God morgen alle sammen…ODER Ein Vormittag im „Åpen barnehage“

@fredrikstadkommune

@fredrikstadkommune

Also, wäre das Gebäude nicht so schön, der Garten nicht so groß und der Spielplatz nicht so toll, wenn die Erzieher und anderen Eltern nicht so nett wären…wenn also der Disen gård Kindergarten nicht so wäre, wie er ist – dann würde ich hier nicht schwitzend die Berge hochschieben. Puuh. Geschafft. Es ist Mittwoch morgen 10.30 Uhr. Heute ist Kindergartentag.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Jede Gemeinde in Norwegen bietet Eltern und Kindern „åpen barnehage“ an, also einen offenen Kindergarten. Das hat nichts mit dem pädagogischen Konzept zu tun, in dem Kinder selber bestimmen können, was sie machen wollen. In Norwegen ist das ein Treffpunkt für Kinder bis drei Jahre und ihre Eltern. Während sich die Eltern unterhalten, spielen die Kinder gemeinsam und machen erste soziale Kontakte mit Gleichaltrigen. Das Angebot der Gemeinden ist umsonst und darf von jedem, ohne Anmeldung, genutzt werden. In Oslo bietet jeder Stadtteil einen oder mehrere dieser Treffpunkte an. Unser Kindergarten hier in Frogner gefiel mir aber nicht gut. Zu klein erschien mir das Gebäude für die vielen Kinder, die ich dort fast täglich auf dem Weg zum Park sah.

Dass Gesa aber nach dem Sommer in einen åpen barnehage gehen sollte, das stand für uns fest. Per Zufall hörte ich dann von Disen gård. Etwas außerhalb der Stadt sei er, aber offen für alle Eltern, unabhängig, in welchem Stadtteil man wohne. Die Fotos auf der Internetseiten begeisterten mich. Vor drei Wochen machten wir uns das erste Mal auf den Weg.

Eine gute Entscheidung!

(Abgesehen von den Bergen!!! Der Disen gård liegt oben, ganz oben, zu weit oben auf einem Berg inmitten eines Wohngebiets. Das erfordert meine ganze Muskelkraft – aber immerhin ist das dann auch ein gutes Training. Immer positiv bleiben!)

Ab der ersten Minute haben wir uns willkommen gefühlt. Das lag zum einen an Catalina, der chilenischen Kindergärtnerin, die uns herzlich begrüßte. Es lag an dem wunderschönen, alten Gebäude mit seinen gemütlichen alten Möbeln, Bildern voller Geschichte und einem knarrenden Holzfußboden, über den schon so viele Menschen begeistert von Zimmer zu Zimmer gegangen sind. Es lag aber auch an den anderen Kindern und Eltern. Das Besondere am åpen barnehage ist ja, dass die Eltern während der gesamten Zeit dort mit ihren Kindern bleiben.

Besser also, wenn das nette Eltern sind, mit denen man sich gut unterhalten kann.

Gesa war hin und weg – das war schnell klar. Alles war spannend, alles war toll und als wir um 11 Uhr auch noch gemeinsam gesungen haben, war ihr Tag perfekt. „God morgen alle sammen“ schmetterten wir Eltern durch den großen Aufenthaltsraum im Disen gård, schnell gefolgt von „Lille Pedder Edderkopp“ und „Hjulene på bussen“.

Ich werde langsam fit in norwegischen Kinderliedern.

Nach dem Essen gab es lunsj und dann lief Gesa in den Bewegungsraum – ein Zimmer ausgelegt mit Matratzen, voller Bälle und mit Kletterstangen. Ein Riesenspaß!!

Auch für Eltern.

Disen gard

Disen gard

Auf dem Weg zum Aufenthaltsraum

Auf dem Weg zum Aufenthaltsraum

WP_20150907_002

WP_20150907_003

WP_20150909_005

Im Bewegungsraum

Zwei Stunden später war sie erledigt und ist mit ihren Schuhen in der Hand zur Tür gegangen. Mein Zeichen zur Abfahrt. Nach kaum zwei Sekunden im Kinderwagen schläft die kleine Tobemaus  glücklich und zufrieden. Für mich ein gelungener Vormittag und ich bin weiterhin froh über die Entscheidung, Gesa erst nächsten Sommer in den „richtigen“ Kindergarten gehen zu lassen. Hier in Norwegen ist es üblich, dass Kinder bereits mit 1 – 1,5 Jahren Kindergartenkinder werden. Dass es dieses Angebot gibt, finde ich für berufstätige Eltern hervorragend. Aber wir haben uns anders entschieden und ich genieße den Luxus, noch ein Jahr mit Gesa zu haben.

Wer das auch so macht oder für Eltern, die noch keinen Kindergartenplatz haben, empfehle ich aus ganzem Herzen den Disen gård åpen barnehage.

Vielleicht sehen wir uns ja mal!

***

So, das war es schon für heute, meine lieben Leser! Ich wünsche uns allen ein tolles Wochenende mit glitzerndem Herbstwetter, Blätterschlachten und viel Lachen. Alle Osloaner lade ich ein: Am nächsten Dienstag, 6. Oktober, um 17 Uhr, darf ich im Goethe-Institut Oslo aus meinem Blog lesen. Kommt doch vorbei! Und außerdem interessiert mich heute: Auf welchen fernen Inseln finden sich meine Leser? Oder gleich um die Ecke hier in Oslo? Schreibt doch mal, von wo aus Ihr meinen Blog lest!

Ha det,

WP_20150929_004

Ulrike

Ein volkssportlicher Sonntag im Wald ODER Wer hat die beste Orientierung?

@querbilder.de

@querbilder.de

Eine! Und noch eine! Da hinten: Noch eine!!!! Wir stehen mitten im Matsch und starren die drei Moltebeeren an, die zu unseren Füßen liegen. Was für eine tolle Belohnung nach drei Stunden Orientierungslauf!

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Ja, okay, ich habe ein bisschen angegeben. Ich war nicht auf einem OrientierungsLAUF sondern auf einer Orientierungstour. Nur für den Fall, dass die, die wissen wovon ich rede, mir schon ganz begeistert auf die visuelle Schulter klopfen wollten. Es gibt nämlich einen gewaltigen Unterschied zwischen Orientierungslauf und Orientierungstour.

Aber fangen wir ganz vorne an. Stellt Euch vor, Ihr habt eine Landkarte vor Euch von einem Waldstück oder ähnlichem in Eurer Umgebung. Mitten auf der Karte finden sich Nummern. Und die sollt Ihr finden. Nun sind diese „Nummern“ aber interessanterweise nicht an dem einzig großen Baum auf einer riesigen Lichtung gleich rechts vom Parkplatz zu finden.

WP_20150809_022

Das wäre ja öde.

Nein, nein, diese orange-weißen Schilder finden sich gern an Stellen, die bisher nur von Elchen oder kletterwütigen Kaninchen besucht wurden. Manche hängen sogar an Stellen, die dem Wald selber ganz unbekannt sind. Zu denen niemand will.

Außer Orientierungsläufern. Die wollen da hin und zwar so schnell wie möglich. Der Witz an der Sache ist dabei: WIE man genau zu den Punkten kommt, ist jedem selbst überlassen. Hilfreich ist es, des Kartenlesens mächtig zu sein und zu wissen, dass bestimmte Linien in bestimmten Abständen eines bedeuten: Muskelkater am nächsten Tag.

