausbrach. Nach einer energischen Reinigungsaktion erklärte er den Tisch zur Sperrzone und dankte uns. Wofür, war mir schleierhaft. Den Kaffee mussten wir trotzdem bezahlen.

Gestärkt wanderten wir zur gegebenen Zeit Richtung Schiffsanleger. Leider war das Segelboot für diese Tour nicht mehr im Einsatz (nur bis zum 25. August, lasen wir später), aber die kleine Fähre mit den bunten Flaggen gefiel uns auch. Typisch deutsch stellten wir uns mit als Erste in die Schlange – na, wir wollten schließlich einen guten Platz!!!! Bald wuchs die Gruppe auf 15 Personen. Deutsch war die Hauptsprache – in diesem Fall schwäbelte und sächselte man um uns herum.

Der Himmel hatte mittlerweile dem Wetterdienst, in bester Steinbrück-Manier, den Mittelfinger gezeigt und die triste Wolkensuppe in strahlendes Sonnenwetter verwandelt. Nicht ein Windhauch war zu spüren, als sich das Boot langsam in Bewegung setzte und hinaus auf den Fjord fuhr.

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Wir starteten Richtung Oper, passierten dann die größeren Fjordinseln Hovedøya und Gressholmen mit ihren bewaldeten Küsten und leeren Stränden. Das Wasser schwappte gutgelaunt an unser Boot und ich verrenkte mir den Hals, um gute Fotos zu machen. Häufig hinderte mich eine braungebrannte Hand am Erfolg. Direkt vor uns saß ein junges, turtelndes Paar und immer wenn Turtelpause eintrat, wies sie ihren Liebsten auf die Schönheiten der Umgebung hin. Der Arme muss an einer gewaltigen Sehschwäche leiden, denn es reichte nicht aus, dass sie sagte: „Oh, guck eine Insel.“ –  NEIN!!! Sie musste auch jedesmal mit dem ausgestreckten Arm und Finger drauf zeigen, und zwar genau in dem Moment, wenn ich die besagte Insel gerade im Fokus hatte und nun aber, statt einer hübschen Küstenlinie, eine Hand quer im Bild hängen hatte!!!! Und wenn sie nicht zeigte, fotografierte sie selber und rutschte in meinen Fokus.

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Ansonsten waren unsere Mitfahrer aber zivilisiert. Auch wenn sie permanent über die interessanten Kommentare unseres Guides hinwegplapperten… aber damit habe ich die perfekte Entschuldigung dafür, dass ich nicht viel mehr Interessantes zu berichten habe: Ich konnte es einfach nicht hören. – Weiter nach vorne setzen??? Bin ich narrisch, wir hatten die perfekten Plätze!!

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Wir schaukelten über das Wasser und erreicht bald Nesodden, eine Halbinsel südlich von Aker Brygge. Mit dem Auto dauert die Fahrt in die Stadt von Nesodden aus eine Stunde, weshalb die meisten Bewohner morgens und abends die Fähre benutzen, die ihre Halbinsel mit Aker Brygge verbindet. An der Westseite von Nesodden bevölkern bunte Badehäuser das Bild. Zu ihnen gibt es eine interessante Geschichte: Es war einmal eine Zeit, in der das öffentliche Baden unter Strafe verboten war. Was natürlich den Drang, öffentlich zu baden, verstärkte. Da man aber nicht die Gefahr eingehen wollte, mitten im Brustzug von der Wasserpolizei aus dem Fjord gefischt zu werden, musste eine Lösung her: Das Badehaus mit Loch im Boden. Wer es sich leisten konnte, kletterte bei schönem Wetter in sein Badehaus, entkleidete sich und ließ sich durch das Loch im Boden ungesehen in die kühlen Wellen des Fjordes gleiten. – In den 1920ern dienten die bunten Hütten dann ganz anderen Flüssigkeiten: Durch die versteckte Lage konnte während der Prohibition hier ungesehen Alkohol an Land geschmuggelt werden.

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Mittlerweile steuerte unsere Fähre die Bucht vor Sandvika an, wo ich im Winter mit Christine und Adelheid über das Eis gewandert war. Nun amüsierten sich hier Segler, und Besitzer der wunderschönen Villen am Ufer saßen entspannt in der Sonne. Im Winter lade der zugefrorene Fjord hier zum Wandern ein, erklärte unsere Führerin. (Stimmt!) Das läge zum einen daran, dass der Fjord hier von drei Inseln von Wind geschützt wird und dass der Süßwasseranteil hier sehr hoch sei. Wir winkten einer Seglertruppe zu und verließen das kleine Paradies.

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Starke Wellen begrüßten uns, als wir auf den freieren Teil des Fjordes zurückkehrten. Es war kurz nach 14 Uhr und die Color Line-Fähre auf dem Weg Richtung Kiel, das sie am nächsten Morgen um 10 Uhr erreichen wird. Kaum hatten wir uns vom Schaukeln erholt, klatschten die nächsten Wellen an den Bug: Auch die Aida hatte den Hafen verlassen und war bereit, ihre Kreuzfahrtgäste an einen anderen Ort zu bringen. Meine Güte, wie riesig die Schiffe doch sind. Wir schaukelten vorbei und winkten fröhlich. Am linken Ufer tauchte das Statoil-Gebäude auf und wir nahmen kurz Kontakt zur arbeitenden Bevölkerung, aka Martin, auf, der sofort nach uns Ausschau hielt.

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Bald erschien die bekannte Silhouette von Aker Brygge. Vorbei am Astrup Fearnley Museum kehrten wir zurück in den heimatlichen Hafen, wo wir beim Aussteigen von einer dicken Möwe beobachtet wurden. Als sie sich in die Lüfte hob, suchten wir Schutz und wagten uns erst wieder heraus, als das penetrante Tier Richtung Café Skansen davon geflogen war.

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Puuh, entkommen!

Das war es schon für heute, meine lieben Leser. Ich hoffe, Ihr hattet Spaß an unserer Schiffsreise. Kommt nach Oslo (oder für alle Osloraner: Kommt zur Aker Brygge) und probiert es selbst aus!

Meine wöchentlichen Grüße gehen in dieser Woche an Ylva Linnea und Mattis Jakob – Willkommen, Ihr neuen Erdenbürger!  Meinen seetüchtigen Lesern wünsche ich eine tolle Woche, lasst Euch mal wieder Wind um die Nase wehen, schaltet in einen anderen Gang wenn nötig und erfreut Euch am Herbst. Eine ganz besondere Sache noch zum Schluss: Meine Freundin Silvi, Fotografin aus Leidenschaft, und ich haben einen Kalender entworfen. Vielleicht gefällt er Euch! Meldet Euch, wenn Ihr mehr wissen wollt: ulrike_niemann@yahoo.no.

Bis nächsten Freitag!

Ha det bra,

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Ulrike

Eine Flusswanderung entlang der Akerselva ODER Mit der U-Bahn nach Grönland…

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Was verfolgt man nicht alles im Leben? Man verfolgt hehre Ziele, schnöde Fußballspiele und hin und wieder die große Liebe. Ich habe einen Fluss verfolgt.

Im Team mit meiner Mutter.

Familiäres Wasser-Stalking sozusagen.

Es war ein großer Spaß.

Hallo meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. FALLS wir uns denn hier wieder treffen…Oder habt Ihr mir nach fast zweiwöchiger Abstinenz den Rücken zugedreht und lest stattdessen „Karibu sana – Mein Leben in Tansania“? – Nein, bestimmt nicht, schließlich ist das hier Euer Lieblingsblog und ich Eure Lieblingsbloggerin. Richtig? Los geht es also!

Flusswandern in Oslo

Wie es sich für eine anständige Hauptstadt gehört, hat Oslo einen eigenen Fluss. Nun kann sich die Akerselva nicht mit der Themse oder Seine messen, aber in Norwegen ist eh alles anders und so hat die Stadt eben einen Fluss, dessen gesamte Länge nur 8,2 Kilometer beträgt. Das tut der Liebe der Osloer aber keinen Abbruch. Eine Wanderung entlang der sprudelnden Lebensader stand schon seit Monaten auf  meiner To-do-Liste. Wie praktisch also, dass meine Mutter mit derselben Idee kam, angeregt ihrerseits von einem Buch mit Geschichten aus Oslo. Nun mussten wir nur noch überlegen, ob wir flussauf – oder flussabwärts wandern wollten. Vom Oslofjord zum Maridalsee oder umgekehrt? Schnickschnackschnuck…die Entscheidung war gefallen: Start unserer Wanderung sollte der Vaterlandspark nahe des Radisson Blu Hotels im Zentrum sein. Geplant, getan, an einem Freitagmorgen war es soweit. Akerselva, vi kommer!!!

Mit der U-Bahn nach Grönland….

Die Rucksäcke sind gepackt, Matpakke verstaut, Kameras aufgeladen und Blasenpflaster griffbereit. Ob des penetranten Bohrgetöses vor dem Kiwi-Supermarkt gegenüber lechze ich nach Ruhe und Natur. Nur weg hier! Frohgemut besteigen wir in Majorstuen die U-Bahn und juckeln bis nach Grönland.  Das liegt in Oslo direkt hinter dem Hauptbahnhof und hat weniger mit Inuits und ewigem Eis als mit Dönerständen und Multikulti zu tun. Vorbei am Goethe-Institut Norwegen wandern wir Richtung Vaterlandspark. Ein leises Gluckern dringt an unsere Ohren und: Da ist sie – die Akerselva!

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Schön ist sie, wie sie sich da so windet, vorbei an Baggern und Bauarbeitern, Kieshaufen und Zäunen. (Ich lasse jetzt mal eine extralange Denkpause, damit Ihr selber auf das folgende Problem kommt ………….) ZÄUNE??? Jawoll, große, metallene, unüberwindbare Zäune schmücken alle vier Zugänge zum Flussufer und stellen uns vor eine Frage: Und nun?

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Na das fängt ja gut an. Bauen die einfach hier so rum. Was soll denn das? WIR WOLLEN AM FLUSS WANDERN!!! – Interessiert niemanden. Wir gucken uns entschlossen an und beschließen den Zugang an einer anderen Stelle zu versuchen.

Leider haben wir keine Karte.

Ich höre Euch schon:  „Wie denn, was denn, auf eine Wanderung ohne Karte, was ist, wenn man sich verläuft?“ – Wir wollen an einem FLUSS wandern, wie groß sind die Chancen, dass man den verliert? Größer als man denkt. Dafür weiß ich jetzt aber, wo das Hauptbüro des Deutschen Roten Kreuzes in Norwegen liegt. Jaha! Über Nebenstraßen mit mangelndem Charme arbeiten wir uns weiter Richtung nächster Brücke, um erneut enttäuscht zu werden. Wieder versperren Zäune unseren Weg zum Fluss! Ja, ist denn das zu glauben? Oslo ist im Moment eine einzige riesige Baustelle, nirgendwo hat man Ruhe und ein Gerüst wird an einem Haus abgebaut, um am nächsten Tag in ganzer Schönheit am Haus daneben zu stehen. Es wird gebuddelt und gebaggert, geschliffen und gebohrt, gehämmert und gesägt von 7 Uhr morgens bis in den späten Abend. Und nun wird mir auch noch der Zugang zur Idylle von Baggern und Zäunen verweigert!

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…und zu Fuß weiter nach Kuba!

Auf der anderen Straßenseite endlich ein aussagekräftiges Schild: Die Stadt entschuldigt sich für alle Unannehmlichkeiten, aber der Wanderweg ist erst wieder in Kuba begehbar. Gut, wandern wir also nach Kuba. Ist ja nicht so weit. Ja, in Oslo kommt die Welt zusammen, eben waren wir noch in Grönland, nun sind auf dem Weg ins warme Kuba, an dem heute Studenten einen Papierflugzeugweitflugwettbewerb veranstalten und Kinder Enten füttern. Die idyllische Wiese im Stadtteil Grünerlokka hat ihren Namen übrigens aller Wahrscheinlichkeit nach von einem kubusförmigen Gebäude, das hier einst stand.

Und wirklich – hier in Kuba ist die Akerselva plötzlich frei begehbar und fordert uns sofort auf, ihr nahe zu kommen:

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Industriegeschichte in Oslo live und in Farbe

Tiefhängende Äste,  durch die das Sonnenlicht tanzt, locken uns auf den Weg. Endlich! Wie eine Diva hat sie sich angestellt, doch nun dürfen wir an ihrer Seite bis zur Quelle wandern. Eine Wanderung durch Natur, Kultur und Industriegeschichte der Stadt. Denn hier, wo heute Theater und Galerien, Restaurants und Ateliers sind, begann in Oslo vor über 150 Jahren die industrielle Revolution. In der Mitte des 19. Jahrhunderts explodierte die Textil- und Papierproduktion in Oslo und große Fabriken ließen sich am Fluss nieder. Vilhelm Dybwads textete zu dieser Zeit:

Akerselva, du gamle og grå,
Akerselva, deg holder jeg på.
Selv om Donau er aldri så blå,
kan i skjønnhet den aldri deg nå.
Slike farger visst aldri man så,
som hvor du munner ut på skrå
i den yndige duftende vrå
mellom Nyland og H.A.H.

Dybwad beschreibt die „niemals gesehenen Farben“ und die „reizenden Gerüche“ des Flusses zwischen den Fabriken Nyland und H.A.H. Tonnen von Chemie müssen damals in die Akerselva geleitet worden sein. Nach 150 Jahren konstanter Verschmutzung setzte sich in den 1980er Jahren eine Gruppe erfolgreich für die Reinigung und Renaturierung des Flusses ein. Gerade hatte sich die Akerselva erholt, geschah in November 2011 eine Katastrophe: 6000 Liter Chlor vernichteten alles Leben im Fluss. Oset, eine Firma für Wasserbehandlung am Trinkwassersee Maridalsvannet, war schuld an diesem Umweltdesaster. Der Fluss ist heute auf dem Weg der Erholung.

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Ein Tosen erreicht unsere Ohren und bald stehen wir vor dem größten der insgesamt 20 Wasserfälle entlang des Flusses, dem Wasserfall bei Mølla. Das Wasser rauscht an uns vorbei und springende Tropfen sorgen für angenehme Abkühlung. Wir beschließen, eine Pause zu machen und entdecken gleich neben dem Fluss ein wunderbares Café: Das Hønse-Lovisas-Haus beherbergte früher einen Sägemeister samt Familie und ist heute ein Kulturcafé mit Ausstellungen, Vorträgen, Kinderprogramm und köstlichen Waffeln! Wir sitzen auf den weißen Metallstühlen unter einem Baum und fühlen uns wie auf dem Land. Ein wunderbarer Platz mitten in Oslo.

Rein in die und raus mit der Natur!

Weiter geht der Weg vorbei an Industriebauten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, die restauriert und umgebaut heute Künstlern, Architekten und dem NRK als Arbeitsstätte dienen. Wir sind begeistert und knipsen unsere Kameras müde.

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Und plötzlich liegt die Stadt hinter uns. Gerade waren wir noch im Neubaugebiet Nydalen, das den Fluss in moderne Form gepackt und ins Stadtbild integriert hat, wanderten über den Hof der Kunstschule, bogen rechts ab und da….Natur pur. Die Wege werden breiter, die Akerselva wird ruhiger und unserem Wanderführer zufolge könnten wir ab jetzt mit Wasserfledermäusen rechnen. Stattdessen bietet sich uns ein anderes Naturschauspiel: Zwei Männer im Rentenalter, erschöpft vom Lauftraining, entledigen sich ihrer Kleidung und steigen in den Fluss. Meine Mutter vermutet langsam ein System, ist es doch ihre zweite Begegnung mit freihängender norwegischer Männlichkeit. Die erste war direkt nach der Ankunft kurz vor unserem Haus. Ich betone erneut, dass ich mit dem nackten jungen Mann in Lederstiefeln nichts zu tun hatte! Gerüchten zufolge war es eine Wahlwerbung der rechten Partei und kein Begrüßungskomitee der anderen Art für meine Mutter.

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Wir wandern nonchalant an den nackten Wahrheiten gen Norden. Kein Stadtgeräusch ist zu hören, hier und da begegnen uns Spaziergänger auf dem steinigen Weg. Wir halten die Hand in den Fluss und genießen die Ruhe. Idyllisch ist es hier und noch während wir das denken, biegen wir um eine Kurve und da liegt er: Maridalsvannet, der größte See Oslos. Ein gewaltiger Anblick. Und unter einer Brücke liegt die Geburtsstätte der Akerselva, dem Fluss, den wir nun nicht auf 8,2 Kilometer, aber auf einer langen Strecke gefolgt sind.

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Nach mehreren Fotos kehren wir um, werfen noch einen Blick auf das naheliegende Norsk Teknisk Museum und steigen in den Bus 25, der uns direkt bis nach Majorstuen bringt. Mit der U-Bahn nach Grönland, zu Fuß weiter nach Kuba und am Ende mit dem Bus nach Hause. Schön war es.

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Das war es schon für heute, meine lieben Leser. Ich hoffe, Ihr hattet Spaß an unserer Wanderung, wir hatten es auf jeden Fall und ich schicke gleich mal meine wöchentlichen Grüße an meine Mutter. Schön hatten wir es! Hier in Norwegen wird es am Montag spannend: Es wird gewählt und anders als in Deutschland scheint sich ein Regierungswechsel anzukündigen. AP-Chef und Ministerpräsident Jens Stoltenberg wird also vielleicht demnächst sein Amt an Høyre-Chefin Erna Solberg übergeben. Wer mit wem regieren will und wird scheint noch völlig offen, nur eine große Koalition scheint fraglich. Warten wir es ab. Ich werde weder hier wählen (weil ich nicht darf), noch in Deutschland (weil ich nicht will) und gehe somit völlig wahllos in den Herbst.

Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, genießt den kommenden Herbst oder den späten Sommer und lasst es Euch gut gehen!

Ha det bra,

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(Idylle am Honse-Lovisas Hus)

Ulrike

Ich bin keine nationale Bedrohung, ehrlich! ODER Ein Besuch im Storting

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Hallo meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier treffen. Fast wäre daraus nichts geworden. Fast hätte ich den Nachmittag im Sicherheitsbereich des norwegischen Parlaments verbracht, wo man mich, meine politische Einstellung und meine generelle psychologische Verfassung getestet hätte.

Warum?

Aus kompletter Schusseligkeit bin ich zur Besichtigung des norwegischen Parlaments mit einem Taschenmesser in der Handtasche gegangen. Das fanden die beiden Wachmänner bei der Sicherheitskontrolle…sagen wir…ungewöhnlich.

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Aber beginnen wir am Anfang. – Es gibt Donnerstagabende, an denen ich keine Idee für den Blog am Freitag habe. Manche Wochen sind spannend, andere sind auch schön, aber eher…normal. Diese Woche beispielsweise: Wochenende in Hamburg (gehört nicht in Blog über Norwegen), ab Dienstag gearbeitet und Artikel geschrieben über Paris, sehr netten Kaffeebesuch gehabt, Essen gegangen und gestern mit meiner jüngsten Freundin rosafarbene Lilifee-Muffins gebacken.

Schön, aber nichts davon war wirklich für den Blog zu verwenden.

Ratlos saß ich also gestern Abend am Laptop. Ein Blick auf die Internetseite von VisitOslo brachte die Lösung für mein Themen-Dilemma:

Freitag, 10 Uhr, englische Führung durch das norwegische Parlament.

Bingo!!!

Reservierung war nicht möglich, Interessierten wurde geraten, sich 15 Minuten vorher am Eingang an der Akersgata einzufinden. Maximale Gruppengröße: 30. Nun ist Oslo im Juli überrannt von Touristen, die Kreuzfahrtschiffe geben sich die Anker in die Hand, die Reisebusse verstopfen die Straßen und so beschloss ich,  schon 30 Minuten früher am Parlament zu sein, um mir einen Führungsplatz (Wortspiel!) zu sichern.