Hört sich doch alles prima an, nicht wahr? In Norwegen ist dieser Sport sehr populär. Das musste ich also unbedingt einmal probieren! Schon im ersten Sommer waren mir diese orange-weißen Schilder am Sognsvann aufgefallen, aber ihren Sinn und Zweck hatte ich nicht hinterfragt. Diesen Sommer dann konnte ich das Rätsel lösen, als Freund Magnus begeistert von seinem letzten Orientierungslauf erzählte und ich kein Wort verstand. Nach kurzer Aufklärung war dann alles klar. Einige Wochen danach bot mir Freundin Christine eine OrientierungsTOUR an und versprach mir, ich müsste nirgendwo im Dauerlauf ankommen.

Vor allem nicht auf Bergen.

Ich vertraute ihr und an einem strahlenden Sonntagmittag machten wir uns auf den Weg Richtung Westmarka. Christine hatte mich mit Wanderkarte und einer…(tja, wie nenne ich es?)…einer Abknipskarte ausgerüstet. Die Wanderkarte und ich hatten anfangs Kommunikationsprobleme, arbeiteten aber daran. Die Abknipskarte sollte meinen Ehrgeiz wecken. An jedem gefundenen Posten durfte ich mit einem kleinen Locher, der am Schild befestigt war, ein Stück auf dieser Karte durchlöchern.

Wir wanderten also los und das Ganze erinnerte mich sehr an Geocaching. Mitten in der Butnik sollen bestimmte Punkte erreicht werden. Absoluter Vorteil des Orientierungslaufs: Man sieht die Schilder sehr gut. Auch von unten. Wie wir an unserem ersten Posten.

WP_20150809_009

Ich schluckte gewaltig.

Das orange-weiße Schild lachte mich aus einer Höhe von miiiiiiiindestens 100 Metern an und schien zu rufen: „Komm doch, traust dich nicht, komm doch, traust dich nicht.“

Es war schon sehr hoch. Und waldig. Und hoch. Und hatte ich schon gesagt, wie hoch es war?

War es.

Christine schritt entschieden voran. Da konnte ich doch nicht anders als hinterher. Sagen wir so: Ich werde niemals eine Gemse ehrenhalber. Eher ein Bulldozer oder eine Planierraupe h.c. Doch ich kam an. Zitternd und verschwitzt, aber stolz.

WP_20150809_010

Fünf Posten hatten wir uns ausgesucht für unsere Tour. Auf dem Weg zu Nummer 2 rückte aber die Orientierung in den Hintergrund. BLAUBEEREN! Wir standen auf einmal in einem Meer von Blaubeerbüschen. Nicht die kleinen, schwer zu pflückenden Waldfrüchte, oh nein, die Äste hingen am Boden voll mit dicken, blauen Beeren. Es war eine Freude, sie zu ernten. Getreu dem Motto: Eine in den Topf und zwei in den Kopf futterten wir uns gutgelaunt durch den Wald.

WP_20150809_018

Irgendwann waren wir satt, alle mitgebrachten Dosen randvoll und weiter ging die Suche nach orange-weißen Schildern. Ein einsam umhersuchender Mann fiel uns auf. Ob der wohl auch…..? Wir folgten ihm unauffällig (so unauffällig das im Wald möglich ist) und tatsächlich steuerte der ältere Herr bald auf einen umgekippten Baum zu und griff nach einem orange-weißen Schild.

Das war ja nun praktisch!

(Anmerkung: Weder Christine noch ich haben ansonsten die Angewohnheit, ältere Männer in dunklen Wäldern zu verfolgen. – Das wollte ich nur noch einmal betonen. Tun wir nicht. Ehrlich!)

Der Rest des Orientierungstages verlief ähnlich erfolgreich: Blaubeeren ernten, Blaubeeren essen, Sonne genießen, Posten finden, knips-knips, Walderdbeeren finden und essen, Blaubeeren ernten und essen, mit Turnschuhen über Moorwiesen wandern und denken: Wozu habe ich Wanderschuhe Zuhause stehen?, weiter durch Moorwiesen wandern, langsam müde werden, letzten Posten abknipsen, sich auf eine Bank freuen als plötzlich:

„MOLTEBEERE!“

Christine Adlerauge hatte sie zuerst gesehen und lenkte meinen Blick: Tatsächlich! Meine erste, in freier Wildbahn lebende Moltebeere!

WP_20150809_019

Fast schändlich schien es, die kleine orange Beere abzupflücken und zu essen, da entdeckte Christine eine zweite! Und dann eine dritte! Bei dieser Masse an Beeren durfte ich eine probieren. Andächtig schob ich mir die Beere in den Mund und genoss den etwas säuerlichen Geschmack. Köstlich!

Das war ein angemessenes Ende für einen tollen Orientierungsnachmittag. Die Orientierungs-Saison 2015 ist in wenigen Tagen vorbei – 2016 werde ich aber dabei sein! Und diesmal finden wir VIER Moltebeeren, oder, Christine?

***

Das war es für heute, meine lieben Leser! Der Herbst ist da, im Frognerpark begrüßen uns jetzt morgens immer mehr bunte Blätter, die Tage werden kürzer, Tee und Kerzen gehören bald wieder zum Alltag. Ich wünsche Euch allen eine tolle Woche, macht es Euch gemütlich!

Ha det bra,

WP_20150809_002

Ulrike (und Danke, Christine :)….)

Blog verschiebt sich wegen Kindertränen….

„Vertraue deinem Kind – vertraue darauf, dass es schreit, weil es ein Bedürfnis hat. Vertraue dir selbst, wenn du fühlst, dass Du auf das Schreien eingehen musst. Vergiss nicht, dass es eine Person ist, die weint.“

Diesem Rat von William Sears habe ich bis eben befolgt und bin nun zu müde für den fälligen Freitagsblog. Seht es mir nach, liebe Leser!

Euch allen wünsche ich ein tolles Wochenende, hier in Oslo tobt ab morgen der Bär: Oslo-Marathon, Kinderbuchfestival und zahlreiche Flohmärkte stellen die Bewohner vor die Qual der Wahl. Wir machen es ganz anders: Raus aus der Stadt und ab in die Hütte am Hydrostranda, wo es jetzt schon Eva, Catharina, Steffen und Stephan „koselig“ haben 🙂

Ha det bra,

Ulrike

Mein erstes Mal…ODER Kommunalwahl in Oslo 2015

Na, toll. Im Supermarkt finden sich gerade mal drei Sorten Nudeln, aber hier gibt es plötzlich die große Auswahl. Das Prinzip „Ich nehme eine davon, eine davon und drei Scheiben davon“ klappt leider nicht. Ist aber auch unnötig: Ich bin informiert und greife entschieden zu. Links einen der roten Zetteln und rechts einen der grünen Zetteln. Fertig. So, nun habe ich zum ersten Mal in Norwegen gewählt.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Ich habe mich unverhältnismäßig stark gefreut, als vor einigen Wochen unsere Wahlkarten im Briefkasten lagen. Warum eigentlich? Soo spannend ist wählen ja nun auch nicht. Aber es war nicht nur eine Wahlkarte für mich: Norwegen hatte anerkannt, dass ich lange genug im Land war, um ein bisschen Verantwortung anvertraut zu bekommen. Ich bekam also die Erlaubnis, mich in der norwegischen Politik aktiv zu beteiligen. An der norwegischen? Nicht ganz. Nach drei Jahren Aufenthalt bekommen Ausländer das Recht, sich an Kommunalwahlen zu beteiligen. Ich durfte also den Stadtrat von Oslo mitwählen. Immerhin.

Nun ist das mit der Beteiligung ja immer so eine Sache: Politische Entscheidungen dürfen wir erst nach drei Jahren treffen. Steuern hingegen nahm uns Norwegen gern ab Tag 1 ab. Ob nun drei Jahre Steuern zahlen und das Wahlrecht nach drei Jahren zusammenhängen, weiß ich nicht. Bei der Höhe der in Norwegen zu zahlenden Steuern kommt allerdings der Gedanke auf, dass man nach drei Jahren locker den Wahlkampf wenigstens einer der großen Parteien finanziert hat. Und im Gegenzug bekommt man dann Wahlrecht und, in meinem Fall, vier rote Rosen. Trotz alldem war meine Freude groß.

Meine Unsicherheit allerdings war noch viel größer. Was tun jetzt mit der Verantwortung, die mir der norwegische Staat übertragen hat? Das Dilemma ist nämlich: Ich bin so ganz und gar nicht politisch. In Deutschland habe ich immer Grün gewählt, mit 18 angefangen und dann bin ich irgendwie dabei geblieben. Aber damit hier in Norwegen einfach weiter zu machen – das erschien selbst mir absurd. Ein bisschen wusste ich über die norwegischen Parteien aus der Zeitung, kannte Namen und die ungefähre Ausrichtung (Arbeiderpartiet = SPD/ Høyre = CDU…). Für eine Wahlentscheidung reichte es nicht.

Allerdings wollte ich auch nicht wertvolle Urlaubswochen mit dem Lesen verschiedenster sog. „Parteiprogramme“ verbringen. Mein Ziel war das der erfolgreichen Geschäftsleute: Minimaler Einsatz für maximalen Gewinn.

Auftritt: Der Valgomat!

Hört sich an wie ein Feinde-umwalzender-Superheld, ist aber ein mathematisch höchst kompliziert ausgeklügeltes Frage-Antwort-Programm, eine Art politischer Psychotest, an dessen Ende ich nicht erfuhr, wie aufgeschlossen ich beim Sex bin, sondern welche Partei ich wählen sollte.

Nun gibt es aber nicht nur DEN Valgomat. Oh, nein. Jede der großen Tageszeitungen, die TV-Stationen und auch lokale Zeitungen überboten sich. Ich landete schließlich beim Valgomat von Aftenposten. Na, da kamen vielleicht Fragen. (Die Fragen beim Sex-Test wären bestimmt spannender gewesen.) Es begann harmlos: Mein Geschlecht sollte ich angeben, dann meine Altersgruppe. Das schaffte ich problemlos. Dann kamen die ersten „inhaltlichen“ Fragen und ich dachte: Häh? Nicht, dass ich sie sprachlich nicht verstand. Oh nein, alles prima. Nur über die Themen hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel:

– Soll die Waldgrenze der Oslo umgebenden Wälder verändert werden, um mehr Bauplatz zu schaffen?…Tja…

– Sollen Schankstätten (Pubs etc) früher schließen als heutzutage?….Hm….

– Soll der Bau von mehr Hochhäusern in Oslo erlaubt werden?….Also…

– Sollen mehr Areale für Schrebergärten geschaffen werden?

– Sollen 16jährige wählen dürfen?

Natürlich betreffen mich diese Themen irgendwie mehr oder weniger. Aber ich hatte mir weder über das Stimm- noch über das Schankrecht hier in Oslo jemals Gedanken gemacht. Aber da hatte der Valgomat mitgedacht. Vet ikke durfte ich dann antworten („Weiss nicht.“) und bei der Zusatzfrage: „Wie wichtig ist dieses Thema für dich?“ durfte ich mein Desinteresse bekunden. Übrig blieben also die für mich relevanten Themen und Fragen und nach knapp fünfzehn Minuten stand fest:

Aha.

Ach?

DIE sollte ich also wählen.

Von dieser Partei hatte ich noch nicht viel gelesen, der Valgomat und der Rest des Internets informierten mich aber gerne weiter und auch gut genug, dass ich am Ende sagen konnte: Nee, nee, Valgomat, da hast du dich aber vertan. Naja, aber die treue Maschine hatte mir eine gewisse Richtung vorgegeben und irgendwann traf ich eine Entscheidung und zog los, um zu wählen. Hier in Norwegen kann man forhåndsstemme, seine Stimme also bereits vor den beiden offiziellen Wahltagen Mitte September abgeben. Dafür steht zum Beispiel hier in Majorstuen ein orange-weißer Container. Seit einigen Wochen können Wahlberechtigte hier von 10-19/10-17 Uhr ihre Stimme abgeben.

Immer, wenn ich daran vorbeilief, stand davor eine lange Schlange Wahlwilliger. Meine Wahlkarte und meinen Pass hatte ich, für den Fall der Fälle, täglich dabei, aber der trat nie ein. Letzten Donnerstag musste ich dann mit Gesa zur Impfung am Solliplatz und was finde ich im Foyer der helsestasjon?

Ein Wahllokal.

OHNE Schlange.

Und nicht nur das, es fand sich dort auch eine sehr nette Deutsche, die, von der Stadt Oslo damit beauftragt, erklärte, was genau ich in der Wahlkabine zu tun hatte.

Für alle norwegischen Neuwähler also: Aufgepasst.

Für alle anderen: Ich halte mich kurz.

Ich fand mich also in der Wahlkabine vor einer Art Ablagesystem mit roten Zetteln auf der linken Seite und grünen auf der rechten Seite. Die linke Seite (also alle……ROTEN Zettel, genau!) betraf den Stadtrat Oslo, die rechte Seite den Stadtteilrat Frogner. (Stadtteilwahl darf man aber nur in DEM Stadtteil machen, in dem man gemeldet ist. Ich also hier, weil ich…genau, in Frogner gemeldet bin. – Ich merke schon, Ihr passt gut auf!). Als erstes war ich überrascht ob der Auswahl. Da hatte mir der Valgomat einige Parteien unterschlagen. Aber ich war ja entschieden. Beherzt griff ich zu und öffnete den roten Stadtrat-Zettel. Ich durfte, so hatte mir die nette Deutsche erklärt, entweder NUR den Zettel nehmen, falten und zur Box bringen, oder einen oder mehrere Namen der gewählten Partei auf dem Zettel ankreuzen. Eine von beiden Möglichkeiten tat ich, sowohl für Stadt- als auch für Stadtteilrat, dann öffnete ich den Vorhang und ging zur Registrierung.

Der Ablauf verwirrte mich. Anstatt, dass ich mich ZUERST registrierte und die Wahlhelfer kontrollieren konnten, ob ich überhaupt wahlberechtigt bin, kam dieser Arbeitsgang am Schluss. Nun ja, alles lief gut, meine beiden Stimmzettel wurden mit dem Stadtteilstempel versehen und ich steckte sie gemeinsam in die Wahlurne.

Erledigt.

Nun warten wir bis zum 15. September auf die Ergebnisse (offizieller Wahltag sind der 13. und 14. September). Die in weiterführenden Schulen hier in Oslo durchgeführte Probewahl (skolevalg) sah die AP (Arbeiderpartiet) vorne in Koalition mit den Grünen. Allerdings wurde Oslo in den letzten 18 Jahren von Høyre und Koalitionsparteien regiert – wird sich das für die nächsten vier Jahre fortsetzen?