Als ich um Punkt 9.30 siegessicher um die Ecke biege, stehen dort bereits 10 Leute.

Ist doch nicht wahr, wann waren die denn hier? Streber!!!

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Ich lasse meinen Blick schweifen und meine Ohren kreisen, um die Nationalität meiner Führungskollegen zu erraten: Die beiden Frauen mit Kameras vor der Brust, Turnschuhen an den Füßen und ziemlich viel Masse dazwischen – eindeutig US-Amerikanerinnen.  Die jüngere, dunkelhaarige Frau dahinter, die sich abseits der Gruppe hält…hm…groß, dunkler Teint, europäische Kleidung…Spanien? Frankreich? Europa auf jeden Fall.

Der junge Typ, der neben mir an einem Baum lehnt ist eindeutig Deutscher. Außerdem Akademiker; hat wahrscheinlich Philosophie studiert. Der blondierte Feger mit Kurzärmelhemdmann im Schlepptau: Osteuropa. Die beiden Herren mit Basecap, Wanderschuhen und Costa-Reiserucksack: Amerikaner. Das junge Paar bestehend aus rothaarigem Er und kleiner, dunkelhaariger Sie…..hm….Iren? Italiener (sie sieht italienisch aus…)? NEE! Auch Amerikaner, gerade fangen sie an zu reden und zwar in breitestem Texas-Akzent. Witzig. Mal sehen, ob ich die Nationalität von allen herausfinde. Bei dem Deutschen bin ich mir sicher. Hundert Prozent. Fehlt nur noch die Jack-Wolfskin-Hose.

Die Tür des Parlaments öffnet sich und ein Sicherheitsbeamter bittet uns herein. Holla, macht der auch die Führung?

Nein, antwortet er, die mache sein Kollege. Mit schwindendem Interesse blicke ich auf den geschniegelten Abiturienten in zu großer Jacke, der an der Wand lehnt. Nun aber erstmal durch die Sicherheitskontrolle. Sieht aus wie beim Flughafen, funktioniert genauso und auf Waffenfunde in Damenhandtaschen wird hier ebenso reagiert wie am Flughafen: Mit Interesse. Und fragend hochgezogenen Augenbrauen. Bevor sie auch nur ein Wort sagen können, legte ich los: Ehrlich, es ist ein Versehen. Ich habe immer ein Taschenmesser dabei, man weiß ja nie was so kommt und diese Handtasche habe ich seit ein paar Tagen auch immer dabei, die passt farblich so gut zu meiner…ist egal… irgendwie habe ich es eben vergessen und wirklich, glaub mir, es steckt nichts dahinter,  ich würde doch niemals…ich bin ganz harmlos und darf ich zum Schluss noch sagen….Ja, jeg elsker dette landet!

Das hat dann auch die norwegischen Sicherheitskräfte überzeugt, die mit immer größer werdenden Augen meiner gestammelten Entschuldigung zuhören und sich wahrscheinlich die Frage stellen, ob mein Mundwerk nicht die viel größere Waffe ist und weggesperrt werden sollte. Ich schweig stille und gehe zur Garderobe. Tasche und Jacke werden unter den kritischen Blicken meiner Führungskollegen verstaut. Auweia, die lassen mich nicht mitspielen. Ich werfe ein Lächeln in die Runde und zucke entschuldigend mit den Achseln. Der gutaussehende Wachmann gesellt sich zu uns.

Und bleibt in meiner Nähe, während der gesamten Führung.

Das macht der bestimmt immer.

Doch, doch.

Ich ignoriere ihn und konzentriere mich stattdessen auf den bebrillten Abiturienten, der, als warm geworden, richtig witzig ist: Um den ersten norwegischen König zu finden, erzählt er, sei eine Gesandtschaft nach Schweden gereist „on the search of some unemployed princes who wanted to be king of Norway“. Brüller! Offensichtlich gab es keinen arbeitslosen Prinz in Schweden, erst in Dänemark fand sich einer, der Zeit und Lust hatte und 1905 König Haakon wurde. Heute heißt das Landesoberhaupt König Harald, das wissen wir alle, was aber vielleicht nicht alle wissen:  Er ist der erste König, der tatsächlich in Norwegen geboren wurde. Sein Vater, König Olav, erblickte 1903 als dänischer Prinz das Licht der Welt in England. Jawoll. Habe ich so aufgeschrieben, muss stimmen.

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Weiter geht es durch die Backsteinflure des Parlaments, das mich in seiner Schlichtheit und Größe an die Stadtverwaltung in Castrop-Brauxel erinnert. Es hätte damals kein Geld zum Bauen gegeben, antwortet unser namenloser Führer auf meine Frage. Ja, im Vergleich zu anderen Parlamenten wäre das Storting eher klein.  Wie es denn in unseren Heimatländern so aussähe, fragt er in die Runde.

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Ja, der Reichstag in Berlin ist schon viel größer, antwortet der Philosoph ohne Jack Wolfskin-Hose. HA! Hab ich doch gesagt, dass der Deutscher ist! 1:0 für Ulrike! Das Weiße Haus sei auch größer, nicken die beiden Damen mit den Kameras vor der Brust und werden von ihren Landsleuten für den politischen faux pas getadelt.  Bis auf das irisch-italienische Paar hatte ich die Amerikaner also richtig einsortiert. 5:2. Die Dunkelhaarige schweigt und der blonde Feger hat die Frage anscheinend verpasst, während ihr Kurzärmelmann sie fotografierte. Euch kriege ich auch noch. Ich könnte ja einfach fragen, aber das finde ich langweilig.

Über einen weiteren Flur erreichen wir den Plenarsaal – kein Wunder, dass sie kein Geld hatten, das Gebäude größer zu bauen, denke ich, als ich die Goldverzierungen and roten Lederstühle sehe. Wer kann denn hier politisch diskutieren?

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Die Norweger anscheinend und zwar in einer weltweit fast einzigartigen Konstellation: Die Mitglieder des Parlaments sitzen nicht in Fraktionen zusammen, sondern nach Heimatprovinzen geordnet.  Alle Sitzungen sind offen für Publikum, nur einer darf nie anwesend sein: Der König. Die norwegische Verfassung verbietet dem Staatsoberhaupt den Zugang ausdrücklich. Entstanden ist diese harsche Regel in 1814, als Norwegen vom schwedischen König regiert wurde; das Verbot der Teilnahme an parlamentarischen Sitzungen sollte eine gewisse Eigenständigkeit Norwegens bewirken. Bis heute ist es übrigens auch üblich, dass die norwegische Königsfamilie bei den Regierungswahlen nicht wählt.  Es wäre der Verfassung nach erlaubt, aber sie machen es trotzdem nicht.

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Sitz des Abgeordneten aus der Provinz Nord-Trondelag

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Noch ein Foto im rotgoldenen Sitzungssaal und aus dem Fenster über die Karl Johans Gate und weiter geht es. Während ich überlege, ob ich die dunkelhaarige Frau anspreche und einfach frage, woher sie kommt, verpasse ich fast den feministischen Teil der Führung. Wir stoppen vor dem Gemälde einer Frau, die Professor McGonagall aus der Harry Potter-Serie wie eine liebliche Babysitterin erscheinen lässt.

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Obwohl das offizielle Frauenwahlrecht erst 1913 in Norwegen eingeführt wurde, durften ab 1907 bereits Norwegerinnen wählen,  die über ausreichend Grundvermögen verfügten und Steuern zahlten. Anna Rogstad, Pädagogin, Frauenrechtsaktivistin und Mitglied der Frisinnende Venstre, einer linksliberalen Partei, erregte 1911 großes Aufsehen als erstes weibliches Mitglied des Parlaments. Auf der Besuchergalerie war bei ihrer ersten Teilnahme im Parlament kein einziger Platz mehr zu finden und die Menschen drängten sich vor dem Parlamentsgebäude. Zwei Jahre später erhielten alle Norwegerinnen volles Wahlrecht. Heute sind 40% der Mitglieder des Parlaments weiblich.

Knips. (Ich überlege kurz, DOCH bei der Bundestagswahl zu wählen.)

Nach einem kurzen Besuch in der ehemaligen „zweiten Kammer“ des Parlaments (das Einkammersystem wurde 2009 eingeführt) wandern wir über die gewaltige Treppe wieder zurück in den Eingangsbereich des Gebäudes.

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Es kommt zur Wiedervereinigung von Garderobe und Besitzern, ich nehme meine taschenmesserverseuchte Handtasche an mich und sehe im Rausgehen noch, wie sich die Dunkelhaarige den Prospekt über das Parlament in Französisch nimmt. Ha! FAST richtig. Dafür gibt es trotzdem einen Punkt. Wo sind denn der blonde Feger und Kurzärmel so schnell hin? Von denen weiß ich noch gar nicht, ob sie wirklich aus Osteuropa kommen! Ich hechte zur Ausgangstür, errege wahrscheinlich erneut die Aufmerksamkeit der Wachleute, blicke nach rechts und links und sehe, wie die beiden in ein Taxi verschwinden. Ob ich…..?

Nein, die Sicherheitsleute wären bestimmt sofort hinter mir her. Und mit denen hatte ich heute wirklich schon genug Kontakt. Bleibe ich also dabei, dass es Osteuropäer waren und gebe mir noch einen Punkt.  8:2 steht es für mich. Ich kaufe mir zur Belohnung einen Kaffee und schlendere mit dem Messer in der Tasche wohlgemut und sicherheitsbewusst nach Hause.

Wo ich nun sitze und diesen Blog für Euch schreibe, meine lieben Leser. Ich hoffe, Ihr hattet Spaß an unserer Besichtigung und damit einen guten Start ins Wochenende. Meine Grüße gehen diese Woche an meine Schwägerin Gitti mit ganz, ganz lieben Wünschen..aber OHNE „Knuddeln“ :).

Euch allen wünsche ich eine tolle Woche, lasst es Euch gut gehen, genießt die Ferien und den Urlaub, schreibt mir eine Postkarte und kontrolliert immer, was Ihr so in den Taschen habt!

Ha det bra,

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Ulrike

Mein Reisetagebuch aus Trondheim oder Ich glaube, ich hab mich verliebt…

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Dreierbeziehungen sind zum Scheitern verurteilt. Jaja, angeblich hatten Psychoanalyst Carl Jung und seine junge Patientin den halbherzigen Segen von Jungs Ehefrau Emma und angeblich lebte Autor Aldous Huxley fröhlich mit Ehefrau und Mätresse, aber diese rebellischen Ausnahmen von der bürgerlichen Norm bestätigen mich nur darin: Drei sind einer zu viel – und das stellt mich vor die entscheidende Frage: Oslo oder Trondheim?

Hallo meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen und entschuldigt, dass ich mich Freitag,  an unserem Tag, nicht gemeldet habe. Ich saß laptoplos in Trondheim und habe meinen Tag mit Kaffee trinken, Museumsbesuch und Kino in meiner neuen Liebe verbracht.

Ja, denn ich muss gestehen: Ich habe mich verliebt.

In Trondheim.

Das ist besonders unangenehm, da ich ja Oslo im letzten Blog eine Liebeserklärung gemacht habe. Bin ich nun einfach eine verdammt untreue Seele? NEIN! Vielleicht lässt es sich so erklären: Oslo kenne ich viel besser und die Stadt ist mir natürlich viel näher als die Neueroberung, der Two-Nights-Stand, Trondheim. Ich muss mich auch nicht entscheiden zwischen den beiden, denn es sieht nicht danach aus, als würden wir nach Trondheim ziehen. Alles also gar nicht so schlimm. Nun habe ich meine moralischen Urban-Sünden gebeichtet, mir Luft gemacht und nun kann es losgehen mit meiner Beschreibung der letzten drei Tage!

Dienstag, 2. 4. 2013, 22 Uhr, Oslo

Es gibt schönere Orte als den Osloer Hauptbahnhof um 22 Uhr, aber mit Cheesebites und Kaffee lässt sich das Treiben entspannt beobachten. Der Nachtzug Richtung Trondheim steht schon eine Stunde vor Abfahrt bereit, Hallelujah, und hinein da. Mir steht eine schlaflose Nacht bevor, aber nur halb so schlimm, es hat einen besonderen Reiz in frisch gestärkter Bettwäsche auf einem gemütlichen Etagenbett durch die Nacht zu ruckeln.  Und die Gedanken ruckeln gleich mit…

Ich reise gern. Nur  für ein paar Tage an einem Ort zu sein und ihn dann auf meine Art und Weise zu entdecken. Niemanden zu kennen, aber sich Orte zu schaffen, die langsam bekannt werden. Überall etwas Besonderes zu suchen und zu finden. Ganz viel will ich in die kommenden Tage stecken und bin jetzt schon hibbelig mir einen Stadtplan mit den Highlights bei der Touristeninformation zu holen. Abends werden dann die besichtigten Höhepunkte der Stadt abgehakt. Doch, wirklich, ich mache das. Da gibt es nicht zu rütteln. Es ist stärker als ich.

Ruckel, ruckel…Ich liebe es, unterwegs zu sein. Diese Stimmung auf der Fahrt, weg vom Alltag und seinen alltäglichen Problemen und Gedanken, aber noch nicht ganz da am neuen Ort. Irgendwie dazwischen. Und nirgends. Ruckel ruckel ruckel….Norwegen zieht an mir vorbei. Noch vier Stunden Fahrt. An Schlaf ist leider wirklich nicht zu denken, also lese ich, passend im Titel, Hape Kerkelings  „Ich bin dann mal weg“.

Mittwoch, 3. 4. 2013, 6.50 Uhr, Trondheim

Ich muss mir endlich wieder eine Brille anschaffen! Meine Augen taten heute Morgen, als wären ihnen Kontaktlinsen völlig unbekannt und so stehe ich mit knallroten Heulaugen auf dem Bahnsteig. Mein Elend wird von gutgelaunten Bauarbeitern gelindert, die, mit Körben voller Süßigkeiten bewaffnet, uns Neuankömmlinge begrüßen. Das ist ein Empfangskomitee nach meinem Geschmack.

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Noch habe ich keinen Blick für die Stadt, das Meer oder die schneebedeckten Hügel. Ich will ins Hotel und schlafen. Das Clariton Bakeriet ist unser temporäres Zuhause. In der umgebauten Bäckerei werden wir freundlich begrüßt und zu meinem großen Jubel ist tatsächlich schon ein Zimmer bereit. Ich sah mich schon bis um 12h heimatlos in Trondheim sitzen, aber nein, Zimmer 500…here we come! Nach einem erholsamen Schlaf bin ich bereit, die Stadt zu entdecken. Noch planlos ziehe ich in den sonnigen Vormittag, vorbei an flachdachigen, bunten Holzhäusern auf der Suche nach einem Café, denn ohne Kaffee läuft nichts. Meine Füße schon gar nicht. An einer Straßenkreuzung finde ich, was ich suche: Das Café Dromedar. Das über die nächsten Tage mein zweites Zuhause wird. Mein Fensterplatz erlaubt freie Sicht auf das Treiben der Stadt und ich frage mich, warum ich das hier jetzt schon so nett finde. Ich meine, mal ehrlich:  Ich gucke auf ein Rema 1000, den norwegischen Aldimarkt, eine Bushaltestelle und das imposante Gebäude der Danske Bank. Gaaanz toll, Ulrike, wirklich! Manchmal habe ich sie irgendwie nicht alle. Ich bestelle lieber noch einen Kaffee bei der Angestellten mit dem Dromedar-Tattoo am rechten Handgelenk. Ob die Angestellten hier gebrandmarkt werden nach Unterzeichnung des Arbeitsvertrages? Ich gebe mal vorsichtshalber ein großzügiges Trinkgeld und hoffe, die Ausbeutung der Arbeitskräfte zu stoppen. Obwohl sie eigentlich ganz fröhlich wirken.

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Jetzt aber, los! Wo ist die Touristeninformation? Ein Schild führt mich Richtung Torget, zum Markt. Hört sich vielversprechend an. Wie ein Trüffelschwein auf heißer Spur wandere ich los. Der Marktplatz ist unspektakulär, eingerahmt von Einkaufszentren, gelben Holzhäusern und….AHA, dort an der Ecke in einem orangen Haus…die Touristeninformation. 1:0 fürs Trüffelschwein! Beim Fotografieren der imposanten Statue auf dem Platz werfe ich einen ersten Blick auf die Kathedrale. Wie die genau heißt und wer das auf der Statue ist, weiß ich noch nicht, aber gleich bin ich schlauer. Voller Wissensdurst stürme ich die Touristeninformation.

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Das auf der Statue ist Olav Tryggvason, Wikingerkönig und Gründer Trondheims 997 n. Chr.  Lese ich kurze Zeit später und hake Nummer 18 in meiner neuen Broschüre ab.  Die Nidaros-Kathedrale verschiebe ich wegen der kurzen Winteröffnungszeiten auf den nächsten Tag. Bei einem zweiten Kaffee in einer charmanten Außenstelle des Dromedars in der Nordre Gate plane ich den heutigen Tag. Trondheim ist die ehemalige norwegische Hauptstadt, lese ich im Stadtführer, und bietet mehr als 1000 Jahre Geschichte. Sie ist die drittgrößte Stadt Norwegens mit knapp 180.000 Einwohnern und liegt im Bezirk Sør-Trøndelag an der Mündung des Nidelven, des Nid-Flusses. Trondheim ist Universitätsstadt und der Großteil der 30000 Studenten ist an der Technischen Universität Trondheim, der NTNU, eingeschrieben. Die umgebenden Wälder, der Trondheimfjord und der Nidelven, der die Stadt umfließt, geben der Stadt „a unique flavour of metropolitan life and undisturbed nature.“

Metropole und Wildernis  vereint? Ich bin gespannt.

Auf meinen Plan für heute kommt die Altstadt oder Bakklandet und Svartlamon, eine Ökostadt im Aufbau. Keine Ahnung was das bedeutet, hört sich aber irgendwie spannend an. Los geht es! Zu Fuß, das Wetter ist gut und ich laufe gern. Ein Blick auf meinen noch jungfräulichen Stadtplan weist mich nach Osten und ich wandere los. Nun bin ich nicht gerade für meinen Orientierungssinn berühmt. Nach 30 Minuten bemerke ich also erst, dass ich seit etwa 20 davon in die falsche Richtung wandere. Unter einer ökologischen Teststadt konnte ich mir zwar nichts vorstellen, aber ich bezweifele, dass Dönerbuden und Expressreinigungen, Videoshops und Sonnenstudios dazugehören.

AHA! Fehler gefunden, ich hätte an dieser Kreuzung hier…nee hier… nee Quatsch hier…also irgendwie bin ich falsch. Egal, wenigstens habe ich so den Stadtteil Buran auch kennengelernt, weiß, wo der Bus zum Flughafen abfährt, mache ein Foto von der Lademoen Kirche und gehe zurück. Bald stehe ich vor einer gigantischen Baustelle. Auf der anderen Seite soll die ökologische Siedlung auf mich warten, die mir langsam auf die Nerven geht.  Ökologisch hin oder her, ich habe jetzt keinen Bock mehr und überhaupt, wie doof ist das, meinen ersten Tag auf Baustellen und in unspektukalären Vororten zu verbringen. Ökostadt ade! Altstadt, ich komme.

Weise Entscheidung, denke ich wenige Kilometer weiter, als ich von gemütlichen Holzhäusern umrahmt einen ersten Blick auf die Kathedrale werfe.Im dritten „Dromedar“-Kaffee in Nedre Bakklandet  spendiere ich mir zur Belohnung wenigstens die Altstadt gefunden zu haben, einen weiteren Kaffee.

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Dann begebe ich mich auf die Suche nach einem DER Highlights der Stadt: Sykkelheis.

Nun lasse ich Euch einen Moment rätseln.

Allen Hildesheimern sage ich: Den sollten sie am Krehlaberg bauen!!

Hier noch ein Tipp:

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Ein Fahrradfahrstuhl, ja!