***

So, das war es für heute, meine lieben Leser. Eigentlich wollte ich heute erzählen, wie ich vor dem Urlaub in norwegischen Wälder mit Freundin Christine auf Orientierungslauf war – aber kommt einfach am nächsten Freitag. Bis dahin wünsche ich Euch ein tolles Wochenende, eine noch bessere Woche voller richtiger Entscheidungen (ob es sich nun um Nudeln oder Parteien handelt) und viel Spaß.

Ha det,

WP_20150912_002

(Ich beim Wählen. Erklärung für diese abstrakte Kunst: Fotoverbot im Wahllokal.)

Ulrike

Urlaub! ODER Ich freue mich auf….

prometeo.de

prometeo.de

…Familie treffen,  Freunde besuchen, Gesas 1. Geburtstag und den 70. meiner Mutter zusammen feiern, Currywurst und Harzer Käse essen, durch Hildesheim wandern, in der Ostsee schwimmen, Streuselkuchen und Brötchen beim Bäcker holen, die Füße hochlegen, mit Gesa spielen und Sandburgen bauen, endlich „Kinder brauchen Märchen“ lesen und…und…und….!

Hier in Oslo geht am Montag der Alltag wieder los – eine gute Zeit, um in die Ferien zu fahren. Und weil ich vor lauter Streuselkuchen essen und Sandburgen bauen keine Hände frei habe, verabschieden der Blog und ich mich für die nächsten drei Wochen. Am 11.9. sind wir wieder da!

Habt eine tolle Zeit bis dahin, genießt den restlichen Sommer (der endlich Norwegen erreicht hat – klar, wir fahren ja jetzt auch weg…) und seid nett zu den Menschen um Euch herum. Wie der Busfahrer aus Erlangen, der die Flüchtlinge, die in seinem Bus saßen, willkommen hieß. Einfach mal so. Hat mich gerührt. Claus Kleber auch.

Ha det, vi sees,

11855789_10204904587516308_8065138787422756151_n

Ulrike

Ulrike 🙂

Ein Ausflug zum Frognerseteren ODER Das bleibt aber unter uns!

„Also, im Winter mit dem Schlitten ist das hier ein ganz toller Weg“, bemerkt Freundin Kathrin, während ich im Rückwärtsgang den Kinderwagen eine Schlammsteinpiste bergab rangiere. Vor Lachen verliere ich fast den Halt. Ganz so abenteuerlich hatte ich mir unseren Ausflug nicht vorgestellt. Eigentlich wollte ich doch nur ein Stück Apfelkuchen essen.

Hallo, meine lieben Leser, wie schön, dass wir uns hier wieder treffen. Während Deutschland die tropische Hitze verflucht, ist für uns in Oslo momentan schon Sommer, wenn es gerade mal nicht regnet. Dann packen wir – ratzfatz – Kind und Kegel ein und machen einen Ausflug. Und wohin eignet sich ein Ausflug besser, als hoch hinaus in den Norden der Stadt, zur Endstation der Linie 1, ins urgemütliche Frognerseteren-Café, das neben dem besten Apfelkuchen der Stadt auch einen fantastischen Ausblick auf dieselbe bietet?

Seit über 100 Jahren gehört das Ausflugslokal zu den Lieblingsorten der Osloaner. Im Winter lädt ein knisterndes Kaminfeuer zum Aufwärmen nach der Skitour ein. Im Sommer wirbeln Menschen und Sprachfetzen auf der Terrasse, 435 Meter über der Stadt, durcheinander. Und gekrönt wird das Erlebnis vom besten Apfelkuchen der Stadt. Nein, nicht nur ein Apfelkuchen – ein APFELKUCHEN!

Und auf genau so ein wunderbares Stück Apfelkuchen hatte ich mal wieder Lust. Die Wettervorhersage versprach für Donnerstag nur wenig Regen – na, das waren doch gute Aussichten, wie gebacken für einen Ausflug.

Ja, wie gesagt, wir sind hier bescheiden geworden im Sommer 2015.

Ich erinnerte mich noch daran, dass der Weg zum Frognerseteren-Café etwas kompliziert war. Von der am nächsten gelegenen tbane-Station führte ein ziemlich steiler Schotterweg nach unten. Blöd mit Kinderwagen, dachte ich mir und schlug vor, am Holmenkollen auszusteigen und dann berghoch zu wandern. In meiner Erinnerung war der Weg anfangs etwas steil, aber dann ganz erträglich. Freundin Kathrin hatte ähnliche Erinnerungen. Gesagt, getan, nach 25 Minuten Fahrt sind wir am Ziel und schieben los.

(ACHTUNG: Ab jetzt bitte ich Christoph nicht mehr weiter zu lesen, denn Kathrin und ich haben uns geschworen, das nun folgende Geschehen ihm gegenüber für immer zu verschweigen. War es doch Christoph, der sich kritisch und zweifelnd über unsere Wegplanung geäußert hatte. Also: STOP! Alle anderen: Weiterlesen!)

Kathrin und ich schieben frohgemut los, die Kinder sitzen vergnügt in ihren Kinderwagen. Wir reden und lachen noch ein paar Meter bis…

…oh weh.

Schieb, schieb.

Oh weh.

Schiiieb, schiiieb.

Oh, Hilfe.

Schiiiiiieb.

Nach ungefähr 20 Metern will ich fragen, wer auf die völlig bekloppte Idee gekommen war hier lang zu gehen, habe dafür aber nicht genug Atem.

Zähne zusammenbeißen, schiiiiieben und…angekommen.

Den ersten Anstieg habe ich überlebt. So ungefähr 1/20 des Weges. Und ich bin jetzt schon völlig fertig. So geht das nicht weiter: Ab jetzt wird positiv gedacht, das ist kein Anstieg, das ist eine wunderbare sportliche Herausforderung, der Weg ist das Ziel, Bewegung macht glücklich, und so weiter und so fort.

Boah, ist mir warm. Wie weit ist es denn bloß noch? Die blöden Radfahrer, die uns links überholen und scheinbar mühelos in die Pedalen treten, will ich am liebsten vom Sattel schubsen.

Angeber!

Nach gefühlten 20 Kilometern erreichen wir doch noch das Ziel. Da liegt es, apfelkuchenversprechend und baumkuchenbraunglänzend: Das Frognerseteren-Café.

Frogner5

Das im Drachenstil Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude ist wirklich beeindruckend – kein Wunder, dass es seit über 100 Jahren zu den beliebtesten Anlaufstellen der Stadt gehört. Wir schieben über eine kleine Rampe auf die Terrasse und freuen uns über die Aussicht. Hier oben zeigt sich, wie wunderschön Oslo zwischen Fjord und Wald gelegen ist. Was haben wir doch für ein Glück, hier zu leben!

Frogner1

Und nun her mit dem Apfelkuchen. Nach wenigen Minuten sitzen wir vier im ersten Stock an der breiten Fensterfront mit Blick auf die Stadt.

Frogner3

Frogner8

(Ich Apfelkuchen, Gesa Block – ist doch fair, oder?)

Die Kinder schließen sofort Bekanntschaft mit den deutschen Touristen vom Nebentisch. Prima, da kann ich meinem Apfelkuchen mehr Aufmerksamkeit schenken! Das Frognerseteren-Café ist berühmt für seinen Kuchen und es bedarf eines gewissen Trainings, ein ganzes Stück zu verdrücken.

Frogner2

Mir gelingt das mühelos.

Während des gemütlichen Lunches freuen wir uns auf den Rückweg, der ja, da bergab, so viel müheloser sein wird. Wir beschließen, nicht an der Straße zurückzugehen sondern die Schlittenstrecke zu benutzen, die uns vom Frognerseteren direkt zur tbane-Station Midtstuen führt. „Ist doch viel schöner durch den Wald!“ entscheiden wir zuckertrunken.

IMG-20150806-WA0003

Hm-hm.

Bei ein bisschen Nachdenken wäre selbst ein zuckertrunkenes Gehirn auf die Idee gekommen, dass eine Schlittenstrecke, um sich als solche deutlich zu machen, folgende Kriterien erfüllt:

  1. Sie ist steil, damit man beim Rodeln auch viel Spaß hat.
  2. Sie hat Kurven, damit man beim Rodeln auch viel Spaß hat.
  3. Sie ist nicht befestigt oder geteert, damit man….siehe oben.
  4. Sie ist daher für Kinderwagen nur mäßig geeignet.

Sagen wir so: Es war ein kleines Abenteuer. Ich bin noch nie rückwärts und bergab mit einem Kinderwagen gegangen und ich muss das auch nicht unbedingt sofort wieder machen. Aber, es war unterhaltsam und am Ende hatte ich ein ähnliches Gefühl wie beim 10km-Lauf: Stolz! Mein treuer Freund Simo hat den Schlammgeröllweg professionell gemeistert – Gesa verschlief den kompletten Abstieg. Irgendwann wandelte sich der Höllenweg in einen possierlichen Waldweg und wir wurden nicht nur mit schönster norwegischer Natur belohnt – nein, auch Skispringen stand auf dem Programm. Wir standen nämlich völlig unerwartet am Skisprung-Übungsgelände in der Nähe des Holmenkollen und durften dem Nachwuchs bei ihren ersten Sprüngen zusehen.

Frogner7

Noch ein paar Meter und Kurven weiter und wir standen, glücklich und erleichtert, an der Bahnstation.

Was für ein Ausflug! Und das alles für ein Stück Apfelkuchen!

Ich kann die Tour nur jedem empfehlen, vorzugsweise MIT Kinderwagen, sonst ist es nur halb so lustig. Das klingt zu anstrengend? Mit dem Auto kann man direkt und schweißfrei bis fast auf die Terrasse des Frognerseteren-Lokals fahren. Probiert es aus – es lohnt sich.

Und Christoph, falls du doch bis hierhin gelesen hast: Ich habe die ganze Geschichte natürlich unglauuuuublich übertrieben, in Wirklichkeit war der Weg ein reines Zuckerschlecken!

Doch, doch.

***

Das war es schon für heute, meine lieben Leser. Ich wünsche uns allen eine tolle Woche, genießt ein leckeres Stück Kuchen und lasst es Euch gut gehen. Dem Sommer in Deutschland möchte ich sagen: Tut mir leid, dass Du dort so angemeckert wirst, teile dich doch auf und schick‘ eine Hälfte deiner Grade in den Norden!

Ha det bra,

IMG-20150806-WA0005

Ulrike

Slapp av, det ordner seg! ODER In der (norwegischen) Ruhe liegt die (norwegische) Kraft…

Ich stehe mit meinem übervollen Einkaufskorb an der Supermarktkasse, stecke der quengeligen Gesa ein Stück Banane in den Mund, gucke gleichzeitig auf mein Handy und stelle fest: Ich bin zu spät. Ich hasse es, zu spät zu sein. Und nun fängt die Frau vor mir auch noch ein Gespräch mit dem Kassierer an. HALLO!!! Ich habe es eilig, ich muss los, der Korb ist schwer und überhaupt… Ich beginne wie ein Hampelmann zu zappeln. Gesa lacht – na, wenigstens etwas. Ich erzähle ihr, dass wir in Eile sind, dass der Korb schwer ist und dass ich wirklich gerade ungeduldig werde. Plötzlich sagt eine Stimme hinter mir: „Slapp av, det ordner seg.“ Beruhige dich, das wird schon.

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Norweger lassen sich nicht hetzen, das habe ich in den letzten drei Jahren gelernt. Sie lassen sich vom Leben nicht aus der Ruhe bringen, sondern begegnen den alltäglichen Unwegsamkeiten mit einer positiven Lebenseinstellung: Det ordner seg. – Das regelt sich. Das ordnet sich. Das wird schon. Positive Menschen leben gesünder, erklärt mir das Internet und belegt das mit „zahlreichen wissenschaftlichen Studien“. Das klingt nicht professionell, aber mit ein bisschen gesundem Menschenverstand kann ich mir das selber denken. Klar, oder? Wer positiv denkt, lebt positiv. Viele der heutigen Krankheiten sind ein Resultat von zuviel Stress. Schalten wir diesen, oft selbstgemachten, Stress aus und sehen das Leben positiv, leben wir also gesünder. Ganz klar.

Die Norweger bekommen das positive Denken anscheinend in die Wiege, oder aktueller: das Stokke-Bett, gelegt. Nun frage ich mich, ob positives Denken den hohen Lebensstandard in Norwegen bewirkt hat oder umgekehrt. Fakt ist: In Deutschland fallen mir immer die griesgrämig guckenden Menschen auf. Die Stimmung ist gereizt, die Unzufriedenheit hoch. Das hat viele verschiedene, auch berechtigte, Gründe. Im Gegensatz dazu erscheinen mir die Norweger entspannt, zufrieden, ruhig und gelassen. Aber sind alle so? Oder erlebe ich hier in Frogner eben den gutverdienenden und daher entspannt lebenden Norweger?

Ich glaube nicht.

Ich glaube, dass „Det ordner seg“ keine Sache von hohem Einkommen oder ähnlichen materiellen Umständen ist. Es ist eine Lebenseinstellung. Das wird schon. Bleib ruhig. Entspann dich. Einfach mal lächeln und dann passt das schon.

Nun macht mich das als Deutsche manchmal aggressiv. Zu uns Deutschen passt eher: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Oder, noch besser: „Ordnung muss sein.“ Und so sehr ich die Norweger um ihre Mentalität beneide, so sehr kann ich doch nicht aus meiner Haut. Und werde eben ungeduldig, wenn ich an der Kasse nicht schnell genug an die Reihe komme, wenn Verabredungen und Waschmaschinen kurzfristig verschoben werden, Gäste zu spät kommen, wenn mein gut gebauter Plan nicht funktioniert, weil die Sonne scheint und die notwendig Beteiligten bereits im Park auf der Wiese liegen.

Ich arbeite wirklich an mir.

Aber es ist nicht so einfach, manchmal.

Und Ihr kennt das bestimmt: Je mehr Leute mir dann vorschlagen, positiv zu denken, ruhig zu bleiben oder einfach mal abzuschalten, umso gehetzter werde ich. Besonders hilfreich finde ich ja dann diese – für mich – aus der Hölle stammenden Zitatfotos, die so gerne in sozialen Medien geteilt werden.