Genau habe ich das System nicht verstanden und leider konnte ich auch keinen Radfahrer auftreiben, der unbedingt diesen Berg hochwollte. Eine Schiene scheint Reifen und Fahrer den Berg hochzuschieben, wie man dabei allerdings die Balance halten soll, ist mir schleierhaft.  Lustig ist es auf alle Fälle. Der guten Aussicht wegen wanderte ich den Berg hinauf und sah, völlig aus der Puste, die Festung von Trondheim zum Greifen nah. Die stand zwar für heute gar nicht auf meinem Programm, aber wenn sie sich so aufdrängt…

Kurze Zeit später stehe ich bis zu den Knöcheln im Schlamm. Authentizität ist wichtig, scheint das Motto der Festung zu sein und vor 1000 Jahren gab’s ja schließlich auch keine Asphaltwege, oder?? Also, durch da und nicht gemeckert. Meine linke Socke ist schon mal nass. Das winterliche Tauwetter tut dem steilen Weg nicht wirklich gut und ich wandere über faulendes Gras und Schlamm dem Eingang entgegen. Immerhin ist die Besichtigung kostenlos. Will ich auch hoffen, ich habe immerhin schon ein Paar Socken geopfert. Die Aussicht von hier oben ist wunderbar und ich beschließe auf jeden Fall im Sommer wieder zu kommen, die Menge von Bäumen und Parks muss aus Trondheim ein grünes Meer machen.

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In der Nähe bewundert eine Familie den weißen Festungsbau. Deutsche, das erkenne ich sofort, von Kopf bis Fuss in Jack Wolfskin gekleidet. Die Deutschen und ihre Liebe zur Wolfs-Tatze ist ein in Europa einmaliges Phänomen. (Update vom 3. 10. 2013: Und fällt auch in Schweden auf. Seht hier!) Gut, die Franzosen mögen Quechua und die Skandinavier Fjällräven. Aber wie sich selbst die wanderfaulsten Deutschen von Kopf bis Fuß in Outdoor-Kleidung stürzen, sobald sie einen Sonntagsspaziergang im Stadtpark unternehmen, das ist einmalig. Und wiedererkennbar. Als ich noch leise in mich hineinlache, höre ich auf plötzlich auf Deutsch: „Entschuldigung, wissen Sie, ob das Kaffee heute noch öffnet?“ Erstaunt blicke ich den Jack-Wolfskin-Vater an und sage: „Nein, das weiß ich leider nicht.“ Als er sich dankend verabschieden will, frage ich: „Wie kommen Sie darauf, dass ich Deutsch spreche?“ Lächelnd antwortet er: „Wegen Ihrer Handtasche. Jack Wolfskin tragen irgendwie nur Deutsche.“

Zack!

Zurück im Hotel versorge ich mich mit trockenen Socken. Den Abend habe ich für mich und beschließe ins Kino zu gehen. „Les Misèrables“ läuft im Nova-Kino, den wollte ich schon seit Ewigkeiten sehen. Ich liebe die Musik, habe das Musical in London gesehen und halte das Duo Boublil/Schönberg für so viel besser als Webber/Rice. Hugh Jackman und Anne Hathaway sehe ich beide gerne, wer sonst mitspielt, weiß ich gar nicht so genau, ich lasse mich überraschen. Das wird schön! Nach 10 Minuten Film muss ich sagen: Nein, das wird es nicht. Hugh Jackman spielt sich die Seele aus dem Leib, singt dabei aber noch ganz verständlich, auch wenn das Rotzen teilweise etwas stört. Mit dieser Darstellung erinnert er mich eher an Wolverine, dessen Adamantium langsam und schmerzhaft schmilzt, als an Jean Valjean. Anne Hatheway treibt mich zu Tränen und bekam ihren Oscar anscheinend auch für ihren Mut derartig roh in die Kamera zu singen. Mir standen die Haare zu Berge, wow. Und dann kam die Überraschung des Abends, der Schreck aus down under, der Gladiator der Nicht-Sänger: Russell Crowe als Javert. Ich muss das nochmal schreiben: Russell Crowe als Javert. Er tut mir fast leid.

Ich kämpfe mich durch den Film, heule am Ende dann doch und nur die urplötzlich reinknallende Saalbeleuchtung erlöst mich aus diesem Alptraum. Ich wackele zurück ins Hotel und Martin und ich lassen den Tag gemeinsam ausklingen. Gute Nacht, Trondheim!

Donnerstag, 4. April 2013, Trondheim

Das Frühstück ist köstlich. In der alten Backstube ist der Speisesaal des Hotels untergebracht, alles ist lichtdurchflutet und freundlich. Trondheim zeigt sich auch in bester Laune, die Sonne strahlt. Ich habe mich von Les Misèrables erholt und freue mich auf die Kathedrale. Martin ist begeistert von seinem Workshop und beschreibt den wunderbaren Ausblick vom Statoil-Büro direkt auf den Trondheim-Fjord. Er schlägt mir vor, das Rockheim-Museum zu besuchen, aber mir ist heute eher nach Geschichte. Wir verabreden uns für abends im Hotel. Gestern habe ich überlegt, ob ich immerzu unterwegs sein könnte. Ja, unter einer Bedingung: Martin wäre dabei.

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Speisesaal im Clariton Bakeriet /nordicchoicehotels.no

An der Wetterfront gab es eine Überraschung – aus dem strahlenden Sonnenschein ist dicker Schneefall geworden. Ich gehe zurück aufs Zimmer, um doch die Winterstiefel anzuziehen. Kurze Zeit später stehe ich im strahlenden Sonnenschein, ohne Schnee, auf der Straße. Es ist April, aber so richtig. Egal, lasse ich die dicken Botten eben an. Mein erster Weg führt mich direkt ins Dromedar und als ich an meinem Stammplatz am Fenster sitze, passiert etwas Merkwürdiges: Ich habe das Gefühl, ich wäre schon ewig hier in Trondheim. Alles wirkt vertraut und, ja , ein bisschen wie Zuhause. Verrückt, ich bin doch erst einen Tag hier. Die Stadt erinnert mich in ihrem Aufbau und ihrer Größe, der Lage am Wasser mit den schneebedeckten Hügeln dahinter ein bisschen an Victoria in Kanada. Vielleicht deshalb das heimelige Gefühl.  Trondheim hat definitiv etwas, das mich anspricht. Mehr als Oslo, mehr als Stavanger. Hier passe ich irgendwie hin.

Nun aber Kultur. Auf zur Kathedrale!

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Die Kathedrale und ihre Winteröffnungszeiten warten auf mich. Ambitioniert kaufe ich gleich ein Kombiticket, um die Kathedrale, den Erzbischofspalast und die Kronjuwelen in einem Rutsch abzuarbeiten. Die Kathedrale liegt auf dem Südteil der Midtbyen-Halbinsel, gegenüber der Altstadt. Im Mittelalter und von 1818 bis 1906 war sie die Krönungsstätte norwegischer Könige. Danach wurde die Krönung als veraltet abgetan und der entsprechende Paragraph aus dem norwegischen Grundgesetz gestrichen. König Olav V., Vater des jetzigen Königs Harald, nahm die Tradition der Segnung in der Kathedrale von Trondheim 1958 wieder auf. Auch König Harald und Königin Sonja ließen sich auf eigenen Wunsch 1993 in Trondheim segnen. Die Kathedrale ist beeindruckend, aber anscheinend bin ich heute nicht in Stimmung für dunkle Gebäude und graue Steinwände. Nach einer Runde bin ich wieder draußen. Es schneit dicke Flocken und ich rette mich in das Museum des Erzbischofspalastes. Hier sind Originalteile der Kathedrale zu bewundern und der Ausbau der Kathedrale wird anschaulich dargestellt. Nächster Stop: Kronjuwelen.

Ich weiß ja nicht, ob Ihr es schon wusstet, aber ich liiiiiiebe Königshäuser und den damit verbundenen Pomp und Klatsch. Nun also vor den norwegischen Regalien zu stehen, ist aufregend für mich.

Ja, ja, ich weiß, ich hake ja auch Sehenswürdigkeiten in Stadtführern ab.

Die Herrschaftszeichen Norwegens bestehen aus drei Kronen (für König, Königin und Kronprinz), zwei Zeptern und Reichsäpfeln, dem Reichsschwert und dem Salbungshorn. Fotos darf ich nicht machen, aber die wären in der schummerig beleuchteten Museumshöhle wohl eh nichts geworden. Die Kronen sind wunderschön, die Königskrone mit Amethysten, einem Topas und vielen Perlen verziert. Die Krone der Königin ist kleiner und mit 1578 Perlen verziert.

Ich habe nachgezählt, na klar!

Mein Abschied vom Museum fällt schwer – draußen tobt ein mittlerer Schneesturm.

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Aber das Museum schließt in 30 Minuten, also raus in den Schnee. Nach wenigen Minuten kehrt die Sonne zurück und ich wandere beschwingt weiter durch die Stadt. Richtig erkunden kann man einen neuen Ort wirklich nur zu Fuß. Nur so ist man richtig spontan. Ich wandere am Rathaus vorbei, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Schloss in Oslo hat und stoppe kurz bei der Go’dagen-Statue am Marktplatz. Meinem Stadtführer zufolge stand eine Frau Modell, die nach Trondheim kam, um als Dienstmädchen zu arbeiten. Nachdem sie in Ruhestand war, verbrachte sie ihre Tage gern am Marktplatz und begrüßte alle, die an ihr vorbei kamen, mit einem freundlichen „God dag!“ Den Namen der Frau konnte mir niemand sagen. Ich nenne sie also Fru Ella, weil mir das gut gefällt. Trondheim hat sich mittlerweile in einen schneebedeckten Traum verwandelt und ich beschließe ein bisschen wandern zu gehen. Es soll einen wunderschönen Spazierweg im Stadtteil Ila geben, also springe ich spontan in einen Bus und lasse mich überraschen.

In Ila schneit es so dicke Flocken, dass ich den Fluß, an dem der Wanderweg entlangläuft, gar nicht erkennen kann. Aber ich höre ihn neben mir gluckern und stapfe durch die Winterpracht. Die Leute müssen denken, ich habe einen an der Waffel. Aber ich hatte ein Bild mit einer Holzbrücke in einem Park gesehen und die will ich jetzt finden.

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Ein wirklich toller Weg, der im Sommer eine wahre Freude sein muss, ebenso wie der Park in Ila. Eine Gruppe von Vorschülern und ich haben auf jeden Fall viel Spaß am Schnee und beim Rutschen auf der eisglatten Treppe. Oben angekommen habe ich, vermutlich, einen tollen Ausblick auf den Fjord, leider sehe ich außer tanzenden Schneeflocken gar nichts. Ich rutsche vorsichtig die bergige Straße herunter und werde von einem Jogger überholt, der sich sicher auf dem rutschigen Untergrund bewegt.

Angeber!

Für heute ist es genug. Zurück geht es ins Hotel, wo erst selbstgemachte Waffeln und dann ein leckeres Abendbüffet warten. Alles im Preis inbegriffen. Tolles Hotel, ich sag es ja. Morgen plane ich das Trondheim Museum, die Hurtigruten und einen kleinen Shoppingtrip mit Martin ein. Abends gehen wir ins Kino und essen. Um 23 Uhr geht unser Zug nach Oslo. Für heute: Gute Nacht, Trondheim!

Freitag, 5.4. 2013, immer noch Trondheim

Happy Birthday Britta!! Ich schicke schon mal telepathische Geburtstagsgrüße an meine liebe Freundin nach Hildesheim. Geburtstagswetter herrscht auch: Sonne pur!! Fast verwerfe ich den Museumsplan, denn das Wetter lockt mehr zum Wandern. Nach einem obligatorischen Kaffee im Dromedar, führt mich der Weg aber zum Hafen. Die Hurtigrute, das kultige Postschiff, das die norwegische Küste entlangfährt, legt um 12 Uhr von Trondheim ab. Da muss ich doch ein Foto machen. Die Hafengegend um Brattøra ist eine große Baustelle, die Ausschilderungen kompliziert, aber irgendwann stehe ich vor dem rotweißen Postschiff mit dem Namen Kong Harald. Seit 1893 verbindet die traditionelle Postschifflinie auf über 2700 Kilometern die Orte an der norwegischen Westküste. Längst sind die alten Postschiffe zur Touristenattraktion geworden und befördern nun neben Post und Waren auch Passagiere. Ich sitze im strahlenden Sonnenschein auf dicken Felsen am Strand und genieße die Aussicht und winke der Kong Harald bei der Abfahrt zu.

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Ein älterer Herr steht samt Fahrrad am Kai und winkt ebenfalls dem Schiff nach, als es gemächlich den Hafen verlässt. Jeden Tag tue er das schon, erzählt er mir. Man brauche eben Rituale und das hier wäre seins. Einmal hätte er die Reise gemacht auf der Hurtigrute gen Norden und wüsste, wie viel Schönes die Passagiere sehen werden. Damit radelt er davon und lässt mich mit meinem Fernweh allein. Ich will auch sofort auf das Schiff!!!

Stattdessen wandere ich ins Trondheim Kunstmuseum. Der untere Teil des wird gerade für eine neue Ausstellung vorbereitet, für den halben Preis komme ich also in den Genuss der zweiten Etage, wo gerade Werke der deutschen Künstlerin Mariele Neudecker ausgestellt werden. Der Ausstellungsraum begrüßt mich mit einem Lichterspiel, das den ganzen Raum erstrahlen lässt. Die Kunstwerke sprechen mich an, sind teilweise amüsant, anrührend, verwirrend. Das Konzept der Ausstellung ist klar und verständlich,  besonders gefällt mir das Nebeneinander von Alter und Moderner Kunst. Um das Finden von Gemeinsamkeiten gehe es dem Museum, informieren mich die Schilder zu den Themen „Macht“, „Landschaft“ und „Auge“.

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Mariele Neudecker 400 Thousand Generations

Ich treffe den Kurator Pontus Kyander im Treppenhaus und er entschuldigt sich für die Umbauten. Ich erkenne ihn wieder aus meiner Touristen-Abhak‘-Broschüre, er ist wie ich ein großer Dromedar-Kaffeehaus- Fan. Das erwähne ich natürlich nicht, sondern bedanke mich für die interessante Ausstellung und verspreche wieder zu kommen.

Dass ich nach Trondheim zurückkomme, steht außer Frage. Ich will diese Stadt, die mir so ungewöhnlich vertraut ist, unbedingt im Sommer erleben.  Ich will die Mönchsinsel besuchen und das St.Olafs-Festival, will die Kathedrale inmitten blühender Bäume sehen und in der Altstadt einen Kaffee vor dem Dromedar trinken. Martin teilt meine Meinung glücklicherweise und wir planen abends beim Inder unseren Sommerbesuch. Vielleicht auch einen Frühlingsbesuch. Und einen Herbstbesuch natürlich. Für jetzt aber heißt es nach drei Tagen aber leider: Tschüß, Trondheim! Bis ganz bald!

Als ich einige Stunden später im Schlafwagen schlaflos durch die Nacht ruckele, mag ich mein Leben mal wieder so richtig: Viel unterwegs sein, immer neue Dinge entdecken, das Ganze mit Martin zu teilen und hinterher darüber schreiben und es mit Euch teilen zu können. Und Oslo erklären, dass sie nun eine Nebenbuhlerin hat, das schaffe ich auch noch. Vielleicht haben Dreierbeziehungen ja doch einen guten Ausgang.

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Das war es für heute, meine lieben Leser. Ein langer Blog ist es geworden, ich hoffe, Ihr habt es bis hierhin geschafft! Solltet Ihr nach Norwegen kommen, besucht Trondheim auf alle Fälle! Ich bleibe nun ein paar Wochen in Oslo, bevor wahrscheinlich im Mai die Fähre nach Deutschland für einen kurzen Trip ablegt. Euch allen wünsche ich eine schöne Woche, lass es Euch gut gehen und habt einfach mal Spaß!

Meine Grüße gehen in dieser Woche an Imke und Kai in Hannover, ich drücke Euch und hoffe, dass ich Euch ein wenig zum Lachen gebracht habe.

Ha det,

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Fru Ella und ich

Ulrike

Fünfzehn Freunde müsst Ihr sein! ODER Ausflüge in die norwegische Fjordwelt

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Schneeflocken, schon wieder. Ich kann sie nicht mehr sehen. Heißt es nicht immer aus Muttermund: Genieße in Maßen? Und richtet man sich als gehorsame Tochter nicht danach? Ich habe den Schnee in Maßen genossen. Nun ist genug.

Hallo???

Himmel???

ES REIIIIIIIIIIICHT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Diese Woche war prall gefüllt mit neuen Erlebnissen und ich schlage vor, Ihr macht Euch einen Kaffee oder Tee,  holt die Kekse und macht es Euch gemütlich. Das kann dauern heute.

Ich warte so lange.

*aus dem Fenster guck*

*Schneeflocken die Zunge rausstreck*

Lasst Euch ruhig Zeit.

*pfeif*

*Nachrichten les*

(Sind sie wohl bald soweit? HALLO????? Ich hab auch noch andere Dinge zu tun!! Wie lange braucht man denn, um einen Kaffee und einen Keks zu holen? In der Zeit hätte ich eine ganze Wohnung renovieren können!)

Ah, da seid Ihr wieder.

Huch, ja, schön.

Ging ja richtig fix.

Willkommen also zu diesem Freitagsblog, der ein zentrales Thema hat: Fjorde.

Auf dem einen bin ich gewandert und durch den anderen bin ich per Boot gefahren.

Aber eines nach dem anderen.

Da der Winter ja irgendwie nicht enden will, sind auch noch Teile des Oslofjords und seiner Seitenarme gefroren. Zu einem echten norwegischen Winter hier in Oslo scheint zu gehören, dass man auf dem Fjord wandert. Nun bin ich von Natur aus eher, sagen wir, vorsichtig und hätte mich nie im Leben allein aufs Eis gewagt: hinterher verstehe ich die Schilder falsch und statt einer Wanderung fröne ich unfreiwillig dem Eisbaden. Rettung nahte in Gestalt von Christine, die nicht nur seit über 25 Jahren in Norwegen lebt, sondern auch das Fjordeis und alle Informationen darüber im Auge behielt und am Samstag verkündete, wir könnten eine Wanderung wagen.

Nun kann ich nicht genau beschreiben, was ich erwartet hatte, aber eins ist sicher: DAS nicht.

Das Ende des Eises war vom Ufer aus nicht zu sehen und zahlreiche Spaziergänger bevölkerten das Eis mit Skiern, Hunden oder Angeln. Kleine Tannenbäume wiesen den sichersten Weg und so wanderten wir los, dort wo im Sommer nur Boote oder Schwimmer zu finden sind. Ein fieser Wind blies,  sobald wir die schützende Uferzone verlassen hatten. Der Boden fühlte sich erstaunlich fest an, und ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass ja nun nicht gerade genau unter mir das Eis brechen würde. Ich meine, mal ehrlich, wie hoch sind die Chancen? Ich bin mathematisch nicht wirklich auf der Höhe, aber die Chancen fühlten sich verschwindend gering an.

Mitten in meine mathematischen Überlegungen zog der Duft von Waffeln.

Und Kaffee.

Es war Sonntagnachmittag, ich hatte weder Alkohol getrunken noch halluzinationsfördende Schmerzmittel genommen, trotzdem blieb es dabei: Waffelgeruch.

Mitten auf dem Fjordeis, geschätzte 500 Meter vom Ufer entfernt, stand ein Verkaufstisch samt rotweißgestreiftem Sonnenschirm. An diesem verkaufte eine junge Norwegerin Waffeln.

Ich war so froh, nicht verrückt zu sein!

Bald standen wir fröhlich kauend mitten auf dem Eis und bewunderten die Aussicht. Wir wanderten weiter über Bojen und Inseln, die nur im Winter zu Fuß erreicht werden können, grüßten Norweger beim Picknick und Sonnenbaden, erkundigten uns bei den Eisfischern nach ihren Fangerfolgen und versuchten uns warm zu halten. Nach zwei Stunden war die Fjordtour vorbei und ich kann nur jedem empfehlen: Macht das unbedingt auch mal!