So eines, z.B….

negativ-positiv

…oder so eins…

3158_1-tausend-gruende-spruch-wandtattoo-ueber-der-kommode

oder dieses hier. Mehr schaffe ich nicht, ohne Rot zu sehen:

Spruch-Glück-finden

Schlimm, oder? Dabei sind das ja alles gutgemeinte Ratschläge. Ich bin da wohl hoffnungslos. Aber dann – dann gibt es immer wieder Situationen, in denen ich merke, wie weit ich schon gekommen bin mit meiner norwegischen Lebenseinstellung!.

Ort: Das Café im Vigelandspark.

Beteiligte: Eine norwegische Mutter mit Kind, zwei deutsche Touristen und ich.

Es sind die letzten Ferienwochen, Oslos Einwohner sind samt Familien größtenteils aus den Ferien zurück und bevölkern den Frognerpark. Spielplatz und Eis gehören zum Tagesprogramm. Das norwegische Kind darf sich ein Eis aussuchen, während sich die Mutter mit der Kassiererin über das schlechte Wetter unterhält.

Die beiden deutschen Touristen stehen kurz vor der Herzattacke.

1: „Sach mal, was dauuuuert denn da so lange? Ich glaube es ja wohl nicht.“

2: „Das Kind will ein Eis.“

1: „Ja, das sehe ich auch, dass das Kind ein Eis will. Ich bin ja nicht blind. Aber da könnte uns die Mutter ja auch mal vorlassen, wenn das Gör sich nicht entscheiden kann.“

2: „Na, hör mal! Wie redest du denn? Du kennst das Kind doch gar nicht.“

1: „Ist doch wahr! Meine Füße tun weh, ich will eine Flasche Sprudel und außerdem versteht mich hier eh keiner.“

*Ich räuspere unmerklich.*

2: „Den ganzen Tag bist du schon so gereizt. Das macht keinen Spaß.“

1: „Gereizt? GEREIZT? Ich bin keine Spur gereizt, ich verstehe nur nicht, warum es in diesem Café, das ja wohl eindeutig von vielen Touristen frequentiert wird, keine zweite Bedienung gibt. Und warum die eine dann nicht dafür sorgt, dass es hier mal ein biiiiisschen schneller vorwärts geht. Ist das jetzt zuviel verlangt, oder was? Ich bin hier schließlich im Urlaub, da kann ich wohl ein bisschen Service verlangen. Warten kann ich auch beim ALDI bei uns Zuhause.“

2: „Da musste ich noch nie warten. Da ist doch die Frau Peters an der Kasse, das ist eine ganz flinke Frau.“

1: „Das ist doch jetzt überhaupt nicht der Punkt!! – Willst du dich jetzt mit mir streiten, oder was? Toll, soo habe ich mir den Urlaub vorgestellt. Genau so. Vielen Dank.“

Ich beuge mich nach vorne und sage freundlich: „Ganz ruhig bleiben. Alles wird gut. Oder wie die Norweger sagen: Det ordner seg.“

Während „er“ mich mit ungeduldigen Augen anfunkelt, lächelt „sie“ zurück.

Im nächsten Augenblick bezahlt die Mutter und die Kasse wird frei.

Det ordner seg.

***

So, meine lieben Leser, das war es schon für heute. Bin ich mit den Deutschen zu hart ins Gericht gegangen und habe die Norweger zu sehr gelobt? Vielleicht, aber so ist das mit Stereotypen, die funktionieren am besten in Schwarz-Weiß, obwohl es immer und überall viele Grautöne gibt. Den entspannten Deutschen also ebenso wie den unentspannten Norweger. Aber eines bleibt: Positives Denken tut uns gut.

Ich wünsche Euch allen daher eine ganz positive Woche, beobachtet Euch mal selber und testet, wie positiv Ihr seid. Meine wöchentlichen Grüße gehen heute an alle, die den Kopf lächelnd hoch halten, obwohl neben und in ihnen alles zusammenbricht. Ihr seid meine Vorbilder.

Ansonsten fordere ich alle, bei denen es mehr als 30 Grad warm ist, einige Grade und ein paar Sonnenstrahlen nach Oslo zu schicken. Ich will jetzt endlich Sommer!!!

Ha det bra,

20150728_113540

Ulrike

Das Strandbad Sørenga in Bjørvika ODER Diesmal bade ich nur meine Füße drin…..

@playmobil.de

@playmobil.de

In meinem ersten Sommer in Oslo wollte ich unbedingt ins Freibad. Gegenüber unserer Wohnung lag das Frognerbadet, DAS Osloer Freibad. Nichts wie hin da, jubelte ich und wurde dann von der Preistafel am Eingang gestoppt. 90 norwegische Kronen sollte ich bezahlen…mal ausgeschrieben NEUNZIG…das waren über 10 Euro. Für’s Freibad! Ich konnte es nicht glauben, packte meine Gummiente und meine Badelatschen und ging wieder nach Hause. Aber seitdem habe ich viel gelernt. In Oslo, da muss nämlich keiner ins Freibad. In Oslo, da geht man entweder in den See oder ins sjøbad – ins Strandbad. Davon gibt es einige in der Stadt. Kostenlos. Und seit Juni gibt es ein neues Strandbad. Das Sørengabad – ein echtes Juwel. Packt die Badehose ein und kommt mit mir mit!

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Spontanität ist angesagt, will man 2015 den norwegischen Sommer erwischen. Da ist genaues Beobachten von Wettervorhersage und Wolkenbewegung angesagt, damit man im entscheidenden Moment die (natürlich schon gepackte) Badetasche an sich reißen und an den Strand flitzen kann. So wie wir am vergangenen Sonntag. Freund Christian hatte uns das neue Strandbad als Ziel vorgeschlagen. Ich war völlig ahnungslos, wo genau das sein sollte. Am Wasser, ja, danke, sooooviel wusste ich auch. Allen suchenden Osloanern oder Oslobesuchern sei also der Weg erklärt: Ab zur Oper (die findet jeder) und dann rechts an der Oper vorbei. Die neu angelegte Hafenpromenade entlang…

20150719_135237

…über eine schaukelnde Fjordbrücke…

20150719_140022

…und dann den Massen hinterher bis zum Wasser…

20150719_140628

20150719_150936

20150719_150924

20150719_151018

@ChristianErhard

@ChristianErhard

@ChristianErhard

@ChristianErhard

Sorenga2

@ChristianErhard

Es lohnt sich auf jeden Fall. Neben einer Liegewiese und Liegeflächen auf den Holzbohlen bietet Sørenga ein Babybecken, abgetrennte Schwimmbahnen für die „sportlichen“ Schwimmer, einen Sprungturm mit Blick auf die Fjordinseln und genug Schiffe und Baukräne zur optischen Unterhaltung.  Seit Februar 2014 wurde das aus drei Teilen bestehende Strandbad im südlich von Oslo gelegenen Fredrikstad gebaut. Rund 16 Monate später erreichte das insgesamt 190 Meter lange und 4650 Tonnen schwere Konstrukt das Osloer Ziel am Neubaugebiet Bjørvika.

Die baulichen Fakten haben uns an diesem sonnengefüllten Sonntag wenig interessiert. Wir sind raus aus den Hosen und rein ins Wasser und sofort erkannte ich, warum das Frognerbad unglaubliche 10 Euro Eintritt verlangen darf: Die haben dort warmes Wasser. Statt der koseligen 25 Grad begegnete mir das Fjordwasser mit…keine Ahnung…bibber, schnatter… auf jeden Fall sehr viel weniger. Um also das norwegische Strandbad richtig genießen zu können, müssen schon tropische Temperaturen herrschen, dachte ich. Aber nach ein paar Minuten hatten sich meine Füße an die Kälte gewöhnt und ich…

Ja, meine Füße.