Hier nun ein paar Fotos, eine Art Bildergeschichte sozusagen mit einem dicken Dank an Christine für die Bilder und die Idee.

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alle Fotos: @ChristineHöffgen

Oslofjord bei Sandvika

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„Ich rieche Waffeln!“

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Boje erobert! Nächstes Mal im Sommer!

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Zum Eisangeln unerlässlich!

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Petri Heil!

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Fjordtour Teil 2 – Lysefjord bei Stavanger

Am Montagabend ging es dann mit dem Nachtzug von Oslo nach Stavanger. Für mich das erste Mal, sowohl Nachtzug mit Bett als auch Besuch in Stavanger. Die Ölmetropole im Südwesten begrüßte uns am nächsten Morgen um 7.30 mit strahlendem Sonnenschein, was mich nach einer schlaflosen Nacht etwas milder stimmte. Mein Körper fand die Verbindung von Liegen und trotzdem in Bewegung sein derartig spannend, dass er sich die ganze Nacht darüber nicht beruhigen konnte und ich offenen Auges durch das nächtliche Norwegen ruckelte. Ich war müde.  Doch Stavanger rief und nach einem Besuch im Ölmuseum stand um 12 Uhr eine ganz besondere Tour auf dem Programm: Eine Bootsfahrt in den Lysefjord. Drei Stunden sollte die Fahrt dauern und 15 Menschen mussten sich mindestens finden, damit die Tour stattfinden würde.

Es war kurz vor zwölf.

Wir waren 11.

Linda und Scott aus Houston und ich überlegten, ob wir vier Norweger kidnappen und aufs Boot schleifen sollten, während eine andere Gruppe überlegte, einfach noch vier zusätzliche Tickets zu kaufen. Beide Pläne fielen durch. Um Punkt 12 erklärte der Kapitän die Tour für gecancelt, schwarzer Rauch steig sozusagen aus dem Ruderhaus und enttäuscht trollten wir elf Traurigen uns davon. Linda und Scott verabschiedeten sich Richtung Reedereibüro, um sich ihre Tickets erstatten zu lassen, ich beschloss,  eine tröstende warme Schokolade zu trinken. So ein Mist. Ich hatte mich so gefreut. Enttäuscht ließ ich mich auf eine der Bänke am Hafen fallen und tat mir mal kurz leid.

Plötzlich kam Bewegung auf den ruhigen Hafenplatz. Eine Gruppe von vier Frauen sprintete Richtung Wasser an mir vorbei und winkte aufgeregt dem Ausflugsschiff, das sich gerade vom Pier verabschieden wollte. „Stop! Stop! We wanna go to the Fjord too!“ Vier Frauen…..die zum Fjord wollten….

VIER!!!!!!

Wo waren die anderen? Ich blickte mich hektisch nach dem Rest der ehemals elf Freunde um. Waren sie etwa alle schon verschwunden?

Nein, da kamen sie angelaufen: Die drei Holländer mit den gewaltigen Fotoapparaten, die kleine Asiatin, die nicht gut Englisch sprach und gar nicht verstanden hatte, warum wir nicht aufs Schiff durften, die vier älteren Engländer und ich. Alle hatten noch Hoffnung gehabt und als dann die vier Frauen kamen….Der norwegische Kapitän hatte bereits wieder angelegt und den kleinen Steg ausgefahren.

Nun waren wir 13.

Wo waren Linda und Scott aus Houston?

„They went to the office, to get their money back!“ erinnerte ich mich und schon wollte sich ein gut gelaunter und sportlicher Holländer im Dauerlauf auf den Weg machen.

„Stop!“ rief der Kapitän. „I call the office.“

Das tat er auch. Kurze Zeit später kamen die beiden Texaner angejoggt und um zehn nach 12 saßen wir alle überglücklich an Bord und ließen die vier Amerikaner hochleben, deren spätes Erscheinen die Fahrt noch ermöglicht hatte.

Und dann ging es los. Griegs Peer Gynt begleitete uns auf der Fahrt und diese wunderschöne Musik vor der atemberaubenden Kulisse des Lysefjords zu hören – das war ein ganz besonderes Erlebnis. Die Sonne schien am wolkenlosen Himmel, die Kälte an Deck verschlug uns die Sprache und an manchen Stellen am Fjord schaukelte das Schiff so sehr, dass Fotoaufnahmen unmöglich waren. Auch hier lasse ich wieder Bilder sprechen, viel Spaß auf der Reise.

(Peer Gynt Morgenstimmung: http://www.youtube.com/watch?v=5SubzKYtNGE)

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Hengjane-Wasserfall

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Preikestolen (hätte ich nicht erkannt, von oben sieht er ganz anders aus)

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Wow, oder? Ich war und bin zutiefst beeindruckt und verbunden mit der hübschen Stadt Stavanger wäre das eine Ecke in Norwegen, in der ich auch leben könnte!

Das war es schon wieder für heute, meine lieben in 7er-Gruppen versammelten Leser. Es war eine spannende Woche, die gestern  noch in der Premiere von Freund und Regisseur Uwe Cramer am Norske Teatret in Oslo endete. Für alle norwegischen Leser: Guckt Euch noch bis Ende nächster Woche „Over open avgrunn“ an mit einem großartigen Ensemble, angeführt von der wunderbaren Ane Dahl Torp.

Ich verabschiede mich für diese Woche für Euch natürlich nicht, ohne das Gewinnspiel von letzter Woche aufzulösen. Zwei Gedichte zum Thema Süßigkeiten tauchten in den Kommentaren zum letzten Blog auf. Hier sind sie nochmal zum Nachlesen:

Schon immer, wie zu allen Zeiten,
naschen Norweger Süßigkeiten.
Für Marzipan und Zuckerstangen,
besteht ein ständiges Verlangen.

Auch bei Ulli sind Mandeln sehr begehrt,
die sie mit Wonne sofort verzehrt.
Doch Schokolade tut es auch,
wenn nach Süßem schreit ihr Bauch.

Falls Ulli mit Süßem sich verwöhnt,
ist die Nougatcreme nicht verpönt.
Das Zeug trägt oft bei zum Glücklich sein,
und lindert Langeweil und klebt wie Leim.

@VolkerErnst

Wenn’s abends kurz nach Achte is’
und ich auf meinem Sofa sitz,
meldet sich mein gieriger Magen
um mir klar und deutlich zu sagen,
dass es jetzt Zeit für Schokolade sei
oder anderem süßen Allerlei.

Mit dem Hinweis auf meine Waage
sage ich ihm: “Kommt nicht in Frage”!!!

“Ja-nein-ja-nein” – der Kampf geht in die nächste Runde,
mir läuft schon das Wasser zusammen im Munde!!!!!!

Ich weiß, ich komme nicht dagegen an
und HOLE MIR SCHOKOLADE MIT MARZIPAN (hmmmmmmmmm……..) 🙂

@JuttaHimstedt

BRAVO!!!! Beide Gedichte haben mir so gut gefallen, dass sich Montag gleich zwei Pakete mit norwegischen Süßigkeiten auf den Weg machen!

Nun wünsche ich Euch allen ein tolles Wochenende, wir werden am Sonntag zum Skispringen an der Holmenkollenschanze gehen. Drückt die Daumen, dass das Wetter hält. Nächsten Freitag erzähle ich Euch davon.

Bis dahin lasst es Euch gut gehen, freut Euch am Unerwarteten, verliert nie die Hoffnung, erforscht die Sehenswürdigkeiten um Euch herum und tanzt endlich den Frühlingstanz!

Ha det bra og stor klem,

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Ulrike

Fotosafari Oslo Teil 2: Ein Spaziergang auf Bygdøy ODER Ich bin reif für die Insel

Plötzlich ist es ruhig um mich herum. Der Lärm, der von der vierspurigen Autobahn kam, ist kaum noch zu hören. Stattdessen lautes Vogelgezwitscher. Ich klettere die vereiste Anhöhe hinauf, biege um die letzte Kurve und da liegt sie vor mir: Bygdøy. Sommerresidenz der Königsfamilie, vielbesuchte Museumsinsel und ländlicher Zufluchtsort mit Badestränden. Vor mir auf der Wiese wälzt sich ein Hund wohlig im Sonnenschein und ich kann mich gerade noch stoppen, es nicht auch zu tun. Ein Nachmittag auf Bygdøy ist wie ein Tag Urlaub.

@Kontik-Museum

@Kontiki-Museum

Guten Morgen, meine lieben Leser, schön, dass Ihr da seid. Und nein, verschwindet jetzt bitte nicht sofort ins Wochenende, weil Ihr denkt: BLOG! 14.30! Und tschüß!!

STOP!

Es ist 9 Uhr! Noch nicht Wochenende! Außer, Ihr gehört zu den glücklichen Menschen, die nicht mehr arbeiten müssen oder gerade Urlaub haben. Alle anderen: Weitermachen!

Ich entschuldige mich für die zeitliche Verwirrung, die daran liegt, dass ich heute nachmittag verabredet bin. Mit einem Pferd. Jawohl, ich werde heute mal das Glück der Erde suchen und hoffe, dass ich es wirklich auf und nicht unter dem noch ahnungslosen Tier finde. Oder neben ihm. Oder wo mich die Erdanziehung so landen lässt. Bevor ich aber zur Kavallerie wechsele, kehren wir zum eigentlichen Thema zurück.

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Bygdøy ist die Halbinsel im Süden Oslos. Neben schicken Villen mit schönen Gärten finden sich hier die bekanntesten Museen der Stadt:

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Am schönsten ist Bygdøy von Mitte März bis Mitte Oktober zu erreichen, wenn Fähren von Aker Brygge aus übersetzen. Den Rest des Jahres kann man den Bus Linie 30 benutzen, der vom Stadtzentrum knapp 30 Minuten benötigt.

Oder man geht zu Fuß. So wie ich.

Bygdoy

Eine Wanderung über Bygdøy dauert für mich ungefähr 2 Stunden und ich nehme Euch jetzt mit, schweige und lasse die Bilder sprechen. Viel Spaß!

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Der erste Blick, wenn man die Autobahn hinter sich gelassen und die erste Anhöhe überwunden hat. Ich war ganz überrascht, gezogene Loipen zu finden. Endlich mal eine Langlaufstrecke, auf der es keine fiesen Abhänge gibt. Hier muss ich nochmal mit Skiern hin. Schnell allerdings, denn es wird von Tag zu Tag wärmer.Weiter geht der Weg übers Feld, außer mir sind nur noch wenige Menschen unterwegs. Toll! (Ach so, ich wollte ja eigentlich schweigen….pscht!)

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So lässt es sich wohnen, oder?

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1880 wurde das Seebad auf Bygdøy eröffnet und bis heute findet sich hier einer der beliebtesten Strände auf der Halbinsel.

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Gerade vielleicht etwas zu kalt zum Baden. Obwohl Eisbaden in Norwegen beliebt ist. Heute wollte aber anscheinend niemand.

Vorbei an dicken Eisschollen geht der Weg hinein in die Wälder von Bygdøy.

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Kleine Lichtungen mit Bänken sind wunderbare Rastplätze.

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Endlich! Mein absoluter Lieblingsplatz auf Bygdøy: Paradiesbukta, die Paradiesbucht.

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Einfach wunderschön. Und auch überraschend:

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Weiter geht der Weg rund um die Insel und bald kehren wir zurück in die Zivilisation: Willkommen in Huk.

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Auf der anderen Seite dieser wunderschönen Villa liegt das Wikingermuseum, ein Höhepunkt, den man nicht verpassen sollte! Hier sind die am besten bewahrten Wikingerschiffe weltweit zu sehen. Sie stammen aus dem 9. Jahrhundert und beeindrucken mich bei jedem Besuch.

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Oh oh meine lieben Leser, die Zeit rast. Ich muss loooooos. Was machen wir denn nun? Aufhören und später weiter? Oder kommentarlos Fotos posten? Meine Zeitplanung ist nicht gut.

Ok, Fotos ohne Kommentar. Stummfilm.

Weiter: Eindrücke Bygdøy!

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Das kennt Ihr schon, richtig?? Das Norske Folkemuseum! Erinnert Ihr Euch? Ich wollte Bäuerin werden nach meinem ersten Besuch!

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Wir nähern uns der königlichen Sommerresidenz! Übt den Knicks und die Verbeugung!

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Huch, keiner da.

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Scale

Seit 2007 nutzt die Königsfamilie die Sommerresidenz erst wieder regelmäßig. Davor? Tja, irgendwie wollte nach König Olavs Tod 1991 dort niemand Zeit verbringen. Aber nun wieder. Sieht ja auch sehr schön aus, oder?

Ein Blick auf die königlichen Stallungen, samt königlichem Wappen. Natüüürlich!

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Unser Rundgang neigt sich seinem Ende zu. Hier die Wiese vom ersten Foto nun von der anderen Seite. Im Hintergrund Blick auf Skoyen und Majorstuen. Da muss ich wieder hin. Puuh. Bus? NEIN! Weiter marsch, marsch!

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Für dieses Mal verabschiede ich mich von Bygdøy, kehre dem edlen Landleben den Rücken zu und werfe mich wieder in den Rachen der Großstadt!

Ich hoffe, die Fototour hat Euch gefallen!

Für mich ist es Zeit, die Stiefel anzuziehen, den Mut einzupacken und mich auf den Weg zu meiner speziellen Verabredung zu machen.

Ich wünsche Euch allen eine tolle Woche, geht raus und entdeckt Unentdecktes, zieht die eigenen Füße alle anderen Transportmitteln vor und genießt den kommenden Frühling!

Ha det bra, stor klem,

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Ulrike

Von Weihnachten im Juli, Erlebnissen am Oslofjord und ganz allgemein von: Hohoho!

Jingle bells, jingle bells, jingle all the way…oh what fun, it is to ride, in a one-horse open sleigh…

HEJ!

Vorweihnachtliche Grüße, meine lieben Leser!

Ho-Ho-Ho!

Wen kümmert es, dass Juli ist? Den Sommer anscheinend nicht und mich darum auch nicht. Mir ist weihnachtlich! Das kann einerseits mit den frostigen Temperaturen draußen zu tun haben, andererseits mit unserem letzten Wochenendausflug. Wir waren nämlich in Drøbak. Das sagt den Nicht-in-Oslo-lebenden unter Euch jetzt wahrscheinlich nichts.

Neben seiner fantastischen Lage direkt am Oslofjord und dem Untergang des deutschen Kriegskreuzers Blücher ist der Ort dafür bekannt, Wohnsitz des Weihnachtsmannes zu sein.

Das ist natürlich kindischer Unsinn.

Der Weihnachtsmann wohnt am Nordpol.

Das weiß doch jeder.

Das Christkind hingegen wohnt in Himmelsthür.

Das weiß jeder Hildesheimer.

Highlight in Drøbak ist das „Julehuset“, das Weihnachtshaus. Ein etwas in die Jahre gekommenes gelbes Holzhaus, das, von einem lustigen Wichtel bewacht, am Marktplatz steht.

(Der Wichtel steht rechts. – Doch doch.)

Beim ersten Schritt über die Schwelle begann mein Weihnachtsherz zu klopfen, meine sich in Sommerschlaf befindende Weihnachtsseele aufzuwachen und gemeinsam jubelten wir drei: „Frö-hö-liche Weihnacht überall!“

Ein Schlaraffenland für Weihnachtsfreunde lag vor meinen leuchtenden Augen; alles wichtelte, sternte und glitzerte in rot-weiß-grün; Tannenschmuck aus Jute und Holz, Adventskalender voll alter Spielsachen, Weihnachtsmäuse mit roten Hüten…

Die Hölle für Weihnachtshasser.

Der Himmel für mich.

Lass doch draußen Juli sein, hier in der Stube ist Dezember und ich will Kekse backen.

Das haben sie leider nicht angeboten. Also habe ich eine Weihnachtsmaus gekauft. Die heißt Lotta und steht jetzt in der Küche vor dem Weihnachtselch.

Möchte irgendwer irgendwas sagen?

Gut.

Zurück im strahlenden Julisonnenschein in Drøbak konnte ich mich nur schwer aus meiner Weihnachtsstimmung lösen. Aber Drøbak ließ mich nicht im Stich und in unmittelbarer Nähe vom Julehuset traf ich auf das Postkontor der Weihnachtsstadt. Tausende von Weihnachtsbriefen aus der ganzen Welt erreichen die kleine Poststation, Julenissens Postkontor, Jahr für Jahr.  (Ich hoffe, die Wunschlisten werden von dieser Zweigstelle an den Nordpol weitergeleitet. Wäre ja sonst eine Schweinerei irgendwie. Fehlte Euch in den letzten Jahr was unter dem Weihnachtsbaum? Tja, da würde ich mal nachdenken, wo der Brief hingeschickt wurde!!!) Gelernt habe ich im Postkontor in Drøbak auch etwas sehr Wichtiges:  Glücklich kann ich berichten, dass der wichtigste Teil des norwegischen Weihnachtsfestes…(Trommelwirbel)

HEILIG ABEND IST!!!!

HEILIG ABEND!!

IST DAS NICHT TOLL????

Ich sehe Euch müde mit den Achseln zucken, meine lieben Leser, deshalb hier die Erklärung meiner Euphorie:

Seit mittlerweile 8 Jahren ziehen wir von einem Heilig-Abend-verpönenden-Land zum nächsten. Kanada, Schottland, Frankreich – alle feiern den ersten Weihnachtstag mit Pomp und Getöse, Geschenken und Gestreite. Am Heilig Abend wird sich höchstens betrunken. Jahr für Jahr für Jahr feierten wir unsere deutsche Tradition entweder allein oder mit am 24. Dezember irritiert auf Geschenke blickenden Mitbewohnern.

Damit ist Schluss!!! In Norwegen bekommt der Heilig Abend wieder seine Bedeutung zurück!!

Überhaupt scheint Norwegen ein Weihnachtsfest ganz in unserem Sinn zu feiern: Es gibt in der Vorweihnachtszeit Adventskränze und Adventskalender, am Heilig Abend wird der Baum geschmückt, der Kirchbesuch gehört ebenso dazu wie das gemeinschaftliche Singen am Weihnachtsbaum. Ich habe bereits Ausstechformen en masse im Weihnachtsladen gesehen und muss sie nicht verzweifelt suchen wie in Frankreich. Die deutsche Gemeinde veranstaltet einen Christkindlmarkt (Stollenpflicht!) und ich werde schon ganz hibbelig, wenn ich an die beleuchtete Karl-Johans-Gate oder das Norske Folkemuseum im Winterzauber denke!

Hip hip hurra Norge!!!

Bisher ist das natürlich alle graue Theorie und ich bin gespannt auf Kommentare erfahrener Einheimischer/Expats, die meine Recherche hoffentlich bestätigen!

Um meinen Bericht aus Drøbak zu beenden:  Nach einem extensiven Bummel im Postkontor und einem ausgiebigen Schwätzchen mit dem Postmeister, ging es zurück in die sonnige Realität und wir erfreuten uns im nahe gelegenen Café am sommerlichen Sonnenschein.Ein anschließendes Picknick am Fjord brachte mich schließlich vollständig in die Juli-Realität zurück. Aber trotz allem:

Drøbak war ein weihnachtlicher Spaß, eine verwirrende Zeitreise und eine schöne Überraschung. Eine historische Verbindung zwischen Weihnachten in Norwegen und dem Ort am Oslofjord scheint nicht zu bestehen, die wahren Verbindungen liegen wohl eher im Werbebereich, aber ich will Euch nicht mit marketingstrategischen Ideen gewitzter Norweger langweilen. Schließlich sind wir in Festtagsstimmung!

Ho-ho-ho.

Das war es schon wieder für heute meine lieben Leser. Ich wünsche Euch eine tolle Woche, springt mal aus dem Rahmen, seid kindisch und vergesst das Freuen nicht.

Ha det bra,

Ulrike