NATÜRLICH war ich nicht komplett drin!

Seid Ihr verrückt?

Also der Sommer 2014, der hatte es in sich mit 33 Grad, da, ja da hätte ich mich in die Fluten gestürzt.

Dieses Jahr kommt das Thermometer, wenn überhaupt, auf knappe 23 Grad – nicht warm genug für mich und den Fjord.

Gesa war drin. Mit Schwimmwindel und viel Gejuchze.

Hinterher haben wir uns auf der Liegewiese von der schüchternen Sonne trocknen lassen, Leute beobachtet, Kekse gegessen und es uns in Sørenga gut gehen lassen. Wir kommen wieder, soviel ist klar. Also Osloaner und Besucher: Lasst die Oper links liegen und kommt in das wohl schönste Strandbad, das Oslo momentan zu bieten hat.

20150719_140044

Und das für umsonst!

***

So, das war es schon für heute, meine lieben sonnigen Leser. Ich hoffe, Ihr lest den Blog irgendwo ganz entspannt im Urlaub unter Palmen oder auf Bergen, unter dem Sonnenschirm auf dem Balkon oder im Flugzeug auf dem Weg in die Ferien. Habt eine tolle Zeit, tankt viel Sonne und lasst es Euch gut gehen!

Ha det bra,

20150719_150614

Ulrike

Hallo Sommerloch! ODER Worüber schreibe ich bloß????

Hm. Okay, ich könnte…nee, langweilig. Okay. Vielleicht über…neeiiiiinnnn….öde. Hm. Naja, du verbringst viel Zeit mit…och neeeee, das interessiert doch wirklich keinen.

Ohje.

Es ist passiert.

Ich habe kein Blogthema.

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Seit vier Tagen zerbreche ich mir den Kopf, über was ich heute schreiben könnte. Und mir ist nichts wirklich Gutes eingefallen. Seht Ihr, es ist so: Oslo ist in Sommer-modus verfallen. Außer Touristen und ein paar Späturlaubern wie uns ist die Stadt leer. Restaurants und Hotels sind geschlossen, Freunde und Kollegen verreist, Geschäfte haben Sommeröffnungszeiten und es gibt in unserer Straße so viele freie Parkplätze wie sonst nie im Jahr. Und diese ganze Ferienstimmung ist ansteckend. Nun will ich aber den Blog nicht für die nächsten acht Wochen ruhen lassen – dachte ich ganz streberisch und brav.

Tja und dann ging die Themenauswahl los. Ein paar Gedankenblitze hier, ein paar halbgare Ideen dort, aber nicht DIE zündende Idee.

Zum Verrücktwerden!

Da ich aber keine Lust hatte, verrückt zu werden, sind Gesa und ich stattdessen zu unserem Superspielplatz im Frognerpark gegangen, sind gerutscht und geklettert. Davon hatte ich am Ende des Tages zwar auch kein Blogthema – aber eine Menge Spaß! Die Frognerborg ist der wohl coolste Spielplatz in Oslo, ein Kletterparadies mit Rutschen und Sandkasten und anderen lustigen Kindern und netten Eltern. Hier treffen sich der portugiesische Vater auf pappaperm mit der norwegischen mormor, britische Urlaubskinder auf philippinische Au pairs und alle werden beobachtet von einem deutschen Krabbelkind, das einfach nur glücklich ist dort zu sein.

Echt toll dort, aber für den Blog auch nicht sehr hilfreich.

Am dritten Spielplatztag hatten sich mehrere Ideen auf meinem Notizzettel angefunden, aber bevor ich die recherchieren und ausarbeiten konnte, musste ich erstmal ein Eis essen und die Küche re-organisieren und mich mit Freunden treffen und….

@OliverWeiss

@OliverWeiss

„Du hattest doch nicht eine gute Idee.“

Oh nein.

Du schon wieder.

„Hallo.“

Mein Gewissen.

„Wir haben uns lange nicht gehört.“

Uh-hu.

„Und da bin ich wieder.“

Super.

„Wie gesagt: Du hattest nicht eine gute Idee.“

Stimmt, ich hatte MEHRERE gute Ideen. Und wisst Ihr was? Ich werde sie Euch ALLE präsentieren, jawohl, komplett unrecherchiert, mehr so ein…

…ein…

..ein norwegisches Kaleidoskop!

„Interessante Wortwahl.“

Pscht.

„Wer soll dir das denn abkaufen?“

Du fliegst hier gleich raus.

„Wa…?“

Ich schmeiß dich raus.

*schweigt*

Geht doch. Also: Starten wir mit anscheinend alten Neuigkeiten, die ich aber erst Mittwoch gelesen habe. Was die Spice Girls können, können wir schon lange, dachten sich…naaa, wer??? DIE norwegische Band schlechthin, die 1985 für 32 Wochen die US-Popcharts anführte. Und zum 30jährigen Jubiläum entschloss sich die eigentlich 2010 aufgelöste Gruppe, es noch einmal zu versuchen.

@wikia.com

@wikia.com

A-HA_TourAdmat_F.indd

@a-ha.com

Jawohl, a-ha is back!

Ein bisschen Überzeugungsarbeit mussten Morten und Paul wohl üben, bevor sich der zum erfolgreichen Bildhauer gewandelte Ex-Keyboarder Magne „Mags“ entschied mitzumachen, aber nun sind Tourneedaten und neue CD auf dem Weg. Von den angekündigten Konzerten finden 13 in Deutschland statt und keines in Norwegen. Hier hätten sie schon überall gespielt, so die Aussage der drei, aber sie seien natürlich offen für Angebote. Schließlich, so Paul, sei Norwegen ihr Heimatland.

Ich fand „Take on me“ damals toll und auch die anderen Lieder, bin aber kein Fan dieser Rückkehr-Welle. Aber noch schlimmer als eine Band, die zurückkehrt, immerhin mit neuen Songs, sind die „Künstler“, die seit den 80er von einer Nostalgiewelle auf die nächste springen. Ende Juli findet in Kragerø, DEM Urlaubsgebiet für Norweger in Norwegen, das Retro Live Festival statt. Haltet Eure Hüte fest, es treten auf:

UB40, Alphaville, Samantha Fox, The Hooters, Opus, Inner Circle, Katrina and the Waves und…und…und….THOMAS ANDERS!

Ich bekomme eine Gänsehaut beim puren Gedanken, während Martin am liebsten gleich losfahren würde. Nein, nie im Leben, um so ein Festival zu überstehen, müsste ich bösartig betrunken sein.

Was ja hier in Norwegen ein Vermögen kostet. Irgendwann zu Zeiten der Prohibition hat Norwegen beschlossen, den Alkoholgenuss seiner Einwohner staatlich zu regulieren und hat das sogenannte vinmonopolet gegründet, das Wein-Monopol. Nur hier darf Alkohol mit mehr als 4,75% verkauft werden. Bier findet sich auch im lokalen Supermarkt. Die Preise sind in beiden Geschäften absolut absurd – dank sehr hoher Steuern ist Alkohol in Norwegen ein wahres Luxusgut. Wie die Norweger damit umgehen? Tja, entweder wird es achselzuckend ins monatliche Budget eingeplant oder man fährt auf Harrytur nach Schweden oder, noch besser, mit der Colorline-Fähre nach Kiel.

Die staatliche Regulierung ist meiner Meinung nach komplett nach hinten losgegangen: Ich habe in keinem unserer anderen Ländern eine derartig extremes Trinkverhalten gesehen. Und ich habe in Schottland gelebt! In Norwegen trinkt man nicht einfach. Hier wird gesoffen und zwar schon früh. Übelst betrunkene Jugendliche sind an Wochenenden ein normales Bild, bei Weihnachtsfeiern, dem julebord mit kostenlosem Alkohol, sind viele Teilnehmer schon nach der Vorspeise am Boden und angeblich werden junge Norweger nur locker mit genügend Promille im Blut. Damit die auch am besten nur Zuhause trinken, gibt es in norwegischen Bars eine Altersbeschränkung: Unter 21, teilweise auch 23, kommt hier keiner rein. Aber irgendwie hilft das auch nicht.

Norwegischen Modebloggern hat es übrigens nicht geholfen, versteckte Werbung auf ihren sehr populären Blogs zu platzieren. Immerhin haben sie so hochoffizielle Post bekommen – nämlich einen Brief vom forbrukerombudet, einem Verbraucherrat, der die meist weiblichen Bloggerinnen von ihrem (eventuell) illegalen Tun informiert hat. Die Begeisterung über die Post hielt sich in Grenzen, Aftenposten sprach sogar von einer „Hetzjagd“ (jaja, das Sommerloch!). Gelernt habe ich dabei, dass viele dieser Bloggerinnen von ihrem Blog leben – und zwar nicht schlecht. Irgendwie muss ich mal mein Konzept überdenken.

Und wenn ich schon mal am Überdenken bin, fällt mir hoffentlich auch für nächsten Freitag ein tolles Blogthema ein. Das wär doch gelacht!!! Bis dahin danke ich für Eure Geduld, wünsche uns allen eine tolle Woche mit viel Sonne, guten Ideen und ganz viel Spaß.

Ha det bra,

20150717_210748

Ulrike

Winke winke! ODER Sommer ist die Zeit der Abschiede…

zum_abschied_winken_mit_koffer

Hier in Norwegen habe ich gelernt, Abschied zu nehmen. Das hört sich jetzt dramatischer an, als es ist. Aber nach drei Jahren, in denen immer wieder liebgewordene Menschen die Stadt verlassen, kann ich sagen: Ich bin ein Abschiedsprofi.

Hallo, meine lieben Leser, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Der Beginn des Sommers ist immer auch ein Ende hier in Norwegen. Nicht einer unserer drei Sommer hat hier ohne Abschiede gestartet.

„Wie denn, was denn, es ist doch so toll in Norwegen, wo wollen die denn alle hin?“ höre ich Euch fragen.

Hier in Oslo, gerade in der deutschen, aber ich vermute auch in anderen ausländischen Gemeinden, ist der Wechsel hoch. Es gibt Menschen, die von vornherein nur für eine bestimmte Zeit in der Stadt sind. Dazu gehören deutsche Au Pairs, die nach ihrem Abitur in Deutschland Lust aufs Ausland hatten. Oder Praktikanten an deutschen Institutionen wie der Deutschen Schule oder der Deutschen Botschaft. Einige absolvieren ein soziales Jahr hier über die Organisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Sie alle bleiben meistens für ein Jahr in Oslo.

Dann gibt es sogenannte „Expats“, Arbeitnehmer, die von ihrer z.B. deutschen Firma für eine gewisse Zeit in eine Auslandsfiliale versetzt werden. Nach meistens vier Jahren ist auch hier ein Wechsel angesagt und die Familien kehren entweder nach Deutschland zurück oder ziehen in das nächste Land. Ähnliches gilt für die Mitarbeiter der deutschen Botschaften. Oder, wie dieses Jahr, für die Pfarrerfamilie der Deutschen Gemeinde. Nach neun Jahren gab es keine Verlängerungsmöglichkeit mehr und Familie Baur ist letzte Woche nach Stuttgart zurückgekehrt.

Dann gibt es natürlich rein persönliche Entscheidungen: Jemand hatte schon immer den Traum, nach Norwegen zu ziehen. Aber irgendwie, irgendwas und überhaupt passt es nicht. Das Heimweh ist groß, die Familie fehlt zu sehr, die Arbeitswirklichkeit hier in Norwegen gefällt nicht. Der oder die Liebste in Deutschland will vielleicht doch nicht nach Oslo nachkommen, der Katze gefällt es hier auch nicht und überhaupt ist alles komisch.

Tja und dann heißt es irgendwann, meistens eben zum Sommer: Tschüß, Oslo.

In den ersten drei Monaten musste ich mich schon von zwei sehr netten Menschen verabschieden und fand das blöd. Danach habe ich ernsthaft überlegt, neue Bekanntschaften als erstes zu fragen: „Wie lange bleibst du hier?“ um dann, bei falscher Antwort, das Weite zu suchen.

Das klappte nicht.

Irgendwann habe ich es dann akzeptiert. Das ist nun einmal so, habe ich gelernt, vor allem, wenn man sich in einer Auslandsgemeinde bewegt, wie wir eben in der deutschen Gemeinde hier in Oslo. Aber statt jetzt jedes Jahr in Tränen auszubrechen, sage ich mir: Toll, dass ich so viele verschiedene Menschen kennenlerne. OK, vielleicht verbringen wir nur ein paar Monate zusammen, aber das ist doch besser, als hätten wir uns nie getroffen.

Das hat natürlich auch Nachteile. Je öfter man sich verabschiedet, umso mehr gewöhnt man sich daran und denkt irgendwann: Ach ja, jetzt kommt diese Zeit wieder. Was nicht heißt, dass der Abschied weniger schwer fällt. Aber man ist…oder ich bin…von vorne herein distanzierter in diese neue Bekanntschaft gegangen. Und dann fällt das Abschied nehmen weniger schwer. Das ist schade – aber ich kann doch nicht jedes Jahr den Sommer mit Tränenströmen begrüßen!!!!!

Wirklich nicht!

Wie sähe man denn dann aus nach ein paar Wochen?

So aufgequollen und überhaupt!

Das ist doch nicht hübsch!

Auf jeden Fall ist das Abschied nehmen ein Teil meines Lebens hier in Norwegen geworden und ich bin froh für alle, die dieses Jahr hiergeblieben sind. Froh bin ich aber auch für die, die ich kennenlernen durfte und die nun wieder zurück in der Heimat sind.

Warten wir auf die, die jetzt kommen und alle meine Freunde hier in Oslo warne ich: Bleibt bloß hier!!!

So gut bin ich dann im Abschied nehmen doch noch nicht!

***

Das war es für heute, meine lieben Leser. Ich wünsche uns allen eine sonnige Woche mit angenehmen Temperaturen, viel Lachen, wenigen Abschieden und all den Sachen, die man im Sommer so machen will. Meine speziellen Grüße gehen diese Woche an meine Blog-Kollegin Corinna vom Italien-Blog Mein Apulien mit ganz herzlichen Glückwünschen zur Geburt des kleinen Davides.

Macht es gut, bis nächste Woche,

ha det bra,

20150710_171500

Ulrike